Der 1. Tag | 2 Antworten

#1
Von Helga am 16.04.2002

Habe mal wieder den 1. Tag ohne kotzen geschafft. Heute der zweite Tag, aber dieser ist noch sehr lange. Heute zu Mittag war ich fast dran, alles wieder rauszukotzen, aber ich habe es geschafft und mir einfach nur vorgestellt, wie gut es mir ohne der Sucht geht und gehen wird. Seit gestern fühle ich mich wirklich gut und wieder als Mensch. Früher war ich nur ein Häufchen Elend und total frustriert den ganzen Tag. Konnte mich überhaupt nicht mehr motivieren und hatte zu nichts mehr Lust. Nun ist das einwenig anders und ich fange wieder an wenig zu leben. Hoffe, dieses Gefühl hält länger aus und ich kann wirklich ein neues Leben starten.

Was haltet ihr eigentlich von Selbstheilung - ist das überhaupt möglich. Ich höre und lese immer nur was von Therapie - kann man sich wirklich nicht selbst heilen. Man hat ja mit der Sucht auch selbst damit angefangen, also muss es umgekehrt doch auch möglich sein???????

Schreibt mir doch, was ihr davon hält!!!! DANKE Helga

bisherige Antworten:


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Betreff: Ansätze, mit kraft durchzuhalten
Von bienenkönigin am 08.05.2002


Hallo Helga!

Ich leide nun schon seit Januar vergangenen Jahres an - wie ich vor wenigen Tagen im Internet nachgelesen habe - bulimie. Es weiß keiner. Habe es zweimal meiner Freundin erzählt, aber ich glaube, sie hat es vergessen.
Versuchen wir nicht im Grunde jeden Tag aufzuhören. Es von allein zu schaffen? Nach dem Motto "Heute ist ein Morgen, der noch nie durchlebt worden ist" Ich habe schon viele Ansätze gestartet, die auch zwischenzeitlich für einige Wochen erfolgreich waren.
Der beste ist: Ich habe die Eßanfälle wieder rückgängig machen wollen, aus Angst, überhaupt nicht mehr in meine Hosen zu passen. Doch das machte alles nur noch schlimmer. Also habe ich mir gesagt, ich gehe das Risiko ein, für die Heilung zuzunehmen. Wieviel ist vorerst unwichtig. Gehe Schritt für Schritt zurück. Zuerst wird die Ernährung wieder regelmäßig eingeteilt. Eßanfälle bleiben Eßanfälle. Nichts wird rückgängig gemacht. Und dann werden die Eßanfälle mit viel kraft und eisernem Willen reduziert und anschließend kann der Beginn einer eisernen Diät anfangen.
Bin leider zu empfindlich auf Konflikte und zwischenmenschliche Beziehungen. Und als meine Oma starb bin ich wieder rückfällig geworden.
Du brauchst viel eisernen Willen, ein Ziel, Geduld, Zeit, beschäftigung und jemanden, der Bescheid weiß, dich vor großen Problemen zu schützen.
Ich habe schon unzählig viele solcher Gedankenansätze gestartet.
Habe mal - als ich "lediglich" an Eßsuch litt - begonnen, in ein Fitneßstudio 3-5 mal pro Woche zu gehen. Damals stets mit dem Gedanken, abzunehmen. Aber in der Zeit des Fitneßstudios habe ich einen anderen Gedanken gefaßt: erst einmal über den Sport das Gewicht konstant halten. Verhindern zuzunehmen. Und wenn das Gewicht weniger wird, nehme ich auch keinen Schaden. Meine Schwester hat mich dann jede Woche regelmäßig gewogen. Wußte kein Ausgangsgewicht, sondern bekam nur die Rückmeldung "gleichgeblieben, weniger geworden, zugenommen". Durch den Sport wurde ich extrem ausgeglichen. Das schränkte mir auch das Unnütze essen ein. Zu Beginn des Studiums habe ich auch begonnen, für zwei Semester, drei mal pro Woche 5.15Uhr aufzustehen und Schwimmen zu gehen. Das hat auch geholfen, Eßanfälle abzubauen und abzunehmen. Leider habe ich das Fitneßstudio für die Schule und die Haushaltsführung (meine Mutti war krank) aufgegeben. Auch das Schwimmen habe ich aufgegeben, weil der Innere Gegendruck zu stark war und mir die Freude nahm. Aufstehen machte keinen Spaß mehr und das Studium litt mangels Zeitinvestition.
Denn hatte ich folgenden Ansatz: meine Mutti verbietet jedem in der Wohnung zu rauchen. Ausnahmslos. Einer Freundin ging es ähnlich. Da sagte ihr Vater: wenn ihr anfangt zu rauchen, kaufe ich zwei große Schachteln Zigaretten. dann setzen wir uns in die Stube und rauchen alle auf. (gut fürs schlechte Gewissen). Hatte vor allem Nutellagläser gläsereweise verspeißt. Wenn mich also meine Mutti erwischt, oder davon erfährt, was ich mit Nutellagläsern mache, dann stellt sie mir ein extragroßes vor die Nase, ich muß es aufessen und anschließend vor ihren augen ins klo spucken. Als mediziner macht ihr das sicher nicht so viel aus, aber es ist doch beschämend ohne ende, weil man selbst eine neue sichtweise bekommt und erkennt, was man für einen scheiß macht. Logisch und oberflächlich die Krankheit betrachtet.
War jetzt für wenige Wochen bei meiner Tante. Angenommen, es kommt heraus, daß ich an dieser Krankheit leide, dann sind doch meine Tante ... traurig, was ich mit ihrem Klo und liebevoll gekochtem essen mache. Wollte dieses Klo also jungfräulich lassen und habe durchgehalten. Den löffel hin und wieder im Nutellaglas, ab den ersten Schritt geschafft. Wollte dieses Schema auf das Studium übertragen, aber Streß-konfliktfrei zu bleiben und dann auch noch regelmäßige Mahlzeiten einzunehmen funktionierte nicht.
Hast du schon mal richtigen Bienenhonig gegessen? Der ist in meinen Augen heilig. Imkere mit jemandem zusammen. So war zu Beginn des Studiums die deviese: Honig und Nutella kommen nicht zusammen in den Magen. Und genauso darf honig nicht wieder ausgespukt werden. funktioniert, wenn man sich daran hält. Aber auch das habe ich aufgegeben.
Essen, das zusammen mit meiner Freundin gekocht, und/oder gegessen wurde, durfte nicht untergehen, damit ich im Falle einer Rechtfertigung sagen kann, ich habe zwischen Eßanfallessen und Freundschaftsessen getrennt. Auch das habe ich aufgegeben.
Mittlerweile sind mir die Ideen, mich selbst auszutrixen ausgegangen. Du siehst, alle Ansätze sind so voller Hoffnung, es doch zu schaffen. Habe allerdings im Bulimiekrankheitsbild gelesen, daß Schwankungen von nichtsessen, normalisierung und eßanfällen normal sind. das bedeutet, wenn ich es doch einmal für ein paar wochen schaffen sollte, dann werde ich eh wieder irgendwann rückfällig. Dieser Gedanke nimmt mir zur Zeit die Hoffnung und macht mir angst.
Werde mir jetzt erst einmal um Konfliktpunkte, wie mein Studium oder das Thema zwischenmenschliche Beziehungen Gedanken machen, bevor ich den nächsten Versuch starte.
Hatte auch gehofft, im Internet einen Ansprechpartner, möglicherweise auch eine professionelle hIlfe zu finden. Aber das scheint auf dieser Seite leider nicht der Fall zu sein.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Willen, einen Gedanken zu finden und ihn zu verfolgen.

