Re: Das Gefühl, nicht krank genug zu sein

#46
Viel Erfolg! Sag, wie es ausging. Wenn Du der Ansicht bist, dass sie negativ reagiert, wenn Du sie auf ihre ES ansprichst, dann stelle es besser so hin, dass sie Dir einen Gefallen tun würde. Nicht sich selber. Und dass ein normaler Mensch ja sich nicht ständig wiegt. :roll: Na ja, vielleicht fallen ihr dann 10 "normale Menschen" ein, die sich täglich wiegen. Ich sehe schon, das wird ein schwieriges Unterfangen....

Re: Das Gefühl, nicht krank genug zu sein

#47
Oh Mann, ich glaub, dass ich es nicht schaffe, meine Mum auf die Waage anzusprechen.
Momentan läuft es einfach mal so gut und entspannt zwischen uns und die ES hat uns eh schon zusätzlich total weit auseinandergetrieben.

Sie meinte ja auch, dass sie immer so wütend auf mich wird, wenn sie mit meiner ES konfrontiert wird, weil sie mir so etwas nie gewünscht hat und sich dann auch selber die Schuld daran gibt.
Ich will einfach nicht, dass die Beziehung zwischen uns durch so eine Kleinigkeit wieder zerstört wird.

Aber ich muss sagen, dass es mir tatsächlich sehr schwer fällt, mich nicht zu wiegen.
Heute stand ich bereits schon auf der Waage und hätte nur noch ne Millisekunde warten müssen, bis das Gewicht angezeigt worden wäre, aber in dem Moment konnte ich mich dann doch noch besinnen, bin schnell wieder runtergestiegen und aus dem Raum geflohen.

Und dann kommt da noch der Kommentar meines Therapeuten, dass ich lernen muss, mit der Waage und dem Gewicht umzugehen! Hallo?! Klar muss ich mich selber akzeptieren, aber das kann ich nun mal momentan nur, wenn ich NICHT auf die Waage steige!

Das ist doch wohl zunächst der erste Schritt, um mich selbst zu akzeptieren und irgendwann, wenn ich dann gesund genug bin und weiß, dass nicht mein ganzes Selbstwertgefühl vom Gewicht abhängt, dann kann ich mich ja wiegen. Aber momentan wär das total kontraproduktiv!

Ich hab das Gefühl, dass mein Thera tausend Schritte auf einmal machen will, also genauso wie ich damals. Aber jetzt lerne ich halt, dass es die kleinen Schritte sind, die zählen und einen auf Dauer viel weiter bringen.
"Ein positiv denkender Mensch weigert sich nicht, das Negative zur Kenntnis zu nehmen.
Er weigert sich lediglich, sich ihm zu unterwerfen."

Re: Das Gefühl, nicht krank genug zu sein

#48
Kätzchen hat geschrieben:Ich hab das Gefühl, dass mein Thera tausend Schritte auf einmal machen will, also genauso wie ich damals. Aber jetzt lerne ich halt, dass es die kleinen Schritte sind, die zählen und einen auf Dauer viel weiter bringen.
Sehe ich auch so, Kätzchen. Und das Therapeuten immer alles auf einnal wollen, scheint irgendwie ne Krankheit von dnen zu sein... :| Oder ich bin ne lahme Patiententröte... :-X)

lg

aire

Re: Das Gefühl, nicht krank genug zu sein

#49
So, ich hab es geschafft, mich bisher nicht zu wiegen! *freu*

Und irgendwie gibt es eigentlich auch nicht sonderlich viel zu erzählen, aber ich wollte trotzdem mal wieder was schreiben.

Habt ihr manchmal auch das Gefühl, dass ihr eigentlich bezüglich eurer ES nie mit euch zufrieden sein könnt?
Dass man sozusagen in anderen Gebieten nach Perfektion streben will meine ich grad gar nicht, sondern halt wirklich nur auf die ES bezogen.

