mal ein resumée

#1
hi ihr
muss mir nun mal einige dinge von der seele schreiben. ich lese dieses forum nun seit etwa einem halben jahr oder bissl mehr mit. beiträge gabs von mir einige, v.a. immer dann wenns mir schlecht ging, ich hilfe suchte und nicht mit meinen rückfällen klar kam.
aber ich habe gekämpft, es ging aufwärts.
mittlerweile sind es 3 Monate und 2 Wochen oder so, in denen ich nicht mehr gekotzt habe. Ja, v.a. zu beginn hatte ich FAs, ich hab gegessen bis mir schlecht war...ihr kennt es ja. Aber ich wollte nicht wieder von vorne das zählen anfangen.

Ich habe zugenommen, dann wieder abgenommen, eigentlich die normalen schwankungen, die einem normalen menschen nicht auffallen. mir schon. denn immernoch steige ich jeden morgen auf die waage. und wenns zu viel erscheint renn ich so lange aufs klo und red mir ein dass es nur wasser ist und magen / darm inhalt von gestern abend und nach dem stuhlgang wieg ich mich wieder. teilweise bis zu 3 mal am morgen.
aber auch das ist besser geworden. 1mal reicht, manchmal auch schonmal 2 tage gar nicht (v.a. wenn ich weiß, dass ich viel gegessen hatte, und es mich nur runter ziehen würde)

jetzt denkt ihr euch - klingt doch alles super. ja. eigentlich.
aber mein leben wird gerade komplett anders: ich habe mein praxissemester angefangen, stehe um 6 uhr auf und arbeite bis um 17.00. danach fahre ich entweder zu meinen 2 nebenjobs, zu meinem sprachkurs oder so. mein tag hat seit einer woche 18h.

als es mir besser ging bin ich 4mal die Woche ins Fitness-Studio gegangen. Habe meine Mahlzeiten zelebriert. Habe terilweise 3mal am Tag gekocht. Zutaten abgewogen, Nährwerte ausgerechnet. Viel getrunken. Hatte alles im Griff, es ging super aufwärts.

Aber jetzt? Ich hasse es über mein Essen nicht selber bestimmen zu können. Ich kann nicht "vorkochen" (weil ich nichts "fertiges", leider noch immer nicht rumstehen haben will), nicht schon für die ganze Woche einkaufen, ihr kennts ja... mein Sportprogramm hat sich auf einmal am WE reduziert. Der Stress. es ist schrecklich. Ich hab so schiss, dass alles wieder anfängt.
Dass wenn ich durch das viele Sitzen, unregelmäßige essen und die nicht vorhandene Bewegung wieder zunehm ich wieder durchdrehen werde :(

Danke, an alle die überhaupt so weit gelesen haben.
:: verwirrt & besorgt ::

liebe grüße

#2
hallo lionheart,

dein beitrag macht mich ziemlich nachdenklich. es ist gut, dass du ein stück weit aus der krankheit herausgefunden hast, doch ich befürchte, dass du dir in manchen aspekten auch was vormachst.

du schreibst, dass du eigentlich distanz zur bulimie gewonnen hast. und zugleich ist dein hauptanliegen, dass du dein essverhalten nicht mehr so unter kontrolle haben kannst wie früher. und genau da solltest du dir mal gedanken machen. dass du die kontrolle eigentlich noch brauchst, zeigt deutlich, dass du eben noch nicht ausreichend distanziert bist. und auch, wenn du sicher denkst, dass du dich doch nur gesund ernähren und das erbrechen verhindern willst, so ist dein kontrollzwang ziemlich übertrieben und meiner meinung nach noch krank.

ich meine, es ist ok, wenn du die kontrolle fürs erste brauchst, um vom erbrechen ablassen zu können. aber dir sollte klar sein, dass das nicht das endziel ist. jede mahlzeit abzuwiegen, viermal die woche ins fitnessstudio zu gehen und sich mehrmals täglich zu wiegen IST krank.

insofern denke ich, dass sich da zwei dinge vermischen. einerseits ist es positiv, dass du durch deinen neuen tagesablauf dazu gezwungen bist, einiges von diesem verhalten aufzugeben, andererseits sind 18 stunden eindeutig zu viel und scheinen dich ja auch ziemlich zu belasten.

