Frischer Wind..

#1
Hallo ihr Lieben :>

Meinen Namen möchte ich aus Diskretionsgründen lieber nicht verraten, aber soviel zu mir: Ich komme aus Norddeutschland, bin momentan noch 15 Jahre alt, und seit etwa 6 Monaten ernsthaft an Bulimie erkrankt.. Wieso ich es tue? Nein, nicht wie viele Mädels meines Alters, die sich zu dick finden. Ich weiß, dass ich nicht dick bin, war es nie, ich bin eher zu schlank (nicht durch das Erbrechen bedingt.) Es ist einfach oft so, dass meine Probleme, egal welcher Art, so sehr auf mir lasten, dass mir automatisch übel wird. In mir breitet sich eine Art Vollegefühl aus, und ich muss einfach kotzen.. Ich renne teils mehrmals am Tag zum Klo, um mich zu übergeben.. Einmal den Finger in den Hals und raus mit den Sorgen. Danach ist es jedes Mal wie eine neue Erlösung.. Mir ist nicht mehr übel, ich fühle mich leicht.. wie ein Junkie, der sein Heroin kriegt. Nur anders. Bisher weiß nur mein bester Freund davon, ich mag auch mit keinem meiner Freunde / Familienmitgliedern darüber reden, die würden sich nur Sorgen machen.. Soviel zu meiner Geschichte :(

Ich hoffe auf eine schöne Zeit mit euch! :)
Eure Mrs_A

#2
Hallo und herzlich Willkommen!

Ich finde es sehr gut, dass du dich hier angemeldet hast - war auf jd. Fall ein Schritt in die richtige Richtung!
Das Forum hier ersetzt zwar keine Therapie o. gar einen Arzt, aber es tut gut sich mit Betroffenen auszutauschen weil sie einen eben besser verstehen.
Und gemeinsam kämpft es sich auch leichter gegen die Krankheit!

Darf ich fragen, ob du "normal" isst und dich danach übergibst o. ob du teilweise richtige Fressattacken (FAs) hast?
Wenn ich dir einen Rat geben darf, würd ich mich an deiner Stelle meinem Hausarzt anvertrauen. Du steckst noch nicht sooo tief drin in der Krankheit, da sind die Heilungschancen noch am besten. Auch gehts dir ja nicht ums Abnehmen wie du schreibst, also ist deine Selbstwahrnehmung noch nicht in Mitleidenschaft gezogen (du siehst deinen Körper realistisch - also nicht dick).

Ich z. B. hatte über 2 Jahre B* und hab viel abgenommen .... zu viel - hab mich fast halbiert wenn man so sagen will :oops: Irgendwann bekam ich einfach kein genug mehr vom Abnehmen (war früher ÜG) und nun lebensbedrohlich UG. Bin jetz die letzten zwei Jahre MS mit bulimischen Phasen ... Bei mir is es aber auch meist so, dass ich "normal" esse, aber das dann wieder erbreche .... wenn ich denn überhaupt mal esse....

So viel von mir. Du bist wahrsch. noch Schülerin oder? Wäre es möglich, dass du vllt. ambulant irgendwo Hilfe suchst? Nachmittag o. Abends? Dann würden es deine Eltern ja auch nicht mitkriegen...obwohl es schon wichtig wäre dass du mit ihnen redest..aber ich kann dich verstehen. Hab es auch lang geheim gehalten - im Nachhinein weiß ich dass es falsch war. Doch diese Erfahrung muss jeder selbst machen.

Nochmals herzlich Willkommen hier u. ich hoffe bald wieder von dir zu lesen :)

Grüße,
Kim
In my shoes, just to see, what it's like, to be me
I'll be you, let's trade shoes, just to see what it'd be like to

Feel your pain, you feel mine, go inside each other's minds
Just to see, what we'd find, look at shit through each other's eyes

Eminem

#3
Hallo Ihrs, Mrs_A!