Ich hab zum Beispiel momentan das Problem mit mir, dass ich mich gar nicht wirklich über die Tage freuen kann, an denen ich keinen FA habe- weil ich da momentan wieder hungere.
Ich hab es zwar vor Kurzem geschafft, einen FA mal nicht wieder auszugleichen und ich hab mich auch irgendwie wieder wie neugeboren gefühlt, weil ich meinen Körper mal so akzeptiert habe wie er ist.
Aber gestern hab ich mich zum Beispiel schon wieder vollgestopft und das nach etwa 3 Tagen,
sodass ich einfach Angst hatte, dennoch weiter zuzunehmen, weil mein Körper es nicht schafft, meinen FA wieder in der kurzen Zeit in der ich normal esse, auszugleichen.
Also mache ich es jetzt schon wieder selber durch das Hungern.

Und es macht mich irgendwie wahnsinnig, weil ich einfach das Gefühl habe, nicht weiterzukommen.
Denn in der Theorie müsste ich es mal schaffen, nicht zu fressen…das ist ja eigentlich meine Symptomatik- das Hungern empfinde ich ja nicht als angenehm und das ist nur die Konsequenz aus dem Fressen.
Und eigentlich könnte ich auch endlich mal froh sein, dass ich nicht nur noch am Fressen bin, wie es das letzte dreiviertel Jahr war, sondern ich hab sogar ein paar Tage Ruhe zwischen den FAs.
Und trotzdem bin ich nicht glücklich momentan…
Ich war es eigentlich bis gestern, weil ich mir gesagt habe, dass ich gut bin, so wie ich bin und dass ich meine Figur mag, so wie sie ist.
Und jetzt verstehe ich nicht, warum man mit einem mal wieder den Kühlschrank plündert, obwohl man doch eigentlich glücklich ist?!
Ich meine, ich bin bisher immer davon ausgegangen, dass das Problem beim Selbstwertgefühl liegt- aber ich war doch zu dem Zeitpunkt total zufrieden mit mir?
Ich verstehe irgendwie die Welt nicht mehr….ok, ich muss endlich mal einsehen, dass die ES nicht von einen auf den anderen Tag verschwindet..ich sag es so oft, dass die Heilung ein Prozess ist, aber wenn mich der FA dann selber trifft, dann hab ich dieselben miesen Gefühle.
Und dabei ist mein Hauptgedanke noch nicht einmal, dass ich zugenommen habe (das ist erst der 2. Gedanke^^), sondern dass ich einfach nicht weiß, wie ich denn gegen die ES angehen soll, wenn es schon mit Selbstakzeptanz nicht klappt. :roll:
"Ein positiv denkender Mensch weigert sich nicht, das Negative zur Kenntnis zu nehmen.
Er weigert sich lediglich, sich ihm zu unterwerfen."

Re: Das Gefühl, nicht krank genug zu sein

#50
Hey Katzi ;).

Also ich kann dich schon verstehen, aber ich glaube da läuft trotzdem noch eben einiges falsch. Erstmal lese ich aus deinen Zeilen eben diese generelle Unzufriedenheit raus und zweitens dreht sich wieder alles nur um die Symptomatik = Essen, Hungern etc.

Entschuldige, wenn ich das so sage, aber deine Selbstakzeptanz halte ich für keine echte. Du zwingst dir quasi auf dich unbedingt mögen zu müssen (inkl. Körper), aber eigentlich sagst du dir in Gedanken immer das Gegenteil bzw. lässt dich von deinem Gefühl leiten, dass du eh nicht genug bist (sei es genug wert, dünn genug etc.). Du musst es GLAUBEN, was du sagst!! Du musst davon überzeugt sein und diese Überzeugung fehlt hier noch. Deine Versuche an sich, sind aber gut ;)- nur eben funktioniert das auf die Art halt nicht. Ich habs selber durch, weiß also wovon ich rede ;).

Nochmal zum Essen, nicht Essen -> Daran merkt man doch schon, dass du dich gar nicht so akzeptierst! Du bestrafst dich selber mit dem Hungern! Du tust dir das an - du leidest ... würdest du da ernsthaft sagen, dass du das mit super Gefühlen dir gegenüber machst und das Gefühl hast, du tust dir etwas gutes? Glaube ich nicht.

