#31
Hallo,

So, bin mal wieder hier. Mach mal bei meiner Verhaltenstherapie weiter.

Nein, es ist demnach nicht theoretisch. Wir behandeln meine Bulimie, Dazu wird geschaut, was sie aufrecht erhält und wie man sie abbauen könnte. Zu den Aufrecht erhaltenen Faktoren gehöreneben auch Gefühle.

ZU beginn jeder Stude werd ich gefragt, mit welchen Gefühlen ich da hin gehe. Zunächst bleibt das seitens des Therapeuten unkommentiert, außer ich geb solche pauschalen Gefühle wie positiv oder gut von mir oder gar keine Gefühle, wenn ich müde sage (ist körperlich). Jedoch hab ich die Möglichkeit unsere Sitzung mit zu gestalten. Also, wenn mir was auf der Seele brennt, kann ich es anbringen. Es sollte selbstverständlich was mit der Bulimie zu tun haben. Also nicht unbedingt so was in der Art: Ich weiß nicht, was ich meiner besten Freundin zu Weihnachten schenken soll. Die Ausnahme wäre es, wenn mich das so beschäftigt, dass ich kotzen von könnte.

Zur Zeit sind wir bei meiner roten Liste und bei Essprotokollführen. In das Protokoll kommt rein: Tag, Uhrzeit, wie hungrig/durstig, welche Gefühle vor dem Essen, welche Situation/Rahmenbedingung, was gegessen bzw getrunken, wie hungrig/durstig danach, welche Gefühle danach, was getan, gewichtsreduzierende Maßnahmen. Es fällt mir schwer das Ding zu schreiben, weil ich das immer vergesse. Und das Nachtragen braucht viel Zeit. Mit mopsfidelem Kleinkind hab ich tagsüber kaum Ruhe dafür. Und nachts, wenn sie schläft sammelt sich schon viel an (Aufräumen, Uni, was für mich tun). Ich muss dieses Protokoll echt ernster nehmen und besser dran denken.

Nochmals die "provokannte Frage aufgegriffen: ER würde also schauen wollen, welche Gefühle, körperlichen Gegebenheiten, Rahmenbedingungen gerade bestehen, weil sie aussagekräftig für den geplanten FA sind. Dabei werden nicht nur Gefühle ene Rolle spielen,

Da die Verhaltenstherapie davon ausgeht, dass Verhalten gelernt ist, kann man es wieder ablernen. Für Verhalten spielen nicht nur Gefühle eine Rolle, auch körperliche Möglichkeiten, Gewohnheiten, aktuelle Situation.

Momentan bin ich an einem Punkt, wo ich denke, dass das nur Makulatur und Dressur ist. Das hört sich so einfach an. Ja, -frau*****, bauen wir ihre Rote Liste ab. Gibt es ein Nahrungsmittel darauf, welches sie wieder essen würden? Na dann essen sie das bis nächste Woche 2-3mal ohne danach zu brechen. Die andere Woche kommt dann eins hinzu, dann wieder eins, usw, bis die Liste abgebaut ist. Als Zusatz kommt dann immer, dass das das Ideal ist unds es keinen Sinn macht alle abzubauen, weil manche aus Ernährungstechnischen Dingen auch ungesund sind. Ich soll zuerst die Nahrungsmittel von der Liste nehmen, die nicht so schlimm "rot" sind.
dIE woche drauf soll ich berichten wie es gelaufen ist. Meist natürlich nicht so wie sein Ideal war. Oft weicht er auch aus, wenn ich bestimmte Dinge äußere, die seines Erachtens nicht in die Verhaltenstherapie passen. Also wenn ich äußere, dass irgendetwas nicht von der Bulimie los lassen will. Und das scheint sich nicht mit Rote Liste Abbau beeindrucken zu lassen. Das muss was tiefer sitzendes sein. Darauf meint er, dass ist zwar eine gute Beobachtung, aber nicht seine Aufgabe. Er konzentriere sich auf die jetztige Situation.

So richtig Vertrauen hab ich anscheinend auch nicht zu ihm. Traurig. Aber Therapoeplätze sind rar gesäht bei uns. Es gibt zwar massig Therapeuten, aber die sind ausgebucht. Ich überlege ob ich mein letztes Erspartes zusammen kratze und einen guten Tiefenpsychologen oder Psychoanalytiker aufsuche. Ist einiges sch.... gelaufen bei uns. Ich hab mich zwar etwas selbst reflektiert, aber an einigen Stellen komm ich nicht weiter. Meinen Verhaltenstherapeuten brauch ich deswegen auch nicht ansprechen.

