gedankliches wirrwarr...wie wird man optimist?

#1
ich habe grade das sehr starke bedürfnis ein bisschen seelischen ballast (nein, nicht weil deutschland verloren hat) freizulassen und hoffe, ich habe nicht das falsche unterforum gewählt...

hatte heute mal wieder einen für meine verhältniss zumindest schlimmen FA.
verfolge ein selbhilfeprogramm aus dem buch "essattacken stoppen", das schrittweise aufgebaut wird. im moment bin ich bei stufe 2, bei der man ein esstagebuch führt und jeden morgen (oder vorabend) plant, wann man essen will, wobei man 5-6 mahlzeitn (3 haupt, 2 zwischen) zu sich nehmen soll. befolge das auch weitgehend ganz gut, vor allem hilft mir, dass ich diese woche immer bei meinen großeltern zu mittag esse, weil meine eltern im urlaub sind (und ich nich allein zuhause essen mag, weil ich es eigentlich hasse, vor allem mittags, allein zu essen).

heute bei der zwischenmahlzeit am nachmittag hat's angefangen...* (das wollte ich eigentlich essen). das fand ich dann gar nicht soo schlimm, weil es sich noch im rahmen gehalten hat. dann bin ich einkaufen gegangen (brauchte für den täglichen gebrauch möhren, katzenfutter (für meinen kater, nicht für mich) und essig und wollte dann noch fürs abendessen sojajoghurt und ein leckeres müsli kaufen. war gut gelaunt wegen sonne und so, aber dann hatten die im bioladen nich mehr den sojajoghurt den ich wollte und auch kein anständiges müsli (das, was ich wollte, war aus) und das hat meine laune schonmal voll runtergezogen. ich weiß, dass das total dumm ist, sich von sowas die stimmung vermiesen zu lassen, aber bin nicht so gut darin, mir selbst gute laune zuzusprechen.

dann hab ich zuhause meine e-mails gecheckt und da muss ich jetzt etwas länger ausholen: habe mich vor mehr als einem halben jahr bei einer "global young leaders conference" in amerika angemeldet, für die ich nicht wenig geld gezahlt habe (bzw. hab ich das vom konto genommen, was meine eltern bei meiner geburt für mein studium angelegt haben...ja ich weiß, ich bin verwöhnt). da kommen schüler aus aller welt zusammen (findet in washington dc und in ny statt), um sich kulturell und politisch auszutauschen und einblick in die weltpolitik zu bekommen. ich stand, wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst bin, nie 100% dahinter, da es mir sehr elitär erschien (es wurden z.b. nur sehr wenige schüler aus meinem jahrgang gefragt, dort mitzumachen und es kann sich nur eine kleine minderheit überhaupt leisten, das zu machen) und ich befürchte, dass da nur bonzenkinder rumspringen, die ein bissl spaß in amiland haben wollen (auch wenn das wahrscheinlich - hoffentlich - nicht stimmt.
na ja, zurück zu meinen e-mails: habe werbe-emails von denen für logo-klamotten bekommen und jetzt (3 tage vor abflug) bin ich mal auf die idee gekommen, mal woanders als auf der offiziellen seite von denen nach infos zu schauen und bin in ami-foren fündig geworden: viele behaupten, das sei pure geldmacherei (die organisation ist auch eine kommerzielle und keine gemeinnützige), andere schwärmen über "eine der besten erfahrungen ihres lebens".
bin super verunsichert und habe angst, dass meine reise in die ferne total blöd wird, obwohl ich weiß, dass, obwohl das was kommerzielles ist, das eigentlich DIE möglichkeit wird, jugendliche aus aller welt kennenzulernen und mit denen über "things that really matter" zu diskutieren. und so oder so kann ich 3 tage vor antritt des programms gar nicht mehr eienen rückzieher machen .

mittlerweile habe ich mich wieder gefangen, aber davor hat ein großer FA stattgefunden, indem ich einfach nur verzweifelt und "leer" war. so schrecklich hab ich mich lange nicht gefühlt. jetzt, 3 stunden danach, bin ich voll rational und realistisch nach dem motto "mach das beste draus und freu dich drauf".
Aber WIESO musste ich vorher diesen ganzen kram futtern?!

