HI!
Kennt ihr das:
meine Krankheit und ich sind wie zwei verschiedene Menschen. Ich weiß oft garnicht, dass ich Bulimikerin bin. Ich habe es geschafft, es so zu verdrängen, dass ich manchmal in einem Gespräch über Bulimie im ersten Moment garnicht dran denke, dass wir hier auch über MICH sprechen....Ich lese hier im Forum und fühle mich gesund. Das bleibt so lange, bis ich etwas esse, dann folgt der Anfall, alles ist schrecklich....und dann bin ich wieder "gesund" und alles ist vergessen und vergeben. Wenn ich daran denke, dass ich seit 3 Monaten in einer katastrophalen Situation schwebe, passt das garnicht zu dem Gefühl, es ginge mir gut.
Das macht mir Angst. Ohne das Bewusstsein, krank zu sein, werd ich auch das gesundwerden nicht schaffen. Ich erschaffe mir eine zweite Persönlichkeit. Dieses Sternenkind ist dann depressiv, suizidgefährdet, hoffnungslos, krank. Und das geht sogar soweit, dass ich in dieser Zeit einen anderen Menschen liebe, als sonst. Andere Vorlieben habe. Total verrückt...
Wie kommt man da raus? Kennt das jemand von euch? Wohin kann das führen? Ist das "normal"?
Liebe Grüße,
sk
Re: Gefühl gesund zu sein?
#2Liebes Sternenkind,
ich kenne das, was du da schilderst, nun gar nicht. Wenn es in einem Gespräch um Bulimie geht, füle ich mich heute noch angesprochen. Das Gefühl, eine zweite Persönlichkeit zu haben oder zu erschaffen, kenne ich auch nicht. Meine Vorlieben waren auch immer identisch. Und "vergeben und vergessen" dauerte immer.... und "gesund" füle ich mich heute noch nicht. (Sonst hätte ich mal einen Ehemaligen Thread eröffnet)
Will dir ja nicht Angst machen, hört sich für mich aber fast nach multipler Persönlichkeitsstörung an.
lg
aire
ich kenne das, was du da schilderst, nun gar nicht. Wenn es in einem Gespräch um Bulimie geht, füle ich mich heute noch angesprochen. Das Gefühl, eine zweite Persönlichkeit zu haben oder zu erschaffen, kenne ich auch nicht. Meine Vorlieben waren auch immer identisch. Und "vergeben und vergessen" dauerte immer.... und "gesund" füle ich mich heute noch nicht. (Sonst hätte ich mal einen Ehemaligen Thread eröffnet)
Will dir ja nicht Angst machen, hört sich für mich aber fast nach multipler Persönlichkeitsstörung an.
lg
aire
Re: Gefühl gesund zu sein?
#3danke aire!
ich muss sagen, was du aussprichst, befürchte ich schon eine weile selbst. will noch psychologie studieren und hab mich deshalb unabhängig schon mal mit dem thema beschäftigt. oft wird so eine spaltung durch traumata ausgelöst, wenn ich das richtig verstanden habe. ob man so eine krankheit als "schleichendes trauma" verstehen kann?
keine ahnung *seufz*...will man sowas wissen?
lg
sk
ich muss sagen, was du aussprichst, befürchte ich schon eine weile selbst. will noch psychologie studieren und hab mich deshalb unabhängig schon mal mit dem thema beschäftigt. oft wird so eine spaltung durch traumata ausgelöst, wenn ich das richtig verstanden habe. ob man so eine krankheit als "schleichendes trauma" verstehen kann?
keine ahnung *seufz*...will man sowas wissen?
lg
sk
Re: Gefühl gesund zu sein?
#4Hallo Sternenkind,
ich kenne das so nicht. Es ist schon krass...ich kann es mir vorstellen, aber selber so sein? Ich bin eher umgekehrt und definiere mich nur über meine Krankheit, weil es alle wissen. Ich fühle mich ständig minderwertig und anderen unterlegen. Nur auf der Arbeit ist es ein wenig so wie bei dir, da es dort auch keiner weiß und ich mich da relativ normal verhalte, auch was das Essen anbelangt.
Wissen viele von deiner ES? Wenn nicht, dann verstehe ich dich noch besser.
Wie man da wieder herauskommt? Man muss sich bewusst darüber werden, wer man ist. D.h. für mich: Was sind meine Werte? Was habe ich für Bedürfnisse? Wann fühle ich mich wohl, in welchen Situationen? Was kann ich nicht so gut?
