Ich bin neu und sag meiner Krankheit den Kampf an

#1
Hallo erst einmal. Ich heiße Simone, bin 22 Jahre alt und habe seit meinem 14. Lebensjahr Bulimie. Mit 16 Jahren habe ich bereits eine Therapie gemacht. Allerdings "ließ mich die Krankheit nur für ein Jahr in Ruhe". Und heute habe ich die Nase voll.

Ich lass mir mein Leben nicht von Bulimie kaputt machen oder bestimmen. Ich habe nie eine Mahlzeit bei mir gelassen, das Klo war für mich das wichtigste. Lokale ohne WC waren für mich ein Alptraum, sowie solche, wo mehrere Toiletten waren, wo man Angst haben musste gehört zu werden. Ich hör auf. Mir reichts. Ich bin seit über drei Jahren in einer BEziehung, ich liebe meinen Freund und freu mich auf ein Leben mit ihm. Und das lass ich mir durch diese Krankheit nicht kaputt machen. Und wenn es nicht DIE Beziehung fürs Leben sein sollte, dann ist es die nächste. Zumindest gehts mir dann gut. Wer sagt denn dass man zunimmt, nur weil man nicht erbricht? Noch dazu hatte ich mir immer eingebildet, das Erbrechen ist das, wo ICH bestimmen kann, was ich mache und mir niemand dazwischen redet. BLÖDSINN! Das bestimme nicht ICH, sondern die KRANKHEIT!

Nach drei Jahren Beziehung habe ich es meinem Freund gesagt. Und er unterstützt mich sooo wahnsinnig, dass ich mich wirklich glücklich schätzen kann. Anfangs habe ich lange überlegt, ob es fair ist, ihn damit zu belasten, aber heute bin ich mir sicher, dass es das beste war, was ich tun konnte. Schluss mit dem Versteckspiel. Seit ichs ihm gesagt habe, geh ich auch nicht mehr nach dem Essen auf die Toilette, wir probieren neue Gerichte, kalorienarme Gerichte aus und treiben gemeinsam Sport. Er wollte sowieso abnehmen ;) Und nur weil man isst und nicht zunehmen will, heißt das noch lange nicht, dass man nicht gut isst. es gibt sooo viel was man essen kann, was man sich erst gar nicht vorstellen konnte. Und es gibt genug Tricks, die einen schnell satt machen, wodurch auch die Portionen nicht Überhand nehmen. Und wenn dann mal zwei oder drei Kilos oben sind, dann ist das nicht schlimm, denn ich lebe wieder! wer weiß, Muskel ist ja schließlich schwerer als Fett ;) Das wichtigste worauf man eigentlich aufpassen muss, sind die "versteckten Kalorienbomben", die im Verdünnungssaft (nur als Beispiel) stecken. Man muss nicht ganz auf die "Bomben" verzichten, aber dann gibts halt nur alle zwei drei Wochen mal ein Wienerschnitzerl.

Ihr fragt euch sicher, warum meine erste Therapie nichts geholfen hat...nun ich war nicht gege die Therapie, aber ich selbst war noch nicht so weit...ich habe den Ernst der Krankheit nicht gesehen, dachte mir nur: "Was ist schon dabei?" und dachte nie "Ich will damit aufhören". Ich wurde von meinen Eltern dort hingeschickt und heute weiß ich, was alle meinen, wenn sie sagen, dass die Person selbst es erst einmal wollen muss. Heute will ichs!

Ich heiße Simone, bin 22 Jahre alt und habe meiner Krankheit den Kampf angesagt. Ich habe aufgehört zu kotzen und um der Bulimie keine Chance zu lassen, suche ich auch nach einem Therapeuten. Ich nehme mein Leben selbst in die Hand!
Zuletzt geändert von SimiBabe am Mo Sep 14, 2009 8:19, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Ich bin neu und sag meiner Krankheit den Kampf an

#2
Huhu!

Na das nenn ich mal ne Kampfansage! Hut ab!! Ich finds schön, dass Du das so konsequent angehst und so ehrlich bist! Ein "Spaziergang" wirds sicher nicht, aber das brauch ich wohl nicht sagen, allerdings: Mit dieser Einstellung kannst Du nur gewinnen!

