Hm, escape...
Als ich mit 18 den Führerschein machte, dachte ich mir: nach diesem Stress (und ich hatte echt Angst davor) lässt du die Kotzerei!
Damals sah ich mich auch nicht als krank an, nur weil ich mich nach dem Essen manchmal übergab.
Als ich mit 19 die Matura machte, war ich mir sicher: so und danach beginnt ein neues Leben, sonst rutscht du ja ernsthaft in die Bulimie, wenn du deinen Druck ständig beim Kotzen ablässt.
Als ich mit 22 meine einzige ernsthafte Beziehung zu einem Mann beendete, war mir klar: Diese Beziehung ist u.a. an der Bulimie gescheitert, jetzt fängt wirklich ein neues Leben an. Es ist die Chance, nur Zeit für mich selbst zu haben und endlich was aus meinem Leben zu machen, denn
ich habe ein ernstzunehmendes Problem.
Als ich mit 24 mein Studium fertig hatte, wusste ich: Du bist bald körperlich und geistig am Ende. Was ist aus dir geworden? Ein Wrack.
Es wurde über die Jahre so schlimm, dass ich eigentlich keinen Ausweg mehr sah, als sterben oder aufhören. Die vermeintlich stressigste Zeit in meinem Leben war vorüber. Ich musste die Zeit nutzen, clean zu werden.
Wenn nicht jetzt, dann schaffe ich es nie.
Als ich im Mai letzten Jahres vollkommen verzweifelt neben meinem Klo zusammengebrochen bin,
wusste ich, dass ich es nie schaffen werde. Trotzdem wollte ich es noch einmal versuchen. Ich war auf der Suche nach meinem Traumjob, ich wollte einen Strich unter mein bisheriges Leben ziehen. Und ich bekam meinen Traumjob.
Ich habe es nicht geschafft. Zuletzt hab ich dann schon vermehrt in der Arbeit gekotzt, obwohl gar keine Zeit dafür war, weil sie tatsächlich anspruchsvoll ist und ich mir geschworen habe, niemals es niemals zu tun!!! Von den Nächten will ich nicht sprechen. Und von den Wochenenden auf gar keinen Fall.
1.1.2007
Ich hatte einen Plan gefasst. Irgendwie hatte ich nichts mehr zu verlieren.
Nur noch zu gewinnen. Ein Leben zu gewinnen.
Was ich damit sagen will:
Es wird immer eine stressige Zeit geben, es sei denn man nimmt sich die Auszeit und geht in Thera. (das werde ich niemals tun, weil ich ungeeignet bin für Therapien und nicht daran glaube und weder Geld noch Zeit dafür verwenden werde, und genauso mein Doppelleben öffentlich nicht bekanntgeben werde. Aber das muss jeder individuell für sich entscheiden)-
Es wird immer Gründe geben, warum man das Aufhören vor sich herschiebt. Der Stress wird nie weniger, der Druck auch nicht.
Das Leben wird mit jeder Minute kürzer.
Welcher Zeitpunkt ist also der Richtige, um aufzuhören??? Jetzt!
Doch die Erkenntnis erlangt man wohl erst nach einem langen Entwicklungsprozess. Vor einigen Jahren, hätte ich mir diese Reife, diese Gedankensprünge niemals erträumen lassen. So wie ich mit 17 nicht dachte, jemals von dem bisschen Kotzen abhängig zu werden.
Tag 7. Ich habe 2007 bereits mehr kotzfreie Tag als im Jahr 2005. Das sagt doch vieles.
Alles Liebe, Paula