Seit meinem 12. Lebensjahr leide ich unter Bulimie und es war ein fast 10 Jahre langer Kampf der Frustration, des Hasses, der Verzweiflung und der Hoffnungslosigkeit bis mir kurz vor meinem 22ten Geburtstag schlagartig bewusst geworden ist, warum ich Bulimie habe.
Ausgelöst wurde dieser Prozess dadurch, dass mein Freund mit mir Schluss gemacht hat nachdem er sich tagelang nicht bei mir gemeldet hatte und ich ihm , als ich ihn endlich erreichte, am Telefon aus der Nase ziehen musste, dass er unsere Beziehung beenden will.
Zuerst habe ich drei Stunden lang bei meiner Freundin gesessen und geheult und zwischendurch gelacht, weil mir alles so lächerlich vorkam, denn gleichzeitig fühlte ich mich auch irgendwie befreit und erleichtert. Die Beziehung hatte mich wahnsinnig viel Kraft gekostet, weil ich davon besessen war ihm zu gefallen. Ich habe nie etwas gegessen bevor ich zu ihm bin, war immer frisch geduscht, rasiert, habe mich ihm total angepasst und ihn nie hinterfragt. Letztendlich hat das dazu geführt, dass weder er mich, noch ich ihn ( weil ich mich nur auf mich konzentriert habe) geliebt habe. Rückblickend kann ich sagen, mir ging es selten so schlecht, wie in dieser Zeit. Der unerträgliche Druck zu gefallen habe ich durch das Kotzen abgebaut und danach habe ich mich dafür verachtet. Manchmal, wenn ich wieder 2 Tage am Stück nur über der Schüssel hing, konnte ich vor lauter Selbstekel und Schwäche nicht einmal ans Telefon gehen. Natürlich habe ich mich danach gefragt, warum ich das alles gemacht habe und die Antwort war recht simpel: Ich bin es einfach gar nicht anders gewohnt, da ich es mein Leben lang in fast allen zwischenmenschlichen Beziehungen so mache. Überall bin ich die Kleine, Nette, Süße, Liebe, alle können mich gut leiden, aber wer mag mich wirklich. Jedem Konflikt bin ich aus dem Weg gegangen auch wenn ich im Recht gewesen wäre, ich habe nicht einmal getraut nach dem Geld zu fragen, dass mir jemand schuldete, noch habe ich jemals eine Bitte die an mich gerichtet war abgelehnt. Das ist schon krass, und dann verwehrt man sich das Einzige, was einem Freude und Genuss verschaffen könnte auch noch: das Essen.
Als mir das alles bewusst wurde bin ich unendlich traurig geworden und diesmal habe ich um mich getrauert um die 1000 Male die ich mich verletzt und hintergangen habe um andere zu schonen. Wie brutal und grausam konnte ich nur so mit mir umgehen, ich, wo ich mir doch selber am wichtigsten sein sollte?! Mir ist klar geworden, dass ich so nicht mehr sein will, dass ich von nun an meine Meinung äußern will, auch wenn ich damit anderen weh tun sollte, oder auf Ablehnung stoßen sollte.
Seitdem versuche ich das alles umzusetzen. Oft fällt es mir sehr leicht, manchmal fällt es mir zu spät auf und ich denke, beim nächsten Mal mache ich es besser. Manchmal habe ich noch Probleme nein zu sagen und es kostet mich große Überwindung, aber danach fühle ich mich um so besser.
Tja und der Tag, wo mir dies aufgefallen ist, war auch der letzte an dem ich gekotzt habe, nicht weil ich den Entschluss gefasst habe aufzuhören, sondern weil das Bedürfnis nicht mehr da ist. Alles was ich nun esse, esse ich mit wahnsinnig viel Freude weil ich mir etwas Gutes damit tue. Schon 2 Tage später war ich mit meiner Freundin in der Stadt und habe erst einen Döner und danach noch 2 Kugeln Eis gegessen, etwas was ich das letzte Mal vor 12 Jahren gemacht habe.
