Habe noch ein bißchen nachgedacht...
An der Begriffsdefinition scheiden sich anscheinend mehrere Geister, wie ich beim Nachschlagen lese...
Zur Identität definiert der "Brockhaus" (1998) recht allgemein:
Völlige Übereinsteimmung einer Person oder Sache mit dem, was sie ist, oder als was sie bezeichnet wird.
"Das moderne Lexikon" (1976) schreibt unter Identität:
Völlige Gleichheit, das Sich-Gleich-Bleiben im Wechsel.
Idenitätsbildung ist diesen Definitionen zufolge ein andauernder Prozess, da man ja ständig von den verschiedenen Menschen anders beurteilt, eingeschätzt wird und sich selbst auch anders sieht, z.B. durch Ereignisse, Erfahrungen.
Aus dem was man ist (schon von vorneherein einem mitgegeben ist), was einem zugeschrieben wird und aus dem, was man folglich zu sein glaubt, formt man ein Bild, daß einem nach Mölichkeit am besten trifft und beschreibt. Je besser dieses Bild (die schon von vorneherein einem mitgegeben Anlagen/Eigenschaften) trifft und passt, desto selbstzufriedener ist man. So, das ist meine Folgerung.
Ausgangsfrage: Wodurch definiert sich der Mensch? Und darin besonders die Frage, warum definiert man sich sozusagen fehl, durch Aussehen, Besitz etc.
Also, Frage nach Identität.
Sich entlang nach allgemein leicht verständlicher, erfassbarer und ersichtlicher Attribute wie reich/arm schön/unschön zu richten, darin Identität zu suchen, ist für viele wohl die einfachere "Lösung". Obgleich dies ein Trugschluß ist, denn es ist ja keine wirkliche, ehrliche Identifikation. Man repräsentiert etwas, vor allem nach außen. Die Menschen verstehen das leicht, die Identität ist leicht verständlich, ja bewundernswert (reich, schön) und nicht komplex. Man hat keine Mühe, das zu verstehen. Braucht nicht hinterfragen, Interesse am Sein des Menschen zeigen.
Wach, offen, intelligent, interessiert, sozial, wer so ist (sein will) hat es da schwerer. Diese Merkmale sind nicht gleich durch Äußerlichkeiten, äußere Symbole erkenntlich. Sich so zu identifizieren kostet Kraft, erfordert auch das Interesse des Gegenüber für die Person. Nicht viele Menschen sind gewillt, so für sich und für andere zu verfahren. Deshalb orientieren sich wohl viele an Aussehen/Geld/Dingen/Leistung/Erfolg usw.
Aire schrieb:
Ja, der Mensch schafft es anscheinend nur sich in Abgrenzung von anderen zu sehen, sich also so auch zu identifizieren. Nur im Vergleich scheinen wir zu erkennen was wir sind, wie wir sind. Diese gesellschaftliche Identifikation bietet aber immer nur ein Ergebnis wie: Im Vergleich zu xy bin ich ähnlich/anders/total anders...usw. Eine wahre Erkenntnis über unser Sein, den Charakter ist so schwer zu finden. Es sind Gegenüberstellungen, Vergleiche, Abgrenzungen. Daraus bastelt man dann ein Selbstbild.dass der Mensch eine Gesellschaft braucht um seine Identität zu entwickeln. Ich glaube nicht, dass an der Frage irgendwer vorbei kommt und einfach sagen kann. So, ich definiere mich nicht.
Ich meinte eben, oder frage mich, nein, glaube, daß die Identität quasi schon da ist, gegeben ist. Auch ohne die Gesellschaft, die uns vage Erkenntnis über das Selbst vor Augen führt. Insofern wollte ich nicht sagen, daß man sich nicht definieren muß. Man muß die Identität eigentlich nicht "entwickeln", eher nutzen.
Das waren jetzt alles recht kryptische Ansichten. Ich streite nicht ab, daß wir, so wie Aire schreibt, die Krücke Gesellschaft brauchen, um zu sein, Identität zu bilden. Doch ganz heruntergebrochen behaupte ich, daß das eigentlich nicht nötig ist, man auch theoretisch ohne Gesellschaft Erkenntnis über die Identität gewinnen können muß. Wie, das ist die Frage, die sich mir da unter anderm stellt...
Es grüßt in die Runde, die nachdenkliche Frau Wankelmut...