kannst du nicht einen der nebenjobs aufgeben? du solltest versuchen, dir etwas zeit einzuräumen - nicht zum kontrollierten kochen oder wiegen oder sport machen, sondern zur auseinandersetzung mit dir selbst. zum tagebuch schreiben, nachdenken, spaziergänge machen.und ganz ehrlich, einmal die woche sport ist doch voll ok.

lg, deine jen

#3
hey jen,
danke für deine antwort.

ich weiß, dass ich noch lange nicht ganz drüber weg bin. und dass es immernoch paranoid ist, krampfhaft kalorien zu zählen (und desw. wissen zu wollen wie schwer etwas ist...) oder sport exzessiv ausüben zu wollen. ich wär gott froh wenn ich einfach wieder essen könnte, worauf ich lust hab, bis ich satt bin und dabei ausgewogen zu essen und mein gewicht halten zu können.
ich trau dem aber leider noch nicht. bin immernoch fixiert auf kiloangaben, körperfett-anteil und hosengrößen *mir mal selber an den kopf hau*

so eine scheiße aber auch. jetzt bin ich schon "so weit", kann ich den letzten schritt nicht noch auch schaffen?? wie krieg ich diese mentale kontrolle weg??

das mit dem kürzer treten, zeit für ich und so, klar, würd ich gern. kann ich mir finanziell aber nicht leisten. was ich mir gönne ist einmal die woche yoga und 2 abende für gemütliches beisammensein oder dates.
ich denke schon, dass es mir helfen wird, auswärts essen zu müssen.

leider merke ich, dass ich dazu neige, wenig mitzunehmen, am tag eingeschränkt zu essen, abends dann mehr. was wiederum kein FA ist, aber langfirstig extrem sowas provozieren könnte? oh mann, dreck aber auch.

heute hab ich mir für morgen schon was rausgerichtet, reis gekocht.
selbsttest: ich hab mir ne tafel schoki gekauft, hatte ich schon lang nicht mehr. morgen kommt noch das glas erdnussbutter. das waren immer meine zwei großen versuchungen. ich will mir selber beweisen, dass es verdammt nochmal geht...

liebe jen, wie gehts bei dir so, wie tief steckst du noch drin bzw. wenn - zum glück - nicht mehr, wie hast dus geschafft, wie steinig war dein weg?

gruß und bussi,
lionheart

Re: mal ein resumée

#4
Hallo lionheart!
Ich habe jetzt erst deinen Beitrag gelesen, du hör mal gib jetzt nicht auf! Das wäre schade und ehrlich es ist schön zu hören das es Menschen gibt die es doch schon so toll hinkriegen!!
Du mußt dich nicht fürchten...vor den Essen...ich weiß das klingt leicht..ich weiß ja selbst wie es ist.
Das mit den Stress, vielleicht ist es einfach zuviel für den Anfang. Ruf deine Freunde an..wenn du Angst hast alleine zu sein. Auch wenn das kein wirklicher Ersatz ist aber zumindest lenkt es ab. Und schreib einfach...bevor du zu hause sitzt und deinen Gedanken nicht ordnen kannst!
Ich kenne dich nicht aber ich glaube du bist wirklich auf den besten Weg..wirf es nicht hin auch wenn du manchmal Verwirrt bist. Weißt du Veränderungen machen nun mal Angst. Das ist ganz in Ordnung so und keiner will das du perfekt bist. Und ich hoffe du auch nicht...den niemand ist perfekt!
Vom ganzen Herzen alles Liebe für dich...Baily
lionheart hat geschrieben:hi ihr
muss mir nun mal einige dinge von der seele schreiben. ich lese dieses forum nun seit etwa einem halben jahr oder bissl mehr mit. beiträge gabs von mir einige, v.a. immer dann wenns mir schlecht ging, ich hilfe suchte und nicht mit meinen rückfällen klar kam.
aber ich habe gekämpft, es ging aufwärts.
mittlerweile sind es 3 Monate und 2 Wochen oder so, in denen ich nicht mehr gekotzt habe. Ja, v.a. zu beginn hatte ich FAs, ich hab gegessen bis mir schlecht war...ihr kennt es ja. Aber ich wollte nicht wieder von vorne das zählen anfangen.

