Mal ne andere/peinliche Frage...

#1
Hallo ihr,

ich weiß ja nicht, wie ihr darüber denkt aber deswegen mache ich ja auch den Thread auf :oops:

Wir haben ja nunmal (leider) eine Essstörung und viele haben auch noch andere psych. Krankheiten etc. ... meine Frage: Wie geht ihr damit um? Teilt ihr das offen allen mit und steht ihr dazu oder ist es euch peinlich (so wie mir)..??? Ich muss bald meinen Verwandten erklären, weshalb ich die Schule abgebrochen habe und ich kann einfach nicht die wahre Ursache sagen :roll: :(
Ich schäme mich sehr für das alles ... bei körperlichen Krankheiten stehe ich offen dazu und das wird auch von allen repektiert, aber bei psychischen???? Da schauen einen die Leute blöd an und denken man ist verrückt oder so :evil:

Mich kotzt das ehrlich gesagt sehr an, dass viele Menschen das tabuisieren und wegschauen bzw. nichts damit zu tun haben wollen.

Naja ich wollte das nur mal ansprechen, weil mich das schon sehr belastet :|

Re: Mal ne andere/peinliche Frage...

#2
Also, ich finde, man sollte bei seinen Freunden und allen Menschen, die einem wichtig sind, ehrlich sein können. Ansonsten sollte man nicht wirklich mit der Bulimie hausieren gehen. Nicht mit der Tür ins Haus fallen.... Man verschreckt die Leute damit auch. Ein bisschen Schut ist auch nötig, denn nicht alle MEnschen meinen es gut mit einem.

lg

aire
Zuletzt geändert von aire am So Apr 12, 2009 20:10, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Mal ne andere/peinliche Frage...

#3
Hi Unique, warum sagst du nicht einfach die Teilwahrheit? Dass du dich entschieden hast, erstmal ein Fsj zu machen, was praktisches, und dann auf anderem Wege dein Abi nachholst? Könnte Kommentare geben, aber lieber solche als wegen der Es oder so..oder?
Oder besprech es doch mal mit deinen Eltern, bist ja noch keine 18, also könntet ihr ja eine Meinung überlegen die ihr gegenüber anderne Verwandten vertretet..entweder die Wahrheit,dass du psych. Probleme hast, oder eben z.bsp. das mit dem Fsj..bei deinen Freunden kannst du ja im Einzelfall entscheiden was du sagst.
Tine

Re: Mal ne andere/peinliche Frage...

#4
ich kann ja noch nicht mal sagen, dass ich ne 'normale', koerperliche krankheit hab. :S
ich hab nicht drueber gesprochen und kann es mir auch kaum vorstellen.
ist zwar bloed, aber ja, es ist so ein tabuthema und wahnsinnig peinlich und beschaemend. damit habe ich ein problem, auch wenns mir nicht gefaellt.
aaaber, ich will mich auch nicht angreifbar machen. will nicht besonders behandelt werden, komisch angeguckt werden, mich erklaeren muessen etc.
http://www.bulimie.at/board4/viewtopic. ... &t=7689083
Enemies
They stick to my head
They run with my feet
I'm doomed to be bad

Re: Mal ne andere/peinliche Frage...

#5
Mir ist die Bulimie, furchtbar "peinlich", wobei ich mich eher dafür schäme, in diesem Punkt so anders zu sein als andere. Und ganz ehrlich, Leute die noch nie etwas damit zu tun gehabt haben, werden Bulimie an sich auch nicht verstehen. Meine Großeltern würden ausrasten ("wir mussten hungern, und du spuckst das zeugs einfach wieder aus, schäm dich").
Ich finde Bulimie wird wird von der Gesellschaft viel weniger toleriert, wie z.B. das Burn-out Syndrom (schließlich muss man viel Leistung bringen um das zu bekommen). Selbst ich selber verachte mich manchmal dafür, an dieser Krankheit zu leiden, es kommt mir oft so maßlos selbstbezogen vor. Niemand weiß von meiner Bulimie oder meinen Erschöpfungszuständen.
Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: Erstens durch Nachdenken, das ist der edelste. Zweitens durch Nachahmung, das ist der leichteste. Drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste.

Schweigen ist ein Argument, das kaum zu widerlegen ist.

Re: Mal ne andere/peinliche Frage...

#6
Ja ich finds gut, dass ich nicht die einzige bin, der das alles furchtbar peinlich ist :|
Nicht nur die ES sondern auch z.b. meine Depressionen .... wie soll man das normalen Menschen erklären? Das geht nicht. Selbst Ärzte kapieren oft nicht, was das zu bedeuten hat (habs am eigenen Leib erfahren müssen).
Meine Verwandten haken nach und ich komme irgendwo auch nicht drum herum ihnen das zu erzählen (ich sage trotzdem nichts von der ES)...
Ich bin froh, dass ich es wenigstens meiner Mutter sagen konnte :roll:

Re: Mal ne andere/peinliche Frage...

