*tiiief-durchatme* Ich kann es noch gar nicht glauben...aber dieser Schritt war nun endlich mal nötig! Ich bin rein zufällig auf dieses Forum gestoßen, weiß auch nicht warum genau JETZT dieser Zeitpunkt so günstig schien, oder dieses Forum...aber das rückt nun eher in den Hintergrund. Im Vordergrund steht nun der neue Weg. Der weg AUS dem Labyrinth des "Leidens". Nja, anders kann ich es nicht mehr beschreiben.
Obwohl ich weiß, dass ich nie nie "fett", zu dick oder pummelig war, habe ich mir oft eingebildet dies zu sein. Jetzt möchte ich wieder lernen meinen Körper zu akzeptieren, ihn so zu SEHEN wie er wirklich ist und wieder "normal" essen/leben zu können.
Höre gerade Enigma zur Entspannung, Lockerung... denn mit dem letzten Funken Energie versuch ich die Last abzuschütteln, die erschreckend vielen auf ihren Rücken lastet. Einem kleinen Moment der Verzweiflung verdank ich wohl den unbändigen Drang es "heraus schreien" es "los werden" zu wollen...
Aber auch in der Hoffnung, anderen mit meinem Vorhaben, nein meinem Entschluss, Mut zu machen, Kraft zu schenken und den WEG zu erhellen, möchte ich beginnen zu erzählen:
Mit ca. 14/15 Jahren begann der "Wahnsinn" in Form von Diäten. Später, als diese nichts brachten, begann ich die absolute Verweigerung des "Essens". Ernährte (pure Ironie) mich tägl. von *, der Hoffnung schlanker, attraktiver und etwas "besseres" zu werden. Damit war der Schritt in den Teufelskreis gegangen und meine Motivation für diese Ziele schien besiegelt. Es dauerte nicht lange und ich stand mitten im Kreis der Bulimie, dem Kalorienzählen und kapselte mich mehr und mehr von meiner Außenwelt ab.
Einige Ereignisse, wie die Trennung meiner Eltern, der enttäuschende Untergang einer jahrelangen Freundschaft und das Gefühl "nichts" zu sein trieben mich unbewusst an. In ständiger Begleitung mit der Angst, dass es jemand herausfinden könnte, lag wie ein Schleier über jeden Tag, jede Nacht... bis der Tag kam, an dem ich in einem unvorsichtigen Moment, von meiner Mutter "erwischt" wurde. Sie war sehr erschüttert und machte sich Sorgen. Sprach mit mir darüber und zog einen Psychiater in Erwägung in ihrer doch scheinbar hilflosen Situation. Mir war das alles so peinlich und ich schwor mir, "es" nicht mehr zu machen. Auch meiner Mutter gab ich dieses Versprechen. Einige Wochen ging das gut, bis die Säulen meiner Sensibilität, in einer schwierig scheinenden Alltagssituation, einfielen.
Von da an wurde es schlimmer und schlimmer... drastische Methoden zog ich vor um an die "Befriedigung" meine stätig größer werdenden Sucht zu gewährleisten. Mein Taschengeld, wurde tägl. aufs neue für Lebensmittel berechnet und schließlich für diese "weggeworfen". Die Angst von damals, erwischt zu werden, wuchs gewaltiger dennje. doch irgendwie schaffte ich es über Monate. Ich nahm mehr und mehr ab, *kg weniger verkörperte einen kleinen Sieg über mich selbst. Macht, Kontrolle und Überlegenheit schienen meine Verbündeten zu sein. Familie und Freunde fielen diese körperlichen Veränderungen und Verhaltensweisen gegenüber dem Essverhalten etc. auf. Doch immer wieder erfand ich neue Ausflüchte, Ausreden und schlängelte mich zunehmend kraftloser und realitätsverlierend durch den Trott meines aussichtslos scheinendem Leben.
Im Mittelpunkt stand nur noch der Körper, der mir mit jedem Blick in den Spiegel mehr und mehr hässlicher oder dicker erschien, das Gefühl von Kontrolle und erzwungene Zufriedenheit. Keine Woche verging mehr ohne Essexzessen und die Gedanken verloren den Pfad der Zukunft... bis ich IHN kennenlernte. Meine 1. große Liebe. Ich traf einen Mensch, der so mächtige Gefühle in mir hervor rief, wie nie jemand zuvor. Ich verlieh diesen Ausdruck, in dem ich sie nieder schrieb, mit ihm wunderbare Momente erlebte und glücklich schien.