Ich habe zugenommen, dann wieder abgenommen, eigentlich die normalen schwankungen, die einem normalen menschen nicht auffallen. mir schon. denn immernoch steige ich jeden morgen auf die waage. und wenns zu viel erscheint renn ich so lange aufs klo und red mir ein dass es nur wasser ist und magen / darm inhalt von gestern abend und nach dem stuhlgang wieg ich mich wieder. teilweise bis zu 3 mal am morgen.
aber auch das ist besser geworden. 1mal reicht, manchmal auch schonmal 2 tage gar nicht (v.a. wenn ich weiß, dass ich viel gegessen hatte, und es mich nur runter ziehen würde)

jetzt denkt ihr euch - klingt doch alles super. ja. eigentlich.
aber mein leben wird gerade komplett anders: ich habe mein praxissemester angefangen, stehe um 6 uhr auf und arbeite bis um 17.00. danach fahre ich entweder zu meinen 2 nebenjobs, zu meinem sprachkurs oder so. mein tag hat seit einer woche 18h.

als es mir besser ging bin ich 4mal die Woche ins Fitness-Studio gegangen. Habe meine Mahlzeiten zelebriert. Habe terilweise 3mal am Tag gekocht. Zutaten abgewogen, Nährwerte ausgerechnet. Viel getrunken. Hatte alles im Griff, es ging super aufwärts.

Aber jetzt? Ich hasse es über mein Essen nicht selber bestimmen zu können. Ich kann nicht "vorkochen" (weil ich nichts "fertiges", leider noch immer nicht rumstehen haben will), nicht schon für die ganze Woche einkaufen, ihr kennts ja... mein Sportprogramm hat sich auf einmal am WE reduziert. Der Stress. es ist schrecklich. Ich hab so schiss, dass alles wieder anfängt.
Dass wenn ich durch das viele Sitzen, unregelmäßige essen und die nicht vorhandene Bewegung wieder zunehm ich wieder durchdrehen werde :(

Danke, an alle die überhaupt so weit gelesen haben.
:: verwirrt & besorgt ::

liebe grüße

#5
hallo lionheart!
Ich schliesse mich der Meinung an, dass du noch lange nicht Abschied von der Bulimie genommen hast, nur weil du mit dem Kotzen aufgehört hast. Ich habe mit dem Kalorienzählen angefangen. Habe mir eine Grammwaage gekauft und jeden Scheiß abgewogen, den ich gegessen habe. Das ist schon eine Essstörung, da brauchst du nicht zu kotzen. Ich habe mich selbst therapiert und habe dann mit dem Zählen und Rechnen aufgehört - kann dir jetzt aber noch alle Angaben machen :) ist so fest verankert. Hab beschlossen, keine Diät mehr zu machen und nur mehr nach hunger und sättigung zu essen. Dann musste ich eine Diät machen, wegen meiner Gastritis. Es ist mir super gegangen mit all den Regeln, ich hab viel gegessen und nebenbei abgenommen. War voll zufrieden. Und als die Diät vorbei war, konnte ich mit der Freiheit nicht umgehen und schwubbs - die Bulimie war wieder da. Das ist auch schon wieder länger her. Ziel ist, deinen Körper wahrzunehmen, zu spüren, was er braucht und wieviel. Dein Magen sagt dir genau, wann er was braucht, er braucht deine Hirnkontrolle nicht.
Meine freundin ist sehr spät nachts und auch sehr fett manchmal. Das hab ich früher nie gemacht, um gottes willen! Und als ich diesen Sommer bei ihr war, hab ich dann gegessen, wann ich Hunger hatte, egal welche Uhrzeit, egal was. Und ich habe abgenommen. Es funktioniert wirklich, glaube mir. Du musst nur den Punkt spüren lernen, wann du satt bist. Auch ich kämpfe immer wieder damit, übergehe diesen Punkt immer wieder und fühle mich dann unwohl oder nehme zu. Aber nach Hunger und Sättigung zu leben ist das einzig anstrebenswerte Ziel. Sport ist gut, aber nur dann, wenn er nicht als Wiedergutmachung von zu viel Kalorien gemacht wird. Er ist dann gut, wenn du dich dabei gut fühlst.
Ich arbeite als Lehrerin und bin auch den ganzen Tag in der Schule. Ich hasse es, mir was mitnehmen zu müssen oder nur zu bestimmten Zeiten essen zu können. Gut ist, wenn du versucht, immer was dabei zu haben, wie z. B. Vollkornkekse oder Knäckebrot. Und wenn du wirklich Hunger hast, dann ist du es, und wenn du dann doch nicht willst, dann lass es sein. Schlimmsten Fall nimmst es wieder mit nach Hause. Dein Körper ist wichtiger als ein Essensrestel. Du schaffst das, kämpfe!

