Anfang?

#1
Hallo zusammen,

ich leide seit über 4 Jahren an Bulimie. Ich möchte endlich meine Essstörung hinter mir lassen.
Aber das habe ich schon so oft versucht und jedes mal hält es gerade mal zwei oder drei Tage und
dann sind die guten Vorsätze wieder vergessen.
Ich habe auch schon mal gesagt, wenn ich jetzt nicht aufhöre, dann mache ich eine stationäre Therapie,
aber als ich das dann wieder nicht durchgehalten habe war das wieder "vergessen".

Ich habe einen Freund dem habe ich letztes Jahr im Sommer von meiner Krankheit erzählt und es tut auch echt
gut, dass ich mit ihm reden kann, allerdings kann der das Ganze natürlich nicht verstehen.

Wie habt ihr den Anfang geschafft aufzuhören? Ich bin nicht untergewichtig und somit wenn ich nach einem FA das
Essen bei mir behalte, dann hab ich totale Angst stark zuzunehmen.
Wie soll ich den Anfang schaffen? Ich weiß nicht mehr weiter. Bitte gebt mir doch Tipps.

Liebe Grüße
Serafina

Re: Anfang?

#2
hallo serafina!

finde ich super, dass du einen ersten schritt wagst und dich in den kampf begeben willst, dazu gehört viel mut und kraft!
hast du schon darüber nachgedacht eine therapie zu machen oder in diese richtung zu gehen? muss ja nicht gleich eine klinik sein (die aber gerade am beginn sehr hilfreich sein kann)!
ich würde raten vielleicht erstmal zu einer beratungsstelle zu gehen, ist vielleicht auch ein vergleichsweise leichterer erster schritt. dort kannst du dich mal informieren und dich zu therapeutischen möglichkeiten beraten lassen (dies war auch mein erster schritt, der mir wirklich weitergeholfen hat). eventuell kann dein freund dich ja dorthin begleiten?
deine angst kann ich gut verstehen, lass dich durch sie nicht zurückschrecken, die ersten schritte sind schwierig -keine frage - im vergleich zu dem was du gewinnen kannst jedoch auf jeden fall die kraft wert!

nur mut!

lg f.

Re: Anfang?

#3
Hallo Firefly,

dankeschön für deine lieben Worte.
Ich war schon in einer Therapie, allerdings hat mir diese überhaupt nichts gebracht
und ich habe es gehasst mit der Therapeutin darüber zu reden. Ich ging jede Woche
ein mal hin. Ein mal habe ich die Therapie abgebrochen, weil ich überhaupt keine Lust
mehr hatte und dann bin ich eines Tages wieder zu ihr gegangen, als es mir richtig schlecht
ging. Dann ging ich wieder ein paar Monate und dann hatte ich wieder keine Lust mehr.
Allerdings habe ich es damals geschafft und über 3Wochen durchgehalten und hab der dann
auch erzählt, dass es mir total gut geht und somit war es der Therapeutin auch recht, dass
ich die Therapie erneut abgebrochen haben. Zu dem Zeitpunkt habe ich ihr aber allerdings auch
erzählt ich wäre "geheilt". Aber dann ging es wieder voll los. Und jetzt möchte ich endlich wieder ein
normales Leben führen ohne irgendwie Angst zu haben, dass ich zu viel esse oder zu Fett oder was auch
immer. Kannst du das verstehen? Wie geht es dir eigentlich? Bei dir hört es sich so an, als wärst du schon
auf dem Weg der Besserung. Du hast eine Therapie gemacht bzw. machst eine? Wie geht es dir dabei?
Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück.

Liebe Grüße
Serafina

Re: Anfang?

#4
hallo serafina!