Lass dein Körper das Essen! Lass ihm die Möglichkeit zu sagen: Stopp, ich bin genug mit Essen gefüllt...
Dein Körper ist nicht das Problem! Dein Körper tut nur das, was du ihm befiehlst sozusagen... "er ist kein dummes, hässliches Tier, sondern das was du aus ihm gemacht hast" ... das muss einem wirklich klar sein. So konnte ich dann jetzt auch aufhören, mich wieder für mein "Aussehen" zu verurteilen. Das Problem ist nicht das Essen! Sieh zu, dass du glücklich wirst... dazu gehört (außer dem pos. Selbstbild) auch anderes (eben was dich glücklich macht, Freunde etc.).

Wird schon! Ich war auch in nem ganz schönem Loch und seitdem ich wieder versucht habe zufrieden zu sein, ist Essen überhaupt nicht mehr wichtig und es klappt 1000000000mal besser ;).

Re: Das Gefühl, nicht krank genug zu sein

#51
Hey Uni!

Klar, hast du Recht…aargh, ich könnte echt im Boden versinken, weil ich dich doch noch letztens davon überzeugen wollte, dass du gegen eine Wand rennst und auf dem falschen Weg bist. Und dabei renne ich doch selber gegen die Wand. :roll:

Du liegst schon richtig damit, dass ich mich doch gar nicht so akzeptiere wie ich bin.
Ich bin schon der festen Überzeugung, dass ich meinen Körper mittlerweile viel mehr mag als zuvor, wo ich nur daran gedacht habe, wie viele Kilos ich eigentlich zugenommen habe, aber nichtsdestotrotz mag ich mich nicht.
Ich kann mich ganz gut leiden, wenn ich alleine bin, denn da stellt ja keiner Anforderungen an mich.
Aber wenn es dann wieder darum geht, jemandem anderen gegenüberzustehen, dann kommt wieder diese Unsicherheit und die Unzufriedenheit zum Vorschein:
Ich mag meine Art nicht, ich mag dies und das nicht blabla… :|

Ja, es stimmt schon- meinen Körper zu akzeptieren, ist nur ein Krümel vom Kuchen…
Wenn ich das denn überhaupt tue…ich merke nämlich wieder, dass ich halt so fixiert darauf bin zu denken, so wie er jetzt ist, ist er ok, aber wenn du noch einen FA hast, dann ist er wieder hässlich!
Schon wieder das Schwarz-Weiß-Denken. Und viel zu symptomatisches Denken.

Und als ich diesen Satz gelesen habe
Unique hat geschrieben:"er ist kein dummes, hässliches Tier, sondern das was du aus ihm gemacht hast"

Kamen mir echt die Tränen…ich will das meinem Körper doch gar nicht antun! :(

Aber ich hab was Interessantes rausgefunden:
Undzwar habe ich zu Hause ein Buch über Fresssucht und darin ist unter anderem auch eine Tabelle aufgelistet von unterschiedlichen Nahrungsmitteln, wo man dann heraussuchen soll, womit man sich meistens überisst.
Und bei mir ist es momentan Brot mit Käse- wenn das zu Hause ist, kann ich mich gar nicht mehr halten.
Und daneben steht dann ganz grob, was denn dann wahrscheinlich deine Ängste sind. Und bei Brot mir Käse steht da:
„Angst davor Ziele zu erreichen und Angst vor der Zukunft“

Und ich könnte mir echt gut vorstellen, dass das stimmt!
Ich weiß ja momentan überhaupt nicht, was jetzt geschieht- ob ich ne Zusage von der Uni bekomme, ob ich nach Berlin ziehe oder nicht, ob das mit der WG klappt- und natürlich die Angst davor, die ES loszulassen, obwohl ich immer weiter kleine Fortschritte mache.
Das Buch heißt übrigends „Hunger nach Liebe“ von Doreen Virtue.

Und dann hatte ich mal so ne Phase, wo ich immer Schokokugeln mit Crispys innen drin gegessen habe, als ich mit meiner Mutter total zerstritten war- und das hab ich dann gestern auch einfach mal nachgeschaut und da steht:
„Aufgebracht über Probleme in einer wichtigen Beziehung. Beunruhigt durch ein Missverständnis und harsche Worte.“

Sie erklärt das in dem Buch mit der Ausschüttung verschiedener Neurotransmitter und somit auch Hormone, die der Körper bewusst durch die Nahrung regulieren will, um sozusagen den „Körperfrieden“ aufrechtzuerhalten. Total interessant! :mrgreen:
"Ein positiv denkender Mensch weigert sich nicht, das Negative zur Kenntnis zu nehmen.
Er weigert sich lediglich, sich ihm zu unterwerfen."

