auch neu hier

#1
Hallo, hallo,

ich hab jetzt schon ein paar mal in euren Beiträgen gelesen- immer dann, wenn ich das Gefühl hatte, es wäre gut, nicht ganz allein zu sein. Nun hab ich mich entschlossen, mich auch mal anzumelden. Vielleicht kurz ein wenig zu mir..

Ich bin seit über sechs Jahren essgestört. Von der Bulmie in anorektische Phasen und wieder zurück. Gott sei dank habe ich vor
eineinhalb jahren den Weg zur Therapeutin geschafft. Dort fühl ich mich auch echt gut aufgehoben und hab so manche Veränderung mit mir selbst durchgemacht. Allerdings hab ich gerad in letzter Zeit oft den Wunsch eigentlich öfter als das eine mal pro Woche hin gehen zu können. Leider nicht möglich, da ich sehr viel unterwegs und daher den Tag über zeitlich sehr eingespannt bin. Nun sind bei uns Ferien, was bedeutet, meine Therapie ist quasi auch für vier Wochen im Urlaub und gerad momentan eigentlich ein ziemlich schlechter Zeitpunkt: mein Freund hat sich gerade von mir getrennt- denn er kann "mit meinen Macken" nicht umgehen und zeitgleich löst sich meine WG auf, das heißt auch noch umziehen. Wie es eben so ist: wenn, dann immer alles auf einmal.
Dementsprechend "labil" bin ich und fühle mich auch so. Es wäre einfach schön, hin und wieder mit jeamdem sprechen zu können, der versteht, wie es in einem aussieht. Nun bin ich also hier.
Und: ich hab eben durch die Beiträge unter der Rubrik auf sich stolz sein gelesen und es geht mir schon etwas besser...

Viele liebe grüße an alle

Re: auch neu hier

#2
Hallo Emma,

in wie weit bist du denn momentan essgestört? Ist es eher Bulemie oder Anorexie?

Du scheinst wohl im Moment eine ziemlich schwierige Zeit durchzumachen. Ich denke du solltest allerdings versuchen stark zu bleiben und nicht noch weiter in diese Krankheit hineinzurutschen. Du siehst ja, was sie alles kaputt machen kann.

Darf ich dich mal fragen, wie lange du mit deinem Freund zusammen warst und ob es wirklich eine glückliche Beziehung war? Was hat er für Gründe bezüglich der Trennung genannt? Aus welchen Gründen hat sich deine WG aufgelöst? Nicht etwa auch wegen deines Problems mit der Sucht?

Es ist leichter, dir etwas Mut zu machen, wenn man mehr über dich und deine Situation weiß. Aber glaube mir eins, auch wenn du momentan glaubst, niemandem zum reden zu haben, kannst du dich immer noch anderen Psychologen anvertrauen. Ich finde es gut, dass du den Mut gefunden hast, auch hier offen über deine Probleme zu reden! Gib dich nicht auf und denke dran, dass du stark sein musst, denn nur so kannst du auch wirklich glücklich werden!

Re: auch neu hier

#3
Danke für deine Antwort, es ist irgendwie noch ein ganz komisches Gefühl so ehrlich von sich selber erzählen zu können...

Momentan würd ich mein Essen in keine bestimmte Kategorie stecken. Teilweise hunger ich einfach, teilweise versuche ich das zu essen, was mir selber als normal vorschwebt, bringe aber schon kleinste Mengen wieder aufs Klo. Irgendwo zwischen den Welten.

Meine WG löst sich "nur" auf, weil meine jetzige Mitbewohnerin wegen beruflicher Perspektiven Richtung Süden geht. Eigentlich ist es seltsam, denn ich habe schon so lange vor, endlich alleine zu wohnen, mein eigens Heim zu haben. Dennoch ist es glaub ich einfach auch Angst vor dem, was kommt- bin nicht so der Mensch, der große Veränderungen gern hat...

Und mein Freund- tja, wir sind ein Jahr zusammen gewesen. Eigentlich ist es auch nicht wirklich oder offiziell beendet, es ist nur so, dass wir in letzter Zeit überhaupt keinen Weg mehr finden aus dieser blöden Eiszeit Situation heraus zu kommen. War es eine glückliche Beziehung? Nicht mal mehr das kann ich beantworten. Anfangs sicherlich. Er wusste von Anfang an darüber bescheid, das ich wegen Bulimie in Therapie bin; er selbst hat vor einigen Jahren eine Therapie wegen Depression und Suizidgedanken gemacht. Vielleicht hab ich zu sehr gehofft, dass er mich verstehen kann. ich habe immer versucht das Essen als Probelm von ihm fernzuhalten. ich habe nie, nie gekotzt, wenn er sich in meiner Nähe befand, ich habe nie gesagt, dass kann ich nicht essen etc. Alles in allem hab ich mich aber zunehmend ungesehen gefühlt, nicht beachtet. Irgendwie ging es immer nur um seine Arbeit, sein Leben- nie um mein neu angefangenes Studium oder ähnliches.
Ich weiß, dass es mir sehr schwer fällt, überhaupt etwas von mit gegenüber meinem Partner preis zu geben- daher mache ich mir oft Vorwürfe, dass ich zu viel geschauspielert habe. Dennoch hat er vor zwei drei Monaten etwas gesagt, dass mich bis heute nicht loslässt und mir heute noch so sehr weh tut- für mich nur ein weitere Beweis, dass es eben immer mit Vorsicht zu genießen ist, sich einem anderen anzuvertrauen, der einem emotinal nahe steht... Wir waren am Essen. Er hatte schon den ganzen Abend schlechte Laune und hat rumgenörgelt. Ich kann das einfach nciht gut ab, hab mich ungerecht behandelt gefühlt und schlussendlich den Käse vom Auflauf gepult- das erste mal in unsere beziehung! Da hat er mich gefragt, warum ich das tue und ich habe total trotzig geantwortet: weil zu viel Köse dick macht. da hat er mich angeschaut und gesagt: na dann geh ich ihn lieber wieder auskotzen...

