bin wieder da...

#1
hallo ihr lieben...

dachte ich melde mich mal wieder...vor 4 wochen bin ich aus meiner stationären Therapie entlassen worden...3 monate war ich dort...wie die zeit doch vergeht...und ich kann euch sagen...es war verdammt anstrengend...bevor ich die therapie machte, dachte ich, es wär gut ne Therapie zu machen damit ich nie mehr so tief falle, wie ich es schon bin in meinem leben...und in der Therapie bin ich noch tiefer gefallen...es hat mich an die grenzen meiner kraft geführt...ich habe schon ein Bild meines Abgrundes im Kopf, sooft stand ich in dieser Zeit an ihm...ich wollte nicht mehr leben...meine Gefühle haben mich innerlich zerrissen...hab von totaler Anspannung bis zu absoluter todesleere, in der man nicht mal lachen oder weinen konnte, alles gespürt...hab angefangen mich selbst zu verletzten...bin total abgedreht und zusammengebrochen...es war ein Krieg in meiner Seele...die Therapie hat tiefe Wunden aufgerissen...hass...selbstzweifel...die Frage nach dem Warum...abtriften in eine andere Welt...Einsamkeit...Schmerz...aber es gab auch Lachen...Freundschaft...nicht mehr alleine am Abgrund stehen müssen...und einen ganz lieben Menschen für den das Wort Grenzerfahrung auch nicht nur ein Wort ist...sondern ein Teil des lebens...ja...es gab Menschen die einen verstehen...in den Arm nehmen...

Die Therapie hat mir unglaublich viel gebracht...es hat übermäßig weh getan und es tut noch heute weh...die Therapie hat tiefe wunden aufgerissen und ich hab gelitten und ich weine seit 4 wochen fast jeden tag und schlafe mit Tränen in den Augen ein...aber es ist ok...mein Leben wurde mir erklärt...ich weiß jetzt besser warum vieles passiert ist...warum ich bin wie ich bin...es hat lang gedauert bis ich mich öffnen konnte...aber irgendwann konnte ich dem Therapeuten und Pflegeteam vertrauen...sie haben mich aufgefangen als es mir richtig schlecht ging und ich am boden lag...hatte zum schluss der therapie noch ein Familiengespräch (meine ganze Familie wusste ja nichts von der Therapie, nach 10 wochen hat das Team geschafft mich umzustimmen es meinen Eltern zu sagen, was ein Glück für mich)...vieles was ich zwar ahnte...konnte ich nie wirklich glauben...aber als ich meine Familie in dem Gespräch sah, wurde mir einiges klar...plötzlich fühlte ich mich bei mir angekommen...wusste wer ich bin...was passiert ist...woher mein Selbsthass, das Einsamkeitsgefühl, Selbstzweifel...usw. kommen...ich bin ohne liebe aufgewachsen, wurde nie in den arm genommen...emotionale vernachlässigung...ja...ich hab heute immer noch ab und zu selbstzweifel, ob ich vielleicht schuld bin...mir alles nur eingebildet hab damals...und es gar nicht so schlimm war...und ich einfach nur "verrückt" bin...

Es macht mich alles Traurig...wütend...das ich das durchmachen musste...ich weiß manchmal nicht ob es wirklich die hölle war...oder ob ich mir die gefühle nur eingebildet hab...ich bin sauer auf meine eltern das sie mir kein normales bild von liebe vermitteln konnten und ich heute sagen muss ich wurde noch nie geliebt und hab noch nie geliebt...weil ich es einfach nicht zulassen kann...weil ich es nicht kenne...und ich bin sauer das mich Menschen nicht immer in den arm nehmen können...weil sie mir damit zu nah kommen und das zuviel für mich ist, weil ich es nicht kenne in den arm genommen zu werden...ich hab mich immer gefragt...mama, warum war ich nie gut genug für dich...warum war ich nie hübsch genug für dich...warum warst du nie stolz auf mich...ich hab doch alles getan...warum hast du mir es nie gesagt...ich wollte doch nur mal gesehn werden von meinen Eltern...ich bin in meiner eigenen Familie vereinsamt...dann aber frage ich mich auch wieder ob es nicht doch alles an mir liegt...meine Geschwister sind ja auch nicht so abgedreht wie ich...aber meine Therapeutin meinte auch...ich wär halt einfach das Gefühl in der Familie...und wenn der rest alles kopfmenschen sind...steht man ziemlich alleine da...meine Familie versteht auch jetzt noch vieles nicht...und kann vieles nicht nachvollziehen...ich distanziere mich immer mehr von ihnen...aber es ist ok für mich, auch wenn es weh tut...aber ich weiß jetzt das ich nie von ihnen bekomm was ich suchte...damals bin ich aus der Einsamkeit in meiner Familie los gegangen und habe mich auf eine einsame suche nach Liebe und Annerkennung begeben...ich habe still und leise für mich einen inneren Krieg mit mir geführt...niemandem gesagt wie es in mir aussieht...welche hölle ich gerade durch mache...und selbst als ich das Gefühl hatte sterben zu wollen, hatte ich noch ein Lächeln im Gesicht...meine Fassade war perfekt...und irgendwann bin ich einsam zusammengebrochen und wollte genauso still und leise, wie ich los gegangen bin und um liebe und annerkennung gekämpft habe, tschüss sagen und gehen...weil ich dachte...ok...ich hab alles versucht...aber es bringt nix...damals wusste ich nicht das es nichts gebracht hat...weil mir niemand dieses Gefühl hätte geben können...weil ich es eigentlich von meinen Eltern wollte...