Re: Das Gefühl, nicht krank genug zu sein

#52
Kein Ding;). Ich sagte ja: Wir weisen uns gegenseitig den Weg :wink:

Ich bin komischerweise sehr zufrieden mit mir wieder. Wundert mich ja schon :roll: :lol: . Klar läuft nicht alles super toll immer, aber irgendwie findet man schon Wege und du natürlich auch:).

Echte Selbstachtung ist schwer zu bekommen und das wissen wir ja beide am besten, oder? 8)

Die Spiegelübung ist gut, um gleich festzustellen, wie weit man gekommen ist: Sieh in den Spiegel, schau dir in die Augen und sage: "Kätzchen(^^), ich bin bereit dich so zu akzeptieren, wie du bist. Du bist in Ordnung, so wie du bist".
Wenn du das übst, wird es immer selbstverständlicher und du wirst auch überzeugt davon sein. Probiers aus ;).

Re: Das Gefühl, nicht krank genug zu sein

#53
So, ich hab das mit dem Spiegel jetzt einfach noch mal ausprobiert und ich muss sagen, dass meine Reaktion eine andere ist als damals:

Du hast mir das ja schon einmal empfohlen (ist schon ne längere Zeit her) und da habe ich ernsthaft angefangen zu heulen, weil ich mich einfach so mies gefühlt habe. Ich hab mich im Spiegel angeschaut und die Worte gesprochen und in dem Moment kam einfach die Trauer wieder auf, dass das bisher noch niemand wirklich zu mir gesagt hat, dass er mich gern hat.

Und dieses Mal habe ich einfach gelächelt- es war irgendwie nicht mehr so etwas Abwegiges.
Ich fühle mich nämlich mittlerweile schon wieder akzeptiert von anderen Leuten und habe bei denen ich auch das Gefühl, dass sie mich mögen.
Davor war ich ja der Überzeugung, dass mich keiner mag.

Naja, jetzt heißt es nur noch: „Schau dir in die Augen, Liebes!“ :mrgreen:
Ja, ich denke, ich muss einfach auch öfter die Erfahrung machen, dass ich gemocht werde, um mich selbst zu mögen. So komisch es klingt, aber ich kann glaube ich nicht einfach sagen, ich mag mich jetzt (und das jeden Tag) – dann kommt glaube ich wieder das Resultat heraus, dass es doch alles nur ein Fake war.
Ich muss einfach im sozialen Bereich mit mir arbeiten und deshalb muss ich daran arbeiten, öfter rauszugehen und mich mit Freunden zu treffen.

Es ist echt schön zu lesen, dass du dich wieder selber mehr akzeptieren kannst und wieder mehr am Leben teilnimmst! Fühlst du dich besser, weil du die Übung vor dem Spiegel machst oder liest du auch wieder in deinen Selbsthilfebüchern? Oder gehst du einfach öfter raus?
"Ein positiv denkender Mensch weigert sich nicht, das Negative zur Kenntnis zu nehmen.
Er weigert sich lediglich, sich ihm zu unterwerfen."

Re: Das Gefühl, nicht krank genug zu sein

#54
Kätzchen hat geschrieben:Ich fühle mich nämlich mittlerweile schon wieder akzeptiert von anderen Leuten und habe bei denen ich auch das Gefühl, dass sie mich mögen.
Ich mag dich! :mrgreen: Und wenn ich nichtso faul wäre und gleichzeitig nicht so iim Lernstress wäre, hättest du schon längst, deine Antwort-pn... :roll: Sorry! :oops:

