Re: Endlich Mut, mich hier anzumelden (Non-Purging-Typ)

#31
nochmal ich ..

habe mir vor einigen wochen ein paar textstellen aus nem selbsthilfe buch rausgeschrieben ("essen als ersatz" von geneen roth), vl helfen sie dir oder anderen in diesem forum ja ? hoffe, ich verstoße gegen keine urheberrechte.


gute nacht !


s.191

wenn wir augenblicke voneinander trennen koennten, hielten sich die augenblicke, die wir nicht moegen, in denen wir uns unbehaglich fuehlen und diejenigen, die wir moegen, in denen wir gluecklich sind, die waage. mindestens die haelfte unseres lebens verbringen wir in koerperlichem oder emotionalen unbehagen; dennoch beharren wir darauf, dass das glueck unser natuerlicher, normaler zustand sei. und wenn wir nicht gluecklich sind, sind wir nicht normal.

s. 193

schmerz gehoert zur lebensreise durch die welt. leid ist nicht dasselbe wie schmerz. leid entsteht, wenn wir auf den schmerz reagieren, indem wir ihn verdraengen.
den koerperlichen schmerz fuettern wir mit tabletten, den emotionalen mit nahrung.
wir gehen keine risiken mehr ein, wir verschließen uns, wir stehlen uns aus dem leben.
wir werden suechtig nach den mitteln, mit denen wir schmerz vermeiden wollen. dann fuehlen wir uns isoliert und verrueckt, weil wir im nebel der betaeubung leben und daamit unser leben verpassen.
es geht nicht um die veraenderung deiner essgewohnheiten. es geht um die veraenderung deines lebens. wenn du an die wurzel der sucht gehst, indem du dir zunaechst einmal das gefuehl des unbehagens erlaubst, musst du nicht essen, um es zu verdraengen.


s. 168

du kannst dich nicht selbst loswerden, du kannst dich nur selbst akzeptieren.

s.174

wertlosigkeit ist relativ. sie haengt davon ab, was du in anderen siehst und wie du dich damit vergleichst. sie haengt davon ab, wie du interpretierst, was ueber dich gesagt/ gedacht wird. sie haengt auch von deiner bereitschaft ab, die definition deiner persoenlichkeit zu erweitern und ein besseres verhaeltnis zu dir selbst zu suchen.

s.178

was versage ich mir selbst ?
welche anderen wege gibt es, mich anders zu naehren als mit nahrung ?

s.182f

zorn hat seinen ort und seine zeit.
zorn ist auch ein hinweis darauf, dass du nicht unfehlbar bist, dass deine faehigkeit zu verzeihen noch nicht stark genug ist, um diesen besonderen vorfall einfach zu uebergehen. verletztlichkeit und unvollkommenheit sind beunruhigend - aber das bedeutet nicht, dass sie falsch sind und verdraengt werden muessen.

s.187

viele von uns sind darauf fixiert, zu essen und ihren koerper abzulehnen, weil sie angst davor haben, was passieren wird, wenn sie damit aufhoeren.


s. 158

welchen weg du waehlst, haengt davon ab, wie du leben willst: willst du angst vor dir haben oder willst du dir vertrauen ?


s.148

unsere faehigkeit zu lieben, intimitaet zu ertragen, haengt von der freiwilligkeit ab, mit der wir uns selbst liebevoll durch unser unbehagen und unsere aengste leiten.

s.150ff

bewusstheit, im gegensatz zu urteilen, ist eine art umfassender und gelassener aufmerksamkeit, mit der du beobachtest, was du tust, ohne dich in eine bestimmte richtung zu zwingen.
bewusstheit befreit von zwanghaften verhalten.
zwanghaftes verhalten zeichnet sich durch eine schreckliche abwesenheit deines selbst aus.
bewusstheit fragt danach, ob du wahrnimmst, was du fuehlst und ob du tatsaechlich das verspuerst, das du dir erhofft hast.


s.126

es gibt nur einen schmalen grad zwischen der notwendigkeit, traeume zu haben und sie wichtig zu nehmen und der verzerrung solcher traeume - zwischen traeumen und in einer phantasiewelt leben; ein leben zu fuehren, das sich immer einen schritt neben der gegenwaertigen realitaet abspielt.

s.129

wie unterscheidet sich unsere tiefe sehnsucht nach dem vollstaendigsten und befriedigsten ausdruck unseres selbst vom wuenschen ?
streben, scheint mir [g. roth], ist das intuitive wissen, dass der schluessel fuer unsere vollstaendigkeit in dem liegt, was wir in uns erblicken, aber noch nicht beruehrt haben. streben ist verbunden mit dem teil deines ichs, der ueber dich hinausreicht, bis an den lebensfaden, der die menschen miteinander verbindet. streben ist ein ausdruck des mutes und der verwundbarkeit. wuenschen ist ein akt der isolation und furcht. fuer viele von uns ist der wunsch nach einem [duennen koerper] wie ein streben, entstanden aus dem beduerfnis, unser bestes selbst zu verwirklichen.


s.123f

wenn du trainierst, um [duenn] zu werden, impliziert das: so wie du jetzt bist, bist du nicht gut genug. das erzeugt eine menge kritischer urteile, die moeglicherweise zu frustration und hoffnungslosigkeit fuehren und zur entscheidung, das ganze sein zu lassen. negative urteile fuehren nie zu langfristigen veraenderungen. der unterschied zwischen fuersorge und selbstbestrafung ist es, dich zu bewegen, weil du dich selbst magst, dir die bewegung gut tut.
das training sollte spaß machen, waehrend du es machst.


s.115

was du auch tust, denke daran, es ist dein koerper und du musst mit den folgen all dessen weiterleben, womit du ihn naehrst.


s.75

ueberessen ist eine haltung, ist qualitativ. wie bei jedem symptom muss man die ursachen kennen und sich in einem gewissen maße auch damit beschaeftigen, bevor das symptom verschwindet. ueberessen ist nicht nur der vorgang des essens selbst und die begleitenden gefuehle, sondern meint auch all die augenblicke, entscheidungen und gefuehle, die zu dieser handlung fuehren. es ist zunaechst ein symptom dafuer, dass dem essanfall vorausgehende entscheidungen, gefuehle und einstellungen dir selbst gegenueber, in deinen beziehungen, deinem verhaletnis zum essen, dir nicht guttun.
essanfaelle sind die stimme des ueberlebens. sie sind ein zeichen dafuer, dass irgendetwas ziemlich falsch laeuft, dass du dir selbst nicht gibst, was du brauchst - weder physisch (nahrung), noch emotional. sie sind der letzte widerstand gegen die voellige vernachlaessigung.
ein essanfall ist ein sturz ins vergessen, ein rausch ohne alkohol.
die zeit, die wir essend verbringen, ist sozial akteptierte zeit, zeit, die man sich goennen darf. alles andre gilt als luxus, als egoistisch, unnuetz oder zeitverschwendung.
unsere arbeitsethik mahnt uns, mit unserer zeit produktiv und nutzbringend umzugehen.

s.78

um etwas zu aendern musst du zunaechst verstehen, wie das, was du jetzt glaubst, deine handlungen beeinflusst. du kannst nichts aendern, wenn du nicht weißt, woran du glaubst. du musst erst benennen koennen, was du glaubst und wonach du handelst, bevor du etwas aendern kannst.
s.80

dir zeit fuer dich zu nehmen steht in keinem zusammenhang damit, wie klug, huebsch, duenn, etc du bist - dir zeit fuer dich zu nehmen hat auch nichts damit zu tun, was du heute geschafft hast oder nicht. dir zeit fuer dich zu nehmen hat einzig mit der tatsache zu tun, dass du lebst und es wert bist.


s.70

einen koerper mit nahrung zu fuettern/ zu beladen, die er nicht brauch, ist das gleiche, wie das essen wegzuwerfen und es damit zu vergeuden.

s.72

wenn du nicht hungrig bist und weiter isst, wird der geschmack des essens sekundaer. du versuchst, das gefuehl von verlust und mangel zu fuettern, angst.
Zuletzt geändert von equilibre am Mo Nov 08, 2010 1:18, insgesamt 1-mal geändert.
sun will set

Re: Endlich Mut, mich hier anzumelden (Non-Purging-Typ)

#32
equilibre hat geschrieben:
ich weiß nicht .. ein "beduerfnis" nach selbstzerstoerung ? .. obwohl es manchmal/ oft aus der verzweiflung/ dem willen mich/ sich selbst zu schaden geschieht: hab mal in einem selbsthilfebuch fuer essstoerungen gelesen, dass diese rauschaehnlichen essgelage auch/ manchmal kompensationshandlungen fuer etwas sein koennen, kompensationshandlungen, die man zur zeit auch braucht, weil man noch nicht anders gelernt hat mit bestimmten dingen (meist emotionen) umzugehen. und v.a. erscheint es mir auch als eine art verdraengungsmechanismus ..
Je nach dem, wie man zu sich selbst steht - was wohl in den meisten Fällen negativ sein dürfte, sonst würde man sich so etwas doch nicht antun, man verliert ja komplett die Achtung vor sich selbst, wenn man sich regelmäßig bis zur totalen Übelkeit vollfrisst - glaube ich das schon ja; wahrscheinlich sogar recht unbewusst...aber ich bin natürlich kein Fachmann...eigentlich meinte ich auch ein Befürfnis nach Zuneigung, Achtung usw, wodurch man Selbstwert aufbauen könnte. Das hört man oft im Zusammenhang mit Essstörungen.
Genau, Verdrängung ist immer wieder das große Stichwort...wobei ich oft das Gefühl habe, dass ich "einfach nur noch so" esse, ohne vorher bewusst auch nur den Anflug eines speziellen Gefühls gehabt zu haben, das mit Essen bekämpft werden muss
equilibre hat geschrieben:
nicht direkt, ich studiere "kultur- und sozialanthropologie" .. (zumindest versuche ich es - konzentration ist seit monaten nicht meine staerke :? ) da ist es wichtig seine gedanken zu ordnen/ zu reflektieren/ zu differenzieren (ist ja aber in vielen anderen studiengaengen und berufen nicht weniger wichtig ..) - aber vl haengt es gar nicht so sehr mit meinem studium zusammen, schreiben zu koennen (auch verbale rethorik) faszinierte mich immer schon, ich habe immer jeden bewundert, der das konnte - und zaehlte mich nie dazu.

