Liebe Butterbrot,
ja, auch das kenne ich sehr gut.
Wie oft wollte ich schon irgendein schwieriges Thema in der Therapie ansprechen und habs dann doch nicht getan. Aus Angst, Scham, weil ich gar nicht wusste, wie ichs sagen soll.
Seit ein paar Monaten mache ich es jetzt so, dass ich, sobald ich das Gefühl habe, ich möchte über ein bestimmtes Thema mit Ihr reden, mich an den PC setze und versuche, meine Gedanken erstmal aufzuschreiben.
Meistens denke ich mir, okay, dass sag ich ihr dann alles, oder ich druck es aus, und nehm es in die Thera-Stunde mit. Aber das hat noch nie funktioniert. Deshalb mache ich es jetzt so, dass ich meiner Thera eine e-mail schreibe, in der ich ihr erkläre, dass ich mal wieder was habe, was mich sehr belastet und ich nicht weiß, wie ich es ansprechen soll, bzw. es gar nicht wirklich in Worte fassen kann. Bzw. ich schreibe, welches Gefühl ich damit habe, und das ich glaube, an diesen Gedanken zu ersticken. Ich habe, wenn ich darüber reden soll nur noch einen Kloß im Hals....
Ich versuche einfach zu erklären, was ich will und muss es doch nicht in einem persönlichen Gespräch sprachlich ausdrücken.
Sobald ich die mail abgeschickt habe, mache ich mir erstmal Vorwürfe. Ich denke mir, Oh Gott, was habe ich jetzt wieder gemacht, was denkt die jetzt wohl von mir? Das ist doch alles peinlich? .....
Aber die mail ist weg. Und wenn ich dann bei meinem Termin bin, muss ich gar nicht mehr viel sagen, weil meine Therapeutin mir dann sehr hilft. Sie sagt dann meist, sie habe meine e-mail gelesen. Und sie findet es sehr schlimm und vor allem absolut verständlich, dass es mir schwer fällt solche Dinge auszusprechen. Und dann ist der Bann irgendwie gebrochen. Ich muss ihr erstens nicht nochmal erzählen um was es geht, sondern wir reden einfach darüber, wie es mir damit geht, wie ich damit umgehe, was ich vielleicht machen kann. Und danach fühle ich mich nicht mehr schlecht, sondern erleichtert, verstanden, frei. Ich bin wieder etwas losgeworden.
... Vielleicht wäre das auch für Dich ein Weg... sprich mal mit Deiner Therapeutin darüber.
Ich muss dazu aber auch noch sagen, ich habe bei meiner Therapeutin immer das Gefühl verstanden zu werden, weil Sie wirklich weiß, wovon sie spricht. Ich hab sie einmal darauf angesprochen, dass ich mich eigentlich nur von ihr wirklich verstanden fühle. Und ich immer das Gefühl habe, sie weiß, worum es wirklich geht. Darauf hat sie mir dann gesagt, Fr......., ich kann sie WIRKLICH verstehen, da ich selbst als Kind mb wurde. Auch ich habe nach wie vor Phasen, die schwierig sind, aber ich möchte behaupten, ich bin glücklich, mit meinem Leben, wie es jetzt ist. Und ich möchte dieses Glück weitergeben an alle, die das gleiche Schicksal teilen. Es gibt viele Wege heraus, man muss nur bereit sein, sie auch zu gehen.
Immer wenn ich völlig mutlos bin, muss ich daran denken. Diese Frau ist so souverän, verständnisvoll, erfolgreich, usw. Sie hat es geschafft, mit den gleichen Voraussetzungen, wie wir sie haben.
Ich wollte schon oft aufgeben, aber das macht mir immer wieder Mut.
Deshalb habe ich mir auch zum Ziel gesetzt, mein Fachabitur zu machen und später Psychologie zu studieren. Ich möchte irgendwann auch sagen können, "ich hab es geschafft" und dieses Wissen diese Erfahrungen weitergeben. Das wäre mein Traum und dafür hätte es sich dann auch gelohnt.
Denn wer hat schon bessere Voraussetzungen, etwas an andere weiterzugeben, als der, der selbst die Hölle durchlebt hat und wieder herausgekommen ist? Die Theoretiker bestimmt nicht.
So, jetzt bin ich aber abgeschweift

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In stationärer Behandlung war ich bisher noch gar nicht. Ich habe aber vor, anfang nächsten Jahres (wenn es organisatorisch möglich ist) eine stationäre Traumatherapie in Angriff zu nehmen. Aber Angst hab ich davor natürlich schon.
Mein Essverhalten ist rein bulimisch, essen, kotzen, essen, kotzen.......
Von meinen Kinder versuche ich das alles möglichst fernzuhalten und ich glaube auch, dass sie es wirklich noch nicht mitbekommen haben.
Wir essen gemeinsam zu mittag und auch zu abend. Ich schaue sehr auf gesunde und abwechslungsreiche Ernährung, aber Süßigkeiten kriegen sie in Maßen schon auch. Wobei ihnen meist Obst sogar lieber ist. Ich würde sagen, die beiden essen ganz normal.
Und sobald sie im Wohnzimmer oder Kinderzimmer verschwunden sind, falle ich über alles ungesunde her, was nur irgendwie zu finden ist. Was bei uns jedoch nicht so sehr viel ist - außer Schokolade - also für richtig heftige FA´s muss ich erstmal bewusst einkaufen gehen, was natürlich schon auch vorkommt.
Puhh, also von der Ausbildung kann ich Dir nur abraten. Deine Tochter braucht Dich doch!!!! Das geht auf Kosten Deiner Kleinen, ich weiß nicht, das wäre bestimmt nicht gut.
Gut, ich kanns natürlich nachvollziehen, ich hab mich ja selbst für das Fernstudium entschieden, weil ich die Elternzeit "sinnvoll" nutzen wollte. Aber oberste Priorität hatte für mich immer, absolut für die Kinder dazu sein. Ich kann mich selbst einschränken bis zum gehtnichtmehr. Ich lerne halt praktisch nur am abend. Aber Du wärst ja dann eigentlich die ganze Woche weg. Überleg Dir das wirklich sehr sehr gut. Von der psychischen Belastung mal ganz abgesehen.
Wie siehts bei Dir mit der Bulimie aus?
LG
traumsternchen