In diesem Sinne heiße ich Dich ganz herzlich hier WILLKOMMEN! Ich hoffe wir lesen von Dir, wie es läuft, Dir ergeht usw.! Ich wünsche Dir einen regen Austausch!

Liebe Grüße Nadine

Re: Ich bin neu und sag meiner Krankheit den Kampf an

#3
grüß dich,

das hört sich ja toll an!!! herzlichen glückwunsch!

besonders nach so langer zeit - die du in der krankheit gesteckt bist - und die du in die krankheit investiert hast - ist deine kampfansage nicht nur mutig, sondern auch richtig ermutigend.

danke für deine schönen worte,
sie stecken sooo voller power,
du hast mich persönlich für den heutigen tag richtig inspiriert!

herzlich willkommen im forum und auf deinem weg in ein gesundes, genussreiches und glückliches leben!

Mañana
THEN IS NOW.

Re: Ich bin neu und sag meiner Krankheit den Kampf an

#4
Freut mich, dass ich auch andere dazu animieren kann. Denn wenn wir ehrlich sind, haben wir das doch satt und schämen uns, dass wir keine Selbstbeherrschung vorweisen und unser Leben von etwas anderem als von uns bestimmt wird....wir würden uns doch von keinem anderen Menschen sowas antun lassen, oder? Es hat lange gedauert, bis ich so weit war, aber diesmal ist das nicht nur ne Floskel, die man immer und immer wieder vor sich hinredet, ich ziehs durch, das sag ich euch! Heut hab ich auch die Beratung aufgesucht, alleine, ohne von den Eltern hingeschickt werden zu müssen, denn ich bin bereit. Ich sage jetzt selbst: "Aus! Ich lass mir mein Glück nicht von der Krankheit zerstören" :) Und bis Freitag werde ich verständigt über meinen Therapieplatz! Ich kann stolz auf mich selbst sein, weil ichs durchziehe und das bin ich. DAS ist das, wo man SELBST über sich bestimmt, ob man leben will und wie man leben will. das Erbrechen, da bestimmt die KRANKHEIT über einen!

==> Leute, schaut doch mal in den Kaufhäusern: es gibt sooo vieles Kalorienarmes, und das was bei Newyorker Größe "M" ist, wird bei Fussl mit "S" gekennzeichnet, also schaut nicht auf diese größen, schaut was euch einfach passt!
==> Schaut euch um: dürre Mädls sind "out", die Männer wollen keine Angst haben müssen, dass man unter ihnen zerbricht!
==> denkt nach: ist ein gesunder körper nicht (auch) ein schöner Körper? und ist es nicht lustig mal radtouren mit freunden zu unternehmen, schwimmen zu gehen, wohlig in der Badewanne zu liegen und sich einzucremen, als die ganze zeit vorm Kühlschrank zu stehen und nachdenken zu müssen, was am wenigsten auffällt, wenns gegessen ist?

==> und sagt euch selbst: "ICH KANN ES! ICH BIN STÄRKER ALS DIE KRANKHEIT!"
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Re: Ich bin neu und sag meiner Krankheit den Kampf an

#5
SimiBabe hat geschrieben:....wir würden uns doch von keinem anderen Menschen sowas antun lassen, oder?
JA, richtig, dazu 2 gedanken:

1., das "absichtliche, fremdinitiierte erbrechen" - also wenn einer jemand anderen zum erbrechen bringt, va mittels finger oder objekten - ist eine foltermethode! und: widerspricht damit klar den menschenrechten...denkanstoß für alle da draußen...

2., wir erbrechen und zwar selber, aber kein gesunder mensch kommt auf diese idee, wenn sie nicht irgendwie an ihn herangetragen wird. und obwohl wir uns selbst erbrechen, sind der grund nicht wir selber, sondern dieser liegt in der vergangenheit.

Mañana
THEN IS NOW.

Re: Ich bin neu und sag meiner Krankheit den Kampf an

#6
ja, irgendetwas hat uns dazu getrieben und es liegt an uns erstmal zuzugeben "Ja, ich habe Bulimie" und herauszufinden "warum eigentlich?".