Das klingt nach einem sehr vielfältigen Studiengang, würde mich auch interessieren :)
Genau diese Klarheit hatte mir schon in der Schule und später an der Uni noch mehr gefehlt...da ist natürlich nicht mehr viel Produktives möglich, außer den nächsten FA zu planen :roll: Hast du denn Gelegenheit, über deine Probleme zu sprechen, oder spielst du heile Welt?
equilibre hat geschrieben:
schwer zu sagen .. aber meist trifft es mich mit voller verzweilfung ziemlich heftig und ich bin von einer sekunde auf die andre im rausch drinnen. selten hab ich inne gehalten und das essen wieder weg/ zurueckgelegt, bin aus dem raum gegangen.

(es ist doch so bescheuert alles .. :( :? )
Innehalten war mir komplett unmöglich...entweder ganz oder gar nicht traf da schon eher zu :roll: Und da es, wie du schon sagst, meist nicht mehr möglich ist, großartig zu denken, sondern man sich nur noch in diesen Rauschzustand begeben muss, ist dann auch alles egal.
equilibre hat geschrieben:
oh das tut mir sehr leid fuer dich dass du dich dort fehl am platz gefuehlt hast :? .. darf ich fragen in welcher klinik du warst ?
Klar darfst du fragen! Ich war in der Alpenblickklinik in Isny-Neutrauchburg (BaWü)
equilibre hat geschrieben:
ooh wie toll, romanistik und sprachwissenschaft ! zwei sehr schoene studien. habe vergangenes wintersemester in paris studiert, fuer romanistik/ franzoesisch interessiere ich mich auch sehr.
schade dass du unterbrechen musstest .. aber du bist noch SO JUNG ! du hast dein ganzes leben noch vor dir. ich finde es gut dass du dir fuer dich zeit nimmst ! je frueher desto besser.
ich bereu so einiges. all die monate die ich offiziell studiere aber in wirklichkeit mich nicht konzentrieren kann und nur so tue als ob .. ich komme jz ins sechste studienjahr, bin kurz vorm abschluss, fuehle mich aber unendlich erschoepft und bescheuert weil ich mich von dem essen so fangen lasse :( ..
Das war nicht mal mein Traumstudiengang gewesen, aber ich wollte nicht so weit von zu Hause weg und erst einmal hineinschnuppern, deshalb habe ich mich eingeschrieben. Früher waren Sprachen, besonders Französisch, meine große Leidenschaft, aber die ist mittlerweile auch erloschen :(
In Paris warst du sogar schon zum Studieren? Muss unglaubliche Eindrücke liefern, oder? Ich war fast erschlafen von der Stadt, als wir mal mit der Schule dort waren :wink:
Was ich jetzt machen will, weiß ich aber absolut nicht, deshalb brauche ich noch Zeit...und wahrscheinlich ist es sinnvoll, erst einmal Probleme wie die Bulimie ein bisschen zu vermindern, sonst verschleppt man die Dinge nur. :?

Macht dir deine Familie Druck wegen des Studiums? Bist du momentan überhaupt dazu in der Lage, das Studium fortzusetzen? Wenn du dich nur quälst, stelle ich mir das noch sehr viel kräftezehrender vor als meine "Auszeit" :shock: :!:
Vielleicht solltest du versuchen, das Essen nicht nur als bescheuertes Hindernis auf dem Weg zum Studienabschluss zu werten, sondern auch als Zeichen von Kopf und Körper, dass dir etwas Elementares fehlt...sag ich jetzt so leicht, jaja...aber das denke ich wirklich :|

Freue mich wie immer über Meldungen, aber bitte nicht als weiteren Druck auffassen, ich kann auch mal länger warten, habe dafür vollstes Verständnis!

Ganz liebe Grüße!
Zuletzt geändert von Nightmare am Mo Nov 08, 2010 3:32, insgesamt 1-mal geändert.
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer

Re: Endlich Mut, mich hier anzumelden (Non-Purging-Typ)

#33
@ equilibre (teilweise auch nightmare :wink: ):

ja hier bin ich. :D Aber ich komme aus Deutschland (hoffe ich bin hier trotzdem willkommen :wink: ). Die Overeaters Anonymous gibt’s quasi überall, ich kenn nur jemand der mal bei den Anonymen Alkoholikern war (die arbeiten nach dem gleichen Prinzip) und sie hat’s mir wärmstens empfohlen. Ich hab keine Ahnung, ob das was für mich ist aber man kann es sich ja mal unverbindlich anschauen und wenn’s doof ist, braucht man nie wieder hin. Ich kann euch ja mal berichten wie’s war wenn ich dann da war, falls es euch interessiert…

Und nur Mut zur Beratungsstelle zu gehen. Ich frag mich immer „was ist das Schlimmste was passieren könnte?“ und meistens fällt mir dann nicht wirklich was Schlimmes ein oder es ist sehr sehr unwahrscheinlich. Wenn’s peinlich wird, ist doch egal, die sehen dich dann ja nie wieder. Ich drück dir die Daumen das du dich bald überwinden kannst.

@nightmare:
Also dieser workshop ist von lebenshungrig.org, das macht eine Frau die selbst Jahre lang eine ES hatte und anscheinend völlig drüber hinweg gekommen ist (ihre Geschichte steht auch auf der Seite). Man muss sich da anmelden (kostet leider auch 29,90€) und dann bekommt man ein halbes Jahr jede Woche emails (ich glaub gegen Ende weniger) mit Aufgaben und so. Im Vordergrund steht anscheinend nicht das Essverhalten (ist quasi für alle Leute mit Essstörungen), sondern dass man sich selbst besser kennen lernt, über sein Verhalten nachdenkt und so. Wenn du schon in Therapie warst, kennst du sowas wahrscheinlich schon. Ich kann dir momentan noch nicht so viel dazu sagen, weil ich erst heute meine erste email bekommen hab, aber ich wollte es einfach mal für mich selbst ausprobieren. Eventuell als Therapievorbereitung oder vielleicht hilft es mir ja so gut, dass eine Thera dann gar nicht mehr nötig ist. Die ersten Aufgaben haben mir ganz gut gefallen, weil ich sonst eigentlich so gut wie nie Tagebuch oder über meine Gedanken und Gefühle schreib (außer neuerdings in Foren :wink: ) und ich habe wirklich das Gefühl, dass mir das gut tun könnte. Aber wie gesagt ist noch etwas früh um das zu beurteilen…

Zum Studium muss ich sagen, dass es zwar wahnsinnig anstrengend und fordernd ist, aber es macht mir auch oft Spaß und ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass ich später Apothekerin werden will. Wenn ich mich jetzt beurlauben lassen würde, würde ich aber mit Sicherheit nicht mehr zurück kommen, dafür ist das Studium einfach zu unbequem und in der Zeit wo ich weg wäre würde ich immer mehr Angst kriegen wieder zurück zu gehen. Das 3. Semester ist anscheinend das schwerste und wenn ich das schaffe kann’s nur noch bergauf gehen, deswegen will ich das jetzt unbedingt hinter mich bringen. Außerdem würde es mir glaube ich noch schlechter gehen, wenn ich zu viel Zeit hätte um mich mit mir selbst zu beschäftigen und keinen geregelten Tagesablauf mehr…

Ja, dieses „Alles oder Nichts“-Prinzip kenne ich nur zu gut. Ich kann einfach nicht genießen und schon bei der kleinsten Nascherei bricht der Damm bei mir komplett und ich bin eine „hirnlose Fressmaschine“ (so wie Bruce von „Findet Nemo“, sorry ich find Kinderfilme toll :oops: ) und denke es ist eh alles zu spät. Ich hab jetzt schon öfters von dem Konzept gehört es wie ein Alkoholiker zu machen. Also komplett abstinent zu sein gegenüber den Dingen die einen triggern. Von nem Alkoholiker erwartest du ja auch nicht, dass er lernt in Maßen zu trinken, also vielleicht kann man das von uns auch nicht erwarten? Für mich selber hab ich nämlich gemerkt dass es einfach nicht funktioniert in Maßen süß & co zu essen. Ich weiß nicht ob ich das je lernen kann (ich glaub ich konnte es noch nie) und deswegen finde ich das momentan die beste Lösung für mich, auch wenn es hart klingt und viele meinen davon wird der Heißhunger und die Gier nur noch stärker. Ich will nicht ausschließen, dass ich eines Tages bereit dafür bin in Maßen zu genießen, heut fühle ich mich jedoch nicht dazu in der Lage. Aber das muss jeder selbst für sich rausfinden.

