Weglaufen--Fehlanzeige

#1
Hallo!

Seit fast drei Jahren habe ich nun schon eine Essstoerung. Klar weiss ich, dass viele Faktoren zusammengespielt haben warum ich in eine ES gerutscht bin, aber der ausschlaggebende Punkt war eine heftige und langwierige Krankheit und die Ratlosigkeit der Aerzte. Da diese nicht wussten, was ich hatte wurde mein rascher Gewichtsverlust gleich mit Magersucht assosioziert und meine Krankheit "nur" auf psychische Ebene geschoben. Mehr als ein halbes Jahr spaeter fanden die Arzte dann doch heraus, dass ich einen seltenen Virus hatte. In dieser Zeit des Unverstandenseins fing ich auch an an mir selbst zu zweifeln. Wenn einem saemtliche Leute staendig sagen, das bildest du dir nur ein und einen von einem Psychologen zum naechsten schicken, faengt man gezwungenermassen an nachzudenken und irgendwann ist man sich nicht mehr sicher: Bin ich physisch oder psychisch krank. Mein anfangs krankheitsbedingter fehlender Appetit kehrte irgendwann zurueck, doch ich WOLLTE nicht mehr essen. Nach einiger Zeit und mit einem fuer mich damaligen Traumgewicht ging es mir wieder relativ gut. Ich hungerte nicht, ich brach auch nicht, ich lebte scheinbar normal und ich war wirklich, wirklich gluecklich. (das scheinbar deswegen weil ich mir trotzdem immer sehr viele Gedanken ums Essen machte, zu viel zu wenig? Ich hatte verlernt richtig zu essen)
Dieser Zustand hielt leider nicht allzu lange an. Mein Koerper fing an einfach pubertaetsbedingt Energiereserven zu speichern, aber genau das wollte ich nicht warhaben. Heute im nachhinein ist es mir so klar, dass ich nie wieder das alte Gewicht haben werden, einfach weil mein Koerper sich veraendert hat. Ich hab absolut weibliche Formen und die liebe ich. (Also ich liebe meine Proportionen, mein Gewicht nicht. Leider, so weit bin ich noch nicht) Ungluecklich ueber meine Zunahme versuchte ich wieder abzunehmen bzw. nicht mehr zuzunehemen. Doch je mehr ich mich mit dem Essen bzw nicht essen beschaeftigte, je mehr ich versuchte wieder abzunehmen, desto mehr wollte ich essen. Mit steigendem Gewicht verlor ich mein, nach der krankheit nur auf mein gewicht gebautes selbstvertrauen. Ich fuehlte mich schlecht. Ein Kampf gegen mich selbst begann. Ich wollte abnehmen. Doch ich schaffte es nicht. Immer glaubte ich mir fehle nur die Disziplin, nach jedem FA beschloss ich mich mehr anzustrengen, beschloss dass dieser der letzte war. War es aber nie. Irgendwann hatte ich es satt staendig gegen mich anzukaempfen. Ich wollte einfach essen, nicht mehr kaempfen. In diesem Moment begann ich zu kotzen.
Diesem Moment folgten eigentlich nur mehr weitere Tiefs. Ich sackte in der Schule ab, baute "Scheiss", machte Sachen, die ich nicht von mir gewohnt war, ich war nicht mehr die Marie die ich einmal war, ich war nicht mehr ich selbst. Ich freute mich auf die Wochenenden. Ich trank mehr als zuvor. Immer soviel, dass ich meine Probleme vergass, zumindestens fuer eine Nacht. Wenn ich getrunken hatte, konnte ich tanzen ohne mir staendig gedanken machen zu muessen wie mein hintern wohl aussieht. Ich kuesste viele Froesche, die Bestaetigung tat mir gut.
Auch meine Familie litt sehr. Meine Mama versuchte mir zu helfen, sie tat ihr bestes, aber durch ihre sorgen behinderte sie mich. Ausserdam vergass sie auf sich selbst.
Jetzt in diesem Augenblick sitze ich an einem Computer in Venezuela. Schon immer wollte ich ein Auslandsjahr machen. Meine Eltern hatten bedenken, ob sie mich ueberhaupt gehen lassen konnten. Meine Mama hat glaub ich einfach dann auf das "Schicksal" vertraut, so nach dem Motto: Wenn es sein soll fliegt sie, wenn nicht, bricht sie sich das Bein oder wird krank etc...
Ich bin jetzt seit zwei Monaten hier. Und es hat mir schon so viel gebracht. Insgeheim hatte ich gehofft, die Bulimie, meine Probleme mit mir selbst hinter mir, daheim zu lassen. Dem war nicht so und ich weiss auch dass es unmoeglich ist. Egal wohin ich auch reise, mich selbst nehm ich immer mit. Aber die Distanz tut mir gut. Ich rede oft mit meiner Mutter, zum ersten mal kann ich WIRKLICH und ausfuehrlich ueber alles sprechen. Ich lebe nicht mehr staendig in meiner Wattewelt, ich spuere viel mehr. Ich bin nicht mehr in meiner gewohnten Umgebung, das macht den Ausstieg leichter. Insofern man es als leicht bezeichnen kann. Denn ohne meinen Schutzpanzer kommen die Gefuehle hoch. Das schmerzt, sehr sogar. Ich kotze mehr als in meiner letzten Zeit zuhause. Aber ich lass mich danach nicht mehr in so ein tiefes Loch ziehen. Ich moechte manchmal einfach nur ins Bett, in meinen Scheintot fluechten. Einfach schlafen und vergessen. Aber ich keampfe. Und manchmal, manchmal ist mir nach all dem zumute, aber ich mach es nicht. Ich loese meine Probleme. Ich nehm sie zumindest an. Das tut verdammt weh, aber es befreit. Und genau dafuer lohnt es sich zu kaempfen. Ich will mein Leben wieder leben, frei von Zwaengen, ich will es ERLEBEN mit all seinen Hochs und Tiefs.

#2
Hallo femmebodychic
erstmal dir ein Hrzlich Willkommen im Forum.

Das was du schreibst, klingt schon ziemlich abgeklärt und ziemlich gut wissend. Das tolle an deinem Bericht finde ich das du deinen Körper magst mit den schhönen weiblichen Formen und allem was dazu gehört. Das was du beschreibst ist ja das reinste Auf und Ab. Aber vielleicht findest du einen Weg bald das Kotzen und fressen hinter dir zu lassen. Ich wünsche es dir sehr.
So dann noch mal ein fröhliches Stöbern im Forum liebe grüße Lena
cron