Hallo zusammen,

ich habe mich schon lange nicht mehr mit meiner Krankheit auseinandergesetzt. Ich habe sie einfach als einen Teil meines Lebens akzeptiert. Ich bin 25 und habe seit 12 Jahren Bulimie. 2004 habe ich eine ambulante Therapie gemacht, die aber keinen nachhaltigen Erfolg hatte. In den letzten zwei Jahren hat sich sehr viel in meinem Leben verändert. Ich habe gemerkt, dass alles was ich gemacht habe, nicht wirklich von mir kam, dass nicht ich es war, die das alles wollte und habe begonnnen die Dinge zu tun, die ich machen will. Mein "Freundes"kreis hat sich komplett verändert. Ich habe jetzt nur noch einige wenige wirklich gute Freunde und viele viele Bekannte, bei denen ich es aber auch akzeptieren würde, wenn der Kontakt abreißt, weil ich einfach keine Lust mehr habe mich zu zerreißen, um in Kontakt mit Menschen zu bleiben, die mir nicht wirklich wichtig sind. Ich bin fast fertig mit meinem Studium und bin sehr auch sonst sehr aktiv. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte mal über einen längeren Zeitraum (mehr als einen halben Tag) traurig oder niedergeschlagen war. Ich bin eigentlich immer fröhlich, lache und lebe gerne, unternehme viel und bin eigentlich mit mir im Reinen. Doch die Bulimie blieb. Eigentlich schlimmer denn je. Ich lebe alleine und wenn ich zu Hause bin esse und kotze ich den ganzen Tag. In den letzten eineinhalbjahren habe ich dadurch stark zugenommen. Ich bin zwar nicht gerade erfreut darüber, aber ich würde auch nicht sagen, dass ich mich vor mir ekle, mich nicht mag oder so. Im Gegenteil, eigentlich mag ich meinen Körper schon. Ich verstehe einfach nicht, warum ich dieses Essen nicht lassen kann.

Hat von euch jemand Erfahrungen mit so einem "Zustand"? In dem ihr eigentlich glücklich seid...!? Würde mich interessieren, wie ihr damit umgeht oder darüber denkt.

Danke und Liebe Grüße
cica

Hi Cica!

Hmm...vielleicht "brauchst" du die Bulimie um negative Gefühle, die sich in dir befinden, am "Hochkommen" zu hindern? Also die unangenehmen emotionalen Zustände deiner Psyche durch die Bulimie gar nicht erst aufkommen zu lassen?

Möglicher Weise gibt es noch etwas Unverarbeitetes in dir was bewältigt und verarbeitet werden möchte. Etwas, was dir vielleicht im normalen Alltag gar nicht bewusst ist?

Das wäre jetzt meine Interpretation!

Lieben Gruß
Kitty

Kittycat82 hat geschrieben:Möglicher Weise gibt es noch etwas Unverarbeitetes in dir was bewältigt und verarbeitet werden möchte. Etwas, was dir vielleicht im normalen Alltag gar nicht bewusst ist?

soll nicht bös oder blöd klingen, aber irgendwas muss sicher sein, sonst würdest du ja nicht (mehr) essgestört sein.
vlt denkst du, immer gut drauf und glücklich gewesen zu sein, aber nur, weil du die negativen gefühle durch das kotzen wegdrückst, nicht zulässt und eben so denkst, sie wären gar nicht da.

überlegst du wieder eine therapie anzufangen? wär schon gut...

hoffe, ich hab dich damit nicht verletzt oderzu forsch/direkt geschrieben.

lg, hannah : )

also für mich hört sich das auch so an das deine bulimie ein ventil ist um negative gedanken gar nicht erst hoch zu lassen...ich an deiner stelle würde auch noch mal eine thera machen ( sorry falls du schon eine machst)
falls du schon eine machst würde ich das dort so sagen wie du es hier geschrieben hast ansonsten geh und mach eine auch wenns dir "gut" geht aber gesund ist es sicher nicht

hey joliana!

ich hoffe, das was ich schreiben werde, klingt nicht hart oder gemein. ich will nur ehrlich sein und dich nicht verletzen, hoffe das kommt nicht falsch an.

also, wenn es keine ursache für deine essstörung gäbe, würdest du ja nicht essgestört sein. wenn es null grund gäbe, wozu schadest du dir? ein mensch ohne nur irgendwelche gründe, probleme, unsicherheiten würde nicht auf die idee kommen sich selbst den finger in den hals zu stecken um zu erbrechen, würde sich selbst nicht wehtun und schaden.

machst du eine therapie?
wenn nein, bitte bitte fang eine an. nicht nur weil es hilft, sondern weil du so auch langsam verstehst was vielleicht doch zu deiner ES geführt hat oder sie zumindest nährt.
wenn nichts da wäre - wärst du nicht krank.

und ich versteh dich, bitte glaube mir. und vielleicht bin ich, weil ich genauso dachte, deshalb so direkt zu dir.
ich habe auch immer viele freunde und einige sehr gute ehrlich freunde gehabt, hab mich immer super mit meinen eltern verstanden, noch immer hab ich mit ihnen eine gute vertraute ehrliche beziehung, ich war und bin gut in schule/studium, habe nie etwas schlimmes erlebt, wurde nicht geschlagen, belästigt, etc. hatte eine schöne kindheit, hatte und habe mit niemandem wirkliche schwierigkeiten.
aber trotzdem eine essstörung.
und wusste auch nie w a r u m ... und habe mir immer gedacht ICH, warum bitte hab ICH eine essstörung, hab ja null grund dazu.
aber da ich eine therapie gemacht habe und noch mache, hab ich einfach verstanden solche gründe müssen nicht immer offensichtlich oder riesig oder wichtig sein.
einfach ein eh schon sensibler, vlt unsicherer mensch, dann noch ein zu kritischer vater, eine zu fürsorgliche mutter, oder sonst was - solche kleinigkeiten, man denkt, nichtigkeiten (niemand ist perfekt) können einfach bei dem richtigen gemisch etwas in einem auslösen.