Und ja, ich hab meiner Mutter davon erzählt, vor zwei Monaten oder so. Mittlerweile bereue ich’s manchmal, weil an Tagen wo’s mir gut geht und ich alles im Griff hab (sowas gibt’s auch ab und zu) nervt es mich einfach total wenn ich wie ein Krimineller angeschaut werde wenn ich mich nur der Küche näher oder dauernd nachgefragt wird wie’s läuft. Oder eben an Tagen wo ich unbedingt fressen will, aber die Süßigkeiten sind weggeschlossen, das macht mich einfach rasend. :evil: Außerdem tut’s mir leid dass sie sich wahrscheinlich Sorgen macht. Ich hab ihr gesagt sie soll mich nicht immer fragen und nerven und dass ich schon zu ihr komme wenn ich ihr was erzählen will und seitdem klappt’s ganz gut und sie hat nicht wirklich viel dazu gesagt als ich sie gebeten hab alles wegzusperren.

Also bis zum Wochenende mag vielleicht ein großes Ziel sein, momentan schaff ich es bis Mittwoch oder Donnerstag, wenn ich am Wochenende einen FA hatte (was quasi immer der Fall ist). Und bis zum Wochenende wären es ja nur zwei bzw. ein Tag mehr, also nicht ganz sooo groß wie es sich anhört. Und ich bin auch langsam dabei es mir abzugewöhnen mich selbst fertig zu machen wenn ich rückfällig werde. Klappt oft nicht, aber manchmal schon. Ich sag dann einfach: okay scheiße, aber rückgängig machen kann ich’s eh nicht mehr, gut kotzen wäre eventuell ein Weg die Kalorienaufnahme zu reduzieren, aber besser würde es die Sache auch nicht machen. Das einzige, was ich tun kann ist sofort weiter zu machen mit dem guten Plan und nicht noch zwei Tage weiter zu fressen weil’s eh egal ist oder zu hungern, dann ist das nächste Mal eh vorprogrammiert.

Mir tut’s auch gut mich nicht mehr zu wiegen oder Kalorien zu zählen. Ich versuche mir klar zu machen dass es nicht mehr mein Ziel ist möglichst schnell oder überhaupt abzunehmen, damit mache ich es meistens nur noch schlimmer. Sondern mein Ziel ist jetzt gesund zu werden, ein normales Leben zu führen und so gut es geht FAs zu vermeiden, denn wenn die FAs einmal weg sind, pendelt sich mein Idealgewicht schon von alleine ein. Das lass ich meinen Körper dann selbst machen, denn der wird schon besser wissen was ideal ist. Und auch wenn mir die Zahl auf der Waage wahrscheinlich nicht gefallen würde, ist doch egal, ich werde sie sowieso nicht erfahren, da ich mich nicht mehr wiege und schlimmer als mein durch FAs erreichtes bisheriges Höchstgewicht kann es auf keinen Fall sein.

Also ich hoffe du denkst jetzt nicht boah, die macht alles schon perfekt und ich bin voll der Versager. Das letzte was ich bin ist perfekt und so gut wie es sich vielleicht anhört läuft es keinesfalls. Ich hab immer noch zwei bis dreimal pro Woche FAs und bin auch oft nicht gerade überzeugt von meinen Ideen und dieses Wochenende hatte ich zwei schlimme Tage wie lange nicht mehr. Aber es ging mir auch schon viel schlechter und ich denke ich bin mit vielen Sachen auf dem richtigen Weg und auch wenn’s oft noch nicht klappt merke ich schon, dass ich schon einiges verändert hab und ich nun viel öfters Tage hab an denen ich die richtige Einstellung hab. Es ist auf jeden Fall noch ein langer Weg und es ist mein Weg, der nicht für alle der richtige sein muss. Aber ich wollte nur ein paar Erfahrungen und Gedanken mit euch teilen, die mir in letzter Zeit geholfen haben und vielleicht helfen euch ein paar Sachen ja auch.

Puuh, mein Beitrag ist ganz schön lang. Hoffentlich nicht zu lang um ihn zu lesen… Ich hoffe ihr hattet einen guten Montag und wenn nicht: morgen ist ein neuer Tag, wir schaffen das schon!!!

Ganz liebe Grüße, eure Raupe Nimmersatt

Re: Endlich Mut, mich hier anzumelden (Non-Purging-Typ)

#34
Nightmare hat geschrieben:
equilibre hat geschrieben:
ich weiß nicht .. ein "beduerfnis" nach selbstzerstoerung ? .. obwohl es manchmal/ oft aus der verzweiflung/ dem willen mich/ sich selbst zu schaden geschieht: hab mal in einem selbsthilfebuch fuer essstoerungen gelesen, dass diese rauschaehnlichen essgelage auch/ manchmal kompensationshandlungen fuer etwas sein koennen, kompensationshandlungen, die man zur zeit auch braucht, weil man noch nicht anders gelernt hat mit bestimmten dingen (meist emotionen) umzugehen. und v.a. erscheint es mir auch als eine art verdraengungsmechanismus ..
Je nach dem, wie man zu sich selbst steht - was wohl in den meisten Fällen negativ sein dürfte, sonst würde man sich so etwas doch nicht antun, man verliert ja komplett die Achtung vor sich selbst, wenn man sich regelmäßig bis zur totalen Übelkeit vollfrisst - glaube ich das schon ja; wahrscheinlich sogar recht unbewusst...aber ich bin natürlich kein Fachmann...eigentlich meinte ich auch ein Befürfnis nach Zuneigung, Achtung usw, wodurch man Selbstwert aufbauen könnte.

ja stimmt schon .. essen (v.a. sueßes bei mir) das zuneigung, waerme, geborgenheit geben, einsamkeit und traurigkeit wegmachen soll. ich glaube, ich brauche sehr viel zuneigung und aufmerksamkeit :roll: ..

Nightmare hat geschrieben: Genau, Verdrängung ist immer wieder das große Stichwort...wobei ich oft das Gefühl habe, dass ich "einfach nur noch so" esse, ohne vorher bewusst auch nur den Anflug eines speziellen Gefühls gehabt zu haben, das mit Essen bekämpft werden muss
stimmt auch .. hab auch oefters den eindruck "einfach nur so" zu essen. verdraengung aus gewohnheit, automatisierte handlung - vielleicht ?


Nightmare hat geschrieben: Genau diese Klarheit hatte mir schon in der Schule und später an der Uni noch mehr gefehlt...da ist natürlich nicht mehr viel Produktives möglich, außer den nächsten FA zu planen :roll: Hast du denn Gelegenheit, über deine Probleme zu sprechen, oder spielst du heile Welt?

naja, klarheit hab ich z.z. nicht .. (nicht dass du mich falsch aufgefasst hast) mit meinem freund spreche ich oft darueber, er kanns aber langsam nicht mehr hoeren weil halt nicht viel "weitergeht" :roll: .. und er ist auch hilflos und ueberfordert, weil er k.a. was er tun koennte damits mir besser geht. er tut mir so leid :( . aber ich bin eh auf der suche nach einer therapeutin, sollte also bald besser werden mit mir ..
meine eltern bekommen meine schlechten launen mit, meine fast streitlustigkeit, auch meine lethargie und antriebslosigkeit v.a. bezueglich studium.
und bei allen andren (freunden, bekannten) ist "heile welt gespiele".

wie ist das bei dir ? wohnst du noch zuhaus ? (sry falls du das schon mal geschr hast und ich es uebersehn hab)


Nightmare hat geschrieben: Das war nicht mal mein Traumstudiengang gewesen, aber ich wollte nicht so weit von zu Hause weg und erst einmal hineinschnuppern, deshalb habe ich mich eingeschrieben. Früher waren Sprachen, besonders Französisch, meine große Leidenschaft, aber die ist mittlerweile auch erloschen :(
In Paris warst du sogar schon zum Studieren? Muss unglaubliche Eindrücke liefern, oder? Ich war fast erschlafen von der Stadt, als wir mal mit der Schule dort waren.
Macht dir deine Familie Druck wegen des Studiums? Bist du momentan überhaupt dazu in der Lage, das Studium fortzusetzen? Wenn du dich nur quälst, stelle ich mir das noch sehr viel kräftezehrender vor als meine "Auszeit" :shock: :!:
Vielleicht solltest du versuchen, das Essen nicht nur als bescheuertes Hindernis auf dem Weg zum Studienabschluss zu werten, sondern auch als Zeichen von Kopf und Körper, dass dir etwas Elementares fehlt...sag ich jetzt so leicht, jaja...aber das denke ich wirklich :|

oh, was waere denn dein traumstudiengang gewesen ? und warum ist deine leidenschaft fuer franzoesisch grad erloschen ?
ja, ich war fuer ein auslandssemester in paris, arts plastiques und anthropologie hab ich dort belegt. das ist so ne rießige stadt ! und so facettenreich, hab ne menge eindruecke bekommen, ja. war eine tolle erfahrung.