Wenn man die Fragen beantworten kann, lernt man sich besser kennen und findet vielleicht auch wieder einen Zugang zu seinen wahren Gefühlen..
Lieben Gruß,
Schlafquala
Vielleicht versuchst du mal, die Fragen zu beantworten. Am besten schriftlich. Vielleicht sogar jetzt gleich hier im Forum.
ich kenne das so nicht. Es ist schon krass...ich kann es mir vorstellen, aber selber so sein? Ich bin eher umgekehrt und definiere mich nur über meine Krankheit, weil es alle wissen. Ich fühle mich ständig minderwertig und anderen unterlegen. Nur auf der Arbeit ist es ein wenig so wie bei dir, da es dort auch keiner weiß und ich mich da relativ normal verhalte, auch was das Essen anbelangt.
Wissen viele von deiner ES? Wenn nicht, dann verstehe ich dich noch besser.
Wie man da wieder herauskommt? Man muss sich bewusst darüber werden, wer man ist. D.h. für mich: Was sind meine Werte? Was habe ich für Bedürfnisse? Wann fühle ich mich wohl, in welchen Situationen? Was kann ich nicht so gut?
Wenn man die Fragen beantworten kann, lernt man sich besser kennen und findet vielleicht auch wieder einen Zugang zu seinen wahren Gefühlen..
Lieben Gruß,
Schlafquala
Vielleicht versuchst du mal, die Fragen zu beantworten. Am besten schriftlich. Vielleicht sogar jetzt gleich hier im Forum.
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.
Re: Gefühl gesund zu sein?
#5also ich finde das ehrlich gesagt "normal" und nicht sehr beängstigendmeine Krankheit und ich sind wie zwei verschiedene Menschen. Ich weiß oft garnicht, dass ich Bulimikerin bin. Ich habe es geschafft, es so zu verdrängen, dass ich manchmal in einem Gespräch über Bulimie im ersten Moment garnicht dran denke, dass wir hier auch über MICH sprechen....Ich lese hier im Forum und fühle mich gesund. Das bleibt so lange, bis ich etwas esse, dann folgt der Anfall, alles ist schrecklich....und dann bin ich wieder "gesund" und alles ist vergessen und vergeben.
in situationen in denen ich essen-fressen-kotzen all das ausblenden kann bin ich einfach nur normal
ein kurzer einbruch-kopf ins klo gehalten-kurz geschüttelt und gut is
und dann ist wieder alles in ordnung
ich fühle mich gesund und wie du so schön sagst
alles ist vergessen und vergeben
"Sie hatte kein eigenes Leben. Sie existierte bloß. Sie hatte keine Hoffnung, keinen "Antrieb", keine Bedeutung für sich selbst. Sie fühlte, wie sie sagte, daß "sie" unlängst "geradewegs untergegangen" war...
Re: Gefühl gesund zu sein?
#6ich bin da keine fachfrau, aber das trennen und distanzieren von der bulimie selbst versteh ich noch nicht als multiple persönlichkeitsstörung.
für mich hört sich das einfach nach banaler und in deinem fall radikaler verdrängung an. die negative krankheitssymptomatik bricht zwar hervor, du nimmst sie in dem moment wahr. aber im nächsten moment springst du mit freunden durch die gegend, bist vermutlich glücklich und denkst dir "was hab ich eigentlich? ist doch eh alles okay mit mir..."
also bulimiker führt man ja per se zwei leben.
ich glaub so oder so ähnlich ist es mir schon auch manchmal gegangen.
was mich bissl stutzig macht, ist natürlich dass du in unterschiedliche gefühls-und empfindungswelten tauchst, mit den anderen vorlieben usw.
aber lässt sich das für dich absolut so trennen, also bist du mal die "gesunde" mit den vorlieben und mal die bulimikerin mit jenen gefühlen?
machst du therapie? denke nämlich nur ein therapeut kann dir da wirklich weiterhelfen und verhindern, dass sich das i.wie verfestigt.
für mich hört sich das einfach nach banaler und in deinem fall radikaler verdrängung an. die negative krankheitssymptomatik bricht zwar hervor, du nimmst sie in dem moment wahr. aber im nächsten moment springst du mit freunden durch die gegend, bist vermutlich glücklich und denkst dir "was hab ich eigentlich? ist doch eh alles okay mit mir..."
also bulimiker führt man ja per se zwei leben.
ich glaub so oder so ähnlich ist es mir schon auch manchmal gegangen.
was mich bissl stutzig macht, ist natürlich dass du in unterschiedliche gefühls-und empfindungswelten tauchst, mit den anderen vorlieben usw.
aber lässt sich das für dich absolut so trennen, also bist du mal die "gesunde" mit den vorlieben und mal die bulimikerin mit jenen gefühlen?
machst du therapie? denke nämlich nur ein therapeut kann dir da wirklich weiterhelfen und verhindern, dass sich das i.wie verfestigt.