Ich hab grad Nudln mit Garnelen und Tomatensoße und dazu gaaanz viel Salat gegessen und es drin behalten. Man isst viel bewusster, wenn man weiß, dass es drin bleibt. Und wisst ihr was? Ich fühle mich nicht mies oder traurig, sondern ich bin glücklich! Es hat gut geschmeckt :mrgreen:
Zuletzt geändert von SimiBabe am Mo Sep 14, 2009 12:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ich bin neu und sag meiner Krankheit den Kampf an

#9
jajaja, ich schaaaaffs!!!
...auch wenn es mir nicht so leicht fällt - ich behalte JETZT mein essen ( und nicht erst morgen...aber morgen auch ;) )

aaahhh...zuspruch tut wunder :mrgreen:

Mañana

PS- kennst du dieses unangenehme magendrücken nach einer mahlzeit? das setzt mir immer so zu...jetzt probiere ich die iberogasttropfen dagegen. falls du dieses phänomen auch kennst - was hilft d i r dann? (motilium darf ich nicht wegen der massiven laktose malabsorbtion, carbo-kohle ...naja...von der kann ich nicht auf die toilette...)

DANKE EUCH ALLEN für hinweise!
THEN IS NOW.

Re: Ich bin neu und sag meiner Krankheit den Kampf an

#10
Mañana hat geschrieben:jajaja, ich schaaaaffs!!!
...auch wenn es mir nicht so leicht fällt - ich behalte JETZT mein essen ( und nicht erst morgen...aber morgen auch ;) )
Genau so muss mans angehen! Das ewige Verschieben mit morgen kennen wir ja....man sagt immer "morgen" und wenns kein "morgen" mehr gibt....? --> ich bin stolz auf dich! Wir packen das. Und wir lügen uns selbst nicht mehr an! endlich können wir WIRKLICH sagen, "WIR MACHEN DAS", ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen, weil wir wissen, dass es nicht stimmt. ....dennnnnnNNN: WIR MACHENS!!!

Mañana hat geschrieben:PS- kennst du dieses unangenehme magendrücken nach einer mahlzeit? das setzt mir immer so zu...jetzt probiere ich die iberogasttropfen dagegen. falls du dieses phänomen auch kennst - was hilft d i r dann? (motilium darf ich nicht wegen der massiven laktose malabsorbtion, carbo-kohle ...naja...von der kann ich nicht auf die toilette...)
Also ich kenne nicht direkt so ein Magendrücken...ich hatte oft ein Magenstechen, aber das war bevor ich aufgehört habe zu Erbrechen. Zwei Wochen bevor ich "nüchtern von der Krankheit" wurde, hats im Bauch nach dem Erbrechn immer tolle gestochen, wodurch ich nicht schlafen konnte....das war dann auch ein Grund, weshalb ich mir dachte, dass das nicht so weitergehen kann. wir wollen ja schließlich gesund sein. ich werd diese Woche noch zu meinem Hausarzt gehen und ihm "beichten" was ich habe, damit er eine "gezielte" Blutuntersuchung macht, was für Mängel inzwischen bei mir aufgetreten sind. das habe ich noch NIE gemacht und bin meganervös. Auch frage ich mich die ganze Zeit, ob ich Schäden, wie Risse in der Speiseröhre oder der Magenwand usw. (was halt alles auftreten kann) bemerken müsste, oder eh nix davon hab. Also du merkst, ich will WIRKLICH gesund werden.

Wenn ich das Essen bei mir behalte bin ich nur immer total nervös und "hupf von der einen Ecke in die andere" :mrgreen: is ja total ungewohnt für mich (so blöd es klingt, es liest sich witzig)...da bin i total aufgedreht, als ob das Essen mi total auf Drogen setzen würd (jetz, org ausgedrückt natürlich nur), so voller Energie bin i dann a. *lol* ganz quirrlig

Also ich würde mich freuen, manana, wenn du mir weitererzählst wie es dir dabei so geht, ja?

gglg, Simi
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Re: Ich bin neu und sag meiner Krankheit den Kampf an