#7
also ich find das eigentlich überhaupt nicht schlimm, wenn jemand sagt, dass es ihm einfach zur zeit psychisch gar nicht gut geht. ob das jetzt depression, sucht oder selbstmordgedanken oder sonst was ist, so genau muss das ja keiner wissen ...
aber "mir gehts grad psychisch echt scheiße" oder "ich hab ein psychisches problem" sagt doch alles, da kanns jeden treffen - dafür muss man sich nicht schämen.
überhaupt, es gibt NICHTS wofür man sich schämen müsste! es ist nun mal so, und solange man was dagegen tut, hat niemand das recht, irgendeinen vorwurf zu äußern.

Re: Mal ne andere/peinliche Frage...

#8
Es kommt halt eben auf den Menschen drauf an.

Meine hauptsächliche Ausrede, die ja keine Lüge ist, lautet: Aus gesundheitlichen Gründen Schule abgebrochen.

Selbst wenn ich sage, die Leute waren dort scheiße, ist es ja auch nicht ungelogen..

Nööö ich sage niemandem Neues was von meiner Krankheit. Man kann Menschen nicht vertrauen. Es ist mir auch scheiß egal, ob es jemand merkt oder nicht.

Und wenn man mich zum Essen zwingt, dann weise ich einfach ab. Braucht die doch nichts anzugehen, wieso und weshalb.
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Re: Mal ne andere/peinliche Frage...

#9
naja, aber es ist halt was anderes wenn man sagt, "mir gehts grad psychisch nicht so gut" als "ich hab bulimie".
also ich konnte das nie, ausser eben bei sehr guten freunden, denen ich auch vertraue. da damit zu beginn ja auch ein grosser gewichtsverlust einherging, waren die meisten auch richtig erleichtert, dass ich mal was gesagt habe.
bei nicht so guten freunden kann man ja oft auch schwer einschätzen, ob die damit was anfangen können, dann liess ich es lieber.
was verwandtschaft angeht, hat im grunde immer meine mutter entschieden, wenn sie für vertrauensvoll genug hält es zu erzählen.