mach eine therapie, dann wirst du sehen, dass da so viel zusammenspielt und es gar nicht offensichtlich oder arg böse sein muss, was dazu beiträgt dass man so unsicher ist und im weitesten sinne essgestört ist.

ich würde mich wirklich über eine antwort freuen und deine sicht dazu hören.
alles liebe, hannah : )

du steigerst dich doch nicht in was rein. du steigerst dich raus (fals es das gibt )
ich meine - du hast bulimie. das ist nicht nichts. das ist eine krankheit und nicht normal, sondern schlimm und schädigend.
natürlich gibt es viele leute, die sehr sensibel oder sonst was sind. aber es gibt manche, die können 'normal' damit umgehen und andere, die nimmt das so mit, dass sie kein anderes ventil finden damit umzugehen, als sich selbst zu schaden. und das ist dann nicht mehr normal.

es gibt ja bei mir auch noch immer nicht den grund für meine essstörung, den werd ich auch nie rausfinden, weils ihn nicht gibt. aber einfach so viele faktoren spielen zusammen... und durch die therapie (die ja für jeden menschen supergut ist, auch ohne direkte störungen oder diagnosen) hab ich das einfach kapiert. das ist einfach zeit für einen selbst, nur für sich, hilft einem sich selbst besser kennen zu lernen, mit allem besser klarzukommen, etc.

liebe grüße, hannah : )

hallo cica,

also ich kenne diese situation auch sehr gut.
manchmal habe ich das gefühl dass die bulimie schon so dazugehört zu meinem leben,
dass ich des öfteren schon fas hatte, wenn alles ok war, ich mich gut gefühlt habe oder mal mit meiner figur im reinen war.

oft auch, wenn ich schon wochen fa und kotzfrei war. einfach so, von einer sekunde auf die andere die ganze küche leergeputzt.
ohne heisshunger, ohne davor einen fa im kopf hin oder hergewälzt zu haben.
besonders an diesen völlig grundlosen fas esse ich richtig aggressiv und einfach alles.
vielleicht weil ich manchmal gar nicht weiss was ich sonst machen soll, das macht mich dann total nervös wenn ich nichts zu tun habe
und dann breuhige ich mich mit einem fa.
paradox!

ganz extrem war es letztes jahr, als ich genau das gemacht habe was ich unbedingt wollte.
ich hatte ein auslandsemester in spanien begonnen,
hatte gleich am zweiten tag leute kennengelernt und zwei ganz tolle mitbewohnerinnnen die auch ein auslandjahr gemacht haben.
durch sie habe ich auch alle möglichen leute kennengelernt und sie haben mir geholfen spanisch zu lernen.
einfach perfekt! hatte kein heimweh, habe das gemacht was ich mir gewünscht hatte...
ok, es war schon schwer sich mit den spanischen kommilitonen anzufreunden, professoren etc., aber darauf war ich ja vorbereitet.
ich habe dann auch angefangen nachts zu essen, und bin schliesslich jeden tag in den supermarkt für fas einkaufen.
so schlimm hatte ich die bulimie bis dahin noch nie, obwohl ich mich gleichzeitig noch nie so frei und autonom gefühlt habe.

was ich dir sagen möchte ist, dass man sich vielleicht ab und zu vorschwindelt dass alles ok und super und autonom ist
obwohl es vielleicht gar nicht so perfekt ist, wie man es gerne hätte.
ich möchte dir nicht in irgendetwas reinreden, aber wenn alles ok bei dir wäre
dann bräuchtest du auch keine bulimie mehr!
sorry, das ist meine ganz persönliche meinung.

vielleicht ist es ja auch ein zeichen von deiner psyche/von deinem körper/deiner seele,
dass du vielleicht noch mehr dinge machen solltest die von dir kommen, die dir ehrlich freude bereiten und dich glücklich machen.
das kann ja auch mal ein tag sein an dem man traurigkeit zulässt.
(du hast geschrieben, dass du nicht länger als einen halben tag traurig bist)

ich habe das bei mir selber auch schon oft beobachtet.
wenn ich traurig war habe ich mich ganz schnell abgelenkt ohne eigentlich zu wissen was mich so traurig gemacht hat. oder ich dachte ich mache dinge die mich glücklich machen. aber wenn ich mal dahinter geschaut habe, dann waren es dinge die ich gemacht habe um andere glücklich zu machen oft auch zu beeindrucken, was mich dann wiederrum glücklich gemacht hat.
also eher das bedürfnniss sich beweisen zu müssen oder so ähnlich.

und wer kann denn schon behaupten den ganzen tag glücklich zu sein?
ich kenne niemanden.

ich hoffe, du bekommst meinen beitrag nicht in den falschen hals.

alles liebe,
nuova

nuova hat geschrieben:was ich dir sagen möchte ist, dass man sich vielleicht ab und zu vorschwindelt dass alles ok und super und autonom ist
obwohl es vielleicht gar nicht so perfekt ist, wie man es gerne hätte.
ich möchte dir nicht in irgendetwas reinreden, aber wenn alles ok bei dir wäre
dann bräuchtest du auch keine bulimie mehr!
sorry, das ist meine ganz persönliche meinung.

nuova, meine rede! und ich denke, nicht nur deine persönliche meinung, sondern die wahrheit.
so ist es, bulimie hat man nicht einfach so ohne grund oder hintergrund.

lg, hannah