Re: Das Gefühl, nicht krank genug zu sein

#55
Kätzchen hat geschrieben: Es ist echt schön zu lesen, dass du dich wieder selber mehr akzeptieren kannst und wieder mehr am Leben teilnimmst! Fühlst du dich besser, weil du die Übung vor dem Spiegel machst oder liest du auch wieder in deinen Selbsthilfebüchern? Oder gehst du einfach öfter raus?
Ich: Tja.. ich lese mittlerweile nicht mehr so oft in den Büchern (muss man ja auch nicht). Ich lese aber jeden 2ten Tag bestimmt (wenn auch nicht viel)... es ist ja kein richtiges lesen in dem Sinne... es ist eher eine Auffrischung bzw. Erinnerung an die positiven Gedanken etc.
Ja, ich gehe mehr raus... ich merk einfach, dass es mir immer egaler ist, was andere nun von mir halten.
Deine These "andere müssen mich mögen, damit ich mich selbst mögen kann" ist leider genau das falsche :| Was ist, wenn die anderen dich nicht mehr mögen? Dann fühlst du dich wieder nichts wert und ungeliebt!!! Du/Wir müssen lernen uns UNABHÄNGIG von anderen zu machen!! Es ist schön, wenn mich jemand mag - und selbst wenn er mich irgendwann nicht mehr mögen sollte, ist das nicht tragisch. Ich bin trotzdem ein liebenswerter Mensch und ich brauche nicht seine Anerkennung um "glücklich" zu sein!
Es ist doch schön, wenn die Spiegelübung besser funktioniert bei dir :). Direkt nach dem Abi war mein Selbstvertrauen auch voll im Arsch irgendwie, aber ich bin mittlerweile gut dabei, es wieder aus seiner Ecke hervorzulocken :mrgreen:

Re: Das Gefühl, nicht krank genug zu sein

#56
Hallöle!

@Hörnchen
Oooh, das ist lieb, dass du schreibst, dass du mich magst! Ich mag dich auch :mrgreen:
Und das mit der pn hat ganz viel Zeit- wenn du willst, kannst du sie auch erst in einem Jahr schreiben, das wär auch vollkommen ok! :wink:

@Uni
Hmm…also die Frage ist immer, wie will man sein Selbstwertgefühl aufbauen- auf der einen Seite wäre da die Möglichkeit, allein zu lernen, sich zu mögen (was ich ehrlich gesagt schon schwierig finde und auch nicht weiß, ob es überhaupt möglich ist) oder 2. ich werde geliebt und kann mir daraus eine Plattform bilden mich selbst zu lieben.

Ich merk schon, dass du mir da widersprechen willst, aber ich will dir einfach mal meine Sichtweise erklären:
Ich habe ja auch so gedacht wie du: Ich muss mich selbst lieben und da ist es dann auch egal, was die Leute von mir halten- ich bin glücklich mit mir selbst und dann kann ich auch allein glücklich leben!

Aber wenn wir uns die Entwicklung eines Kindes anschauen, so sind folgende Prozesse notwendig:
1. Dem Kind wird bedingungslose Liebe entgegengebracht
2. Das Kind lernt, anderen zu vertrauen
3. Das Kind kann anfangen, seine Umgebung zu erforschen und zu lernen, weil es eine sichere Basis der Liebe hat
4. Das Kind fängt an, ein starkes Selbstvertrauen zu entwickeln und beginnt, die Dinge selbstständig in die Hand nehmen zu wollen ohne fremde Hilfe

Klar, wir sind keine Kinder mehr und du wirst sicher sagen, dass wir nun selbst in der Lage sind uns selber Liebe entgegenzubringen, um diese oben genannten Schritte zu vollziehen.

Aber wie willst du dir die Liebe geben, wenn du nie gelernt hast, wie das geht?
Auch wenn du die Übungen hast…ich weiß nicht, ob es denn tatsächlich ohne fremde Hilfe geht.
Wir haben doch schon seit Jahrtausenden gelernt, das Verhalten unserer Artgenossen zu kopieren und ich denke, dass es genauso mit dem Lieben ist. Wir müssen das Lieben erst lernen, indem wir es von anderen kopieren.
Wenn wir geliebt werden haben wir eine sichere Basis zu lernen, wie wir uns selbst lieben können und danach brauchen wir die Liebe der anderen auch kaum noch, da wir uns ja selbst lieben.

Ok, das klingt jetzt alles wirr, aber ich bin schon iwie der Meinung, dass wir quasi für sie Genesung die Stadien unserer Kindheit noch einmal durchlaufen müssen- um ein starkes Selbstwertgefühl zu netwickeln.
"Ein positiv denkender Mensch weigert sich nicht, das Negative zur Kenntnis zu nehmen.
Er weigert sich lediglich, sich ihm zu unterwerfen."