hm, ich denke, dass du zum damaligen zeitpunkt der therapie viellicht einfach noch nicht "bereit" warst, wenn auch ein wille da war. mag sein, dass du die bulimie noch zu sehr gebraucht hast, ohne das selbst zu sehen. das sollte dich nicht entmutigen und davon abhalten jetzt wieder einen schritt zu wagen! ich habe aus denselben gründen zwei ambulante und eine stationäre therapie abgebrochen. ich wollte da zwar raus, es funktionierte aber nur bis zu einem gewissen punkt, weil ich eben nur dachte so weit zu sein und die bulimie dadurch ziemlich unterschätzte.
du scheinst jetzt an einem punkt zu sein, an dem ein zweiter wichtiger schritt ansteht, und ich kann deine verzweiflung und angst gut nachvollziehen. hast du darüber nachgedacht, was du jetzt weiter machen willst? hast du leute in deinem umfeld,diedich unterstützen? du bist in einer sehr guten ausgangsposition: du willst so nicht weitermachen und hast den willen etwas zu ändern,und scheinst (leider) "verzweifelt genug" zu sein. jetzt musst du dir über den nächsten schritt gedanken machen und ihn wagen! wie gesagt, eine beratungsstelle wäre sicherlich ein guter beginn. du kannst dir sowohl verschiedene infos zu therapeutischen möglichkeiten holen, als auch dir therapeuten empfehlen lassen. nur mut!
Serafina hat geschrieben:Und jetzt möchte ich endlich wieder ein
normales Leben führen ohne irgendwie Angst zu haben, dass ich zu viel esse oder zu Fett oder was auch
immer. Kannst du das verstehen?
ja,das verstehe ich nur zu gut. ich denke mir das auch oft und verzweifel ab und zu daran.. du weißt, was zu tun ist um zumindest mal diese richtung einzuschlagen! wie der weg dahin weitergeht hängt von vielen dingen ab, am allerwichtigsten ist jedoch, dass du das ziel nicht aus den augen verlierst. dazu gehört viel mut, kraft und arbeit.
Serafina hat geschrieben:Wie geht es dir eigentlich? Bei dir hört es sich so an, als wärst du schon
auf dem Weg der Besserung. Du hast eine Therapie gemacht bzw. machst eine? Wie geht es dir dabei?
naja, ja, ich würde schon sagen dass ich auf dem weg der besserung bin, auf jeden fall. ich schleppedie bulimie schon 12 jahre mit mir rum und bin jetzt an einem punkt, wo ich mir denke, dass es vielleicht doch einen weg raus geben kann. aber, es ist ein wellental und harte arbeit. die bulimie hat mich längst nicht mehr so stark im griff wie vor einem jahr noch, es gibt längere phasen, wo sie überhaupt keine rolle spielt - dann wieder schlägt sie mit aller vehemenz zurück und es beginnt von vorne. zwischendurch hatte ich auch schon meinen kampfgeist aufgegeben, im moment ist der aber sehr stark und konstant in mir.
therapien, ja, wie gesagt, ich habe drei abgebrochen, denke/ oder weiß im nachhinein, dass ich nicht so weit war die bulimie zu "verabschieden". jetzt bin ich seit einem jahr wieder in therapie. sie hilft mir in einigen aspekten ganz gut weiter, in bezug auf mein essevrhalten etc.. gehts eher schleppend voran. mag daran liegen, dass es nach 12 jahren einfach sauschwierig ist eingebrannte verhaltensweisen zu ändern, so sehr der wille da ist. aber, es geht voran, und ich bin überzeugt davon dass ich auf dem richtigen weg bin. langsam, aber sicher!!

wie lange hast du denn schon die essstörung? hast du eine ahnung davon warum du sie brauchst, bzw. wo sie herkommen kann?
du bist am richtigen weg serafina, mach weiter so und trau dich einen fuß vor den anderen zu setzen!
viel kraft wünsch ich dir!

alles liebe, f.

Re: Anfang?

#5
Hallo Firefly,

ich leide seit über 4 Jahren an der Essstörung, angefangen hat das ganze mit einer Diät, doch
dann habe ich die Kontrolle darüber verloren. Wieso ich nun die Bulimie brauche weiß ich nicht so genau, das habe ich auch während der Zeit, in der ich in Therapie war, nicht herausgefunden. Ich habe in letzter Zeit viel darüber nachgedacht und glaube inzwischen, dass ich es manchmal brauche um einfach alles um mich herum zu vergessen und mich nicht mit den Ängsten und Problemen auseinanderzusetzen. Ich bin jetzt vor einigen Tagen mit der Ausbildung fertig geworden und habe diese auch zum Glück gut abgeschlossen. Während dieser Zeit hatte ich keine Kraft dagegen anzukämpfen, da ich mir das als "Ablenkung" noch offen halten wollte. Doch das ist eigentlich totaler Quatsch wenn ich jetzt so darüber nachdenke. Ich hoffe nur, dass der Wille dieses Mal bleibt und ich stark genug bin. Denn sich nach einem Rückfall wieder aufzuraffen ist ziemlich schwer.
Ich habe allerdings einen wunderbaren Freund der mich bei diesem schweren Weg unterstützt und darüber bin ich total glücklich. Meine Eltern verstehen meine Krankheit nicht so richtig, meine Mutter meint immer das ich das mit Absicht mache so kommt es mir zumindest vor. Das macht die Sache nicht wirklich einfacher. Es tut mir immer richtig weh, wenn ich merke wie traurig ich meine Eltern und meinen Freund mache, nur weil ich diese Sucht habe. Aber deswegen will ich ja jetzt dagegen kämpfen um sie nicht mehr enttäuschen zu müssen.

Liebe Grüße
Serafina