meine eltern machen mir schon druck wegen des studiums/ abschlusses, ja .. dass ein abschluss total wichtig ist und sie nur das beste fuer mich wollen, dass es auch in meinem sinne ist, dass ein abschluss mir selbstbewusstsein gaeben wuerde usw. ich weiß, dass ein abschluss wichtig ist. glaube aber auch dass das manchmal ueberbewertet wird - abgesehn davon dass ich mich nicht als zu der sparte mensch zugehoerig sehe: es gibt genug beispiele dass man auch ohne abschluss gluecklich oder finanziell erfolgreich werden kann :roll:. nun gut, ja, ein abschluss wuerde mir schon selbstbewusstsein geben und ich hab auch vor ihn zu machen. wird nur wahrscheinlich jz laenger dauern als ich immer so groß geredet hab. und ich hab genug druck von mir selbst aus :?. wuerde mir helfen wenn sie sich da eher zurueck halten ..

ja, ich denke ja eh auch, dass dieses ganze essen ein hilfeschrei vom koerper ist .. dass da was fehlt, dass ich mich vernachlaessige. stimmt ja auch :? . war ja teilweise auch beabsichtigt :roll:. und hier schließt sich der kreis wieder zum selbsthass .. seufz*


wie war dein tag heute ?
sun will set

Re: Endlich Mut, mich hier anzumelden (Non-Purging-Typ)

#35
Hallo Raupe Nimmersatt,

mich freut es immer, wenn jemand ausführlich antwortet, da kann man doch meist mehr herausziehen als aus einer knappen Zwei-Sätze-Antwort :)
Dieser Workshop klingt ja in der Theorie gut und ich dachte anfangs auch, dass mir sowas helfen könnte, aber ich habe damals Tagebuch geschrieben etc und trotzdem wurde es immer schlimmer, weil ich mir dann noch mein Versagen regelmäßig schwarz auf weiß vor Augen führen konnte und natürlich auch getan habe :oops:
Außerdem finde ich es befremdlich, für etwas, das keine wirkliche Therapie ist, noch Geld bezahlen zu müssen...klar, wenn es einem hilft, sind knapp 30€ nichts, aber für mich steht mittlerweile an erster Stelle die konkrete Behandlung des Essverhaltens, weil ich eigentlich ganz gut weiß, wo meine Probleme liegen, sie aber einfach nicht in den Griff bekomme...das soll dich jetzt allerdings nicht demotivieren, es kann ja gut sein, dass dir damit schon geholfen wird, was natürlich sehr schön wäre!
Gerne darfst du näher darauf eingehen, wenn du damit erste Erfahrungen gemacht hast!

Dass dir das Studium an sich gut gefällt und du dir vorstellen kannst, später wirklich mal als Apothekerin zu arbeiten, ist in meinen Augen schon eine sehr wichtige Erkenntnis! Dann schwebt man auch nicht ganz orientierungslos in der Luft, sondern hat etwas, worauf man hinausarbeitet.
Du hast Recht, es ist in der Tat nicht von Vorteil, wenn man keinen geregelten Alltag mehr hat, sondern so vor sich hin vegetiert, das verschlimmert natürlich die FAs und Depressionen noch zusätzlich.
Da ich momentan leider überhaupt nicht mehr aus diesem Zustand des bloßen In-den-Tag-Lebens herauskomme, finde ich es umso bewundernswerter, dass du das trotz der Essproblematik schaffst! Wirklich sehr bewundernswert! :shock: :D
Mir geht es nämlich oft so, dass mir alles hoffnungslos erscheint und dann kommt wieder der "Ist doch eh alles egal, dann kann ich auch essen"-Gedanke auf :roll:

Oh, das was du zum Thema "Süß essen in Maßen" schreibst, könnte genau so von mir stammen - der Vergleich mit dem Alkoholiker finde ich sehr passend. Denn genau genommen braucht man weder Alkohol noch Süßigkeiten, auch wenn man sich das gerne einbildet. Und es ist bei mir auch immer das Gleiche - gerade heute wieder. Da hatte ich nicht mal besonders große Lust auf Kuchen, habe dann aus Geselligkeit ein Stück mitgegessen - und ZACK, schon sind alle Dämme gebrochen und ich hab mich wieder heimlich vollgestopft...ABWARTIG!
Früher konnte ich 2-3 Stücke essen und dann war Schluss. Heute ist dann Schluss mit Schluss, es wird einfach nur noch gefressen, was mir in den Weg kommt. Obwohl ich pappsatt bin, überlege ich gerade, mir ein Schnitzel zu braten, aber dann würde ich alle im Haus aufwecken, also werfe ich jetzt Gummibärchen ein (ja, wie ein Junkie :oops: )...und Widerstehen klappt bei mir leider nur 1-2 Tage lang, aber wenn es dir gelingt, dann wäre ich dir sehr dankbar, du würdest mir einen Tipp geben, wie man es schaffen kann! :wink:

Achso okay, deine Mutter ist also weitestgehend eingeweiht - unglaublich mutig von dir!!! :shock: :shock:
Genau dieses Kontrolliertwerden fürchte ich auch, bei uns wird sowieso schon viel kontrolliert und aufs Essen hatte meine Mutter auch ein Auge, seit ich so runtergehungert war...ich möchte diese "Freiheit" (mit der man sich ja letztendlich nur selbst schadet, aber man muss eben auch lernen, damit gesund umzugehen) nicht auch noch aufgeben müssen :? Und dass du rasend wirst, wenn man dich durchs Wegsperren vom Fressen abhölt, kann ich nur allzu gut nachvollziehen, das geht mir auch schon so, wenn wir nichts im Haus haben. Da habe ich immer das Gefühl, zu wissen, wie es sich anfühlen muss, wenn man auf Entzug ist!

Bitte hab nicht die Befürchtung, ich könnte deine Pläne und Handlungsvorhaben als vollkommen oder die einzig richtigen ansehen, da bleibe ich schon realistisch genug, um zu wissen, dass du nicht hier wärest, würde es dir gelingen, all das genaz so umzusetzen, wie du es oben beschreibst :wink:
Ich muss allerdings sagen, dass das sehr gesunde und wahrscheinlich auch bessere Gedanken sind, als ich sie oft habe.
Wenn ich ehrlich bin, will ich immer noch abnehmenm, ich peile mein Niedrigstgewicht von vor einigen Monaten an, obwohl ich das nicht sollte, aber ich bin wie besessen von diesem Gedanken :oops:
Und wiegen gehe ich mich auch oft, obwohl ich mich nach mehreren Tagen voller FAs oft nicht traue, aus Angst, dann total panisch zu werden :?
Schaffst du es denn oft, nach einem FA zu sagen "gut, jetzt mache ich möglichst normal weiter"?
Ich fresse dann meist mehrere Tage hintereinander, bis das schlechte Gefühl so stark wird, dass ich mich wieder zur Disziplin zwingen kann.
Sprich: Normalität ist seit Monaten nicht mehr möglich -.-

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort, hat mich wirklich gefreut! :)
Wünsche dir viel Erfolg für die kommenden Tage!

Liebe Grüße,
Nightmare
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer

Re: Endlich Mut, mich hier anzumelden (Non-Purging-Typ)

#36
equilibre hat geschrieben: ja stimmt schon .. essen (v.a. sueßes bei mir) das zuneigung, waerme, geborgenheit geben, einsamkeit und traurigkeit wegmachen soll. ich glaube, ich brauche sehr viel zuneigung und aufmerksamkeit :roll: ..
Wow, so ehrlich war ich lange Zeit nicht, mir das einzugestehen. Ich habe mir immer vorgemacht, all das gar nicht zu brauchen und wunderbar ohne und alleine klar zu kommen...mittlerweile glaube ich aber auch, dass Essen diese Funktion übernimmt - angeblich ja ebenfalls aus dem Grund, dass Nahrung eines der ersten Dinge ist, die man von seiner Mutter als Säugling bekommt...wahrscheinlich erinnert man sich unbewusst daran zurück und will dieses Gefühl von Gebortgenheit wiederhaben.
Und wenn man Schokolade etc isst, werden ja erwiesener Maßen Endorphine etc ausgeschüttet... :?
equilibre hat geschrieben: stimmt auch .. hab auch oefters den eindruck "einfach nur so" zu essen. verdraengung aus gewohnheit, automatisierte handlung - vielleicht ?
Automatisiert ist es, das formulierst du absolut treffend. Ohne großes Überlegen isst man einfach, weil man es sich nunmal angewöhnt hat...bereuen kann man es dann später :roll:

equilibre hat geschrieben: naja, klarheit hab ich z.z. nicht .. (nicht dass du mich falsch aufgefasst hast) mit meinem freund spreche ich oft darueber, er kanns aber langsam nicht mehr hoeren weil halt nicht viel "weitergeht" :roll: .. und er ist auch hilflos und ueberfordert, weil er k.a. was er tun koennte damits mir besser geht. er tut mir so leid :( . aber ich bin eh auf der suche nach einer therapeutin, sollte also bald besser werden mit mir ..
meine eltern bekommen meine schlechten launen mit, meine fast streitlustigkeit, auch meine lethargie und antriebslosigkeit v.a. bezueglich studium.
und bei allen andren (freunden, bekannten) ist "heile welt gespiele".
Ich meinte mir "Klarheit" einen halbwegs klaren Kopf...und der scheint dir ja momentan auch nicht garantiert zu sein, wie du in deiner letzten Nachricht geschrieben hattest - war also ein Missverständnis :wink: Was mit uns wirklich los ist, wissen wir wahrscheinlich alle nicht ganz genau, selbst wenn man sich des ein oder anderen Problems bewusst ist.
Also meinst du, dein Freund ist ungedulidig angesichts der sich nicht bessernden Situation und seines eigenen Unvermögens, dir zu helfen? Da stelle ich mir unglaublich ernüchtern vor, auch für ihn - man würde so gerne etwas ändern und weiß nicht, wie.
Gleichzeitig muss das bei dir Zweifel hervorrufen, ob du ihm überhaupt noch davon erzählst, vermute ich? Mir geht es nämlich oft so, dass ich eigentlich andere nicht damit belasten will, es manchmal dann doch allzu ausführlich tue und hinterher denke "jetzt hast du denen auch noch das Problem angehängt" :roll:
Lebst du noch bei deinen Eltern? Wenn sie im Dunkeln tappen, musst du dir sicher einiges anhören, das tut mir wirklich Leid, weil du dich in einer ziemlich aussichtslosen Situation befindest - einerseits sollst du das Studium abschließen, gleichzeitig geht das aber nicht, wenn du eigentlich deine tatsächlichen Probleme in den Griff bekommen möchtest, darüber reden ist aber auch nicht möglich, weil man ja nicht alles an die große Glocke hängt...VERDAMMT :evil:
Also spielst nicht nur du, sondern auch deine Eltern "heile Welt"? Kenne ich auch sehr gut von uns! :roll:

wie ist das bei dir ? wohnst du noch zuhaus ? (sry falls du das schon mal geschr hast und ich es uebersehn hab)

Ja, ich wohne zu Hause, nachdem ich etwa zwei Monate lang ausgezogen war fürs Studium - das war auch so eine peinliche Aktion, v.a. weil meine Eltern natürlich gleich wieder jedem erzählen mussten, dass ich jetzt in eine kleine Wohnung ziehe und dann bin ich zu Weihnachten schon wieder zu Hause gewesen...peinlich, peinlich :oops:
equilibre hat geschrieben: oh, was waere denn dein traumstudiengang gewesen ? und warum ist deine leidenschaft fuer franzoesisch grad erloschen ?
ja, ich war fuer ein auslandssemester in paris, arts plastiques und anthropologie hab ich dort belegt. das ist so ne rießige stadt ! und so facettenreich, hab ne menge eindruecke bekommen, ja. war eine tolle erfahrung.
Eigentlich wollte ich damals Skandinavistik und Fennistik studieren, aber das wird nur an sehr wenigen Unis angeboten, leider nicht mehr an der in meiner Nähe. Die Leidenschaft für Französisch ist eigentlich schon in der Oberstufe erloschen, ich war damals schon depressiv, habe das auch zunehmend so empfunden, mir aber immer noch eingeredet, dass es schon besser werden würde, wenn ich erst mal aus der Schule raus wäre...naja, war wohl ein großer Trugschluss, es wurde alles nur schlimmer!
Im Rahmen dieser zunehmenden Interesselosigkeit (habe nach der Schule meist stundenlang geschlafen und einfach gar nichts mehr gemacht), ist die Begeisterung dafür auch gestorben und kam eigentlich bis heute nicht mehr wieder. Manchmal wünsche ich mir das zurück, dieses "Feuer", weil ich wirklich mal ein begeisterungsfähiger Mensch war, der sich auch gut in etwas hineinknien konnte, aber das scheint im Moment alles ewig weit weg...
Wenn du schon nur diese zwei Sätze über Frankreich erzählst, bekomme ich ehrlich Tränen in die Augen, weil ich es so sehr vermisse, aber trotzdem nicht mehr zu diesem "Ich packe es jetzt an" zurückfinde... :( Schön aber, dass du Frankreich auch so sehr magst, damit steht man meist recht alleine :wink:
equilibre hat geschrieben:
meine eltern machen mir schon druck wegen des studiums/ abschlusses, ja .. dass ein abschluss total wichtig ist und sie nur das beste fuer mich wollen, dass es auch in meinem sinne ist, dass ein abschluss mir selbstbewusstsein gaeben wuerde usw. ich weiß, dass ein abschluss wichtig ist. glaube aber auch dass das manchmal ueberbewertet wird - abgesehn davon dass ich mich nicht als zu der sparte mensch zugehoerig sehe: es gibt genug beispiele dass man auch ohne abschluss gluecklich oder finanziell erfolgreich werden kann :roll:. nun gut, ja, ein abschluss wuerde mir schon selbstbewusstsein geben und ich hab auch vor ihn zu machen. wird nur wahrscheinlich jz laenger dauern als ich immer so groß geredet hab. und ich hab genug druck von mir selbst aus :?. wuerde mir helfen wenn sie sich da eher zurueck halten ..
Ach ja, wie gut kenne ich auch dieses Gerede vom "lebenswichtigen Abschluss" und dem ganzen Trallala...und wenn man kein Abi hat, kann man eh alles vergessen :roll:
Ich glaube, die glücklichsten Menschen sind nicht diejenigen, die den tollsten Abschluss haben, sondern die das machen, was sie wirklich aus tiefstem Herzen wollen - leider sind das nur sehr wenige.
Und dass du hohe Erwartungen an dich stellst, kommt sicher nicht von ungefähr. Ich wollte auch immer alles möglichst perfekt machen, habe zwar nie viel gelernt oder besonders viel für die Schule getan, aber der Anspruch war trotzdem da - und wie es sich anhört, scheint das auch in deiner Familie ein allgemein bestehender Anspruch an sich und andere zu sein, also nicht nur dein eigener. Man übernimmt das wohl mehr oder weniger bewusst.
Es ist mir unverständlich, dass sich manche Leute, insbesondere Eltern, nicht einmal in ihre Kinder hineinversetzen und erkennen können, dass das Letzte, was sie noch brauchen, irgendwelche Druck machenden Aussagen oder gar Drohungen (im Sinne von bevorstehendem Scheitern, wenn dies oder jenes nicht gelingt) sind. :x
equilibre hat geschrieben: wie war dein tag heute ?
Mein Tag gestern war "gut" in dem Sinne, dass ich absolut nichts gegessen habe. Klar, natürlich ist das eigentlich nicht gesund, dafür aber äußerst ungesund, aber mein schlechtes Gewissen wegen all der Fressanfälle am Wochenende und davor war einfach zu groß, also habe ich es durchgezogen.
Bin dann in der Nachr auf heute mehrmals aufgewacht vor Hunger und heute Früh konnte ich nur noch auf wackeligen Beinen gehen - suuuper. Da hab ich erst mal ein bisschen Gemüse gegessen, bis nachher aus einem Stück Kuchen (und ich hatte wirklich keine Lust darauf, sondern nur aus Geselligkeit mitgegessen) wieder ein mega FA folgte *argh* Bin so enttäuscht, ich hatte nichtmal das Bedürfnis gehabt, zu essen und es trotzdem getan... :cry: :cry:

Wie lief es bei dir?

Liebe Grüße,
Nightmare

P.S.: Die Zitate, die du gepostet hast, sind sehr interessant...das von Seite 72 sagt eigentlich genau, was Sache ist :shock: :?
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer

Re: Endlich Mut, mich hier anzumelden (Non-Purging-Typ)

#37
Hallo ihr,

War gestern tatsächlich bei den Overeaters Anonymous. Zuerst fand ich es total merkwürdig dort :shock: und war mir eigentlich sicher nie wieder hinzugehen und leider waren die alle mindestens Ü40. Aber irgendwie habe ich mich im Laufe des Meetings an die komischen Sachen gewöhnt und am Schluss ging es mir eigentlich recht gut und da war so eine seltsame Ruhe in mir die ich schon lange nicht mehr gespürt habe und es hat gut getan. Also ich denke dass ich nächste Woche wieder hingehe und wahrscheinlich noch ein paar mal, bevor ich entscheide ob es was für mich ist. Bin nicht religiös und konnte mit den 12 Schritten deshalb noch nicht so viel anfangen aber mal schauen. Naja, aber es lohnt sich auf alle Fälle mal hinzugehen und ich bin froh, dass ich mich getraut habe, auch falls ich längerfristig nicht dabei bleiben sollte…

Ich hatte schon seit Sonntag keinen FA mehr und so lange hab ich es seit Monaten nicht mehr geschafft. Darauf sollte ich eigentlich stolz sein, aber irgendwie hab ich trotzdem Angst… Gut, es verändert sich was und das mit den FAs ist eigentlich positiv, aber ich esse zur Zeit definitiv zu wenig und das weiß ich auch, aber ich kann es einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren mehr zu essen. Krieg dann einfach voll Panik fett zu werden. Und ich hab Angst wieder in eine lange Hungerphase reinzuschlittern, denn die hatte ich schon ein paar Mal und hab dann in zwei, drei Monaten bis zur Untergewichtsgrenze abgenommen. Und ja, eigentlich war ich damals sehr stolz darauf und hab mich so wohlgefühlt aber jetzt will ich ja eigentlich aufhören mit dem ganzen Scheiß. Nur hungern statt FAs fühlt sich zwar besser an, aber gesund ist es auch nicht und irgendwann kommt dann sowieso die Fresserei wieder.