#6
hey sonne,
danke dass du dir zeit genommen hast mir zu schreiben :)

Bei mir is es genauso. Ich hab mit dem Kotzen wieder aufgehört, und um die FAs zu umgehen das Kalo-zählen angefangen. Auch um darauf zu achten nicht in die MS zu rutschen, und genug zu essen...
Dass das immernoch krankhat, oder einfach nur eine Verlagerung ist, verdränge ich gerne..
Wenn ich mich auf meinen Hunger & Appetit verlasse, hab ich den Eindruck, ich könnt rund um die uhr essen. ich werd nicht satt. so gesehen, ist es mir dann egal ob ich von 200g Nudeln nicht satt bin oder von 80g. Verstehste? Dann rechne ichs mir derzeit lieber aus *krank*

Ich bin derzeit so glücklich mit meiner Figur. Es muss nicht wirklich weniger werden. Klar, ein, *kg tät ich mitnehmen, aber es muss nicht. So wär ich zu frieden. Und ich hab so panische Angst wiedr zuzunehmen, wenn ich nur nach "gefühl" esse...

Habe derzeit bewusst Dinge gegessen, die ich mir vorher versagt habe. Schokolade z.B. Oder eine ganze Tüte Trockenobst. Und KH zu beiden Mahlzeiten...naja, wie auch immer..

Nach dem was ich so geschrieben hab...
Denkt ihr der "Rest" dieser Paranoia gibt sich auch gar oder führt um ne Thera in dem Stadium nix drum rum? :sad:

#7
Du hast das vielleicht so geschildert, dass man den Eindruck bekommen hat, es ginge um völlige Kontrolle. Dass du dir "verbotene" Dinge gönnst, find ich gut. Ich hatte ja nie Magersucht, kann mir also diesen Teil vielleicht schlecht vorstellen. Ich denke nur, dass 200g Nudeln eigentlich satt machen müssen. Wenn sie es nicht tun, dann nimmst du´s vielleicht nur nicht wahr? Ist es denn so, dass du nicht möchtest, dass das Essen vorbeigeht? oder isst du vielleicht sehr schnell? Ehrlich gesagt beneide ich dich schon fast darum, dass du mit deiner Figur zufrieden bist. Das kann ich nicht gerade sagen. Ich war es aber auch, und es ist nur wenige Wochen her. manchmal denk ich, ich kann mich doch gar nicht so verändert haben in der kurzen Zeit. Es liegt wohl daran, dass mein Selbstbild immer stark von äußeren Einflüssen abhängt. Wenn jemand mir sagt, dass ich hübsch bin, dann glaub ich es - kurzfristig. Und dann scheint es wieder zu verfliegen. Würde mir das gerne selber geben können. vielleicht hast du da einen Tipp?
Auf jeden Fall bin ich mir sicher, dass du irgendwann deinem Körper mehr vertrauen lernst. Wer weiß, vielleicht kann es dir jemand vorleben? Ich z.B. distanziere mich von Leuten, die ständig davon reden, abnehmen zu wollen. Das halt ich nicht mehr aus. Statt dessen geb ich mich mit denen ab, die ein Bier trinken, wenn sie Lust drauf haben, ohne Rücksicht auf Verluste - und komischerweise sind die auch schlank, es gibt sie tatsächlich - ich denke, das hilft hier schon.
So, muss jetzt ins Bett. Mal sehen, ob ich mir meine eigenen Ratschläge mal wieder selbst zu Herzen nehmen sollte?
Gute Nacht!