Bei den Informationen, die du niedergeschrieben hast, Mrs_A, würde ich auch fast, wie BertaSophie, von Bulimie abrücken...

Aber neben dem psychogenen Erbrechen kann man auch atypische Anorexie nicht ausschließen.
Auch hier können "Haupt"symptome wie die Angst vor Gewichtszunahme bzw. das zu Dickfühlen fehlen, oder nicht so ausgeprägt sein.

Na ja, alles in allem fällt es aber trotzdem unter Essstörung und die gehört behandelt.

Wieso magst du denn mit deinen Eltern nicht sprechen? Sicher machen sie sich sorgen,... aber sie sind ja da, um dir zu helfen. Und sie sind sicher gern für dich da.

Magst du mal ein bissl erzählen, über das, was dich so sehr belastet, dass dir übel wird nach dem Essen?

Liebe Grüße!

#4
Hallo..

Erstmal danke, dass ihr mich so herzlich Willkommen heißt :>
Es ist schön, so akzeptiert zu werden, und mit Leuten darüber zu sprechen, die ähnliche, oder gar schlimmere Probleme haben als ich..

Zu euren Fragen: Ja, ich bin noch Schülerin.. Gymnasium, 10. Klasse. An sich komme ich ganz gut klar, Noten sind so durchschnittlich bis gut, also an sich alles im Reinen.. Von außen könnte man auch meinen, mein Leben sei okay. Aber ich denke, genau das ist es. Von mir wurde immer erwartet, alles zu meistern, alles zu schaffen. Mein ganzes Leben lang drehte sich nur darum, die zu sein, die anderen hilft, sich für andere Zeit nimmt, etc. Ich habe diesen Job auch immer gern gemacht, wirklich. Aber so in den letzten 1-2 Jahren, in denen ich mir endlich mal "Zeit für mich nehmen" wollte und begann, mein eigenes Leben zu leben, fing es plötzlich an, dass dieses Verhalten nicht akzeptiert wurde. Nicht von Eltern, nicht von Freunden, nicht von Lehrern.. Einfach, weil sie es nicht gewohnt waren, dass ich mich abkapsele. Es wirkte eben irgendwo egoistisch für die anderen. Ich konnte das nie verstehen... Das war mal eine kleine Kurzfassung der Probleme, weswegen ich kotze.. Es ist einfach ein enormer Druck, der mit jedem Tag zustande kommt. Kleinigkeiten, die das Fass zum Überlaufen bringen. Wenn ich abends nach Hause komme, geht mein erster Gang zum Klo, um einfach alles Schlechte herauszulassen, was sich im Laufe des Tages im wahrsten Sinne des Wortes "nicht gut verdaut habe".
Es gibt Tage, da ist es besonders schlimm, und es gibt Tage, da kotze ich mal gar nicht..

Mh, und zu der Ernährungsfrage: Ich ernähre mich normal, mal kalorienrech, mal gesund. Gebe nicht besonders Acht, wann und was ich esse, einfach, wenn ich gerad Bock auf irgendwas habe. Ich esse selten übermäßig viel und FA's habe ich selten.. Höchstens mal abends, dann aber richtig..
Durch meine eher reguläre Nahrungsaufnahme ist es oft auch schwer, mich zu übergeben. Wenn nicht viel im Magen ist... Naja, kennt ihr sicher.. :( So viel erstmal dazu..

#5
Damit hast du meine Frage aus dem anderen Fred schon ansatzweise beantwortet, danke.

Mrs_A, auch wenn das Erbrechen bei dir noch so sporadisch und dann häufig "fruchtlos" ist und du es nur selten zur Regulierung der Nahrungverwertung einsetzt - für mich klingt das nach dem besten Wege mitten rein in die zweifelhaften Freuden einer deftigen Essstörung.