Es tut mit leid, dass das hier so ausführlich wird, aber ich merke gerade selber, wie sehr mich das heute noch belastet. Letzte Woche meinte er erst wieder ich sollte zu meinen Fehlern stehen und auch mal darüber lachen können... So viel zum Glück meiner Beziehung

Lg

Re: auch neu hier

#4
Schauspielerei scheint bei dieser Krankheit ein hoher Faktor zu sein, der nahezu bei jedem auftritt. Aus meinem Bekanntenkreis weiß keiner, dass ich regelmäßig erbreche. Ich spreche nicht darüber, ich tue es nicht vor anderen, sondern einfach geheim. Gestern war ich auf einer Party und habe mir sort den Magen so richitg vollgeschlagen, zu meinen Freunden gesagt, trinkt nochmal eure Biere aus, ich gehe kurz auf die Toilette und dann können wir nach draußen. Wenn fragen kommen, wo ich denn so lange gewesen sei, versuche ich immer einen Handyanruf als Grund vorzuschieben. Es belastet mich aber wirklich schon sehr.

Naja, nun zu deiner Geschichte. Es schein wirklich schwierig mit deinem Freund gewesen zu sein. Normalerweise braucht man in solchen Situationen Menschen, die fest hinter einem stehen. Trotzdem kanst du ihm das mit dem Käse nicht übel nehmen. Er war schlecht drauf und war angepisst von allem wahrscheinlich. Als er dich dann noch da am Käse abschaben gesehen hat, ist wohl alles in ihm hochgekommen. Bei mir ist es teilweise aber auch so, dass wenn ich schlanke Leute sehe, die alles fettige an ihrem Essen wegschneiden, mich sehr darüber aufrege und ihnen am liebsten sagen will, wie dumm sie eigentlich sind. Aber wenn du sagst, dass die Beziehung sowieso nicht so gut lief, ist es vielleicht besser für euch beide.
Ich denke, dass du vor allem in einer neuen, eigenen Wohnung versuchen kannst einen Neustart zu machen. Vielleicht kannst du einige negative Dinge deines Lebens dann eifnach hinter dir lassen.
Du musst dich natürlich nicht dafür entschuldigen, dass du ausführlich geschrieben hast, schließlich habe ich nachgefragt! ;)

Liebe Grüße

Re: auch neu hier

#5
Liebe Desolation,

vielleicht hast du Recht und ich sollte es ihm nicht übel nehmen. Trotz aller Versuche muss ich mir selber eingestehen, dass ich das nicht gut kann. Damit hat er mich einfach verletzt. Sei es drum, ich denke das ist auch ein Teil des schwierigen Wegs zurück zu mir selbst und vor allem Teil des Kampfes gesund zu werden.

Ich kann völlig nachvollziehen, in welcher Sitaution du dich befindest. Ich selber habe bis vor zwei jahren mit keinem Menschen darüber gesprochen, alles immer heimlich. Wobei mein heimlich auch einfach soweit ging, dass ich niemals auf einer Party gekotzt hätte. Das bauch vollschalgen hätte ich mir vermutlich aufgehoben, bis ich zu Hause gewesen wäre oder ich wäre gar nciht erst mit auf die Party gegangen um alleine meiner "Routine" folgen zu können.
Heute wissen alle Menschen, die mir nahe stehen über meine Krankheit bescheit. Gott sei Dank ahbe ich das Glück, dass mich niemand als krank oder so behandelt. Ich werde auch nicht mit Fragen zu meinem Zustand gelöchert. Im grunde genommen hat sich nach außen hin nichts dadurch geändert, aber dennoch ist seit dem ein wenig von dem Druck der heimlichtuerei weg. Ich habe mir damit nicht den Freibrief genommen, zu kotzen wann und wo ich will oder wohlmöglich zu verlangen, dass nur dieses oder jenes serviert werden soll, schließlich bin ich ja krank. Nein, so hat es sich glücklicherweise nicht entwickelt. Aber das Schauspiel, von dem wir gesprochen haben ist einfach weniger geworden. Und allein das hat unheimlich befreit. Zu sich selber zu stehen und zwar vor allen anderen und zu sagen: so bin ich!
Klar, war es das ungemein schwierig und ich habe es auch anfangs nur meinen zwei engsten Freundinnen erzählt- aber schon das tat gut. Schwächen offenbaren ist immer schwer und unangenehm, aber ich sehe Kotzen und Hungern nicht mehr so sehr als Schwäche sondern in erster Linie als Krankheit. Krank zu sein kann einem niemand vorwerfen... Aber natürlich ist das irgendwie auch der Schritt dahin, was gegen die Krankheit zu tun...

Ich bin mir sicher, dass es auch dir gut tun würde, wenn du dich ein Stück von der Heimlichkeit befreien würdest... auch wenn das viel leichter gesagt ist.

Liebe Grüße
Emma

Re: auch neu hier

#6
Mir wäre es sehr peinlich mit jemandem darüber zu sprechen, weil ich wüsste, dass sie dann hinter meinem Rücken tuscheln würden. Ich würd mich dann schämen zu erbrechen! Momentan versuche ich es aber meinen Zähnen zu liebe zu stoppen. Habe schon sehr viele üble Sachen gehört und gesehen und soweit will ich es nicht kommen lassen.
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Man sollte wirklich früh genug erkennen, dass man sich solche Schäden damit anrichten kann!