Ich bin 19 und hatte seit 3 Jahre Bulimie. Die Gründe sind irrelevant. Es gibt nämlich keinen einzigen Grund dafür sich sein Leben und seine Zukunft täglich auszulöschen.
Ich weiß nicht ob ich für alle sprechen kann, aber ich möchte euch über meine Erkenntnisse informieren.
Früher habe ich hier öfters gelesen, das einzige was ich davon hatte, war: Ich habe mich zum Opfer gemacht, ich bin nicht Schuld, ich bin ja soo krank, ich brauche Mitleid. 80% der Beiträge sprechen nämlich von diesem Muster. Opferrolle, Selbstmitleid und Ablehnung der Eigenverantwortung für sich und seine Taten.
Das klingt erst mal sehr hart. Was ich für mich herausgefunden habe, ist:
- Jeder, wirklich jeder kann die „Bulimie“ besiegen, vielleicht nicht ganz alleine, aber mit Hilfe von Familie und Freunden
Bulimie fängt nicht beim Kotzen an, sondern beim Essen. Klar werdet ihr denken, wo denn sonst.
Genau, warum also beschäftigen wir uns nicht mit unserem Eßverhalten, unseren Eßgewohnheiten und unserem Umgang mit Gefühlen?
Das ist doch der Grund für das Kotzen? Würdet ihr immer noch kotzen, wenn ihr euer Lieblingsessen wirklich mit Genuß gegessen hättet, jeden Bissen langsam gekaut hättet und nur so viel gegessen hättet, damit euer Hungergefühl nicht mehr da ist? Ich denke nicht oder?
Das Problem von Menschen, die an Bulimie leiden, ist, dass sie Essen mit Gefühlen verbinden, genauso wie Übergewichtige. Dabei wollen wir doch „normal“ essen und trotzdem schlank bleiben, wie sogenannte Natürlich Schlanke.
Euch muss klar werden, dass zuerst die Eßgewohnheiten geändert werden müssen. Ich lese hier
immer wieder nur 5 Tage kotzfrei, Rückfall. 1 Woche Kotzfrei…
Es geht gar nicht um das Kotzen, es geht darum eine neue Eßgewohnheit zu erlernen und die alte zu ersetzen.
Ich kann nur von mir reden, ich wollte damals schlank sein und habe mich gefragt wie machen die das? Die sind schlank trotz Problemen? Die essen was die wollen und nehmen nicht zu?
Warum ist die Welt so gemein, ich hasse mich, ich bin soo hässlich…naja und so weiter….
Ich dachte, wenn ich endlich dünn bin, werde ich glücklich sein, dabei habe ich gar nicht gemerkt, dass ich weder mit **kg noch mit **kg „glücklich“ war, es gab immer etwas auszusetzen. Das Problem war nicht mein Gewicht, es war die Einstellung zu mir Selber. Es war mein nieadriges Selbstbewußtsein….und durch Bulimie wurde es immer kleiner und kleiner..ich dachte, dass ich alles verdient hätte, dass ich es nie schaffen werde.
Auf jeden fall bin ich auf einen Englischsprachige Seite gekommen und habe mir einiges über Selbstbewusstsein, Gewohnheit usw. durchgelesen.
Gewohnheiten erlernt man im Laufe der Kindheit, genauso wie Eßgewohnheiten.
Wenn man 30-90 Tage lang dieselbe neue Gewohnheit wiederholt, speichert sich das Unterbewußtsein diese. Dafür muss man erst einmal beobachten, in welchen Situationen man immer zum Essen greift. Vorallem wie isst man überhaupt?
Bei mir war es ganz klar:
Ich habe immer gegessen, wenn ich traurig, wütend usw war.
Oder einfach so, ich wollte es haben, weil ich es mir ja verboten habe,
Und immer war es „Das letzte Mal, morgen fange ich neu an“ „Wirklich das allerletzte mal, wenn nicht dann…“
Ganz klar, das dieses Letzte Mal nie kam. Ich wusste damals nicht dass Bulimie nur eine falsche Eßgewohnheit und ein ungesunder Umgang mit Gefühlen ist.
Es wird immer so tragisch dargestellt, damit jeder in Selbstmitleid verfällt, ich arme, ich kann nichts daran ändern.
Das alles entspricht nicht der Realität.
Wie ich es geschafft habe davon loszukommen? Ganz klar, erst mußte mir klar werden, wann ich esse, ob ich aus Hunger esse, warum es so unkontrolliert ist.
Ich wollte immer natürlich schlank sein, aber was heißt das eigentlich, was für Eßgewohnheiten haben natürlich Schlanke?