bk


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Betreff: zur frage: "selbstheilung"
Von a.j. am 08.05.2002


zur frage "selbstheilung"!

jaaa, es gibt sie, aber man muß halt ganz fest daran glauben und viel kraft, ausdauer und sehr behaarlich sein und wirklich an sich selbst glauben.
es ist sicher sehr hart, aber es funktioniert, man muß nur sein unterbewußtsein neu programmieren.
wie das genau funktioniert will ich euch hier jetzt gar nicht weiter erläutern, da es den rahmen sprengen und zu psychologisch werden würde, aber ich kann euch ein paar buchtipps geben, die mir sehr geholfen haben, mich wieder zu motivieren und neu anzufangen, hatte zwar keine bulimie aber es ging mir psychisch sehr, sehr schlecht und bulimie ist ja auch eine psychische krankheit.
was ich euch noch raten kann: "probiert es mal mit meditationen", aber "BITTE NUR GEFÜHRTE MEDITATIONEN" um das aufzuarbeiten, das euch zu dieser krankheit brachte, denn das wäre schon sehr, sehr wichtig.
auch YOGA wäre eine ganz gute sache, um zu innerer ruhe und gelassenheit zu finden einfach um körperlich und geistig beweglicher zu werden.
aber finden muß halt jeder selbst für sich das richtige.

auch suggestions CD`s von arnd stein und anderen persönlichkeiten können sehr hilfreich sein (in jeder guten buchhandlung zu bekommen).
aber bitte solche CD´s und bücher sind nur unterstützend, wollen und arbeiten muß man selbst.

so nun ein paar buchtipps die eher motivierend und nicht runterziehend sind:

1.) von Joseph Murphy "Die Macht Ihres Unterbewußtseins" oder "Innere Stärke durch positives Denken", sind echt gute lektüren.

2.) von Peter Kummer "Ich Will, Ich Kann, Ich Werde"

3.) von Arthur Lassen "Heute ist mein bester Tag"
sehr kreativ und gut aufgebautes buch.

4.) von Paulo Coelho "Veronika beschließt zu sterben", hört sich sehr schlimm und traurig an, möcht aber eine kleinigkeit gleich verraten, es geht gut aus. also ein wirklich super, geniales buch, wärmstens zu empfehlen.

bitte ich möchte da jetzt keine werbung machen für irgend jemanden, aber habe sie selbst gelesen und finde das es sehr gute bücher sind. es muß ja ohnehin jeder für sich das richtige finden aber es ist vielleicht für so manchen eine kleine anregung oder hilfe.

ich hoffe euch ein wenig geholfen zu haben, ich kam so aus meiner dunklen welt wieder heraus und sehe heute wieder einen baum als baum, einen vogel als vogel, höre wieder den klang der natur und habe wieder freude am leben und habe endlich meinen endlos langen dunklen tunnel verlassen.

wünsch euch alles, alles liebe und alle kraft und ausdauer die ihr braucht um euer leben wieder so zu leben wie es für jedem am schönsten ist.

lg > a.j.
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