#19
von mary mary
Hi Kätzchen,
kann mich Lilly nur anschließen, Mütter.....
Ich bin seit zehn Jahren krank, habe dadurch eine Gehbehinderung, brauche einen Rollator. Hatte diverse, monatelange Krankenhausaufenthalte, heftigste Schmerz- und Sturzattacken, drei Operationen, zig verschiedene Physio- und Infusionstherapien, muß jetzt noch heftige Medikamente schlucken, habe "90% Schwerbehinderung, schwere Gehbehinderung und ständige Begleitperson erforderlich" in meinem Ausweis eingetragen, usw. .
All das weiß meine Mutter. Und vor kurzem haben wir telefoniert, und sie beklagte sich, daß sie ihre Hausarbeit nicht mehr schafft. Ich sagte "Ja, damit habe ich auch Probleme". Sie sagt: "Aber Du bist doch noch so jung!". Ich sagte "Ja, aber ich bin ja krank". Da sagt sie "Ja, wieso, was hast Du denn?".
Da fällt mir dann nix mehr ein. Ích hab das meinem Freund erzählt, der sagte auch nur noch, warum weiter darüber verwundert sein. Sie hat keinen Demenz oder irgendwelche Altersprobleme. Wenn es um Ihre Angelegenheiten geht, ist sie voll auf Zack.
In dem schlimmsten Jahr, 2003, war ich 5 1/2 Monate im Krankenhaus und hatte danach noch 3 Monate ambulante Pflege zu Hause, jeden Tag. Ich konnte kaum aus der Wohnung. Man hat mir damals gesagt, daß ich ins Pflegeheim müßte, wenn es nicht besser werden würde. Ich war noch für zwei Jahre im betreuten Einzelwohnen für psychisch kranke Menschen beim ASB. Das war die schwierigste und die schlimmste Zeit, in meinem ganzen bisherigen Leben, ich war total unten. In dem ganzen Jahr, also 2003, hat meine Mutter mich ein einziges Mal angerufen, für etwa 10 Minuten. Meine älteste Schwester hat gar nicht, und meine mittlere Schwester auch ein einziges Mal angerufen, für 5 Minuten. Mein Vater ist 2001 gestorben.
Nur mein Freund hat mir beigestanden.
Ich war auch traurig, enttäuscht, fertig usw. . Aber, was solls. Ich habe eine Flatrate, rufe meine Mutter einmal in der Woche an, dann lasse ich sie reden, und halte den Hörer gerade so weit weg, daß ich höre, ob sie noch spricht. Und stelle mein Gehirn auf Durchzug. Ich denke nicht, daß sie sich nochmal ändert. Inzwischen ist es mir auch egal. Es ist die einzige Mutter, die ich habe, und eine bessere werde ich nicht mehr bekommen, in diesem Leben.
Man soll ja nicht undankbar sein..... .
Kätzchen Du bist noch jünger, und Deine Mutter ebenfalls, aber Loslösung ist auch in Deinem Fall sicher die einzige Methode, um diesen Kummer zu überwinden. Wenn Du studierst, und nicht mehr zu Hause wohnst, wird es bestimmt leichter fallen, davon Abstand zu gewinnen. Und irgendwann lachst Du darüber, wie gestört Deine Mutter war, zu Dir.
Das Leben ist hart, und es verpasst uns die eine oder andere Schramme. Jedem von uns. Wollen wir uns lieber an all die guten Momente erinnern, die wir haben, an das was uns glücklich macht, an all das positive, das auch immer da ist.
Meine Mutter war vier, als der Krieg ausbrach.... . Mein Vater fünf..... . Im Grunde genommen sind wir eine endlose Kette von Opfern, von Opfern, von Opfern.......
Manchmal ist beten die einzige Antwort. Für mich.
Ich wünsche Dir viel Erfolg beim weiteren Voranschreiten,
und ich drück Dir die Daumen, für gute Abi-Noten,
Liebe Grüße,
Mary Mary
Zuletzt geändert von
mary mary am Sa Feb 13, 2010 2:41, insgesamt 5-mal geändert.
Aus Begierde bist Du an die Welt gefesselt,
mittels derselben Begierde wirst Du von ihr befreit.
(Aus dem Hevajra-Tantra)