Hallo Ihr,

'So weit ist es mir nun schon gekommen, dass ich in ein Bulimie-Forum ins Internet gehen muss.' ... denkt verachtend die stolze Lady in mir

'Gut dass es so etwas gibt und ich nicht ganz abstürze.' ... sagt ein anderer Teil

'Aber warum hilft mir denn niemand.' ... wieder ein anderer

Also, hallo erstmal an alle und ich bin froh, dass ich a) meinen (falschen) Stolz ueberwunden habe und b) hier sein darf.

Dass die sonst so eigenstaendige Sabrina K.* (Name v.d.Red. geändert) wirklich so weit unten ist, dass sie sich die Bloesse gibt und sich hier im Internet "naggisch macht". Leute, das bedeutet echt was fuer mich. Und ich bin gar nicht arrogant, sondern nur sooo wahnsinnig hilfebeduerftig im Moment, dass ich nicht mehr weiss, wo vorne und hinten ist.

Bin 32. Mit 16 haben die Essprobleme angefangen. Strenge Diät, aus der ich nicht mehr rausgekommen bin. Als dann mit 22 einige Schicksalsschlaege zu viel kamen, hab ich die Disziplin des Wenigessens nicht mehr aufrechterhalten koennen und hab angefangen zu fressen. Zumindest hielt ich das, was ich damals tat fuer fressen, ich wusste ja nicht, welche Mengen man in sich hineinstopfen kann, wenn man weiss, adss man sie danach wieder los wird. Als ich begann zuzunehmen, kam was kommen musste, ich steckte mir den Finger in den Hals. Ja und das war der Anfang vom Ende. Ich hatte ein wunderbares Mittel gefunden, mit Druck, Ungerechtigkeit, Ueberforderung von aussen klarzukommen ohne (vermeintlich) das Gesicht zu verlieren. Boese Abwärtsspirale. Ich muss Euch nichts erzaehlen. Irgendwann wurde der Teufelskreis so unaushaltbar, dass ich meinen Job geschmissen und mich völlig aus der, mich ueberfordernden Welt, zurückgezogen habe. Fenster verklebt, essen, schlafen, fernsehen, lesen, essen. Als ich kurz vor dem Kollaps war, hab ich mich um einen Platz in einer Psychosomatischen Klinik gekuemmert. Aber dort, raus aus meiner selbstgewählten Fress-Einsamkeit, ging es mir gut. Acht Wochen lang. Dann betrat ich meine Wohnung und alles fing 1 zu 1 wieder genau so von vorne an. Ihr versteht, dass das kein boeser Wille oder Trotz war. Einfach Unfaehigkeit mit der Situation umzugehen. Es folgten Auswanderversuche und Umzüge in andere Städte, aber ich hatte ja ueberall MICH mit hingenommen. Mist. Dann tat sich die Rettung fuer mich auf. Der Mann, den ich liebe und der mich endlich erloesen sollte. Ich zog kurze Zeit nach unserem Kennenlernen in seine Stadt und sein Leben. Und fiel schon ein paar Wochen, nachdem Honeymoon vorbei war, auf die Nase. Er fuhr fuer 2 Wochen mit seinen Kindern (aus 1. Ehe) in den Urlaub und nahm mich nicht mit. Zwei Wochen in seiner Wohnung, in denen ich vor Einsamkeit fast durchgedreht bin. Das ist jetzt ca. 4 Jahre her. Mit ganz viel Zusammenreissen und Anstrengung schaffte ich es, mir einen Job zu suchen und "normal sein" zu versuchen. Ich scheiterte natuerlich immer wieder. 2. Klinikaufenthalt inkl. Trennung von meinem Partner + Umzug in eine andere Stadt. Reunion nach kurzer Zeit. Weil wir doch nicht ohne einander koennen. Rueckkehr ins Business. Das hab ich dann 1 Jahr durchgehalten um von heute auf morgen zu kuendigen, meine Beziehung zu beenden, meine Wohnung aufzuloesen und mich ins Ausland zu begeben. Hier, wie erwartet. Die ersten Wochen prima. Job lustig, Leute okay, bis ich mich selbst wieder einholte. Aber zurueck konnte ich nicht. Wohin denn? Also biss ich mich im Ausland durch, bis es auch dort nicht mehr ging. Panikattacken, Zittern, essn den ganzen Tag. Da bin ich nach Dtl. zurueckgekehrt, um hier noch einmal von vorn und ganz langsam anzufangen. Durfte bei meinem Ex-Freund wohnen, bis ich eine eigene Wohnung gefunden haette. Einen Neuanfang wuerde es von seiner Seite nicht geben. Die Beziehung war also definitiv beendet. War ein totaler Schock fuer mich, weil ich schon dachte, dass wir zwei es noch einmal versuchen koennten. Hab gelitten wie ein Hund, aber fand eine suesse Wohnung, sehr gute Therapeutin und es entwickelte sich langsam ein neuer Freundeskreis. Ich hatte zum ersten Mal das Gefuehl von "Halt in mir drin" in meinem Leben. Und dann geht meine Therapeutin (und ich merk erst jetzt, wie sehr ich sie brauche) fuer einen Monat in Urlaub, ich muss nochmal ins Ausland um dort meine ganzen Sachen zu regeln. Werde also dort noch einmal mit all den Sachen konfrontiert, die mich damals aus der Bahn geworfen haben und dann holt mich mein Ex vom Flughafen ab und gesteht mir, dass ich die Frau seines Lebens sei und er mit mir zusammensein will. Puff - Aus - Voellig verwirrt. Und jetzt fangen wir gerade wieder von vorne an ... er ist mit seinen beiden Kindern fuer 2 Wochen im Urlaub....