Und nightmare, ich denke auch dass es nicht so viel bringt seine Probleme zu kennen, sie aber nicht lösen zu können. Von daher ist eine Verhaltenstherapie dann wahrscheinlich eher dein Ding, denke meins auch. Nur hab ich eben in letzter Zeit oft die Theorie gehört, dass das Essverhalten nur ein Symptom ist, das nur verschwinden kann, wenn die Probleme die es auslösen gelöst werden. Ich bin mir auch nicht ganz sicher was ich davon halten soll, aber ich denke ein Stückchen Wahrheit steckt mindestens darin. Wie ich jetzt grad sehe, hilft es nicht wirklich viel nur daran zu arbeiten meine FAs zu vermeiden, dadurch verlagert sich das Problem nur und das gibt es ja sehr oft (Verlagerung von einer ES zur anderen, oder zum Alkohol, etc.). Ich muss vor allem daran arbeiten meine Einstellung zu meinem Körper und zum Schlanksein zu verändern und versuchen anderen Stress und Probleme, die ich momentan mit fressen, hungern oder sonstwas zu kompensieren versuche, zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren. Aber ich denke nicht dass das Essverhalten sich dann automatisch ändert, das wird wahrscheinlich ein sehr langer und schwerer Weg und wie gesagt, ich weiß nicht ob wir es jemals schaffen können ganz normal zu essen. Aber ich weiß, dass ich es mit Sicherheit nicht schaffen werde wenn ich direkt nur am Essverhalten angreife und die eigentliche Basis fehlt. Und diese Basis versuche ich mir eben im Moment durch den workshop und OA zu erarbeiten.

Ich weiß nicht ob ich wirklich wertvolle Tipps geben kann, wie man es schaffen kann FAs zu vermeiden. An manchen Tagen ist das gar nicht so schwer und ich bin einfach so beschäftigt dass ich nicht so oft ans Essen denke, oder ich bin eben unter Leuten, hab kein Geld dabei, usw. und dann ist es einfach unmöglich dem Gefühl nachzugeben und bis ich dann in die Situation komme in der es möglich wäre (meist ein paar Stunden später) ist das Gefühl manchmal schon weg. Manchmal halt nicht, da schiebe ich den FA nur auf und es wird immer schlimmer und dann geht es einfach mit mir durch. Aber es schwerer/unmöglich zu machen an „Stoff“ :wink: ranzukommen, hilft bei mir definitv in vielen Fällen. Gar nicht erst in Versuchung führen, heißt diese Strategie.

Gestern hätte ich die Möglichkeit gehabt und ich war auch sehr frustriert weil ich mich zum Mittagessen mit einer Freundin verabredet hatte und da natürlich nicht mein eigenes Sandwich, etc. mitnehmen konnte (ich esse nicht mehr in der Mensa, da ich wie gesagt so selten wie möglich mit Geld aus dem Haus gehe und Geld auf der Mensacard ist auch Geld mit dem man sich was besorgen kann). Und dann hatte ich auch wie so oft den Gedanken „dann ist es doch eigentlich eh schon egal. Tag ist essenstechnisch versaut, dann kann ich auch gleich fressen gehen und dann kam die Gier. Aber dann hab ich mir gesagt „was bringt das? Will ich das wirklich?“ und mir ist klar geworden, dass es nichts bringt und dass ich es nicht will und dass ich, wenn ich immer nachgebe, nicht ehrlich sagen kann „aber ich WILL gesund werden“. Gut das ganze wäre etwas schwieriger gewesen wenn ich alleine vor einem vollen Kühlschrank oder mit Geld in einem Supermarkt gestanden hätte. In solchen Fällen denke ich nicht nach sondern fange einfach an mich vollzustopfen und solche Tricks helfen dann nicht. Aber ich hatte diese Gedanken etwa 20 Minuten bevor ich die Gelegenheit gehabt hätte und hab es geschafft das Fressverlangen in diesen 20 Minuten aus meinem Kopf zu kriegen und dass ist schon viel viel mehr als ich sonst meistens schaffe. Wahrscheinlich denkst du jetzt „was ein doofer Tipp“, würde ich sicher auch denken, weil letzte Woche oder die Wochen davor hätte das bei mir nie geklappt. Keine Ahnung warum es gestern geklappt hat…

Aber ich habe auch immer gedacht so Psychogequatsche und –strategien helfen bei mir eh nix. Jetzt bin ich zum ersten Mal bereit dazu es wenigstens auszuprobieren. Viele andere Möglichkeiten habe ich ja auch nicht außer weitermachen wie bisher und das will ich nicht. Im workshop gibt es viele so Aufgaben wo ich erst denke „oh mann, was ist das denn, das bringt doch eh nix“ und ich weiß eigentlich schon worauf die Frage abzielt und halte mich deswegen einfach für so clever dass es bei mir eh nicht wirken kann. Aber dann tu ich es einfach und es tut irgendwie gut. Zum Beispiel musste man sich ein positiv formuliertes Lebensmotto ausdenken und das sag ich mir jetzt jeden Tag mindestens einmal laut. Kam mir erst so doof vor dabei, aber mittlerweile muss ich einfach schmunzeln wenn ich es sage und fühl mich dann wenigstens einen Moment gut. Und dass ist wenigstens ein Schritt in die richtige Richtung. Es ist auch nicht so dass ich noch nie solche Aufgaben gehört hatte, aber ich war wirklich nie bereit dazu mich darauf einzulassen.

Wie man den Wunsch nach Schlanksein aus seinem Kopf kriegt, dazu kann ich leider momentan nichts beitragen. An dem Punkt scheitere ich auch immer wieder und dieser Wunsch ist bei mir wahrscheinlich einer der wichtigsten Gründe, warum ich es (noch) nicht schaffe von dem ganzen Scheiß loszukommen. Wenn wir nicht die Angst hätten zuzunehmen oder uns zu dick fühlen würden, würden wir uns nicht selbst so bestrafen nach einem FA, würden nicht hungern und wahrscheinlich wäre ein großer Teil des Fressdrucks weg (bei mir zumindest). Aber das mit Niedrigstgewicht anpeilen kenne ich sehr gut. Schau auch oft wehmütig meine Jeans an in die ich tatsächlich mal reingepasst habe und das macht mich soooo fertig und ich fühl mich so dick (obwohl ich weiß dass andere mich nicht dick finden und ich medizinisch gesehen definitiv nicht übergewichtig bin). Sollte das Scheißteil wahrscheinlich einfach wegschmeißen damit ich es nie wieder sehen muss, denn mit solchen Sachen setzte ich mich nur unter Druck.

Wie gesagt meine Strategie momentan ist: Alle Fressmöglichkeiten so gut wie möglich verbauen (kein Geld mitnehmen, Mutter eingeweiht, alles was mich in irgendeiner Weise triggern könnte nicht anrühren), dürfte für dich liebe Nightmare wahrscheinlich schwierig sein, wenn du oft allein zu Hause bist. Zusätzliche und unnötige Frustration vermeiden. Also eben Frust den ich selbst verursache durch wiegen, Kalorien, etc. nachschauen, alte Jeans anprobieren, mich selbst fertig machen wenn ich einen FA hatte. Klar das sind keine Dauerlösungen (zumindest der erste Teil) und ich hab auch noch keine Ahnung wie lange das funktionieren wird. Aber es ist das Beste was mir im Moment einfällt und die letzten Tage hat es wie gesagt gut funktioniert und ich werde das so lange immer wieder versuchen bis der Rest von mir auch daran glaubt und „reingewachsen“ ist in diese neue Einstellung.

Wie geht’s dir heute, nightmare? Musst natürlich nicht antworten, mich nervt es auch manchmal total wenn’s scheiße lief und mein Freund oder meine Mutter dann nachfragen. Hab also volles Verständnis. Aber nur eben dass du weißt dass es mich interessiert wie’s dir geht…

Ich will jetzt nicht so tun als wüsste ich alles besser. Aber ich glaube du musst unbedingt raus aus dem Loch und aus dem „in den Tag hinein leben“. Mir geht es nämlich immer voll mies wenn ich Ferien hab und nicht wirklich viel vor hab. Dann dreht sich wirklich alles ums Fressen bei mir und wie du auch sagtest diese Hoffnungslosigkeit kommt auf. Da kann man es doch gar nicht alleine raus schaffen. Ich meine, klar verdrängen bringt auch nichts und ich verstehe, dass du das mit der Uni nicht mehr geschafft hast und momentan viel Zeit für dich selbst braucht. Aber ein fester Tagesablauf würde sicher helfen, so lange er nicht zu stressig ist. Du musst natürlich selbst wissen was du machen willst und kannst und ich drück dir ganz fest die Daumen dass du bald wieder ne Therapeutin und etwas findest, wofür du dich wieder begeistern kannst.