Ich hoffe meine Geschichte gibt euch Mut, über die eigentliche Ursache eurer Krankheit nachzudenken und euch nicht dafür zu verurteilen. Ich habe auch 10 Jahre lang geglaubt ich sei disziplinlos und schwach und könne mich einfach nicht zusammenreisen, bis ich gemerkt habe, dass etwas ganz anderes dahinter steckt.
Gebt den Mut nicht auf und nehmt euch die Zeit, über euch nachzudenken. Ich denke, dass mir vieles davon auch klar wurde, als ich angefangen habe, eine Therapie zu machen, wo man in leichte Hypnose versetzt wird.
Ich drück euch die Daumen
#2
Das ist ur lieb von dir, dass du uns das geschildert hast.
fand es witzig, dass es noch mehr menschen gibt, die sich ned getrauen nach dem geld zu fragen. bin auch so *lol*
schäme mich immer...
aufjedenfall danke !!
fand es witzig, dass es noch mehr menschen gibt, die sich ned getrauen nach dem geld zu fragen. bin auch so *lol*
schäme mich immer...
aufjedenfall danke !!
#3
Hallo!
Find ich toll dass du das alles erkannt hast, aber glaubst du wirklich das du jetzt für IMMER ehemalig bist? Wie lang ist denn das "letzte Mal" her?
Lg, Petra
Find ich toll dass du das alles erkannt hast, aber glaubst du wirklich das du jetzt für IMMER ehemalig bist? Wie lang ist denn das "letzte Mal" her?
Lg, Petra
#4
finde ich gut, dass du uns deine geschichte mit geteilt hast- DANKE!
ich bin total deiner meinung. man braucht nicht kämpfen, um da raus zu kommen -->kampf erzeugt doch eh nur widerstand-- es bedarf einer ordentlichen portion einsicht, selbstakzeptanz und es sich wert sein...
und ich bin mir sicher, dass es JEDER, der es wirklich schaffen WILL, auch von HEUTE auf MORGEN schaffen KANN!!!!
(incl. mir
)
ich bin total deiner meinung. man braucht nicht kämpfen, um da raus zu kommen -->kampf erzeugt doch eh nur widerstand-- es bedarf einer ordentlichen portion einsicht, selbstakzeptanz und es sich wert sein...
und ich bin mir sicher, dass es JEDER, der es wirklich schaffen WILL, auch von HEUTE auf MORGEN schaffen KANN!!!!
(incl. mir

#5
ich möchte dir einfach danke sagen für das erzählen. es hat mir irgendwie einfach einwenig mut gemacht in der aussichtslosen situation (die ich so empfinde) in der ich im moment stehe. danke dir für das schreiben
papillon
papillon
#6
Hallo,
das ganze ist jetzt etwa 3 Monate her und ich habe seither keine Probleme mehr mit der B. Natürlich hat man manchmal Panik alles könnte wieder anfangen, aber ich habe gemerkt, dass sich Probleme lösen lassen, wenn man darüber spricht. Vorallem kann man auch einmal Vorderungen stellen, ohne das die Leute sofort sauer sind. Ich denke eben, Aufhören alleine reicht nicht, man muss wissen warum man es macht und dagegen ankämpfen, dann hört man von alleine auf.
Wünsch euch noch einen schönen Abend
das ganze ist jetzt etwa 3 Monate her und ich habe seither keine Probleme mehr mit der B. Natürlich hat man manchmal Panik alles könnte wieder anfangen, aber ich habe gemerkt, dass sich Probleme lösen lassen, wenn man darüber spricht. Vorallem kann man auch einmal Vorderungen stellen, ohne das die Leute sofort sauer sind. Ich denke eben, Aufhören alleine reicht nicht, man muss wissen warum man es macht und dagegen ankämpfen, dann hört man von alleine auf.
Wünsch euch noch einen schönen Abend

#8
Hallo Janna!
Ich freue mich für dich, aber ich habe es auch schon einmal ein Jahr, und mehrmals mehrere Monate "ohne" geschafft, und bin trotzdem nicht davon weggekommen, deswegen bin ich sehr skeptisch.
Du hast recht, dass das Wichtigste ist seine Einstellung zu ändern...