hab mir schon überlegt, von meinem programm kurzzeitig abzufallen, morgen wieder mal gar nichts zu essen, den ganzen tag im bett zu bleiben und meine oma sowie meine freundinnen, die ich zum filmeschauen eingeladen habe, anzurufen, um zu sagen dass ich krank bin und ich nicht kommen kann bzw. niemanden empfangen kann. mach das aber besser nicht, da werd ich nur depressiv.

falls irgendwer die muße hatte, sich mit meinen kleinlichen, blöden problemen zu beschäftigen, kann sie/er mir ja glückwünschen, dass ich morgen nicht mehr alles schwarzsehe. dazu neige ich nämlich ungemein, ist mir heute mal wieder allzu deutlich geworden.
ich hätte mich ja auch stattdessen freuen können, dass ich heut ruhig bei geöffnetem fenster schlafen kann, weil keine 50.000 feiernde deutschlandfans party machen. oder dass im internet kein einziger SCHÜLER berichtet, er sei bei dieser konferenz gewesen und habe dort schlechte erfahrungen gemacht (die schülerberichte sind alle positiv).
nein, ich muss natürlich an die negativen statements denken (die sich aber v.a. darauf beziehen, dass ein verweis auf die teilnahme an so einem programm im lebenslauf nicht sehr beeindruckend auf unis o.ä. wirkt) und an den langstreckenflug mit enormen co²-ausstoß -.-

habt ihr irgendwelche tipps, wie man lernt, die positiven seiten zu sehen und die negativen nicht so stark zu werten?
Zuletzt geändert von Caruso am Do Jul 08, 2010 2:00, insgesamt 1-mal geändert.

Re: gedankliches wirrwarr...wie wird man optimist?

#2
liebe fevri,
wenn sich lang was aufgestaut hat, reicht oft eine kleinigkeit aus, um das fass zum überlaufen zu bringen (müsli). ist schon eigenartig, welche "kleinigkeiten" uns im alltag fertigmachen.
ich kann dir nur den rat geben, nicht alles zu ernst zu nehmen, und ein klein wenig humor ins leben zu lassen! vor allem, wenn die sonne draußen scheint! steck dir deine ziele nicht zu hoch, sondern erreiche kleine "vorziele" stück für stück. das ist bestimmt einfacher und motiviert zugleich. beiß in den sauren apfel und sag deinen freunden nicht ab, es wird dir bestimmt gut tun, nicht alleine die stunden umgehen zu lassen.

hoffe, dir ein bisschen weitergeholfen zu haben.
lg
Das Leben ist kurz, weniger wegen der kurzen Zeit, die es dauert, sondern weil uns von dieser kurzen Zeit fast keine bleibt, es zu genießen.

Jean-Jacques Rousseau

Re: gedankliches wirrwarr...wie wird man optimist?

#3
ich persönlich halte gar nichts von Sachbüchern bzw Fachbüchern...wie besiege ich es....ich bin der Meinung, wenn man es wirklich will schafft man es auch und findet seinen eigenen Weg...durch Bücher habe ich noch niemanden kennengelernt der davon gesund wurde...ich habe meine eigenen Wege gesucht die für mich richtig waren

Re: gedankliches wirrwarr...wie wird man optimist?

#4
jeany hat geschrieben:ich persönlich halte gar nichts von Sachbüchern bzw Fachbüchern...wie besiege ich es....ich bin der Meinung, wenn man es wirklich will schafft man es auch und findet seinen eigenen Weg...durch Bücher habe ich noch niemanden kennengelernt der davon gesund wurde...ich habe meine eigenen Wege gesucht die für mich richtig waren
hey.
tja was soll ich sagen: Hier bin ich :wink: Ohne meine Selbsthilfebücher wäre ICH meine ES und Depris nie losgeworden. Es ist nicht jedermans Sache und man muss auch die richtigen Bücher finden ... manche brauchen auch einfach Gespräche. Klar, ich war auch in Therapie nebenbei aber die Bücher haben manchmal wirklich mehr gebracht :roll: . Die Therapie war aber gut zur Unterstützung :) . Also das was ich durch die Bücher gelernt habe, hat es mir wirklich viel einfacher gemacht mich selbst und mein Denken zu verstehen UND zu hinterfragen. Man muss natürlich dran bleiben- durchlesen alleine bringt da nichts.