Dieses Glück war so stark zu spüren, dass ich den Zwang und Drang, der Bulimie einfach verdrängte und vergaß. Es schien alles so sorglos und unbeschwert. Aber auch hier zog der Alltag stets seinen Schatten der Probleme, Konflikte und Auseinandersetzungen mit sich und in solch Momenten, versuchte ich meine Wut über mein Versagen (oder um eine Bewältigung herbeizurufen) einfach "auszukotzen". Dann gab es wieder Momente in Form von Wochen... ja Monaten, in denen sich das Blatt wieder zu wenden schien, aber tief im inneren lauerte die Gefahr der totalen Rückfälligkeit. die Zeit wurde Zeuge, wie wir uns mehr und mehr auseinander lebten, unterschiedliche Wege einschlugen und der Zauber zunehmend verblasste. Es kam der Tag der Trennung. Zu meiner Verwunderung auch eine Phase, der bulimiefrei war. Ich hatte andere Ziele. Meine Zukunft.
Für diesen Gedanken daran, habe ich nun endlich, was so lang schon nötig war, Platz gemacht. Ich verliebte mich wieder... bis diese Beziehung auch scheiterte. Doch das Ziel war immer noch in Sicht und wollte erreicht werden von mir. Auf diesem Weg traf ich wieder jemanden, in den ich seit langem wieder ein kleines Licht der hoffnung wahr nahm. Jemand, der mich aufrichtig liebt und mit dem ich glücklich sein darf. Doch auch hier wurde musste ich in einen bitteren Apfel beißen! Die Bulimieanzeichen verstärkten sich zunahmst und ich lebte diese immer extremer aus! Öfter, stärker... intensiver. Ich bekam einfach nicht genug!! Mir war es jedoch nicht wichtig immer dünner zu werden... nein, die SUCHT wuchs ins Unermessliche!
Dennoch verfolgte ich nebenher mein Ziel von meinem Traumberuf und kämpfte dafür. Doch es war kein einfacher Kampf. Die Phasen zwischen den Fress-/ und Kotzattacken verloren an Gewicht, was das "normale" Essen betraf. Unkonzentriertheit, Schwindelgefühle, Herzrasen und Kraftlosigkeit reihten sich in den Kampf ein. Dennoch schaffte ich es irgendwie mit einem doch überraschend gutem Ergebnis meinem Traum näher zukommen.
Die Hände... rissiger und trockener;
Die Kälte... mein ständiger Begleiter;
Die Nacht... durchflutet von Hungergefühlen;
Die Schneidezähne... fingen an leicht porös zu werden;
Die Gesichtspartien... geschändet durch geplatzte Äderchen;
Die Blutspuren... die meinen Hals verließen;
Die Zeichen... wurden schmerzhafter und klarer.
Nach jedem "Kotzen" hatte ich mir geschworen: "Morgen nicht mehr!", "Ich lass den Scheiß!" und mir wurde dann immer bewusst wie "bekloppt" das alles doch ist und was ich mir selbst damit antue. Warum? Um welchen Preis? Ich hätte mehr Zeit für die Dinge, die mir einmal so wichtig waren und vor allem auch "Kraft" für diese. Wie z.B. Unternehmungen mit Freunden, meine Hobbies und "Träume". Statt Antworten bzw. den Mut zu finden, es auch wirklich zu schaffen mit dem Mist aufzuhören, begann "es" auf jeden Tag von neuen und endete mit dem Gedanken daran "es" zu besiegen! Doch es blieb bei dem Gedanken, mal mehr mal weniger.
Bis heute... ich saß inmitten eines "Müllberges" von Verpackungsfolien vor mir, der mir symbolisch als mein Leben erschien! Ich las in diesem Forum und mit jeder Minute, jedem Biss wuchs die Wut, mit jedem Schluck hasste ich "es" mehr und mit jedem Gang zur Toilette, gewann ich an Bewusstsein zurück. Nun, bin ich wieder einmal entschlossen... in tiefer Hoffnung, dass es endgültig ist. Ich WILL "es" nicht mehr!!! JETZT ist der Zeitpunkt "AUS" hinaus zu scheien! wieder normal Essen, keine Kalorien zählen, kein zwanghafter Gedankenkrieg zwischen Nahrungsmitteln und der Angst zuzunehmen!
Ich weiß, dass nur ich es schaffen kann und muss, aber es macht Mut, es gibt Kraft und vor allem Zuversicht mit einem Stück H i l f e.
Ich danke jedem, der mir bis hier her zugehört hat, was ich mich in meiner Umwelt hier nie wagen könnte. (Kenne niemanden dort, mit dem ich darüber reden könnte.) Und allein der Gedanke, dass man nicht allein ist, es Menschen gibt die für ihr Ziel sich gemeinsam "die Hände" reichen, tut mehr gut, der Glaube mit den Fress-/Kotzattacken sein Leben in den Griff bekommen zu können. Denn letzteres ist genau das Gegenteil! Es macht dich kaputt, zu einem Wrack und Sklaven deiner immer"dünner" werdenden Persönlichkeit und deren Entwicklung. Ist es das Wert? Das Leben ist doch so kostbar und einzigartig. Werfen wir es nicht auf den Müll, ...werfen wie "ES" auf den Müll!!!