auch freunde, die ich erst später kennengelernt hab, wissen mittlerweile so ungefähr davon, was ich ganz gut finde, weil ich zb nach wie vor nicht auf so riesen gemeinschafts-essen stehe, wo "völlern" im vordergrund steht, zb running-sushi, schoko-fondue etc. da fragt oder schaut keiner blöd, wenn ich sag "sorry, aber is nix für mich"
~~~yesterday's burden will be tomorrow's gleam of hope~~~

Re: Mal ne andere/peinliche Frage...

#10
Ich finde das auch sehr schwer; ich würde gern mehr reden. Weil die Bulimie ja Ursachen hat, die mich über die Krankheit hinaus immer prägen werden. Und ich finde, wenn man nicht redet, dann blockiert das zwischenmenschliche Kontakte. Ich finde es nie schlimm, wenn jemand das erzählt; aber ich traue mich selten.

Ich habe aber auch immer Hemmungen, nicht nur wegen Vorurteilen, sondern vor allem, weil ich nicht immer die "Kranke" sein will. Versteht ihr, was ich meine? Ich will als "Ich" akzeptiert werden und ich will nicht, dass andere mich immer als "ach, die Bulimikerin, wie geht es ihr denn heute" abspeichern. Leider ist das totale Verschweigen auch blöd, weil man damit viel von sich runterschluckt und etwas vorspielt; und das macht einen wieder kränker...
Man ist nicht negativ anders als andere, man nimmt sich nur so wahr, weil es einem eingeredet wurde. Daher verhält man sich anders und erfährt dafür Ablehnung, nicht für die eigene Person.

Re: Mal ne andere/peinliche Frage...

#11
Mir ist es auch peinlich.

Meinem Mann habe ich davon erzählt, sobald unsere Beziehung ernst wurde.
Ich wollte ihm einfach die faire Möglichkeit lassen, zu entscheiden, ob er bei so einer Kranken bleiben will oder nicht.
Er steht noch heute, 8 Jahre später, zu mir. Ich liebe ihn dafür umso mehr!

Meinen Eltern habe ich es nach ca. 3 Jahren erzählt. Sie waren etwas bedrückt, wussten aber nichts damit anzufangen, daher wurde da auch nicht weiter drüber geredet. Ich wohnte damals aber auch schon nicht mehr zu Hause, daher war es für alle "einfacher", da wir so nicht tgl. damit "gegenseitig" konfrontiert waren.

Der Rest meiner Familie hat von meinen Depressionen erfahren, als ich vor 4 Jahren nach einem Suizidversuch im Krankehenaus lag.
Ich weiß bis heute nicht, wie viel und was genau sie wissen. Aber ich vermute, sie wissen alle auch von der Bulimie. ZUmindest von einer ES im Allgemeinen.
Meine Mutter erzählte mir, dass sie sehr beleidigt waren, dass sie sie nicht früher informiert hatte!
Weil wir doch eine Familie wären! Sowas müsste man doch mitteilen, besonders, bevor so etwas schlimmes passieren würde!

Bis auf meine Mutter und ein klein wenig mit meinem Vater rede ich so gut wie nie darüber mit meiner Familie.
Und wenn, dann nur vage. Z.B. "Gerade geht's mir nicht so gut, muss auch wieder Antidepressiva nehmen."...
Sowieso, deteilliert erzähle ich höhchsten meinem Mann "davon"! Aber auch dann bleibe ich in gewisser Weise allgemein!

Im Freundeskreis weiß nur meine eine Freundin von allem und eine nähere Bekannte von depressiven Problemen.
Sonst weiß keiner davon. Auch nicht die Familie meines Mannes.

Ich will das sonst auch niemandem erzählen.

Ok, meine Ärzte wissen auch alle Bescheid.

Aber sonst denke ich, dass alle, bei denen es wichtig ist, es wissen.
Und alle anderen geht es nichts an.

Ok, manchmal denke ich, dass das schon Mist ist.
Denn so werde ich mit allen anderen "Normalen" und "Gesunden" verglichen.
Und so muss ich mir von Bekannten und fern Verwandten immer wieder die Fragen anhören:
"Warum machst du keine Ausbildung? Warum arbeitest du nur 8 Std. die Woche?
Warum kriegst du noch nicht mal den Haushalt richtig hin, wenn du schon so wenig Arbeitest? Warum muss dein Mann immer Kochen? warum bist du noch immer ÜG?...."

ARGH!.... Sowas hasse ich! Und ich fühle mich dann immer soooo minderwertig und erfolglos!
Es dauert manchmal etwas, aber meistens kann ich mich wieder recht schnell erinnern:
"Sie wissen nicht, wovon sie sprechen. Nimm dir das nicht zu Herzen! Das, was du machst und schaffst darfst du nur mit DIR vergleichen! Und was du schon geschafft hast, dass ist super!"...
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...

Re: Mal ne andere/peinliche Frage...

#12
Ach so, und als Antwort gebe ich wahrheitsgemäß an:

Aus gesundheitlichen Gründen!

Wenn weitergebohrt wird (je nach Frage):
"Wegen meines ÜG (da machen die Knochen nicht mit, stehe kurz vor Diabetes)" (alles wahr!) oder
"Wegen meiner Migräne und chronischen Kopfschmerzen" oder
"Ich hab depressive Probleme."

(Zu meiner Depression kann ich schon eher offen stehen, weil die mehr akzeptiert ist)

Wegen Arbeit: "Mein Mann verdient genug für uns. Wir wollen ja auch bald Kinder haben und den Mini-Job mache ich für mich." (auch wahr.)
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...

Re: Mal ne andere/peinliche Frage...

#14
hi unique also am anfang war es bei mir wie bei dir aber mittlerweile weiß es meine familie....manchmal tut es gut das sie es wissen weil ich mit ihnen ab und zu reden kann...ok manchmal nervt es weil alle sagen ich soll was essen weil so dünn aussehen würde,ist aber lieb gemeint,gut ok so richtig ins detail kann ich mit niemand gehen beim reden aber es ist schön wenn man trotzdem aktzeptiert und gemocht wird..also versuch es "einfach" mal aus...liebe grüße mimi
die angst in der eigenen leere zu versinken ist wie wein stich ins herz.. wer nicht kämpft hat schon verloren.

Re: Mal ne andere/peinliche Frage...

#15
sehr lange wusste niemand etwas von meinen problemen. mittlerweile wissen meine engsten ffreunde bescheid, sowie meine mutter und meine tante, die jedoch nur im groben. Generell würde ich nur sehr engen freunden von der bulimie erzählen, ansonsten ist auch meine ausrede "gesundheitliche Probleme". Die große Angst, die bei mir dahinter steckt, ist die, dass mein Gegenüber gar nicht verstehen könnte, was für ein Leiden ich mit der Bulimie verbinde. dass ich nicht ernst genommen werden würde. deshalb tue ich mich so schwer damit, die krankheit beim namen zu nennen. Und natürlich aus schamgefühl. :oops:
how soon is now?