Ein versuch bulimie zu verstehen...

#1
Wir befinden uns im kreis!!! In einen endlosen kreis...ein versuch zur beschreibung:

Die ganze nahrung,das ganze essen das wir zu uns nehmen sind ungesprochene wörter und gefühle..
Essen ist ein sozialer und zwischenmenschlicher Verkehr, aber auch ein Appell, der sowohl gehört, als auch verloren werden kann. Mit den Speisen werden die Wörter verdaut. Was die Wörter nicht sagen können, wird von der Nahrung artikuliert. Wenn das Schreiben sich als Bulimie, ein "Sich-Auskotzen", eine abwesende oder durch die Nahrung erstickte Sprache manifestiert, behält es nur mehr den Wert eines verzweifelten Liebesbriefes.
Nach Joan Jacob Brumberg ist Nahrung eine Symbolsprache und ist Hunger die Stimme "junger Frauen, die nach einem Idiom suchen", indem sie durch Essensverweigerung etwas über sich selbst aussagen können. Was von der Anorektikerin im Grunde abgelehnt wird, ist der Mangelzustand. Sie sagt: "Mir fehlt nichts, also esse ich nichts." Die Bulimikerin hingegen lehnt die Fülle, die Überfüllung ab. Sie sagt: "Mir fehlt alles, also esse ich alles bzw. irgendwas." Nach dem Philosophen Jean Baudrillard beschwört die Anorektikerin den Mangel durch die Leere; die Bulimikerin beschwört dagegen die Fülle durch das Übermaß. Beides sind für ihn homöopathische Endlösungen, Vernichtungslösungen. Unsere westliche Kultur wird auf eine erschreckende Weise von anorektischen und bulimischen Frauen parodiert: eine Kultur des Ekels, der Austreibung, der Anthropoämie, des Wegwerfens.
Die existentielle Frage nach der Weiblichkeit, nach dem "In-der-Welt-Sein" in einem weiblichen Körper stellt also eine der grundsätzlichen Dimensionen der Anorexie und der Bulimie dar:"Was ist es überhaupt, eine Frau zu sein?"

Die heimlichen Nahrungsorgien selbst weisen auf die eigenartige Behandlung hin, die dem Körper der Bulimikerin vorbehalten bleibt: er wird versteckt, verleugnet, beiseitegeschafft, "gefangen" gehalten. Viele bulimische Frauen erleben sich als "Moglerinnen", und das Schamgefühl, das sie bei ihrem Versteck-Spiel empfinden, breitet sich wie ein Schatten über ihren menschlichen Beziehungen aus. Ihre Energie wird dafür verwendet, die makellose Fassade aufrechtzuerhalten. In ihrem tiefsten Inneren sind sie aber davon überzeugt, ein NICHTS zu sein, was zwangsläufig zu ständigem Überkompensieren führt (meist wird die Kleidung den Ekel vor dem Körper maskieren und überkompensieren). Hierauf fußt eine der Komponenten des Perfektionismus, der bei vielen bulimischen Frauen auffallend ist. Oft wird ein ermutigender Lebensrahmen durch die tägliche Ausübung eines Berufs (den viele erfolgreich ausüben) geschaffen; das "Berufs-Ich" wird zu einer Art völlig angepaßten "Hilfs-Ich"; wehe den Tages- und Wochenenden, wenn das beruhigende Schnurren des Hilfs-Ichs aufhört: die Ängste, die Abwesenheit der Wünsche, das Gefühl von Leere, Betrügerei und existentieller Sinnlosigkeit kommen gewaltsam zurück, und die wiederholten Eßanfälle müssen dann all diese Grübeleien ersticken.
Anstatt ihr Leiden auszusprechen, schweigen sie und fressen ihre Enttäuschung und Wut in sich hinein.

"Sofortige Befriedigung läßt keine Erinnerung zurück. Die gute Mutter wird nicht als solche erlebt, wenn sie alle Forderungen des Kindes sofort erfüllt", "sondern nur dann, wenn sie dies nach einer Verzögerung, einem Aufschub, tut." Zu wirklicher Befriedigung ist eine gewisse Spannung notwendig. Bulimische Frauen behandeln feste Nahrung, als ob sie flüssig wäre, und diese wird daher in großen Schlucken einverleibt. Sie haben kein Interesse an der Zerstörung fester Nahrung entwickelt. Sie haben weder die Fähigkeit entwikelt zu kauen, noch die, etwas durchzuarbeiten oder Aufschub zu ertragen und schaffen sich die notwendige Spannung auf künstliche Weise durch das Objekt-Nahrung, manchmal auch durch Alkohol oder Drogen oder Diebstahl.
Bulimikerinnen versuchen durch Aufnahme übermäßiger Nahrung zum guten Objekt zu kommen, doch kaum daß sie es verschluckt haben, wird es zum bösen, weil sie von der Nahrung am Ende doch nicht vollkommen gesättigt werden können.
Berühren, Kontakt und Essen sind ein Austausch, der über die Haut und über den Mund stattfindet. Wenn diese beiden Bereiche gestört sind, wurde vermutlich in der Phase, in der diese beiden Sinnesmodalitäten im Vordergrund standen, die Entwicklung in irgendeiner Form gestört. Dies drückt sich eindeutig in der Sexualität aus:
"Verlangen - Vergnügen - im Mund und auf der Zunge, während er sich weiter unten erfüllt. Das ist vollendeter Sex."
"Eine Art existentieller Heißhunger auf jeden Happen Leben" , auf jede kleinste sinnliche Wahrnehmung. Sex, endloses Verlangen.
Diese auszufüllende körperliche Leere entspricht in Wirklichkeit einem "Loch" im psychischen Apparat; die ursprüngliche Angst, die den Alkoholiker zum Trinken, die Bulimikerin zum "Fressen", die Anorektikerin zum Hungern treibt, ist nicht darstellbar. Sie ist nicht mit Bildern oder Wörtern verbunden; sie ist gedanklich nicht faßbar: es handelt sich um eine Angst im "Rohzustand", eingegraben im Fleisch. Hier wird Hilfe gesucht in der Materialität, wird auf der Sicherheit beharrt, die der Körper gegenüber den unantastbaren Bedeutungsverschiebungen der Sprache und der Unwirklichkeit der ausgedrückten Gefühle bietet. Wörter rufen Angst hervor. Daher schützt Schweigen gegen das Umherirren.

Anhand dieser beschreibung,deffinition und erklärungen teils selbst,teils ausarbeitet versuche ich zu verstehen was die bulimie asgelöst hat,wieso ich immernoch daran festhalte und ob es eine möglich "heilung" gibt.

Ihr seht selbst das ich von meinen stimmungsschwankungen jeden tag geplagt werde....deshalb versuche ich euch nicht in meinen, totalen absturz oder einer totalen euphorie ein zu beziehen!

Bitte verzeiht mir...aber das einzige was mir übrig geblieben ist meine qualen zu ertragen.zu verstehen oder auszuleben ist das schreiben hier....

Re: Ein versuch bulimie zu verstehen...

#2
Hallo liebe Philosophie,

natürlich kannst du so viel schreiben, wie du willst, besonders wenn es dir hilft. Ich habe noch nicht soo viel von Dir gelesen, da ich auch eher selten im Forum bin, allerdings ist da etwas, was ich loswerden möchte - wenn es auf dich nicht zutrifft, dann entschuldige mich und vergiss es einfach wieder, aber deine detailreiche analyse hat mich so ein bisschen an mich selbst in meinen schlechtesten phasen erinnert. Darum: auch und grade die extreme Beschäftigung mit der eigenen Krankheit kann einen noch tiefer sacken lassen, weil deine ganzen anderen facetten, die nicht mit bulimie zu tun haben, so untergraben werden. zumindest habe ich das bei mir beobachtet, entschuldige, wenn es nicht auf dich zutrifft. Der Teil in dir, der an der Bulimie hängt, ist doch aber nur ein kleiner teil deiner persönlichkeit (auch wenn sich das oft nicht so anfühlt!). du bist doch noch mehr als bulimie. aber wenn du dich nur auf die krankheit fixierst, dann haben alle deine anderen facetten keinen PLatz mehr und du identifizierst dich mehr und mehr mit der Bulimie und dadurch - das ist meine erfahrung - lässt man sich nur noch tiefer in den kreislauf reinrutschen.
Ursachenforschung ist gut und sinnvoll, aber zu viel grübeln bewirkt manchmal das gegenteil... nur so als idee...

alles liebe Chrissi :?
Zuletzt geändert von Chrissi84 am So Nov 22, 2009 18:39, insgesamt 1-mal geändert.
how soon is now?