~~~yesterday's burden will be tomorrow's gleam of hope~~~
Re: Gefühl gesund zu sein?
#7Ähm, ich würde schon sagen, dass so eine Krankheit auch ein "schleichendes Trauma" darstellen kann, und ja, kann sein, dass sich da zwei getrennte Persönlichkeitsanteile bilden können, ob man da jetzt schon von einer pathologischen Persönlichkeitsspaltung/Störung sprechen kann, wage ich nicht zu beurteilen...
(Ich gucke mal nach, hab auch ein Psychiatrie-Lehrbuch hier...
)
Wie fühlst du dich damit? Macht dir das Angst, dass du sich so sehr von dir selbst isolierst?
Meinem Verständnis nach zu urteilen, ist das keine ungewöhnliche Reaktion, dass man sich so sehr von etwas und sich isoliert, um sich selbst zu schützen? Funktionsfähig zu bleiben?
Mir ging das übrigens genauso, in meiner letzten schlechten Phase, letztes Jahr um diese Zeit, war ich auch fest davon überzeugt, gesund zu werden und habe mich regelmäßig dennoch beim Erbrechen erwischt, habe das auch nicht wirklich zu mir in Beziehung gesetzt.
Alles Liebe, Colourful
(Ich gucke mal nach, hab auch ein Psychiatrie-Lehrbuch hier...
) Wie fühlst du dich damit? Macht dir das Angst, dass du sich so sehr von dir selbst isolierst?
Meinem Verständnis nach zu urteilen, ist das keine ungewöhnliche Reaktion, dass man sich so sehr von etwas und sich isoliert, um sich selbst zu schützen? Funktionsfähig zu bleiben?
Mir ging das übrigens genauso, in meiner letzten schlechten Phase, letztes Jahr um diese Zeit, war ich auch fest davon überzeugt, gesund zu werden und habe mich regelmäßig dennoch beim Erbrechen erwischt, habe das auch nicht wirklich zu mir in Beziehung gesetzt.
Alles Liebe, Colourful
If defeat is for quitters, then the victory remains in the try.
Re: Gefühl gesund zu sein?
#8venefica hat geschrieben:ein kurzer einbruch-kopf ins klo gehalten-kurz geschüttelt und gut is
und dann ist wieder alles in ordnung
ich fühle mich gesund und wie du so schön sagst
alles ist vergessen und vergeben
Äh, echt?? Ich glaube, ich werd nicht mehr... Ich habe einen hochroten heißen Kopf, kriege schlecht Luft, krieg die Augen kaum auf und habe das Gefühl, völlig neben der Spu zu sein.
Nie wieder. Wie lange brauche ich wohl noch, um's zu kapieren?
Re: Gefühl gesund zu sein?
#9ich glaub auch langsam ich werd nicht mehr..Äh, echt?? Ich glaube, ich werd nicht mehr...
wir sind zwar hier fast alle bulimikerinnen
aber das bedeutet doch noch lange nicht dass wir deshalb alle gleich sind
wir sind menschen
und jeder und jede von uns ist einzigartig.klar-oder?
warum wird man da nicht mehr??
"Sie hatte kein eigenes Leben. Sie existierte bloß. Sie hatte keine Hoffnung, keinen "Antrieb", keine Bedeutung für sich selbst. Sie fühlte, wie sie sagte, daß "sie" unlängst "geradewegs untergegangen" war...
Re: Gefühl gesund zu sein?
#10natürlich nicht, man schwankt ja sogar manchmal selbst hin und her.ich für meinen teil kenn aires Beschreibung nur zu gut, aber ich hab auch Tage, da empfinde ich das eher so wie du es beschreibst venefica.aber das bedeutet doch noch lange nicht dass wir deshalb alle gleich sind
war aber auch nicht dich angreifend gemeint, habs zumindest nicht so verstanden
lg
Den Weg kannst du nicht immer wählen, aber die Richtung
Re: Gefühl gesund zu sein?