Ich hab mir auch überlegt, warum ich kotze (Frust,vor Problemen weglaufen...), hab normal gegessen, mich meinen Problemen gestellt usw.... und dann hat mich die B. wieder eingeholt.
Ich mache jetzt zum ersten Mal in meinem Leben eine Theraphie.
Aber ich hoffe natürlich, dass bei dir alles so gut weiterläuft wie jetzt.
Lg, Petra
Ich freue mich für dich, aber ich habe es auch schon einmal ein Jahr, und mehrmals mehrere Monate "ohne" geschafft, und bin trotzdem nicht davon weggekommen, deswegen bin ich sehr skeptisch.
Du hast recht, dass das Wichtigste ist seine Einstellung zu ändern...
Ich hab mir auch überlegt, warum ich kotze (Frust,vor Problemen weglaufen...), hab normal gegessen, mich meinen Problemen gestellt usw.... und dann hat mich die B. wieder eingeholt.
Ich mache jetzt zum ersten Mal in meinem Leben eine Theraphie.
Aber ich hoffe natürlich, dass bei dir alles so gut weiterläuft wie jetzt.
Lg, Petra
#9
Hallo Petra,
ich weiß, dass man auch nach Jahren wieder reinrutschen kann, schließlich habe ich endlos viele Versuche hinter mir... Ich denke auch, dass es nicht ganz ohne Therapie geht. Mache mittlerweile meine 3.
Diesmal scheint es mir aber wirklich zu helfen. Meine Therapeutin arbeitet mit Hypnose und damit kommt man recht schnell an die eigentlichen Probleme. Welche Art von Therapie machst du denn?
ich weiß, dass man auch nach Jahren wieder reinrutschen kann, schließlich habe ich endlos viele Versuche hinter mir... Ich denke auch, dass es nicht ganz ohne Therapie geht. Mache mittlerweile meine 3.

#10
Mit Hypnose? echt?? das hab ich ja noch nieee gehört.
hört sich spannend an: erzähl doch büdde meeeeehr
bin offen für neues!
hört sich spannend an: erzähl doch büdde meeeeehr
bin offen für neues!
#11
Durch pendelnde Handbewegungen versucht dein/e Therapeut/in an Teile des Gehirns zu gelangen, die man normalerweise ausschaltet und die dafür verantwortlich sind, dass man Dinge verdrängt. Stück für Stück werden so alte Verletzungen abgebaut und verarbeitet. Man sitzt einfach da folgt den Schwingungen und erzählt was einem gerade durch den Kopf geht. Überraschend schnell kommt man dabei zu seinen Problemen. Ich finde diese Methode sehr gut, da sie viel schneller als zum Beispiel die normale Tiefentherapie auf die Ursachen der Bulimie stöst. Wobei dieses schneller Voranschreiten auch sehr hart sein kann. ANfangs ging es mir deswegen zimlich schlecht und ich habe jede Nacht davon geträumt, da sie sehr viele Erinnerungen geweckt hat. Du kannst mich gerne fragen, falls es noch irgendwelche Unklarheiten gibt.
Liebe Grüße
Liebe Grüße
#12
wow, klingt echt interessant. informiere mich glaub ich mal, ob es so was bei mir in der nähe auch gibt..
danke aufjedenfall!!!
danke aufjedenfall!!!
#13
Hallo - hab hier nach Ewigkeiten mal wieder reingeschaut und ein bisschen gestöbert und ich konnte mich total mit dem ersten Beitrag identifizieren - war bei mir total ähnlich - das mit dem ewigen gefallen wollen
Naja warum ich schreib: Also ich hatte auch einige Jahre Bulimie und kam dann davon von einem Tag auf den anderen davon weg, obwohl ich vorher tausend Fehl-Versuche hatte. Aber ich glaube erst dann wollte ich es WIRKLICH und zwar so sehr, dass ich auch eine anfängliche Gewichtszunahme in Kauf genommen hab. Naja und das Leben ohne Bulimie hat dann 3 Jahre oder so geklappt und dann hatte ich plötzlich einen RF über ein paar Wochen oder Monate?? weiß ich nimma so genau und ich war total am Ende und hab hier zu schreiben begonnen. Bin dann auch schnell drauf gekommen was der Grund war - und dann wollte ich nur wieder weg von dem Blödsinn, weil die Bulimie NUR negative Seiten hat. Naja und seit dem ist die Bulimie für mich wirklich absolut kein Thema mehr und ich wage zu behaupten sie wird es auch nie wieder sein! Außer ich würde das aus irgedeinem Grund wollen! Weil einfach so überrollt wird man davon nicht. Und mit Gewichtsschwankungen hab ich einfach gelernt umzugehen und da ich nicht in Panik verfalle wenn ich mal ein bisschen zunehm kann mir auch nix passieren.
