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von krisi
hey du!
ich musste dir einfach schreiben, denn diese Gedanken, die du hast, kenne ich so gut! Ich habe seitdem ich denken kann Bulimie und anfangs lief noch alles super, dann habe ich kurz vorm ABI die Schule abgebrochen, habe meine Lehrstelle verloren, habe keine Arbeit gefunden und habe nur noch von Therapie zu Therapie gelebt. Ich habe zwar ein stabiles Umfeld, aber alle sind ihren Weg gegangen und alle meine Zukunftspläne habe ich mir durch die B. kaputt gemacht. Immer wieder habe ich mir gesagt, diese ES hat mich zerstört und hat mir alles genommen; ich habe nicht so viel erreicht wie die anderen etc.! Seit ca. 1 1/2 Jahren kämpfe ich intensiver gegen die ES und habe mir überlegt was ich eigentlich von meinem Leben erwarte, habe mir Gedanken gemacht über mich, über das was ich erreicht habe. Habe drüber nachgedacht, was ich an mir schätze und wo evtl auch im Alltag etwas zu ändern ist. Mir ist dabei aufgefallen, dass es nicht darum geht besser als die Anderen zu sein oder genauso gut bzw. schlecht; es geht doch viel mehr darum, dass jeder vollkommen anders ist, andere Vorstellungen und vor allem andere Fähigkeiten hat. Ich habe mir seit ich in die Schule gekommen bin gewünscht zu studieren; aber mit der Zeit wurde der Wunsch immer wieder hinten angestellt und mir ist aufgefallen, wenn mich jemand darauf angesprochen hat, habe ich immer wieder gesagt "...., ja aber...". Letztes Jahr habe ich mich "just for fun" beworben und wurde genommen, mein Studium hat mir wieder neues Selbstvertrauen gegeben und ich bin unendlich glücklich über meine Entscheidung. Also, ich wollte dir nicht damit sagen, dass du studieren sollst, sondern dass du einfach guckst, was will ICH und nicht was sollte ich in meinem Alter schon geleistet haben!!! Jeder macht es in seinem Tempo, man denkt viel zu viel drüber nach, was die anderen denken und das obwohl andere gar nicht sooooo viel Interesse an unserem Leben haben, sorry, das ist einfach so.
Und was ich noch unbedingt schreiben wollte, ...mir ist aufgefallen, dass ich durch die Krankheit auch lernen konnte, dass ich in meinen "jungen" Jahren oft Dinge nicht so oberflächlich betrachte wie andere. Also ich will die ES nicht gut reden, aber ich auch der tägliche Kampf gegen die ES hat mich zum Teil stärker gemacht. Mir geht es Jahr für Jahr besser und das trotz schlimmer Rückfälle, aber eins kann ich sagen...: Ich stehe immer wieder auf und kämpfe, ich glaube inzwischen daran, dass ich Berge versetzen kann, wenn ich nur will!
Ich will dir damit einfach sagen, glaub an dich und deine Fähigkeiten, gestalte dein Leben wie es DIR gefällt, suche nach deinen Fähigkeiten und Möglichkeiten...und mache alles in deinem Tempo...
drücke die daumen...
lg,krisi
P.S. ich hoffe ich habe nicht zu verwirrend geschrieben, passiert mir häufig, wenn ich meine gedanken schnell runterschreib!