Re: Das Gefühl, nicht krank genug zu sein

#57
Hi, ich klinke mich einfach mal ein - hoffe, das ist okay :wink: !?
Kätzchen hat geschrieben:Ok, das klingt jetzt alles wirr, aber ich bin schon iwie der Meinung, dass wir quasi für sie Genesung die Stadien unserer Kindheit noch einmal durchlaufen müssen- um ein starkes Selbstwertgefühl zu netwickeln.
Genau, man muss versuchen, dem inneren Kind das zu geben, was es 'nie' erfahren konnte/durfte (wie auch immer).
Wie Du schon richtig schreibst, erfährt man diese bedingungslose Liebe, dieses Urvertrauen normalerweise als Kind - geschieht das nicht, lebt man ständig mit einer inneren Leere, die man vermutlich gar nicht mal so genau benennen kann.
Ich denke, vielen Menschen, besonders Suchtkranken, ist es gar nicht so bewusst, dass ihnen schlichtweg die Liebe fehlt.

Alice Miller beschreibt das in ihren Büchern sehr gut und verständlich, früher dachte ich immer "deine Eltern haben dich doch geliebt (...)", wie kannst Du nur sowas denken und und und - man will es einfach nicht wahrhaben und idealisiert die Eltern stattdessen, um sich nicht mit der Wahrheit (die durchaus schmerzhaft ist/sein kann) auseinandersetzen.

Falls ich heute Abend dazu kommen, könnte ich eine dieser Textpassagen abtippen oder gucken, ob es sie irgendwo im Internet als pdf-Datei gibt ;)


Liebe Grüße
Liebe Grüße



Sie glauben, Sie verstünden, was Sie denken, was ich gesagt habe, aber ich bin mir nicht sicher, ob Sie begreifen, dass das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meine.

- Richard Nixon

Re: Das Gefühl, nicht krank genug zu sein

#58
Okay. Dann haben wir also (fast) keine Chance auf ein gesundes Selbstvertrauen, weil wir ja nicht geliebt wurden, wie wir waren :?:
Sehe ich anders. Es ist richtig, was du schreibst. Ein Kind, das bedingungslos angenommen wird so wie es ist, wird sich auch selbst annehmen können. Ja, wir sind erwachsen und haben das leider nicht oder auf die falsche Art und Weise mitbekommen von unseren Eltern.
Mit den Büchern zum Beispiel ist es wie mit den Eltern (das klingt komisch, aber ist wirklich so). "Jemand" erzählt mir immer und immer wieder, dass ich liebenswert bin und dann glaube ich das auch irgendwann. Das ist doch der Kern des Ganzen. Und ich habe niemals behauptet, dass ein Mensch glücklich sein kann ohne soziale Kontakte. Denn es ist wirklich so, dass man ein größeres Selbstvertrauen hat, je mehr man das Gefühl und die Bestätigung von anderen hat, dass man so geliebt wird wie man nunmal ist. Es geht aber darum, dass man nicht abhängig von der Liebe anderer ist, sondern, dass man sich bewusst ist, dass man auch ohne der Wertschätzung anderer liebenswert ist. Also wenn ich zum Beispiel ne gute Freundin verliere, dann habe ich verschiedene Möglichkeiten damit umzugehen - ich kann mir einreden, dass ich nichts mehr wert bin und depressiv werden ODER ich kann enttäuscht und traurig sein aber in dem Bewusstsein, dass ich eben trotzdem wertvoll bin und bessere Freunde finden werde.

Naja wir müssen das nicht so ausführlich diskutieren ;). Und mein "Weg" ist auch nicht für jedermann das Richtige. Manche brauchen jemanden, der einem eben gegenüber steht und erstmal "überzeugt", dass das, was man sich immer einredet nicht stimmt. Andere brauchen eben Unterstützung der Familie und Freunde etc.
Mach einfach das, was dir ein gutes Gefühl gibt und wenn du merkst, dass Bücher nix für dich sind, dann ist das doch kein Problem ;). Dann such dir eben viel Unterstützung anderer Leute. Ich tue es auch, aber ich versuche mich da nicht so reinzusteigern, weil ich es nun schon oft genug erlebt hab, dass Menschen so schnell sie da sind, auch schnell wieder weg sein können und dann steh ich eben nur noch mit mir alleine (wenn auch nur für kurze Zeit) da und muss eben mit mir klar kommen.

