Huhu,
meine Erfahrungen überschneiden sich im Großen Ganzen mit euren, was das Thema betrifft.
Während der UG Zeit furchtbar unglücklich, immer gestresst und am 'Perfekten Essensplan' rumwerkeln. Ein Brot zuviel war schon ein mega FA und wie Jani schon sagte:
ja,ne,is klar hat geschrieben:
Man war ja nie wirklich dünn genug,jede Sekunde viel einem doch wieder irgendetwas auf,was doch zuviel war und alles,wirklich alles war eine Gefahr,das alles zusammenbrach und man doch ein paar hundert Gramm zunehmen konnte.
Man lebte nur in ganz kleinen Abschnitten,die ständig bedroht wurden........
Niemals zur Ruhe kommen können am tag
Jani
Das trifft total auf mich zu, auch wenn ich zu der Zeit immer dachte, dass es eben nicht so wäre und ich zwar dünn bin und das auch weiß und zu allem Überfluss doch eine recht weit gesteckte Essenstoleranzgrenze besitze und eben nich gleich ausflippe - es ist unfassbar, was man sich alles einredet und zurechtlegt und
tatsächlich zu wissen denkt.
Mit plötzlich ausartendem Fressen kam auch die Bulimie und als das Kotzen wieder verschwand, blieb das übermäßige Essen trotzdem bestehen - und vor jeder neuen Veränderung der ES dachte ich:
Ich bin so unglücklich, schlimmer kann es nicht mehr werden....
Doch mit Beginn von diesem ungezügelten Essen, habe ich mir das UG und die ganzen wirren Gedanken wieder zurück gewünscht. Als das Kotzen losging, kam schnell der Punkt, an dem es nichts schlimmeres mehr als das gab.
Jetzt bin ich oberes NG und allen in allem recht zufrieden, aber die Waage und 'beabsichtigt gesundes, evtl vermindertes Essen' meide ich trotzdem noch wie die Pest - und das ist auch gut so.
Erst letztens habe ich wieder eine offensichtlich Magersüchtige gesehen, die Soufleuse bei einem Theaterstück war, extremst dünnst und die Frage im Kopf: "wie lang wird es die noch machen?"
Eigentlich sollte ich Mitleid haben, stattdessen eher so etwas wie unterschwelliger Neid. 'Und am ende des Stücks wird sie auf die Bühne gezerrt und bekommt von den Schauspielern den größten Applaus. Ich fühle mich natürlich mal wieder total bestätigt von Neid & Pessimismus & Missgunst und denke Sachen wie:
"Ja, natüüürlich... die dünnsten sind die wichtigsten."
Die Schere zwischen der Vernunft und dem Bedürfnis, seine eigenen Zweifel und Sorgen, körperlich zum Ausdruck gebracht, ernst nehmen zu dürfen, öffnet sich immer weiter.
Ich denke vor dem Gedanken "Ich nehme einen Therapieplatz doch nur unnötig weg, es gibt so viele andere, die es viel nötiger haben." sind nur wenige verschont geblieben.
Doch es hat den Anschein; je dünner, desto schlimmer.
Es wird beinahe 'abgewartet', bis es jemandem so dreckig geht, dass man es körperlich sehen muss, ansonsten kanns ja gar nich so schlimm sein...
Ich finde, die Öffentlichkeit hat auch noch viel zu wenig verstanden, dass Magersucht & Co keine Krankheiten sind, in denen der Betroffene tatsächlich ein Problem mit Nahrungsmitteln hat - sondern es wie bei jedem anderen Menschen das berühmte Päckchen ist, dass man zu tragen hat, mit dem einige schlechter zurechtkommen als andere.
Und diejenigen, die letztlich nicht mehr wissen wohin damit (den Gedanken, Ängsten, Erlebnissen, Gefühlen - was auch immer es im betreffenden Fall ist), bringen es teilweise durch 'sinnlose' Verhaltensweisen (Süchte,Zwänge...) zum Ausdruck,
verkörperlichen es, machen es sichtbar.
Doch da die Mehrheit immer noch glaubt, es ginge um Mode, Aussehen und Disziplin, hat das UG nach wie vor eher etwas von einem "bewundernden" Wert, als einen, der von Mitleid geprägt ist.
Man kann ja auch nicht leugnen, dass wenn man einen sehr dicken Menschen sieht, oftmals als ersten Gedanken hat: "Oha, wie konnte das passieren? wie kann man sich so gehen lassen?". Mittlerweile hat sich das bei völlig umgedreht und mein erste innere Frage ist meist: "Was ist mit ihr/ihm los, was bedrückt ihn/sie, was ist so schwerwiegend, was ist vorgefallen, dass man so sehr flüchten musste?"
Und dieser Gedanke gehört, finde ich, auch zum Bild eines viel zu dünnen Menschen - was ist passiert, was ist los, dass man so sehr davon läuft?
Ach, es ist schwer da genaue Aussagen zu treffen, denn natürlich schaut man erst auf Äusseres und wer gut, im Sinne von gesund, ausschaut, bei dem kann ja wohl auch nicht so viel schiefgehen, da is doch alles paletti...
Und die Assoziation eines anderen: "Oh! so dünn, blass, knochig - das stimmt was nicht!" + anschließendes Aufmerksamkeits-schenken und vor allem das Ernst-nehmen, ist doch als erste menschliche Überlegung völlig logisch und schlüssig, nur Umkehren darf man das halt nicht (wer nicht krank aussieht, is auch nich krank).
Soso, genug ums thema rumgeplappert... das ist mal so alles, was mir beim ersten Aufschreiben einfällt,
mit dem Fazit: Was man dagegen tun soll, weiss ich auch nicht....
Liebe Grüße,
Wispy