PS: Wiege übrigens zur Zeit weniger als in meinen schlimmsten Bulimiephasen.
Naja ich will eigentlich nur sagen: Man kann es wirklich von einem Tag auf den anderen schaffen wenn man es wirklich 1000%ig will!
Allen die es versuchen wollen oder schon auf dem Weg sind: Viel Glück!
Alles Liebe, Lunia.

Naja warum ich schreib: Also ich hatte auch einige Jahre Bulimie und kam dann davon von einem Tag auf den anderen davon weg, obwohl ich vorher tausend Fehl-Versuche hatte. Aber ich glaube erst dann wollte ich es WIRKLICH und zwar so sehr, dass ich auch eine anfängliche Gewichtszunahme in Kauf genommen hab. Naja und das Leben ohne Bulimie hat dann 3 Jahre oder so geklappt und dann hatte ich plötzlich einen RF über ein paar Wochen oder Monate?? weiß ich nimma so genau und ich war total am Ende und hab hier zu schreiben begonnen. Bin dann auch schnell drauf gekommen was der Grund war - und dann wollte ich nur wieder weg von dem Blödsinn, weil die Bulimie NUR negative Seiten hat. Naja und seit dem ist die Bulimie für mich wirklich absolut kein Thema mehr und ich wage zu behaupten sie wird es auch nie wieder sein! Außer ich würde das aus irgedeinem Grund wollen! Weil einfach so überrollt wird man davon nicht. Und mit Gewichtsschwankungen hab ich einfach gelernt umzugehen und da ich nicht in Panik verfalle wenn ich mal ein bisschen zunehm kann mir auch nix passieren.
PS: Wiege übrigens zur Zeit weniger als in meinen schlimmsten Bulimiephasen.
Naja ich will eigentlich nur sagen: Man kann es wirklich von einem Tag auf den anderen schaffen wenn man es wirklich 1000%ig will!
Allen die es versuchen wollen oder schon auf dem Weg sind: Viel Glück!
Alles Liebe, Lunia.
#14
Ein wunderbarer thread
Gratulation euch beiden, dass ihr davon losgekommen seid. Schön auch, dass ihr andere daran teilhaben lasst, ihnen schildert, wie es bei euch abgelaufen ist und Mut und Zuversicht verbreitet, dass dies keine Einzelfälle sein müssen. Vielleicht wird die eine oder andere Person hier drin dadurch dazu angeregt, seine eigene Geschichte zu reflektieren und den Stier bei den Hörnern zu packen. Lohnend wäre es, wie eure beiden Beispiele beweisen.
Jede Person, die - durch welche Umstände oder Behandlungen auch immer - davon loskommt, ist ein Erfolg.
Arbeitet weiter an euch und gebt nie auf.
Peter
Gratulation euch beiden, dass ihr davon losgekommen seid. Schön auch, dass ihr andere daran teilhaben lasst, ihnen schildert, wie es bei euch abgelaufen ist und Mut und Zuversicht verbreitet, dass dies keine Einzelfälle sein müssen. Vielleicht wird die eine oder andere Person hier drin dadurch dazu angeregt, seine eigene Geschichte zu reflektieren und den Stier bei den Hörnern zu packen. Lohnend wäre es, wie eure beiden Beispiele beweisen.
Jede Person, die - durch welche Umstände oder Behandlungen auch immer - davon loskommt, ist ein Erfolg.
Arbeitet weiter an euch und gebt nie auf.
Peter
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten