Das hörte mit 14 oder 15 (ich weiß nicht mehr so genau) schlagartig auf, als die halbe Klasse mein Tagebuch auf einer Klassenfahrt in die Finger bekam. (Sie versammelten sich und schlossen ab um ungestört daraus vorlesen zu können und es rumzureichen).
Jahrelang, bis die Schule beendet war, wurde ich täglich damit in irgendeiner Weise konfrontiert. Obwohl es da garnicht viel zu lachen gab, machten die sich nen riesen Witz draus.
Mich hat das richtig gestresst, ich hatte richtige kleine Psychosen und sowas (Panik, Paranoia, Nachts aufschrecken und sich panisch anziehen weil man irgendwelche schizophrenen Schübe hat usw. usf.)
Als ich auch erfuhr, dass mein Vater schon immer darin rumschnüffelte (er wusste Dinge über mich, die ich ihm nie erzählt hatte ... und meine Mutter beichtete es mir auch), wurde ich total panisch und zerriss und verbrannte alle existenten Aufzeichnungen von mir.
Seit dem bin ich empfindlich was meine Privatsphäre betrifft. Jedesmal wenn ich irgendwo das Wort "Tagebuch" hörte, wurde mir richtig schwindelig und etwas übel - Schockreaktionen.
An mein 14., 15. und 16. Lebensjahr kann ich mich auch nur sehr lückenhaft erinnern. Ich war ständig nur so eingefroren innerlich...
Naja. bla bla. Ist auch egal. Heute ist das nicht mehr so wichtig.
Jedenfalls, ich wollte in den vergangenen Jahren gern wieder Tagebuch führen, weil mir das immer gut gefiel. Aber diese riesen Angst irgendein lebendes Wesen was lesen kann würde es irgendwann mal in die Finger kriegen, lässt mich diesen Gedanken schnell wieder vergessen.
Allein der Gedanke, dass etwas schriftliches von mir existiert,was mein Ich mehr oder weniger plastisch präsentiert, ist für mich DIE Horrorvision.
Andererseits wünsche ich es mir aber sehr wieder ein schönes, buntes Tagebuch über mein Leben führen zu können, wie früher, als ich noch dachte, dass ich ne Privatsphäre habe... das wünsche ich mir wirklich sehr.
Führt ihr Tagebuch? Wurden von euch mal private Aufzeichnungen kopiert und rumgereicht? Hat irgendwer ähnliche Erfahrungen gemacht?
Ich weiß immernoch nicht wie ich damit umgehen soll und ob ich mich trauen soll wieder ausführlicher Buch zu führen.
Soeine Art Tagebuch führe ich schon ein bisschen... aber das dreht sich nur um meine ES... Eckdaten halt, mit denen wohl keiner richtig was anfangen könnte.
Mehr traue ich mir nicht zu und das belastet mich echt sehr. Ich fühle mich eingeengt, ich fühle mich unfrei!