Hallo Desperada,
keine sorge die "stolze Lady" ist glaub ich in uns allen drin!!
Wer wünscht sich nicht in diesem Forum mit dem Theme Bulimie nichts zu tun zu haben????
Habe selbst seit mittlerweile fast zehn Jahren Bulimie und bei mir sieht es nicht viel besser aus als bei dir!!!!!
Vielleicht können wir uns ja gegenseitig auf bauen denn das hab ich momentan echt nötig!!!
Hoffe du kriegst das mit deinem freund auf die reihe-veil glück!!!
Lg marie

Hallo liebe Marie,

ich hab mich total gefreut ueber Deine schoene Email. Und das nach meinem Outing! Ich denk doch immernoch, dass ich voellig bekloppt bin, und sobald ich mich "zeige", dass dann alle wegrennen.

Ja, das mit dem Aufbauen ist eine gute Idee. Was bedrueckt Dich denn im Moment?

desperada

Keine sorge das gefühl habe ich auch denke immer man könnte es mir ansehen-hört sich blöd an ich weiss!!
Ich möchte eigentlich gerne eine Therapie machen weis aber nicht genau ob ich das auch schaffe habe bis jetzt noch nie eine gemacht aber es geht mir momentan gesundheitlich echt schlecht und irgendwann muss man ja was tun!!
Das kann doch nicht unser Leben gewesen sein????
Lg
Danke für die schnelle antwort-bin selbst leider langsam am Computer

Liebe Marie,

das was mir am meisten Sorge macht, ist das "Bestehen" im realen Leben. Ich find, das geht alles so schnell und die sind alle so ... mir fehlt das Wort. Was ich meine ist, dass ... mir fehlt einfach diese innere Geborgenheit, die wirklich aus mir kommt. Weisst Du, was ich meine. Nicht von anderen irgendwie "erkauft", sondern so richtig aus meinem Bauch raus.

Therapie. Mit dem "richtigen" Therapeuten/Therapeutin - ja. Ich hab jetzt zum ersten Mal eine gefunden, bei der keine Gegenübertragungen laufen. Bis jetzt. Warten wir mal, bis sie aus dem Urlaub zurueck ist und ich sie mit meiner Enttaeuschung konfrontiere.

Warum ist Deine Welt gerade zusammengebrochen?

Ich weiss was du meinst es ist das dieses gefühl des ausgeschlossen sein vom "normalen" leben als hätte man nicht das recht da zu sein!
Fange bald eine ausbildung an und habe angst sie nicht zu schaffen weil ich so oft krank bin!
Was machst du beruflich?
Lg

Am schlimmsten ist die einsamkeit!!!!