Re: Ein versuch bulimie zu verstehen...

#3
liebe crissi danke für deine lieben worte...

ja du hast recht ich befinde mich glaub ich auch grad in der schlimmsten phase..in der extremsten besser gesagt...ich weiss nicht was real oder unreal ist,richtig darüber nachzu denken oder nicht, es ist alles drunter und drüber....es ist wahrlich eine herausorderung das ganze!!!! :shock:
Hast du es denn einigermaßen im griff??? oder kämpfst du immer noch dagegen??
Woher ziehst du deine kraft??? und vielleicht hast du die gründe ja schon erforscht....

Sorry falls irgeneine frage zu persöhnlich ist dann ignorieren bitte :oops:

Lg

Re: Ein versuch bulimie zu verstehen...

#4
hey :)

ich habe es generell etwas besser im griff als noch vor einiger zeit. Was nicht heißt, ich hätte es gut im Griff...leider! Es geht mal schlechter und mal weniger gut. Aber immerhin lasse ich mich nicht ganz in den Kreislauf hineinsinken, sondern krabbele ab und an auch mal wieder hervor.
Gründe erforschen ist für mich ein niemals endender Prozess - immer, wenn ich denke, sie nun alle zu kennen, entdecke ich wieder seiten, die ich zuvor nicht sehen konnte bzw wollte... Bloß heißt Ursachen kennen ja noch nicht im Alltag besser klarkommen :/ Mein momentaner Leitsatz ist: sowohl der Krankheit Platz einräumen und sie akzeptieren, damit sie sich nicht gewaltsam gehör verschaffen muss, und gleichzeitig aufpassen, dass ich auch neben ihr noch platz für andere dinge und andere seiten an mir habe. Nicht einfach! So nach dem Motto: Irgendwann will ich auch ohne Bulimie leben können, aber das ist ein langer weg und bis dahin darf ich auch mit Bulimie glücklich sein. Ja, also das ist die Theorie, ich glaube so vernünftig war ich noch nie. Allerdings klappt es in der Praxis noch eher weniger gut... ;)

Ich kämpfe jeden tag, manchmal habe keine Kraft, manchmal ein bisschen mehr..... es variiert von Tag zu Tag. Ich hatte auch Phasen wo ich lange lange lange gar keine Kraft hatte. Aber irgendwann kam immer wieder ein Punkt, wo es wieder ein tickchen besser ging. Hört sich jetzt nicht grad optimistisch an, aber ich versuche irgendwie anzunehmen, dass auch dieses kleine bisschen in der gegebenen situation manchmal schon etwas positives sein kann.

Wie ist das bei dir? versuchst du noch zu kämpfen oder bist du im dauer tief? seit wann läuft es bei dir so extrem schlecht?

Lieber Gruß:)
how soon is now?

Re: Ein versuch bulimie zu verstehen...

#5
Ich finde es bewundernswert wie du deine kraft schöpfst und die in positive gedanken umformst!!!!
Du bist sehr optimistisch und ich wünsche mir für mich und für all die anderen deine gedanken als beispiel zu nehmen!!!! denn es ist bei mir wirklich soweit das ich mir denke, entweder du unternimmst was( positiv damit umzugehen,eine therapie anfangen,neue wege und ziele finden) oder diese depression und melancholie wird mich innerlich wie säurezerfressen....es wird ein kampf ich weiss....

zur zeit ist es auch so bei mir mal weniger,mal excessiv,mal gar nicht....und das schlimme ist ja das ich grad sehr heftige grippe mit allem drum dran(halsschmerzen,fieber,kopfweh,gelnkschmerzen...) hab hahahhahahha und in 2 tagen klausuren sind....ABER ich versuchs mal positiv zu sehen :P Ich stopf mir das taschentuch in die nase rein..und geh gefälligst meine klausuren schreiben...und falls es nicht gut läuft und ich einen anfall kriege stopfe ich ja vielleicht das essen rein....ODER wegen den halsschmerzen nicht....hehehheheh naaaaa????

Das ist doch mal ein anfang????

Danke für deine kraft und deinen lieben worte crissi....
wünsche dir durchhaltevermögen....und optimismus....



Bussal....