Hallo, ich stelle mich vor...

#1
Hi!

Zur Abwechslung stellt sich hier auch mal ein Mann vor. Ich bin 23. Meine Geschichte ist folgende: Ich war immer ein dickes Kind. Ich war früher immer ein Aussenseiter und habe alles in mich hineingefressen. Irgendwann, so in pupertären Zeiten, da habe ichs nicht mehr ausgehalten so dick zu sein. Dann folgte die altbekannte Geschichte. Zuerst habe ich mich zum Kotzen gezwungen, dann ging es automatisch. Plötzlich war ich rank und schlank und erntete von allen seiten Komplimente. Bald habe ich dann freilich gemerkt, dass mir das nicht gut tut, dass ich schwach und kaputt werde davon. Ich wusste also, dass ich damit aufhören muss und mein Weg dazu war auch kein kluger: Ich habe zum Ritzen angefangen. Das jedoch, habe ich nicht allzu lange getrieben. Irgendwann bekam ich dann alles wieder hin. Habe mich gesund ernährt, bin trainieren gegangen und habe es so hinbekommen mit der Figur. Eine ganze Weile, ich weiß gar nicht wie lange, bin ich recht gut zurecht gekommen und die Sache war kein Thema. Dann irgendwann kam jedoch der Alkohol ins Spiel. Zuers nur beim weggehen, und dann gezielt um mich einfach alleine daheim zu betäuben, um die innere Leere nicht zu spüren. Wenn ich mit dem Trinken aufhöre, dann kann es sein, dass ich Rückfälle mit der Bulimie bekomme. So wie heute. Es dreht sich bei mir im Kreise, die Dinge wechseln sich ab. Wenn man betrunken ist, hat man freilich auch keine Disziplin beim essen mehr. Wenn ich dann wieder soweit zugenommen habe, dass ichs nicht mehr aushalte, kommt die Bulimie wieder. Ich wechsel hin und her zwischen diesen Süchten. Wenn ich Angst habe, dass ich zu sehr in etwas reinkippe, wechsel ich zum anderen. Aber alle diese Dinge, sind Ausdruck des gleichen Problems. Ich habe oft diese Leere in mir, ich fühle nichts, kann auch keine Freude finden an Gesellschaft oder dergleichen. Ich möchte dann nicht weggehen, ich möchte dann auch nicht Frauen kennenlernen, sondern einfach nur alleine sein. Gleichzeitig sehne ich mich dann aber nach irgend einer Erfüllung, nach Nähe. Ich bin in diversten Bereichen, die ich jetzt nicht näher ausführen will, sehr, sehr erfolgreich. Im Grunde kann ich über nichts klagen. Aber ich lebe von einem Erfolg zum anderen. Wenn wieder ein Projekt total erfolgreich war, dann bin ich vielleicht einen Tag auf einem Höhenflug. Aber danach sacke ich wieder ab und der alte Prozess geht los. Oft geht es auch lange Zeit gut, dann flüchte ich mich in die Arbeit, bemühe mich von früh bis spät nur zu arbeiten und noch erfolgreicher zu sein. Dann jedoch, am Abend, wenn ich einfach zu müde bin um noch etwas zu arbeiten, jedoch noch ein paar stunden haben bis zur Schlafenszeit, dann geht es wieder los, dann mache ich mir für die 3 Stunden eine Flasche auf. Und heute, gestern noch von vielen mit Lob eingedeckt und gefeiert, fühle ich mich schon wieder so leer. Ich habe ein wenig herumtelefoniert um zu sehen ob einer meiner Freunde Zeit hat. Bis auf einen konnte ich keinen erreichen, der jedoch wollte zu einer privaten Party gehen. Er hat mir angeboten mitzugehen, jedoch wollte ich einfach nicht unter Menschen sein. Ich bin danach gleich in den Supermarkt und habe wahllos irgendwelche Lebensmittel gekauft, den Rest kann man sich denken.

So das war meine Geschichte. Ich habe jetzt also mal endlich realisiert, dass ich mir irgendwie helfen lassen sollte. Bis jetzt habe ich immer gedacht, ich habs schon im Griff und das gehört halt zu meinem freien Lebensstil dazu, mich ein wenig gehen zu lassen. Aber es wird im Grunde nicht besser. Es ist doch immer irgendwie ein Kampf. Ich habe mal auf Amazon geschaut, was es da so alles für Bücher zum Thema gibt. Tonnenweise Bücher gibt es, aber ich weiß nicht so recht welches zu mir passt. Vielleicht kan mir ja jemand etwas empfehlen?

Danke fürs Lesen ^^
Zuletzt geändert von Nocturn am So Nov 01, 2009 17:12, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Hallo, ich stelle mich vor...

#2
@myfriend:
Da ich das ja eigentlich mein ganzes Leben lang hatte, habe ich mittlerweile das Gefühl bekommen, dass das eh normal ist. So ziemlich jeder, der auch nur Ansatzweise davon erfährt ist immer gleich höchstgradig schockiert. Darum erzähle ich das auch nur ungern meinen Freunden, möchte sie ja nicht damit belasten. Jedenfalls habe ich doch noch irgendwie den Eindruck, dass es eben bloß ein Problemchen ist und nicht mein ganzes Leben überschattet. Und ja, wenn ich eine düstere Phase habe, dann ist es mir im ersten Moment sehr egal was die Folgen meines Handelns sein werden und ich greife zu allem was verfügbar ist, Hauptsache dieses Gefühl geht weg.

@Bärta:
Nun ja, meine Erfahrung mit Psychologen ist keine Gute. In Kindertagen hat man mich 3 mal zu einem Geschickt und 2 von denen waren komplette Idioten. Der Dritte war zwar recht sympathisch, aber konnte auch nichts verrichten. Wirklich etwas von mir gewusst haben die alle nicht und dieses ständige streben mich irgendwo hineinzukategorisieren, irgend eine Formel aus dem Lehrbuch anzuwenden, war mir aufs tiefste zuwieder. Ich möchte nicht, dass man mir dann am Ende erzählt meine Mutter wäre daran schuld oder irgend ein schlimmes Ereignis in meiner Kindheit oder sonst eine von den standard-Thesen. Das ist halt meine Erfahrung damit, vielleicht kanns ja auch anders sein. Ich glaube jedenfalls, dass meine Abneigung dazu zu groß ist, als das es für mich erstmal in Frage kommt. :wink: Ich denke am wichtigsten ist für mich, dass ich mir jetzt eben immer vor Augen halte, dass es krank ist was ich tue und immer versuche alles bewusst und in Ruhe anzugehen. Ich glaube fürs erste ist es für mich wohltuend genug mich mit anderen darüber auszutauschen, das eine oder andere zum Thema zu lesen und womöglich mal auf ein Treffen zu gehen.

lg. Nocturn
Zuletzt geändert von Nocturn am So Nov 01, 2009 17:09, insgesamt 1-mal geändert.