Ganz liebe Grüße,
freu mich immer von euch zu hören!!!
Raupe Nimmersatt

p.s. Mist, schon wieder viel zu lang geworden…

Re: Endlich Mut, mich hier anzumelden (Non-Purging-Typ)

#38
equilibre hat geschrieben:uebrigens - fuer mich ist ein essanfall auch oft wie ein rausch, ein unmoegliches verlangen danach, mich zu betaeuben, fast, als wuerde ich mich bis zum umfallen betrinken wollen .. der wille ist dann so stark da, der wille zur selbstzerstoerung, dass ich es oft gar nicht umgehen moechte .. und hier sehe ich den grund fuer meine eigene "schuld" an dem ganzen. ich tu es, weil ich es doch irgendwo will. weil ich mir wehtun will. weil es mir ja eigentlich besser/ gut gehen wuerde, wenn ich es nicht taete ..

kennt das vl jemand von euch ?
.... das kenne ich nur zu gut!!!
Habe in den letzten Monaten feststellen müssen, dass ich in vielen Lebensbereichen einfach selbstzerstörerisch handel´.
Leider ist dieses Verhalten für mich automatisch und ich habe auch erst vor kurzem herausgefunden, dass es tatsächlich so ist! Also, wenn es mir nicht gut geht, soll es mir noch schlechter gehen; wenn mir diese Person nicht gut tut, setze ich mich trotzdem mit ihr auseinander....und und und...! Dieses Verhalten erschreckt mich, weil ich merke wie viel Arbeit vor mir liegt. Und auch deshalb weil ich nie geahnt habe wie groß der Selbsthass sein muss...ich meine irgendwie fange ich gerade an mich zu lieben, ich dachte ich hasse mich nicht...aber es ist doch Selbsthass wenn man sich selbst so weh tut oder???!
Sorry, ich bin da so verwirrt...momentan. Ich will einfach für mich sorgen, aber unterbewusst (wirklich ein automatisches Verhalten) verletze ich mich auf unterschiedlichster Art und Weise. Das macht mich traurig!
Zuletzt geändert von krisi am Fr Nov 12, 2010 12:20, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Endlich Mut, mich hier anzumelden (Non-Purging-Typ)

#39
hey ihr,

Wie geht's euch? Hoffe ich hab euch nicht erschlagen mit der langen Antwort...

Eigentlich sollte es mir gut gehen... Hab es jetzt tatsächlich eine ganze Woche ohne FA geschafft und ich kann mich nicht mal erinnern wann ich es das letzte Mal so lange ausgehalten hab. Aber langsam wird es echt zur Qual... Der Fressdruck wird immer größer und ich bin auch schon total gereizt und reg mich schon bei Kleinigkeiten auf. :evil: Weiß nicht wie lange ich das noch aushalte, aber ich hab so Angst vor dem nächsten FA und das riesige Loch in das ich dann fallen würde. Dies mal wäre das Versagen für mich einfach viel viel größer als sonst... :(
Außerdem hab ich nächste Woche Geburtstag und ich könnte jetzt schon heulen weil ich dieses Jahr zum ersten Mal keinen Kuchen haben werde (hab meine Mom extra drum gebeten). :cry:

Ach irgendwie ist das doch alles scheiße. Warum kann ich nicht normal sein?!

Re: Endlich Mut, mich hier anzumelden (Non-Purging-Typ)

#40
Hallo Raupe,

zunächst einmal möchte ich mich entschuldigen, dir erst jetzt zu antworten, denn deine Nachricht habe ich schon am Donnerstag gelesen, war dann aber – wie so oft, schlechte Eigenschaft, muss ich zugeben – zu antriebslos, um zu antworten. :oops:

Was ich wirklich bewundernswert finde, ist deine Bereitschaft, dich auf anfangs zweifelhafte Dinge einzulassen, mit denen du dich eigentlich nicht sonderlich gut hattest identifizieren können…daran merkt man, wie wichtig es dir ist, tatsächlich etwas zu ändern! :!:
Und der erste Eindruck nach der OA-Sitzung dürfte doch wirklich Mut machen, noch mal hinzugehen – klar, ein Tagesmotto usw sind keine Ideen, die sonst noch niemand hatte, aber wenn sie dich wenigstens schon einmal täglich zum Schmunzeln bringen, sind sie nicht die schlechteste aller Vorschläge!

Dass die Essproblematik nur ein Ventil für tiefer liegende Konflikte ist, hört man in er Tat oft und das möchte ich auch gar nicht anzweifeln, langfristig müssen diese in Angriff genommen und aufgearbeitet werden, um irgendwann wieder etwas entspannter essen zu können, ganz klar, nur erhoffe ich mir immer noch, dass die Fresserei vorübergehend zumindest ein bisschen abgemildert werden kann…denn die Konflikte bestehen ja schon länger als die Bulimie, also konnte ich früher auch ohne Essanfälle existieren…verstehst du, wie ich das meine? :?
Kurz: ich hätte so gerne eine Möglichkeit, die negativen Gedanken etc auf eine andere Art und Weise zu „bewältigen“ oder erträglicher zu gestalten, aber vielleicht ist das auch vermessen…jedenfalls bin ich sehr gespannt, was du noch von den kommenden Sitzungen berichten wirst (muss natürlich nicht super ausführlich sein, deine Zeit ist ja auch nicht unbegrenzt)

Richtig, Hungern ist für das Gewissen gesünder, aber für den Körper ganz sicher nicht, deshalb möchte ich dir nicht zu deinem „Erfolg“ gratulieren, selbst wenn er auf den ersten Blick einer zu sein scheint – kann aber kaum leugnen, dass ich dich sehr für deine Stärke bewundere (hoffe, das hört sich jetzt nicht „pro“ an?!); glaube nämlich, dass du, anstatt zu essen, vielleicht das ein oder andere Mal in der letzten Woche dich tatsächlich mit deinen Gedanken befasst hast, ohne gleich zur Chipstüte zu greifen…selbst wenn wieder nur Hungern möglich war…toll auch, dass du deine Mutter eingeweiht hast (richtig mit „Diagnose“, oder erstmal „nur“ die Schwierigkeiten mit dem Essen geschildert? – wie hat sie reagiert?)

Dein Fress-Vermeidungs-System ist schon sehr ausgeklügelt, die ein oder andere Idee (kein Geld mitnehmen) hatte ich auch schon, aber hat sich leider nie sehr lange bewährt…und dass du dir ernsthaft Gedanken machen konntest, ob du das Essen denn wirklich brauchst – WOW! :shock:
Das frage ich mich immer dann, wenn ich vorhabe, wieder aufzupassen; aber in den entsprechenden FA-Situationen, sind solche Gedanken ganz weit weg.
Was ich allerdings ganz genau kenne, sind die „Verschiebungs-Fressorgien“ – nach dem Motto „Wenn’s jetzt nicht geht, dann eben zwei Stunden später“ (und meist noch mit doppelter Gewalt -.-)

Um dem Hineinleben in die Tage entgegenzuwirken, habe ich mich jetzt nach verschiedenen Praktika umgehört, allerdings musste man bei zwei Stellen schon immatrikuliert sein, was ich momentan nicht bin, oder aber sie haben nur einen Platz, der schon vergeben war usw…also bisher keine positive Rückmeldung, aber ich suche weiter, denn einfach nur „rumhängen“ will ich auch nicht wirklich, obwohl ich sehr oft das Gefühl habe, dass mir alles zu viel ist, selbst wenn es nur eine Kleinigkeit ist.
Habe übrigens ein paar Nachhilfekinder, also zumindest an ein paar Tagen in der Woche eine Beschäftigung. :)

Mir geht’s heute Abend so lala, die letzten Tage waren gedrückter, war völlig hoffnungslos und wollte am liebsten nichts sehen und hören; hab zwar eben wieder gefressen, damit verbunden aber auch wieder einmal die Hoffnung, spätestens ab Montag zu versuchen, wieder weniger zu essen…à propos Hosenschau: das hab ich mir auch verboten, viiiel zu frustrierend!
Wegwerfen will ich sie aber nicht, weil in meinem Kopf immer noch der – zugegebenermaßen etwas kranke – Wunsch ist, dass ich bald wieder hineinpasse.
Wie du merkst, kann ich diese gewichtsfixierten Gedanken nicht abstellen, ich will immer noch möglichst dünn sein, das kann ich nicht leugnen, auch wenn es wohl wenig hilfreich in Sachen Gesundwerden ist…

Oh je, ich kann das Gefühl des "Fressdrucks" sooo gut nachvollziehen, ich empfinde ihn mittlerweile schon nach einem Tag, an dem ich nicht gefressen habe, als sehr stark - aber nach einer Woche muss es wirklich grauenhaft sein!
Umso schlimmer, dass damit automatisch die Angst wächst, bald nachzugeben und sich danach noch mehr zu verachten, weil man nach der langen Zeit rückfällig geworden ist.
Ein Geburtstag ohne Kuchen? Da hast du dir aber eine richtige "Strafe" auferlegt :| ...klar, hinterher ist es vielleicht besser, als wenn man sich vollgestopft hat, aber ich stelle es mir sehr deprimierend vor, an seinem eigenen Geburtstag vor Augen geführt zu bekommen, dass man alles andere als gesund ist und deshalb auf etwas so "Selbstverständliches" wie einen Geburtstagskuchen verzichten zu müssen...zweischneidiges Schwert.
Feierst du mit der Familie oder kommen auch Freunde?
Ich hätte schon Panik, mich dann vor allen möglichen Gästen rechtfertigen zu müssen...aber das hast du dir ja sicher auch schon überlegt?!