#11hallo
ich war die letzten zwei tage mit dem abschied aus unserem studienjahr beschäftigt. deshalb ein paar meiner antworten erst jetzt:
ich war in therapie, bis ich hier ins ausland gegangen bin. wie es danach aussieht ist nicht klar. das ist typisch ich. ignorieren, bis es zu spät ist.
von meiner krankheit wissen nur die engsten freunde und meine familie. allerdings weiß so ziemlich jeder, der mich kennt, dass ich ein problem mit essen habe. und dass ich ständig traurig bin und unglücklich.
dieser zustand macht mir große angst! ich esse nämlich inzwischen garnichts mehr "normal" und dennoch tu ich so, als wäre ich gesund. und ich habe wie erinnerungslücken. manchmal denke ich, dass diese woche ja total gut läuft und ich mal wieder ein paar tage ohne geschafft habe....und dann erst fällt mir ein, dass ich gestern und vorgestern und den tag davor einen anfall hatte. naja *seufz* und vorallem macht mir das alles im kontext mit anderen menschen zu schaffen. ich kann dieses verhalten ja nicht wirklich erklären.
hui, ist das alles kompliziert.
lg
sternenkind
ich war die letzten zwei tage mit dem abschied aus unserem studienjahr beschäftigt. deshalb ein paar meiner antworten erst jetzt:
ich war in therapie, bis ich hier ins ausland gegangen bin. wie es danach aussieht ist nicht klar. das ist typisch ich. ignorieren, bis es zu spät ist.
von meiner krankheit wissen nur die engsten freunde und meine familie. allerdings weiß so ziemlich jeder, der mich kennt, dass ich ein problem mit essen habe. und dass ich ständig traurig bin und unglücklich.
dieser zustand macht mir große angst! ich esse nämlich inzwischen garnichts mehr "normal" und dennoch tu ich so, als wäre ich gesund. und ich habe wie erinnerungslücken. manchmal denke ich, dass diese woche ja total gut läuft und ich mal wieder ein paar tage ohne geschafft habe....und dann erst fällt mir ein, dass ich gestern und vorgestern und den tag davor einen anfall hatte. naja *seufz* und vorallem macht mir das alles im kontext mit anderen menschen zu schaffen. ich kann dieses verhalten ja nicht wirklich erklären.
hui, ist das alles kompliziert.
lg
sternenkind
Re: Gefühl gesund zu sein?
#12Hallo sternenkind,sternenkind hat geschrieben:hallo
ich war die letzten zwei tage mit dem abschied aus unserem studienjahr beschäftigt. deshalb ein paar meiner antworten erst jetzt:
ich war in therapie, bis ich hier ins ausland gegangen bin. wie es danach aussieht ist nicht klar. das ist typisch ich. ignorieren, bis es zu spät ist.
von meiner krankheit wissen nur die engsten freunde und meine familie. allerdings weiß so ziemlich jeder, der mich kennt, dass ich ein problem mit essen habe. und dass ich ständig traurig bin und unglücklich.
dieser zustand macht mir große angst! ich esse nämlich inzwischen garnichts mehr "normal" und dennoch tu ich so, als wäre ich gesund. und ich habe wie erinnerungslücken. manchmal denke ich, dass diese woche ja total gut läuft und ich mal wieder ein paar tage ohne geschafft habe....und dann erst fällt mir ein, dass ich gestern und vorgestern und den tag davor einen anfall hatte. naja *seufz* und vorallem macht mir das alles im kontext mit anderen menschen zu schaffen. ich kann dieses verhalten ja nicht wirklich erklären.
hui, ist das alles kompliziert.
lg
sternenkind
was du schreibst kann ich insofern nachvollziehen, dass die Bulimische Persönlichkeit ein eigenleben entwickelt... d.h. sie ist jemand, den du nicht zu kennen scheinst. das entwickelt sich erst nach einiger zeit... ich habe z.B. an mir Eigenschaften entdeckt, die eigentlich nicht zu mir passen, sondern eben nur zur B Person.
Alles gute für dich!
M.
Zuletzt geändert von Merline am Sa Apr 04, 2009 10:57, insgesamt 1-mal geändert.