Re: gedankliches wirrwarr...wie wird man optimist?

#5
Hey Fevri

Jetzt lass dich erstmal ganz lieb umarmen. Solche schmerzlichen Rückschläge gehören wohl leider zu unserem Weg der Genesung dazu. Ein automatisiertes Verhalten verschwindet nie von heute auf morgen. Bestimmt wird das in deinem Selbsthilfeprogramm auch berücksichtigt, sodass du jetzt einfach weitermachen kannst, oder? Es ist toll, dass du so gut damit arbeitest.

Und dann will ich dir noch was sagen: ich wäre auch verdammt gespannt und aufgewühlt in deiner Lage! Und wie!! Verdammt, du gehst nach Amerika! Du wurdest als einzige von wenigen ausgewählt und da kommt eine Menge auf dich zu. Dass du gar nicht so recht weißt, was du davon halten sollst, macht die sache ja nun auch nicht unbedingt unkomplizierter. Ich finde es ganz normal, dass du etwas durcheinander bist und in solchen Situationen kann es sehr leicht passieren, dass einen ein paar Kleinigkeiten (die man an anderen Tagen locker weggesteckt hätte) schnell aus der Bahn werfen. Mach dir keine Vorwürfe, dass du schlecht gelaunt bist. Mach dir auch keine Vorwürfe, dass du überemotional reagiert hast oder sowas, das ist völlig normal.

Und Essen ist halt bisher noch dein/unser Mittel, um mit solchen Spannungen umzugehen und dazu haben wir jeglichen Grund. Es ist okay.

Mir ist bei mir selbst aufgefallen, dass ich oft Ea in solch "unterschwelligen Stresssituationen" bekomme, wenn sich über längere Zeit langsam etwas in mir aufgestaut hat. Und auslösen tun die EA bei mir häufig genau diese Ambivalenz-Zustände, die du beschrieben hast. Kommen dann noch Selbstvorwürfe hinzu ("Mann, musstest du das jetzt unbedingt noch essen?" "Ich fand's scheiße, was er zu mir gesagt hat, aber noch bekloppter war, dass ich nichts erwidert habe"), dann ist bei mir alles vorbei und ich lege los.

Versuche, mehr auf solche inneren Spannungen zu achten, vlt zeigen sie sich bei dir ja gerade darin, dass du "alles schwarz siehst" und überlege einmal, was du statt dem essen hättest tun können. Sei nett und verständnisvoll zu dir, du kannst stolz auf dich sein.

Ich bin sicher, dass du auf einem guten Weg bist.

Alles Liebe und Gute
Rachel

Re: gedankliches wirrwarr...wie wird man optimist?

#6
Hallo Fevri
Wie andere schon gesagt haben, gibt es kein "Patentrezept", wie man Optimist wird. Schon gar nicht eines, das sich per Knopfdruck einschalten liesse.
Vielmehr erfordert es ein Umdenken bei dir, und das ist ein langwieriger Prozess.

Ich bin von Natur aus ein sehr positiver Mensch, beginne den Tag nie schlecht gelaunt. Woher das kommt, ich weiss es nicht.

Aufgrund deiner Schilderungen versuche ich nun mal, dir ein paar Denkanstösse zu geben:
Der Bioladen hat "dein" Sojajoghurt nicht mehr, auch "dein" Müsli ist zur Zeit ausverkauft. Geh zum Personal und frage nach, ob sie denn ein neues Müsli im Angebot hätten, das du anstelle ausprobieren könntest oder ein neues Joghurt.
So kannst du deinen Horizont erweitern, was die Produktepalette angeht. Gleichzeitig kommst du so mit dem Personal ins Gespräch und kannst vielleicht sonst noch feedback geben.