#8
Auf deine Frage mit der Therapie. Ich denke, wirklich loskommen kann man nur, wenn man die Ursachen für sein Essverhalten erforscht hat. Sonst bekämpfst ja nur die Symptome, und das führt ins Leere. Ich forsche seit Jahren daran, und ich hab schon lange gewusst, dass ich Bulimie habe, kannte ich immer noch keine Ursache. Ich denke, jetzt weiß ich sie. habe keine Ahnung, wie es da bei dir aussieht. Oft ist es ja nicht das, was man meint, oft muss man viel, viel tiefer graben. Tiefer in der Kindheit, tiefer in den Generationen, tiefer in der eigenen Seele. Grade die kann durch eine gut gebaute, starke und scheinbar funktionierende Hülle völlig verborgen sein.
Ich denke, man kann auch ohne Therapie die Ursache finden, wenn man danach sucht. Therapeuten sind ja auch nur Menschen, und da ich privat welche kenne, die ihre eigenen Störungen nichtmal wahrnehmen, hat sich mein Respekt ihnen gegenüber etwas vermindert.
Wie weit bist du mit deiner Forschung?

#9
hallo sonne,
klar, müssten mich die Mengen satt machen, schon allein vom Volumen her. Irgendwie fehlt mir aber der Sättigungspunkt noch, ist wa. ne mentale Sache. Muss erst wieder lernen, meinen Magen zu spürn und die Gefühlte richtig zu deuten.
Der Satz "dass du nicht möchtest dass das Essen vorbeigeht" triffts immens! Ich esse sehr langsam im Moment, denk aber schon wenn der Teller leer wird daran, dass ich nur noch eine Portion vorne hab und wenn ich mir die hol is leer und dann ist die "Ration" aufgebraucht. Und dann? Was wenn ich dann weiteressen will? Ist nicht mehr so schlimm wie vor nem Monat, wird immer besser, aber die Gedanken waren mir sehr vertraut...

Dasmit dem Selbstbild ist so ein Thema. Wenn die Waage freundlich war dann hab ich mich auch schlank gefühlt und bin durch die Gegend gehüpft. Genauso wenn mir jmd. ein Kompliment wg. meiner Abnahme oder so gemacht hat. Am nächsten Tag, mit 2 Litern Wasser im Bauch kanns dann sein dass ich mir vorkam wie ein Olm und mir nicht denken konnte, gestern noch diesen kurzen Rock angehabt zu haben..aber das gibt sich, das wird besser. Es muss besser werden.
Sag dir immer, du bist ein hübsches Mädl. Und wenn du grad deinen Bauch zu dick findest, sag dir, mein Gesicht ist immernoch so wie gestern und mein Dekoltée is toll, selbst wenns jetz ein paar gramm mehr geworden sind. Schmink dich, beton andere Seiten an dir.

Wg. den Ursachen, hmm. Anfangs dachte ich ich wär so oberflächlich und es geht wirkich nur um die Figur, um Normalgewicht, um Idealgewicht. Mein Vater und meine Brüder sagten mir immer ich wär zu _fett_ .
Ich war vielleicht pummelig, aber es hat weh getan.
Von ihnen hab ich mir damals in der B* Phase, als ich auch abgenommen habe, immer gewünscht zu hören "hey, du siehst schlanker aus. steht dir". kam aber nie, und ich dachte mir, dann musst du weiter machen, solange bis es jemand sieht, bis jemand was sagt.

bis man mich wahrnimmt.

Aber mittlerweile...ich hab ein starkes Geltungsbedürfnis. Ich brauche immer wen, der mir sagt, ich wär toll, dass meine Arbeit geschätzt wird, dass es gut ist was ich schaffe. Diese Bestätigung.
Deswegen denk ich auch arbeite ich so viel. Ich will meinen Eltern zeigen dass ichs schaffe. Insgeheim aber auch, wünsche ich mir, dass jemand sagt, "hör auf", "es ist zu viel". Mir fällt es schwer meine Wertigkeit von mir aus zu sehen, sondern lege es auf Dinge die ich tue. Oder eben wie ich aussehe.

In schlimmen Phasen hab ich mich bei dem Gedanken erwischt, dass ich von Leuten hören wollte "Du hast abgenommen, du siehst fertig aus. Gehts dir nicht gut. Kann ich dir helfen?", nur um dann zu sagen, nein, ist in ordnung, der stress eben... i

soviel zur selbstanalyse der letzten monate ^^

liebe grüße,
lionheart

Ja, das kenn ich zu gut....

