Ich versuche es mal zu erklären, mal schauen wie erfolgreich ich sein werde.
Also ich habe bei mir festgestellt, dass ich immer dann in einem FA gelandet bin, wenn Gefühle in mir hochkamen, die negativ waren. Die "verboten" waren, weil böse und schlecht.
Angefangen von Selbsthass über Verzweiflung über Hoffnungslosigkeit bis hin zu Neid und Eifersucht und Wut.
Teilweise war alles schon so automatisiert, dass ich noch nicht mal den Anflug solcher Gefühle wahrnahm, weil mein Unterbewusstsein gleich auf FA schaltete.
Es brauchte einige Zeit an Thera, bis ich zumindest nach einem FA das bemerkte. Und bald konnte ich es auch mittendrin schon bemerken und mich teilweise stoppen und jetzt merke ich es sogar oft vor einem FA und kann ihn somit vermeiden.
Wenn ich dann zum Klo rannte, ging es darum, diese angestauten, negativen Gefühle alle rauszu ko*, weil der Druck zu groß geworden war.
So war mein erster Schritt raus aus diesem Teufelkreis:
Nicht zum Klo rennen! Ich zwang mich also, mich diesem Druck zu stellen und ihn auszuhalten.
Und somit all diese Gefühle auszuhalten.
Ziel dieser Sache war und ist:
Mir alle Gefühle zuzustehen, egal wie positiv oder negativ sie sind.
Sie als einen Teil von mir zu akzeptieren, mich aber nicht dadurch abzuwerten.
Das ist ein harter Weg. Denn oft sind diese Gefühle mit Schmerz verbunden und das wollen wir nicht erleben.
Oft hängen sie auch mit Traumata zusammen und wir
können uns ihnen einfach noch nicht stellen. Deshalb ist eine Thera extrem wichtig.
Auch gilt es:
Nachsichtig mit sich selbst zu sein!
Das heißt, wenn ich merkte, dass ich mich einem "Thema" mit verbundenen Gefühlen noch nicht stellen konnte, so sagte ich mir: "Das ist ok, ich brauche noch Zeit. Mein Körper wird mir signalisieren, wenn ich es verarbeiten kann und dann kann ich mich damit auseinandersetzen."
Ich hatte so extrem große Ansprüche an mich, viele die von außen kamen (oder zumindest dachte ich das!), aber die meisten stellte ich mir selbst, immer noch.
Ich bin so streng und gnadenlos mit mir gewesen, dass ich einfach nur scheitern
musste.
Als ich aber lernte, mir mit mehr Milde zu begegnen und mich mit allen Schwächen anzunehmen, seit dem habe ich eine Chance aus der ES.
Ich lernte, kleine Schritte zu gehen und nicht gleich wieder alles auf einmal zu wollen.
"Der Krankheit weniger Wichtigkeit zu geben..."
Ja, das hängt auch mit oben genanntem zusammen.
Und dann war ein wichtiger Schritt, dass ich mir zugestand, dass es wirklich eine Krankheit ist und kein Versagen von mir.
Dass ich kein schlechter Mensch war, sondern einfach nur krank.
Und, dass man diese Krankheit behandeln und sogar heilen kann!
Ich habe dann nicht nach einem FA und Ko* gesagt: Ich kann nichts dafür, ich bin krank. OH NEIN! So geht das nicht.
Aber, ich habe, wenn es wieder geschah, zu mir gesagt: "Ok, das war jetzt nicht förderlich zur Heilung, aber es ist ok, dass es passiert ist."
Und bei jedem Mal sagte ich diesem Drang den Kampf an. Immer wieder mehr oder weniger erfolgreich.
Aber, ich gab nicht auf.
Die wichtigste Zeit war zwischen den FAs.
In dieser Zeit begann ich, meinen Fokus auf andere Dinge zu lenken.
Ich begann zu überlegen, was ich gerne machen wollen würde, wenn ich gesund wäre und habe da angefangen.
Aber ganz langsam, Schrittchen für Schrittchen.
Und wenn ich wieder mal scheiterte, dann verurteilte ich mich nicht gleich.
Es bedeutet auch, sehr viel Geduld mit sich selbst zu haben!
Naja, und dadurch, dass ich mich wieder anderen Dingen im Leben zu wandte, so nahm ich der Krankheit auch die Macht.
Sie blockierte mich nicht mehr, schränkte mich nicht mehr so extrem ein, wie sonst.
Und so schaffe ich es immer besser, mich von ihr zu lösen.
Ich bin noch lange nicht geheilt. Habe noch jetzt eine Problematik mit dem Essen.
Aber das ist ok. Denn was für Jahre im Gehirn eingebrannt war, lässt sich nicht von heute auf morgen umschreiben.
Es braucht Zeit.
Es mag vielleicht abgedroschen klingen, aber ich empfinde meinen Schritt zur Heilung durch Selbstverzeihung, Selbstakzeptanz und Selbstgeduld.
Zum Abschluss möchte ich noch sagen, dass ein weiterer wichtiger Schritt für mich war: Aufzuhören, mich mit anderen zu vergleichen.
Mir immer wieder zu sagen: Das ist mein Leben! Und ich vergleiche mich nur mit mir selbst!
Was für andere gilt, gilt nicht für mich.
Und so lernte ich, mich nur auf mich zu konzentrieren. Das bedeutete: Wenn andere in meinem Alter schlank und hübsch waren, fleißig studierten und nebenbei 20 Std. die Woche arbeiteten oder schon seit Jahren eine Ausbildung fertig hatten und nun im Arbeitsleben stehend sich eine tolle Wohnung und ein Auto leisten konnten - und ich stand da: Dick und ohne Ausbildung, weil ich es bisher nicht geschafft hatte - dann hatte das NICHTS zu bedeuten!
Also, und so begann ich, mich selbst wertzuschätzen.
Denn ich blickte auf mich und was ich in meinem Leben erreichen wollte.
Und das war: Gesund werden! Und ich wollte arbeiten und auch eine Ausbildung machen.
Ich orientierte mich daran, was ich leisten konnte.
Das war ein Minijob (2x4 Std. die Woche) für 1 Jahr. Und jetzt eine 1-jährige schulische Ausbildung, die nur 4 Std. am Tag dauert.
Und ich schaffe es gut! Und bin stolz auf mich!
Mir ist es jetzt egal, ob
andere Vollzeit arbeiten können. Denn wichtig bin nur ICH! Und dass ich meine Arbeit gut schaffen kann, auch wenn es nur einige Stunden am Tag sind. Denn vor 2 Jahren wäre dies noch undenkbar gewesen.
Mir ist es egal, wenn andere (schneller) abnehmen als ich. Denn wichtig ist nur: Dass ich aus der ES rauskomme! Und wenn das bedeutet, dass ich mein Gewicht halte, oder gar wieder zunehme! Und das war auch vor einiger Zeit noch nicht greifbar.
Ich habe also schon viele Erfolge nachzuweisen! Erfolge, die nur für mich wichtig sind.
Die in Augen anderer evtl. unbedeutet oder nichtssagend sind. Aber das ist nicht wichtig. Denn wichtig bin nur ich!
Ok, jetzt ist es wieder so lang geworden...

Ich hoffe, du konntest dich durchlesen und es konnte dir etwas helfen.