Ich werde wohl noch lange viel viel nachdenken über alles...und es wird auch noch schwierig sein aus der Bulimie wirklich rauszukommen...das ist jetzt reine Disziplin sache...es ist eben einfach ne Sucht...man muss da hart dran arbeiten...und ich brauch unbedingt einen ambulanten Therapeuten um mit allem klarzukommen...es ist heute noch viel schmerz da...aber es war die beste Entscheidung meines Lebens diese Therapie zu machen...und ich bin froh das ich vorher nicht so genau wusste was da auf mich zu kommt...und wie anstrengend es wirklich wird...sonst hätte ich es vielleicht nicht gemacht...ich hab oft gedacht ich kann nicht mehr und wollte gehen...aber ich bin froh das ichs durchgezogen hab :-)

...ich hab nur noch existiert...

...jetzt lebe ich wieder :)


puh...jetzt hab ich aber viel geschrieben...

Liebe Grüße
-luna-
Zuletzt geändert von -luna- am So Jun 21, 2009 5:21, insgesamt 2-mal geändert.
Ich freu mich aufs Leben und bin gespannt was noch alles kommt!!!

Re: bin wieder da...

#2
Liebe Luna,
ich kann nur sagen... das, was ich da lese, bin ich... mache momentan auch eine Therapie, bin die 8. Woche dort. Leider lief gar nichts so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Und es ist echt da Härteste, was ich jemals in meinem ganzen Leben durchmache, so viele Emotionen zu ertragen (habe ich mehrfach nicht geschafft) und neue kennen zu lernen. Ausgeliefert zu sein... ein Albtraum.

Fand da den Spruch einer guten Freundin sehr gut: "The most beautiful flowers arise from shit" Die schönsten Blumen kommen aus Scheiße hervor.

Ich kann dich so gut verstehen. Bei mir stehen auch Wut im Vordergrund, Wut und Trauer und - leider noch immer die nicht zu beantwortende Frage - WIESO?!

Jedenfalls gehe ich heute wieder in die Klinik zurück (darf im Monat 2x heim) und wünsche dir alles alles Liebe. Wir sind aus einem Schneid und Kämpferinnen. Ich bin so stolz auf dich, du hast eine ganz liebenswerte Art und eine so motivierende Einstellung. Deine Worte haben mir ein bisschen Kraft gegeben, denn zuhause waren Tränen und mein Freund Toilette heute schon dran..... Leider. Ich danke dir für das Mutmachen, damit gibst du bestimmt ganz vielen Hoffnung. Alles wird gut werden. Wir werden die Sonne sehen. ;-D
Ganz viele liebe Grüße von Sol

Re: bin wieder da...

#3
Es ist so schwer...mach gerade eine Wiedereingliederung mit 3 stunden am tag...und ich bin fertig wie sonst was...es ist einfach zuviel...und die FA's kommen einfach...und ich weiß...ich kann nicht mehr machen als zu sagen...das schaffst du...kämpf weiter...es wird besser...beiß dich durch...es ist sau schwer...man ist sau fertig...werde heute nacht bestimmt wieder mit tränen in den augen einschlafen...hab nur wenige menschen die es verstehn...und doch ändert alles nichts...ich muss es einfach aushalten und mit eigener kraft da raus schaffen...ich kann nicht mehr...und doch steh ich morgen früh wieder auf...denn ich will mein Leben leben...und nicht nur irgendwie überstehen...

-luna-
Ich freu mich aufs Leben und bin gespannt was noch alles kommt!!!