#10
Danke für deine Tipps. An schlimmen Tagen ist es so, dass ich das Training versäume, weil ich nichts finde, was ich anziehen könnte, nur für den Weg dort hin. Obwohl ich weiß, dass ich in meiner vollen Kickboxmontur mit Zahnschutz und so sowieso nicht grade toll aussehe, die kennen mich also alle sehr unvorteilhaft. Du hast recht, sich zurechtmachen hilft. Aber ich fühl mich in meinen Klamotten oft sehr unwohl.
Das mit deinen Eltern kommt mir so waaaaaaaaaaahnsinnig bekannt vor. Ich habe diesem Verhalten letzten Sommer in Thailand, als ich die Nacht mit einer frisch kennengelernten Freundin am Strand durchgemacht habe, quatschend, einen Namen gegeben: das "Mäuse bringen". Unser Kater hat immer tote Mäuse gebracht und dann vor der Tür geheult. Mein Vater ist dann mitten in der Nacht aufgestanden, und hat ihm den Kopf gedädschelt, weil er wusste, er möchte belohnt werden. Genauso hab ich immer vor der Tür gesessen, und darauf gewartet, dass mein Dad mir den Kopf dädschelt. Ist aber auch nie passiert. Dann hab ich mich in einen Typen verliebt, also eigentlich vor dem Urlaub, bei dem ich auch immer das Gefühl hatte, wenn ich so oder so wäre, würde er mich spannender finden. Er wollte mich troztdem nicht und es hat mich so hart getroffen. Ich hab ihn mir ausgesucht, weil ich dann Kampf gegen meinen Vater, seine Anerkennung, endlich gewinnen wollte. Seit dem ist mir dieses Verhalten bewusst, und ich versuche, dem entgegenzusteuern. Nicht mehr Dinge sagen, die er hören will. Nicht mehr erzählen, was für tolle Dinge ich mit Schülern mache, wie perfekt und selbstständig ich meine Wohnung renoviert habe. Gott, es ist ein elendslanger Prozess und er ist noch nicht vorüber. Immer wieder halt ich Dinge, die ich ihm gegenüber empfinde - Ärger - zurück, weil ich weiß, er schätzt Respekt von seinen Kindern. Und ich bemühe mich, nicht die perfekt Tochter zu sein, bin es aber doch. Und dann laugt es mich wieder aus. Verstehe dich soooooo gut!
Ich denke, man wir können es schaffen, mit dem Mäuse bringen aufzuhören. Wenn du in so einer Situation bist, mach dir bewusst, dass es eine tote Maus ist. Mein Vater schenkt mir jetzt oft sehr viel Aufmerksamkeit, aber man kann die mankos der Kindheit nicht aufholen. Du kannst dir nur selber genug sein. Versuch auf dich zu hören. Wenn du müde bist, hör auf. Wenn du was tolles gemacht hast, dann lobe dich. Versuch, dir selbst genug zu sein. ich hab mich letzten sommer 2 Wochen zurückgezogen und ganz alleine meine Wohnung renoviert, mich richtig reingesteigert. Und es war mir egal, dass niemand da war, der meine Arbeit gewürdigt hat. ich war ganz bei mir, und es hat sooo gut getan.
Okay, mach mal lieber Schluss, bevor ich gar nicht mehr aufhören kann
:)

#11
Hey du,
du sprichst mir so aus dem herzen.
Meine Eltern schwärmen immer. Davon wie toll mein großer Bruder dies und jenes macht, dass er selständig Veranstlaltungstechnik macht, dass mein kleiner Bruder so ein Wunderkind in den Naturwissenschaften ist uns blaaa...
dass ich mir hier in Stuggi den Arsch auf reis für mein Leben, mein Studium, meine Nebenjobs, meine Bildung, meine Karriere...merkt keiner. Das ich mich ehrenamtlich engagiere, kein Interesse.
Ich hab den Eindruck ich muss ihnen die tollen Dinge die ich mache "aufzwängen", Monologe halten, weil nachfragen tut keiner.

Ich war als Kind immer Klassenbeste. nur einsen. wurde hingenommen. bei meinem bruder wurde ein aufstand gemacht, wenn er ne 4 hatte weil es war ja zum glück keine 5 und glückwunsch und jubel. bei mir wurde nie was gesagt, außer es war ne 2, dann kam ein böser blick. es wurde immer als normal angesehen, dass ich spitzenleistung bringen muss. mir fehlte damals schon die anerkennung, deswegen ging es wohl damals in meiner frühen jugend auch mit der scheiße los.