#11
Hallo Ihr!
Auch ich heiße Simone, bin 26 Jahre alt und leide seit fast 5 Jahren an dieser sch....Sache! Wie oft schon hab ich mir gedacht, davon wegzukommen, aber es klappt nicht so richtig!
Manchmal mache ich mir Gedanken, wie mir das alles passieren konnte...Es gibt natürlich viele Sachen, die während meiner Kindheit passiert sind (Mama war Alkoholikerin), aber könnte dies der Auslöser für mein Problem gewesen sein??
Ich erhoffe mir hier viele hilfreiche Ratschläge, wie ich von dem ganzen wegkommen kann!
Auch ich sage der Krankheit den KAMPF an und will es schaffen!!!!!
Bitte helft mir dabei!!!!
GLG an euch!
Simone

Re: Ich bin neu und sag meiner Krankheit den Kampf an

#12
Es kann vieles mitspielen, wie du in diese Krankheit "hinein"geschlittert bist. ich selbst hab zwar eine therapie gemacht, weiß aber bis heute nicht, was der wirkliche auslöser gewesen ist...vl hats ja deshalb nicht auf dauer geholfen....*überleg* jedenfalls, eben weil ich nicht mehr kann bzw. weil ich auch nicht mehr will und obwohl, seit ich mir das vorgenommen habe, immer alles für mich behalten habe (also nicht geheimnisse, ich habe nicht erbrochen :wink: ) suche ich jetzt wieder einen PSychotherapeuten auf, aber einen anderen und hoffe, dass es diesmal hinhaut, weil ich damals, wie geschrieben, selbst noch nicht den richtigen willen hatte. Aber ich denke, dass nicht der Alkoholismus der einzige Grund gewesen sein wird. Du solltest dem doch auf den Grund gehen um auf den richtigen Pfad zu kommen.

sag mir bescheid was rauskommt, ja?
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Re: Ich bin neu und sag meiner Krankheit den Kampf an

#13
Hey,
ja, ich werde dem auf den Grund gehen..war auch schon einmal so weit, aber leider fehlte mir noch das letzte bisschen mut, um einen therapeuten aufzusuchen!
ich hab mich immer gefragt, wie meine mama das machen konnte: alkohol trinken, bis zum umfallen! und jetzt steck ich selbst in einer sucht, obwohl ich das absolut nicht wollte!
da denk ich mir dann: meiner mama hab ich vorwürfe gemacht bzw. ihr gut zugeredet, sie soll aufhören und ich selbst bin auch in einem suchtverhalten drinnen und komm nicht raus!
aber ich glaube fest daran, dass ich das alles dieses mal schaffen werde!!!
und der weg in dieses forum ist für mich schon ein sehr sehr großer und bedeutender schritt!!!!!
ich habe gestern und heute auch durchgehalten und nicht erbrochen!!! so soll es weitergehen!! ich glaube an mich!!!

vlg!

Re: Ich bin neu und sag meiner Krankheit den Kampf an

#14
Kampfansage die mut macht.
freu mich riesig für dich und wünsche dir sehr, dass dein weg , den du nun einschlägst, auch klappt! :)
ich bin leider net so weit wie du.. ich habe immer gewusst dass mein essverhalten nicht richtig is, aber dass ich wirkich krank bin, dass konnte ich iwie nie einsehen/wahrhaben.. Mir fällt es schwer damit umzugehen.. und einzusehen dass ich krank sein soll.. ,,das seltene kotzen? Fas?..ach hat doch jeder´´ so denk ich, oder dachte ich noch vor kurzem.. doch dein Eintrag macht Mut, dass es net immer so weiter gehen muss, und es wirklich ein NORMALES leben geben kann:)

danke und viel erfolg auf deinem weg!
remember that if you don’t have a good day today, there is always tomorrow and the day after that.

Re: Ich bin neu und sag meiner Krankheit den Kampf an

#15
Es ist zwar echt ungewohnt und zwischendurch lustet es mi so richtig mal zuzugreifen (sprich FA), aber dann denk i dran, dass ichs sowieso wieder erbrechen würd u von dem her wärs umsonst, da trink i dann immer nen halben Liter und mach was anderes, um mi abzulenken und dann is a scho wieder vergessen :)
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