Entschuldige bitte nochmal, dass ich dich habe warten lassen,
halte dir ganz fest die Daumen, dass du nicht wieder allzu weit von einem FA zurückgeworfen wirst, sondern es vielleicht tatsächlich schaffst, eine normale Menge zu essen...selbst wenn es "nur" ein Tag wäre...das düftest du einen echten Erfolg nennen!

Sei ganz lieb gegrüßt!
Nightmare :wink:
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer

Re: Endlich Mut, mich hier anzumelden (Non-Purging-Typ)

#41
Liebe nightmare,

hey da gibt’s doch nix wofür man sich entschuldigen müsste. Man hat nicht immer Zeit/Lust auf so lange Nachrichten gleich zu antworten und an man muss ja auch nicht jeden Tag ins Forum schauen, das tut einem bestimmt auch nicht gut sich pausenlos mit der ES zu beschäftigen. Kann also alles gut nachvollziehen. Nur manchmal hab ich Angst ich hätte was Falsches gesagt, deshalb hatte ich nochmal nachgehakt… :wink: Kann auch nicht ganz so lang schreiben jetzt, muss bald auf den Bus zur Uni…

Also von OA und dem workshop werde ich dann mal mehr berichten wenn ich noch etwas mehr Erfahrung gesammelt hab (und mehr Zeit hab :wink: ).

Deine Argumentation von wegen „was war zuerst“ (ES oder Probleme) klingt logisch. Natürlich könnte man nur am Essverhalten arbeiten und das in den Griff bekommen. Aber das man irgendwann aufgrund diverser Probleme die ES entwickelt hat heißt ja schon, dass es da noch was anderes gibt was nicht ganz in Ordnung läuft. Und ich denke diese Probleme sollte man auf jeden Fall angehen, wenn man irgendwann wieder rundum zufrieden sein will. Wenn man das nicht tut könnte es ja gut sein dass man zwar die Fresserei los ist, dafür aber in die Magersucht oder sonst was rutscht und okay, damit geht’s einem psychisch vielleicht besser (klar ich bin auch glücklicher wenn ich hungere als wenn ich fresse), aber wie du ja auch festgestellt hast: gesund ist es auch nicht und auf Dauer macht es auch nicht glücklich. Aber wenn man eine andere gute Möglichkeit finden könnte um die Gefühle raus zulassen wäre das natürlich das Beste.

Ich hab mich auch nochmal mit meiner Mutter ausgesprochen. Hatte es ja schon mal vor nem halben Jahr angesprochen, da war sie eigentlich sehr verständnisvoll und wollte halt das ich ne Therapie mach und wir haben zusammen eine Beratungsstelle gesucht. Danach hab ich mich aber sehr kontrolliert von ihr gefühlt (hab ich ja schon mal geschrieben) was alles eher noch schlimmer gemacht hat und ich habe danach nicht mehr mit ihr darüber geredet bis vor drei Wochen als ich sie gebeten hab die Süßigkeiten wegzuschließen. Joa und dann in letzter Zeit, seit ich versuche diese neue Richtung einzuschlagen dachte ich wäre es auch noch ein guter Schritt noch mal mit ihr zu reden. Dann hab ich vorgeschlagen dass wir einen langen Spaziergang machen… Zuerst fiel es mir sehr schwer es anzusprechen, aber als die ersten Sätze gesagt waren ging es ganz leicht. Hab ihr wirklich alles erzählt (wie’s mir die letzten Monate ging, das davor wusste sie ja schon, was momentan meine Pläne sind, also OA, der workshop und so) und sie war froh dass ich nochmal zu ihr gekommen bin und hat gesagt sie findet es einen guten Plan was ich da vor hab. Und ich habe ihr auch gesagt dass es mich stört wenn sie mich kontrolliert. Am Ende haben wir uns darauf geeinigt dass sie immer für mich da ist wenn ich sie brauche, aber ich muss zu ihr kommen. Das heißt sie lässt mich komplett „in Ruhe“, aber ich musste ihr versprechen, dass ich zu ihr komme wenn ich es doch nicht alleine schaffe und dann kümmern wir uns um eine Therapie. Find’s eigentlich ganz gut so, ist genauso wie ich es gehofft hätte.

Ansonsten ist der Fressdruck wieder ein bisschen zurückgegangen die letzten zwei Tage, was mich sehr erleichtert (bin immer noch „clean“ :wink: ). Und den Geburtstag ohne Kuchen sehe ich nicht als Strafe für mich, sondern ich mache das für mich weil ich denke das ist das Beste für mich im Moment. Ich will nicht mein ganzes Leben auf Kuchen verzichten, aber jetzt gerade fühle ich mich der Herausforderung einem Kuchen „gegenüberzutreten“ nicht gewachsen. Und daher lasse ich es lieber sein. Will in diesem wackeligen Anfangsstadium in dem ich mich befinde kein Risiko eingehen. An meinem Geburtstag selber feier ich nur mit meiner Family (Eltern und Geschwister) und ich werde zusammen mit meiner Mutter Pizza backen die jeder selbst belegt. Da freu ich mich auch drüber. Und mit Freunden gehe ich dann abends weg, da stellt sich das Kuchenproblem gar nicht erst.

Also ich wird die nächsten Tage nicht so viel Zeit haben, werde vor dem Wochenende wahrscheinlich nicht zurückschreiben können (außer kurz, was mir quasi unmöglich ist wie man sieht :roll: ). Ich hoffe du hast ein paar bessere Tage wo du weder hungern noch fressen musst und ich drück dir ganz fest die Daumen dass du ein tolles Praktikum findest.

Ganz liebe Grüße,
Raupe Nimmersatt

Re: Endlich Mut, mich hier anzumelden (Non-Purging-Typ)

#42
so, jetzt komm ich doch mal kurz zum heulen vorbei... :cry:

hatte grad nen FA. Mir war einfach mal wieder alles zu viel und alle meine guten Vorsätze waren mir in dem Moment scheiß egal, ich hab einfach gefressen. Musste ja irgendwann so kommen... :( Naja, ich werd versuchen morgen wieder weiter zu machen mit meinem "Plan". Ich darf mich einfach nicht aufregen darüber. Wenn es so einfach wäre mit einem Mal komplett aufzuhören hätte wohl niemand dieses Problem und es wäre keine Krankheit. Und über 8,5 Tage ohne FA kann man ja trotzdem stolz sein, oder? Immer positiv denken. Boah mir ist voll schlecht grad. :(

Re: Endlich Mut, mich hier anzumelden (Non-Purging-Typ)

#43
Hallo Raupe,

du hast völlig Recht, ich war in den letzten Tagen auch eher sporadisch hier unterwegs, weil ich es tatsächlich von Sonntag bis einschließlich Mittwoch geschafft hatte, nicht zu fressen - die längste Zeit ohne Hungern seit einem halben Jahr :shock:
Deine 8 Tage sind natürlich ein ganz tolles Ergebnis, davor habe ich großen Respekt und möchte dir deshalb auch sagen, dass du dich bitte nicht fertig machst wegen dieses einen Ausrutschers. Wahrscheinlich müssen wir uns diese sogar erlauben, weil der Fressdruck sonst zu groß wird und man erst wieder ein Gefühl für normales Essen entwickeln muss...wie du schon sagst: wäre es keine Krankheit, wären wir wohl alle fressfrei.
Dass du einen konkreten Grund für den FA nennen kannst, ist sicher auch schon ein wichtiger Punkt in Bezug auf die Frage, wie man stattdessen mit solchen Stresssituationen umgehen kann...darauf habe ich für mich auch noch keine adäquate Antwort gefunden, bin allerdings eben auf eine "Skill-Liste" hier im Forum gestoßen, schau mal nach, da werden verschiedene Möglichkeiten genannt, die will ich bei nächster Gelegenheit ausprobieren.

Es freut mich, dass deine Mutter so verständnisvoll reagiert hat und dir nun die Möglichkeit gibt, dass du auf sie zugehst und nicht permanent kontrolliert wirst.
Hoffentlich hält sie sich an diese Vereinbarung, es fällt ihr bestimmt nicht immer leicht und ich selbst wüsste auch nicht, ob ich wirklich zu meiner Mutter gehen würde, hätten wir denn darüber gesprocheb und sie diese Absprache mit mir getroffen...dein Mut ist jedenfalls bewundernswert! :)

Die Planungen für deinen Geburtstag hören sich schön an, ich wünsche dir sehr, dass du ihn genießen konntest bzw kannst (wann hast du denn?) und dass dieser Tag nicht im Zeichen des Essen bzw Nichtessen steht!

Wie geht es dir momentan?

Viele Grüße,
Nightmare
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer

Re: Endlich Mut, mich hier anzumelden (Non-Purging-Typ)

#44
liebe nightmare,


mir ist nun auch tatsaechlich "bulimia non purging type" diagnistiziert worden und ich werde bald eine therapie beginnen. hab hier im forum irgendwo mitbekommen dass du auch eine/n therapeuten/ therapeutin gefunden hast - stimmt das ? wie geht es dir zur zeit ? hast du schon eine ahnung, was hinter deiner es steckt ? und, hast du schon wege gefunden, deinen essdruck anderswertig zu loesen als mit lebensmitteln ?

wuerde mich freuen von dir zu lesen, wuensche dir alles liebe und viel kraft !
sun will set
cron