So, mach erst mal wieder schluss hier. Obwohl ich noch einiges schreiben könnte. Aber meine Tochter wacht grad auf.

Suse

#32
irgendwie ist die psychoanalyse für mich nicht greifbar!
ich meine, welche rolle spielt genau der therapeut? versteht mich nciht falsch, aber meine lebensgeschichte kann cih mir auch selber erzählen :roll: wobein ich es wohl auch sehr unangenehm finden würde da auf einer couch zu liegen!

@loxoma: ehrlich gesagt finde ich es ganz schön erschreckend wie sehr dich dein therapeut abgefertigt hat... genau das gegenteil von dem was man erwartet! keine ahnung ob meine thera das auch machen würde - ich glaub eher nciht! wobei wir auch noch nicht soweit gekommen sind, bisher. wir haben gerade mal die jetztige situation geklärt...

#33
@ laxomena: wow! danke für die ausführliche beschreibung!
ich finde es auch, wie sonnenblume, ziemlich arg, dass er dich da so im regen stehen lässt, und nur auf die gegenwart pocht!

@ sonnenblume:
du glaubst gar nicht, wie ertragreich es sein kann, wenn eine deutung greift und sich ein widerstand löst!
letztendlich geht es darum, dass der patient nach dem prinzip der freien assoziation alles sagt, was ihm gerade einfällt, auch wenn es völlig sinnlos zu sein scheint! durch das konsequente analysieren und deuten des materials arbeitet man sich immer weiter zum eigentlichen noch unbewussten konflikt vor. dinge, die zb. jahre lang verdrängt waren, fallen einem wieder ein!

und genau das ist extremst wichtig, denn der grund, warum man selbst eine ES entwickelt hat, ist der, dass man in der frühen kindheit etwas erlebt hat, womit die eigene seele schwer überfordert war und um diesen unlösbären inneren konflikt zu kompensieren, bildet sich in späterer folge das symptom aus! es ist immer in sehr verzerrter und verdichteter form ausdruck des längst verdrängten, unbewussten konfliktes, der die ursache für die krankheit darstellt! dieser konflikt ist ein mosaik aus vielen mehrern teilen!

im laufe der analyse (eine analyse dauert ca. 5-7 jahre) ensteht eine übertragung! das bedeutet, dass man den unlösbaren konflikt aus der kindheit jetzt noch ein weiteres mal am analytiker durchlebt und somit versteht, warum es letztlich zur ausbildung der neurose kommen musste!
ich habe zb. manchmal wochen lang in den therapiesitzungen ganz, ganz unerträgliche gefühle, weil es mir vorkommt, als wäre meine analytikerin meine mutter! das kann wirklich sehr, sehr heftig werden!
aber genau das ist wichtig! sich die wurzel des problems anzusehen und im jetzt und hier damit abschließen zu können!

ich denke, das problem bei der verhaltenstherapie ist, dass sie nur rein symptomatisch das symptom beseitigen will! aber es gibt ja einen triftigen grund dafür, dass man ein symptom entwickeln musste! und dieser grund wird sich immer wieder ein ventil suchen und zur not auf anderer ebene. also es wird früher oder später eine symptomverschiebung stattfinden: dann hat man zwar keine ES mehr, aber dafür zb. depressionen, nur als beispiel!
tatsache ist, dass für unser Inneres offenbar eine dringende notwendigkeit besteht am symptom festzuhalten und somit eine art seelische balance zu halten. bei mir ist es zb. so, dass ich oft das gefühl habe, leiden zu müssen, es darf mir nicht gut gehen. wenn es mir zu gut geht, steht mir das nicht zu und das gleichgewicht stellt erst wieder ein, wenn ich irgendetwas tue, dass mir schadet...

man kann versuchen, sich das kotzen wieder abzutrainieren, aber man sollte dann auf keinen fall von heilung sprechen, denn vermutlich wird man immer noch dieselben gedanken haben, nur jetzt führt man sie eben nicht aus...

im idealfall, also wenn die analyse gelingt, verschwindet das symptom, man braucht es nicht mehr. man hat kein verlangen mehr zu fressen, man sieht essen einfach als essen und sieht keine notwendigkeit mehr darin ein besonders gute figur oder ein sehr niedriges gewicht zu haben.