Ich habe dannach gegoogelt und viele Artikel gefunden, das beste war „Ich mach dich schlank“ von Paul McKenna (Ein Buch). Es ist keine diät, sondern ein Plan um das Eßverhalten zu ändern. Ich habe mir das Buch nicht gekauft, denn die wichtigsten Grundregeln sind diese:
1. Iss nur wenn du hungrig bist:
- Trinke aber zuerst immer Wasser, wenn du denkst, dass du hungrig bist,
Wenn der Hunger nach 1 Glas Wasser immer noch da ist, dann iss etwas
- Trink morgens Wasser, wenn du nicht hungrig bist
2. Iss das, was du essen möchtest.
3. Iss bewusst:
- Iss sehr langsam und genieße jeden Bissen
- Kaue jeden Bissen 10-15mal.
- Lege nach jedem Bissen das Besteck (Essen) beiseite und kaue langsam.
4. Wenn du das Gefühl hast voll zu sein, Stop, Hör auf zu essen.
- Lass immer Essen auf dem Teller
- Hör auf zu essen, wenn du das Gefühl hast voll zu sein, bzw. genug davon gegessen zu haben. Höre auf dein Hungergefühl.
- Lass Reste liegen oder schmeiße sie weg.
Die ersten Tage waren wirklich nicht einfach, natürlich wenn man 3 Jahre lang dasselbe gemacht hat.
Das wichtigste waren für mich die Gefühle, ich habe mich vollgestopft wenn es mir schlecht ging. Aber genau das kann man auch ersetzen.
- Ich habe Sport gemacht, bin rausgegangen, bin meinen Hobbies nachgegangen, habe mein Zimmer aufgeräumt (Es hat wirklich gut getan, nach so langer Zeit mal etw. sinnvolles zu machen), alles mögliche getan, um nicht zur alten Gewohnheit zu kommen.
- Das einzige war, das ich seeehr launisch war, grundlos wütend, weil ich mich nicht vollstopfen konnte.
Um möglichen Rückfällen vorzubeugen, habe ich
1. mein ganzes Geld, meiner Mutter gegeben, denn immer, wenn ich Geld dabeihatte, wolltei ch mir etwas Süßes kaufen. (Schlecht gelaunt, Essen, Alte Gewohnheit)
Ich weiß natürlich nicht wie man es macht, wenn man auf sich alleine gestellt ist. Aber am besten kein Geld mitnehmen, nur wenn man eben einkaufen geht. wie gesagt da ich noch zur Schule gehe, war dies bei mir der fall.
2. Habe ich nach jeder Mahlzeit die Küche abgeschlossen und den Schlüssel meiner Familie gegeben.
ES war sehr komisch, ich habe mir noch mehr Freiheit genommen, ich habe mich komisch gefühlt und dachte was jetzt darf ich das auch nicht.
Dabei war es mein Wille, ich wollte endlich gesund sein, ich wollte endlich normal essen und schlank sein.
Zudem habe ich mir mein Essen immer sehr schön und mit Geduld vorbereitet.
NICHT wie früher, Nebenbei essen, unbewusst essen, im Stehen essen, aus Töpfen essen. *lach* wenn ich daran zurückdenke. Also nicht Nebenbei, grundlos...
Die ersten Wochen waren sehr schwer, obwohl ich mir nichts verboten habe.
Ich habe gelernt mit Gefühlen anders umzugehen, vielleicht einfach mal anders darauf reagieren, sich selbst schätzen, respektieren und aus Fehlern lernen.
Diese 30 Tage habe ich nicht aufeinmal geschafft, es gab Rückfälle, ABER ich musste wieder von Tag 1. anfangen. Diese Rückfälle machten mich stärker.
Inzwischen brauche ich keine Schlüssel mehr und denke incht, omg das letzte mal ich kann es niee mehr essen. Nein das Essen ist immer da. Nach und nach hatte ich garkeine Lust diese ganzen Süßigkeiten zu essen, ich habe sie mir schließlich nicht verboten.
Nur eben immer nach diesen 4 Regeln.
Noch etwas sehr wichtiges, ich dachte immer, dass ich viel glücklicher sein werde, wenn ich **kg dünner bin und wenn ich die Bulimie los bin. In der Tat mir geht es inzwischen viel besser, aber ich habe verstanden, dass es immer Probleme gibt. Ich mache immernoch Fehler. Man muss sie nur relaxter angehen und sie anders lösen, nicht durch Essen, denn Essen ist keine Belohnung oder ein Trost. Aus Fehlern lernt man..man muss lernen die Vergangenheit hinter sich zu lassen.
Wow, ich hoffe, dass ich euch nicht allzu sehr gelangweilt habe.