"Mäuse bringen". Das triffts so gut. Ich würde immer so gern davon erzählen, dass ich in meinem Studium die beste Arbeit geschrieben habe, dass einer meiner Filme einen Preis gewonnen hat, dass ich eine Workshop für Jugendliche aus Osteuropa organisiert habe, dass ich einen geilen Praktikumsplatz gefunden habe... hmpf, sollte mir ja genügen, dass ich es weiß.

Bei Männern das gleiche. Ich hätte für diesen einen Mann alles getan. Alles. Aber es war anscheinend nicht genug. Und da lag es nach einer Enttäuschung nahe dass mein krankes Hirn irgendwann schrie "nur weil du zu fett warst, nur deswegen". voll gestört . aber liebe kann man nicht erzwingen und heute ist er mein bester freund :)

Nur warum steigern wir uns beim Mäuse bringen (ich liiiieeebe diese metapher ^^) dann so auf den Körper und das Essen? ich krieg den zusammenhang nicht hin...

*dich mal drück*
lionheart

#12
Verspreche dir, dir später zurückzuschreiben, aber ich muss mal kurz um die weltlichen Dinge kümmern. Werde inzwischen darüber nachdenken. Bis später :idea:

Mäuse bringen

#13
Hallöchen, lionheart!
Also, ich habe heute viel darüber nachgedacht. Versuche mal, das nachvollziehbar zu erklären, so wie ich das sehe. Also:
Es ist die Aufgabe der Eltern, ihre Kinder "bedingungslos" zu lieben. Das heißt, sie müssen dem Kind immer ihre Liebe und Zuneigung zeigen, ganz egal, was dieses macht. Da gibt es die verschiedenen Phasen im Kleinkindalter. Z.B. die, wo das Kind zu "fremdeln" beginnt. Es wäre falsch vo einer Mutter, dann eifersüchtig zu sein und das Kind nicht wieder liebevoll zurück zu nehmen. Was immer in deiner Kindheit passiert ist, deine Eltern haben dich, wahrscheinlich von Anfang an, nicht so angenommen, wie du bist. Sie haben dir keine bedingungslose Liebe geschenkt, sondern an ihre Liebe Erwartungen gestellt. Kinder sind ja völlig von der Liebe der Eltern abhängig, wenn diese sie zurückweisen, können sie alleine nicht überleben. Das wissen sie. Also tun sie alles, um die Liebe der Eltern zu erhalten bzw. zu bekommen. Das kann damit anfangen, dass ein Kind lernt, seine Wut zu unterdrücken, weil es weiß, dass es damit bei den Eltern Ablehnung hervorruft. Das Kind lernt also, von klein an, die Bedürfnisse der Eltern abzuchecken und zu befriedigen, so gut es geht. Es haltet seine wahren Gefühle zurück und baut eine Mauer um sich herum auf, reagiert immer so, wie es erwartet wird. Es hat sich völlig unter Kontrolle. Kontrollverlust hieße, die Liebe der Eltern zu verlieren, sie aufs Spiel zu setzen. Kinder, die geschlagen werden, z.B., sagen oft, es wäre ja zurecht geschehen. Kinder idealisieren ihre Eltern automatisch, sind sie doch ihr einziges Vorbild. Es ist auf jeden Fall gut, dass du sie nicht mehr idealisierst. Das ist der erste wichtige Schritt zum Loslösen. In der Pubertät kommt dann meistens so eine Art Aufstand. Da versucht man, sich von diesem unbewussten Druck zu lösen, zu provozieren. In Summe entsteht also ein Mensch, der gelernt hat, dass er nur dann geliebt hat, wenn er seine Gefühle unterdrückt und sich ständig unter Kontrolle hat. Bulimie haben heißt, den Körper völlig unter Kontrolle haben wollen. Sein Gewicht, seine Ausscheidungen, wieviel Nahrung er braucht. Kontrollverlust ist gleichzusetzen mit der Angst, nicht geliebt zu werden. Erkennst du jetzt die Zusammenhänge? Und weil wir uns nicht ständig unter Kontrolle haben können, kommen dann die Essanfälle. Bei mir z.B. war das oft auf Partys, wenn ich zuviel getrunken hatte, und am nächsten Tag hatte ich dann voll die Gewissensbisse und alles wieder wettgehungert. Kontrollverlust heißt, Gefühle zulassen. Deshalb ist es wichtig, die Kontrolle aufzugeben und deinem Gefühl zu vertrauen. Wer dich liebt, muss dich bedingungslos lieben, auch dann, wenn du mal wütend bist - und sei´s zu unrecht - auch dann, wenn du zuviel ist, auch dann, wenn du mal keine gute Leistung bringt und etwas nicht gelingt. Es ist ganz wichtig, sich das immer vor Augen zu halten.
Das ist, wie es mir logisch erscheint. Lese und kombiere dann manchmal auf eigene Faust. Wer spannend, was du davon hältst.
Auch ich kenne das Gefühl, Monologe zu halten, die keinen interessieren. Will immer meine Gedanken mitteilen und verstanden werden. Deshalb tut mir das Schreiben hier sehr gut. Eine - dachte ich, gute - Freundin hat letztens zu mir gesagt: Du bist der einzige mensch, den ich kenne, der einen 5stündigen Monolog halten kann. Das hat mich voll gekränkt, weil ich oft das Gefühl habe, wenn ich etwas von mir erzähle, dass es niemand hören will.
Okay, ich muss jetzt los. Freu mich auf Antwort, ganz liebe Grüße!

