Hallo Kleiner Tollpatsch!
Tut mir wirklich leid, dass du so fertig bist
ich hab angst... ich ... ich pack das nicht... meine mutter ich kann sie nich alleine lassen das würde sie fertig machen... ich kann das einfach nicht....
Ja, das mit der Angst kann ich nur zu gut verstehen. Angst vor Veränderung vor allem. Ich könnte einiger meiner Sorgen, die ich z.Zt. habe mit einem Schlag los sein, wenn ich mir noch nen Nebenjob suche. Aber ich habs bis vor kurzem erfolgreich geschafft, mich davor zu drücken, und das bloss aus Angst vor Veränderung, Angst zu versagen, Angst zu enttäuschen usw.

Aber immerhin ist mir jetzt klar geworden, dass das Leben immer weitergeht und eben keine Rücksicht drauf nimmt, ob ich was unternehme oder nicht - also hab ich dem ganzen jetzt den Kampf angesagt!
Was das mit deiner Mutter angeht, das ist natürlich eine knifflige Situation. Ich sehe hier eine Abhängigkeit auf beiden Seiten: sicher hängt deine Mutter sehr an dir, aber du scheinst auch sehr an ihr zu hängen, auch wenn es dich unglücklich macht. Aber du musst andererseits bedenken, dass deine Mom auch nicht glücklicher wird, wenn sie sieht, wie es mit dir bergab geht! Man muss ja auch nicht immer gleich schwarz und weiß sehen, also ganz weggehen oder ganz dableiben. Gibt es nicht eine Möglichkeit, probeweise schonmal ein paar Tage woanders, aber doch in der Nähe zu sein, z.B. bei Freunden, Bekannten, Verwandten?
Ich hatte leider auch schon oft ziemlich fiesen Streß mit meiner Family, und auch das mit der Leitplanke kommt mir ziemlich bekannt vor. Bei mir war's der Gedanke, von der nächsten höheren Brücke zu fahren. Aber genau wie du dachte ich, was ist, wenn du dann Unschuldigen Schaden zufügst? Und wegen der Sorge, was ist, wenn niemand mehr hinter dir fährt, stell dir in dieser Situation vielleicht einfach vor, dass du auch woanders Unschuldige in Mitleidenschaft ziehen könntest, z.B. jemanden auf der Gegenfahrbahn, oder am Straßenrand usw. NEIN, stell dir besser die ganzen Unschuldigen vor, die du triffst, auch wenn sie nicht gerade bei dir sind - nämlich alle die dich kennen und auch lieben.
Die Tatsache, dass der Ärger zu Hause mich auch öfters an solche Grenzen gebracht hat, hat mich vor einigen Jahren (nach einem unserer Mega-Streits) dazu veranlasst, innerhalb von 2 Stunden auszuziehen. Ich konnte einfach nicht mehr. Bin damals mit meinem Freund (= mein heutiger Mann

) zusammengezogen. Der nächste Monat war dann erstmal der Horror, habe fast den ganzen Tag geheult. Vor allem als 2 Wochen nach meinem Auszug ein Anruf von meiner Mutter kam, wobei sie zuerst wie oft sagte, ich solle doch wieder zurückkommen, doch dann hielt sie plötzlich inne und meinte, ach es sei ja eigentlich ganz gut, dass ich weg sei, immer wenn ich dagewesen wäre hätte es ja doch bloss Ärger gegeben...

Dabei war SIE immer diejenige, die mich angepampt und in dämliche Streits verwickelt hat... Habe dann einfach so aufgelegt. ABER: nach einer Weile, also eben so 1-2 Monaten kam es eben doch wieder zu gegenseitiger Kontaktaufnahme. Bis heute haben wir zwar nicht die gleiche Meinung über meinen spontanen Auszug (sie meint immer noch, ich hätte doch ÜBERHAUPT keinen Grund gehabt

), aber seit wann verstehen Eltern einen schon? Ich muss ehrlich sagen, auch wenn ich mich einerseits auch etwas schäme, weil ich normalerweise nicht so hitzköpfig handle und natürlich auch niemals jemandem raten würde, auch so zu handeln - es war trotzdem in meiner Situation gut so. Ich hätte es sonst wahrscheinlich nie geschafft, auf eigenen Füßen zu stehen, sondern wäre heute noch in absolut abhängig von meinen Eltern.
Die Tatsache, dass ich nicht GANZ weggegangen bin (wohnte ja immer noch in der gleichen Stadt) hat es ermöglicht, dass ich nahe genug bin, um für meine Eltern dazusein, aber auch getrennt genug, um mich zurückzuziehen und mich damit gegebenenfalls auch selbst zu schützen. Übrigens hatte das ganze noch was gutes: bin dadurch eigentlich erst richtig erwachsen und selbständig geworden und auch, oder vor allem mein Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl haben sich DEUTLICH zum positiven verändert. Auch ist es so, dass ich seither ein viel besseres Verhältnis zu meinem Umfeld habe, selbst zu Leuten, mit denen ich früher gar nicht mal so gut konnte. PLUS: seit meine Eltern nicht mehr diese grenzenlose Macht (!) über mich ausüben können, ist unser Verhältnis viiieeel besser geworden!!!
Also bitte versteh mich jetzt nicht falsch, ich will dir damit nicht sagen, du sollst deinen Kram schnappen und schreiend zur Tür rausrennen. Aber ich denke, dass eine schrittweise erfolgende räumliche Trennung sinnvoll ist. Das bedeutet dann ja eben nicht, dass du nicht mehr für sie da bist! Ganz im Gegenteil, ich denke ihr würdet letztendlich beide davon profitieren...
Übrigens, ich finde Rainbowbrite's Idee mit der Liste klasse!!! Wenn ich mal wieder down bin, werde ich das ganz sicher mal ausprobieren!
Weiterhin alles Gute,
Hoppel