Ich hole kurz aus:
Das Erbrechen war auch bei mir mal irgendwann eine Art Ventil, Druck ablassen, mich befreien von Lasten die ich nicht tragen konnte oder wollte.
Dann erste FA's [wegen regulierter Nahrungsaufnahme] und rums: kein Weg zurück für die nächsten 6 Jahre.
Das muss nicht passieren, Mrs_A - ich denke an dieser Stelle jetzt hast Du noch die Möglichkeit, andere Wege für Dich zu finden, Dich zu entlasten, Dich zu befreien vom über den Tag angestauten und dir was GUTES zu tun - die [drohende?] Bulimie ist noch keine Einbahnstraße, oder?

Abgesehen von den jetzt schon entstandenen Schäden - weißt du wie viele Gründe es gibt die Notbremse zu ziehen? Kannst Du dir vorstellen, wie gut es sein könnte, dass du "so früh" schon auf der Suche nach Hilfe bist?
Ich glaube du hast das richtige gemacht dich im forum anzumelden - und ich denke, hier ist es leichter, [zusammen] einen Weg zu finden, dir andere Mittel an die Hand zu geben für Dich zum Umgang mit dem was dir querschlägt...
Wenn du das willst, Mrs_A, und: was hälst du davon?
"Gott ist tot." Nietzsche
Nietzsche ist tot. Gott.

#6
Die Sache ist ja etwas komplizierter. Ich bin keinesfalls irgendwie scharf darauf, eine ernstzunehmende Essstörung zu kriegen oder sowas, mein Kopf hat auch echt keine Lust zu Kotzen. Das Problem ist lediglich mein Körper.. Es ist dieser automatische Druck, diese Übelkeit, die von alleine entsteht. Ich weiß, die Ursprünge der Übelkeit liegen im Kopf, aber die haben mit meiner Denkweise nichts zu tun.
Ich denke mir: "Nein, ich muss nicht kotzen." Aber dann steigt der Druck immer weiter, und ich sehe keinen anderen Ausweg, zumal es mir nach dem Kotzen ja einfach um Meilen besser geht.. =( Ihr kennt das doch, oder?

#7
ach A,
woher kommt denn aber der Druck im Kopf der dann den Körper reagieren lässt und dir das Essen, wenn da überhaupt etwas ist, buchstäblich mit volldampf wieder in den Hals treibt und warum nimmt er gerade dieses Ventil?
Weißt was ich meine? - das ist kein Zufall und genauso wenig ist es einer dass du schon gelegentlich FA's hast die dann übelkeit nach sich ziehen - und die sicherlich nicht zuletzt auch aus schlechtem gewissen, oder?

Dein Kopf hat schon gelernt "ja, nach dem erbrechen geht es mir besser" - und weil er das weiß gibt er deinem körper die entsprechenden Signale - und der gibt sie dir - und du brichst den Druck raus.

wie und warum du dich übergibst - also ob mit absicht oder nicht - finde ich an dieser stelle erstmal gar nicht so bedeutetnd wie den fakt, dass du brichst [und das wird sicher mehr] weil du keinen anderen ausweg aus deinen nöten weist - und das ist doch der eigentliche ansatzpunkt.
Was kann dir helfen besser zu leben und den Druck gar nicht erst soweit kommen zu lassen - oder, wenn er dann da ist, anders abzubauen?

ich glaube was du da beschreibst ist recht ähnlich dem, was bei mir eine rolle spielte - druck loswerden durch brechen. mir war nicht schlecht [körperlich] aber ich wusste, wie gut und befreit ich mich hnterher fühlen würde [zumindest bis zu dem moment in dem das schlechte gewissen einsetzt!] - also brach ich und brach - bis ich an nichts anderes mehr denken konnte - und der druck wurde dadurch bestimmt nicht geringer.. eigentlich logisch, oder?

liebe grüße, freue mich mehr von dir zu hören, denn ich glaube du kannst noch viel ändern, eh es voll zu spät ist,
katz
"Gott ist tot." Nietzsche
Nietzsche ist tot. Gott.