#14
Muss mich noch schnell für meine vielen Rechtschreibfehler entschuldigen. Ist nicht so, dass ich es nicht kann, nur wenn die Gedanken mit mir durchgehen, vertipp ich mich oft.
Bis dann!

#15
Grüß dich :)

Dein Text hat mich sehr nachdenklich gemacht. Ich weiß nicht, ich darf mich eigentlich nicht beschweren. Ich hatte eigentlich ja doch eine gute Kindheit, ein tolles Elternhaus. Ich weiß es nicht, oftmals passiert es, dass ich mich in Dinge reinsteiger, und vieles überinterpretiere...
Wirklich "passiert" ist nichts, nicht das ich mich erinnern kann. Ich kann auch gar nicht sagen, ob sie mir nicht diese Liebe geschenkt haben oder obs wirklich an mir liegt, sie so nicht gesehen zu haben und annehmen zu können.

Gut, oftmals fühlte ich mich nicht verstanden, aber dann merkte ich, wenn ich heulend auf der Couch saß vor kurzem, meiner Mutter all das gesagt habe, mit der Schule damals schon, mit meinem jetzigem Leben, mit dem dass sich keiner für mich interessiert, dass es mir dabei schlecht geht, dass ich den Eindruck habe, dass es ihnen alles egal ist...sie hat das weinen angefangen, hat mich in dem Arm genommen. Sie sagt, es ist nicht so. Sie sagt, klar vermissen Sie mich. Vorallem Sie. Und dass mein Vater das eben so nicht zeigen kann.
Wie hart es für sie war als ich damals ausgezogen bin und sie doch stolz wären.... das problem ist nur, dass in meinem Herzen davon nichts ankommt. Dass ich immernoch denke darum kämpfen zu müssen... weiß nicht.

Kontrollverlust ist gleichsetzen mit der Angst, nicht geliebt zu werden.
Den satz kann ich so stehen lassen. wow...

Mein Leben ist mnachmal Caos. Und in der Beherrschung meines Aussehens seh ich das, wo mir keiner reinreden kann.
Ich habe in der letzten Zeit entdeckt, mir bestätigung zu holen. Ich bin so blöd. Nicht auf dr Arbeit, nicht bei meiner Familie, nicht bei Freunden. Bei Männern. One-Night - Stands, Affären, Dates. Ich hab nen Schaden. ..

Aber da bekomm ich zumindest kurzzeitig mein Feedback. Bewunderung für das was ich schaffe. Bestätigung für mein Aussehen. Ich fühl mich gut.
Und doch ist sowas falsch.


Es ist noch ein großer Schritt. Aber gehen wirs an. Dadurdch dass mir das alles bewusst wird, kann ich auch bewusster gegensteuern. Genauso wie ich mein Essverhalten normalisiere, kriegen wirs bestimmt auch noch hin, unsere Emotionen normaler zu behandeln..

Sonne, wie war deine Kindheit und wie ist dein jetziges Verhältnis zu deiner Familiy? Woran merkst du im Alltag, dass du mit diesen Gefühlen noch nicht umgehen kannst und was tust du dagegen?
Erzähl mir davon, ich wills wirklich hören. (Auch wenns 5 Stunden sind ^^ )

Bis denne,
eure lionheart