Du hast jetzt Zeit. Chill mal :mrgreen: Du hast Abiiii :-X)

Re: Das Gefühl, nicht krank genug zu sein

#59
So, ich hatte in letzter Zeit irgendwie wieder einige Hemmungen hier reinzuschreiben, weil essenstechnisch mal wieder alles drunter und drüber läuft.

Aber weil das ja quasi fast schon ein Dauerzustand ist, will ich mal von einigen Sachen berichten, die optimistischer sind. :mrgreen:

Also, ich hab es doch tatsächlich geschafft, einen therapeutisch betreuten WG-Platz in Berlin „reserviert“ zu bekommen! Die Frau ist noch immer total begeistert von mir und die Chemie stimmt zwischen uns beiden einfach- und sie würde dann auch meine zukünftige Therapeutin werden! :D

Das riesige Problem ist aber noch das Jugendamt- ständig telefonier ich hinterher und diese Frau ist (so scheint mir) im Dauerurlaub…entweder sie ist krank oder sie meint, sie wird sich melden und tut es dann nicht oder sie ist in Urlaub. Diese Woche schon wieder.
Und ohne die Finanzierung durch das Jugendamt läuft ja einfach mal nichts bezüglich der WG. :|

Also das war jetzt erstmal so das „Informative“…

Ansonsten hab diese Woche schon etwas sehr Wichtiges eingesehen:

Ich hab nämlich durch die Thera angefangen so zu denken, dass ich mit meiner Denkweise meine ES besiegen kann. So weit so gut, aber das hat sich dann so weit vertieft, dass ich mich bezüglich jedes RFs fertig gemacht habe und intensiv drüber nachgedacht hab, was ich denn mal wieder „falsch“ gemacht habe.

Und das ging dann auch schon so weit, dass ich immer und immer trauriger (depressiv ist so ein krasses Wort) wurde und wieder angefangen habe, an mir selbst zu zweifeln, weil ich das mit der ES nicht gebacken bekam- und dadurch hat sich mein Fressen dann natürlich wieder verschärft und es wurde wieder zu nem Teufelskreis.

Und dann hat mich eine Freundin (ebenfalls ESlerin) darauf angesprochen, dass ich meiner ES viel zu viel Raum in meinem Kopf gebe und somit total viel Angriffsfläche. Viel zu viele Gedanken kreisen um die ES und sei es auch nur in der Absicht, gegen sie anzukämpfen. Damit verbaut man sich quasi die Möglichkeit, ein wenig normaler zu leben.
Denn wenn man clean ist, kreisen die Gedanken ja auch nicht um die ES. Sie muss glaub ich quasi erst einmal ein wenig nebensächlich werden oder so. Wie auch immer man das anstellt. :?

@Hermelin
An der Theorie, dass einem schlichtweg die Liebe fehlt, kann tatsächlich was dran sein- jedenfalls trifft das ja auf viele hier zu. Aber es gibt ja auch den gegenteiligen Fall, dass man quasi so viel Liebe erhalten hat, dass man gar nicht selbstständig werden konnte. Weil die Eltern einem ja jede Last abnehmen wollen- und so hat man nie seine eigenen Grenzen kennengelernt und eine Persönlichkeit entwickelt. Da mangelt es ja nicht an Liebe und dennoch kann diese Erziehung auch zu ner ES führen. Schon kompliziert irgendwie…
Aber bei mir weiß ich auf jeden Fall, dass es tatsächlich ein kleines Kind in mir gibt, dass noch viele Tränen weinen will und in den Arm genommen werden will.
Deshalb kommt in mir auch so häufig dieser Wunsch auf „Ich will doch einfach nur lieb gehabt werden.“
Eigentlich ein Grund und Existenzbedürfnis, was nie ausreichend befriedigt worden ist..
"Ein positiv denkender Mensch weigert sich nicht, das Negative zur Kenntnis zu nehmen.
Er weigert sich lediglich, sich ihm zu unterwerfen."