Bereite du dich gut vor auf dieses Treffen, schreib dir Notizen auf zu ein paar Themen, die du gerne diskutiert haben möchtest. Es gibt derer ja genügend. So kannst du dir selbst nicht vorwerfen, das Geld zum Fenster hinausgeworfen zu haben.

Erlaube dir Fehler. Du sollst nicht perfekt sein, du kannst nicht perfekt sein, du wirst NIE perfekt sein. Wenn nun ein solcher Fehler (oder ein Missgeschick) auftritt, versuche, es nicht tierisch ernst zu nehmen. Überlege, was passiert ist und warum. Versuche dir in Gedanken eine Lösung zurechtzulegen, wie du genau dies in Zukunft vermeiden kannst. LERNE also aus dem Fehler. Erlaube dir aber auch, über dich selbst zu lachen. Das hilft schon mal enorm.

Viel Spass beim Umsetzen
Peter
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten

Re: gedankliches wirrwarr...wie wird man optimist?

#7
Vielen Dank für eure lieben Ratschläge :) das tut gut so was zu lesen, vielleicht drucke ich mir was davon aus und trage es bei mir zum lesen, wenn ich mal wieder super down bin.

bin gestern gottseidank nicht im bett geblieben und hab auch meinen freundinnen nicht abgesagt und wir hatten einen sehr schönen filmabend ("I love you Phillip Morris"---> kann ich nur empfehlen, würde ich am liebsten gleich nochmal schauen)

habe auch keine angst mehr, dass ich mit dem englisch probleme haben werde, die leute von der bbc versteh ich (außer wenn sie von finanzmärkten reden, aber das versteh ich auf deutsch ebensowenig). und mache jetzt gleich eine packliste, damit ich sicher sein kann, nichts zu vergessen (diese angst hasse ich...)

ich hoffe, dass ich mich in zwei wochen wieder gesund, munter und von erfahrungen bereichert wieder zu wort melden kann :)

Re: gedankliches wirrwarr...wie wird man optimist?

#9
Hallo mal wieder :)

bin vor ein paar tagen wieder nach hause zurückgekehrt.
ich habe versucht, die 12 tage in den usa so gut wie möglich auszukosten und bin auch insgesamt zufrieden. zwar waren viele redner, die wie hörten, es nicht wirklich wert sie anzuhören (viel heiße luft hinter großen worten), aber ich habe doch schon enige sehr interessante sachen gelernt. das beste sind auf jeden fall die zahlreichen kontakte mit leuten aus aller welt, z.b. china und hongkong. habe zwar nicht so viele neue enge freundschaften geschlossen (mit den meisten hab ich leider nur ein kleines bisschen geredet), aber 3 sehr gute neue freundinnen gefunden, mit denen ich auf jeden fall versuchen werde, länger in kontakt zu bleiben. im nachhinein war die reise ihr geld wert, schon allein das mary-poppins-musical am broadway war eines der großartigsten dinge, die ich je gesehen habe....und auch die nächtliche bootsfahrt an der küste von new york.

dennoch habe ich mich oft ein bissl isoliert gefühlt, da ich es, vor allem in englisch, manchmal schwer hatte, mit den leuten in kontakt zu treten (oft schweige ich auch einfach, weil ich nciht so gerne belangloses sage, wohingegen viele einfach über alles mögliche sinnloses zeug quatschen können).

würde man mich nochmal fragen, mitzumachen, würde ich nein sagen, aber dennoch bereue ich es nicht (man kanns ja jetzt eh nicht mehr ändern).

leider habe ich dort sehr unregelmäßig gegessen (an den meisten tagen überdurchschnittlich viel, an wenigen tagen sehr wenig) und habe auch jetzt noch probleme, in einen halbwegs vernünftigen rhythmus reinzukommen, habe gestern und heute seeehr viel gegessen . muss auf jeden fall versuchen, wieder zeitnah protokoll zu führen und mich an meine tagespläne zu halten. und meine tage strukturieren...