Danke für eure lieben Worte! Trotzdem ist die Kämpfer-Paula in mir etwas untergegangen, mal sehen was sich in den nächsten Tagen so tut.
Also, was ist passiert? 
Werd mal die Geschichte als eine Art Verarbeitung niederschreiben. Ich schreie damit auch nicht nach Antworten.
Bis
Samstag abend war eigentlich alles in Ordnung. Die Tage vergingen immer schneller, ich war teilweise schon faul geworden, was die Einträge in mein persönliches Bulemiebekämfpungstagebuch (BBTB) betraf. Meiner Sache schon ziemlich sicher, dachte ich, es sei - abgesehen von zwei FA mit gesunden Sachen in 3 Wochen - im Grunde gar nicht so schwer, gesund zu werden - v.a. wenn man so eine Motivationsinjektion intus hat wie es bei mir der Fall war!
Samstag abend war dann eine Party, wo ich viele Leute traf, die ich lange nicht gesehen hatte. Die Unsicherheit in mir war groß. Aber ich war wieder wie sie (normal), rannte nach dem Essen nicht aufs Klo, konnte mich auch dem Partyfeeling hingeben, die Musik genießen, bekam Komplimente ohne Ende, ließ die Finger aber generell vom Alkohol (klar trank ich über den Durst, aber Rausch wars keiner) und war doch irgendwie deprimiert.

Während den anderen nach und nach das Licht ausging, stand ich da und überlegte, warum es mir keinen Spaß machte.
Später zuhause, in den Morgenstunden, saß ich noch vor dem PC, aß ein wenig und dachte darüber nach, warum meine enthusiastische Stimmung der letzten Wochen sukzessive abgenommen hatte. Warum ich weniger Sinn darin sah, clean zu sein.
Am
Sonntag verschlechterte sich meine Laune rapide, ich gab noch einige motivierende Forumsbeiträge von mir, aber es prodelte bereits in mir. Eine unsägliche Unruhe durchfuhr meinen Körper und lähmte mich dennoch. Ich hatte eigentlich keine Lust auf einen FA, sondern viel mehr aufs Kotzen, ich wollte meine Gedanken aus mir herauskotzen. Ich hatte das innere Gefühl, mich mit meiner Krankheit aussprechen zu müssen, mit ihr allein zu sein, ihr zu verzeihen, was sie mir all die Jahre angetan hatte... was für ein grenzenloser Schwachsinn!
Am frühen Nachmittag hatte ich ein Streitgespräch mit meiner Mutter, sagte meinem nach wie vor Beinahe-Freund unser Treffen ab und plante mich vollzufressen! Es war also so weit. Paula gab sich das allererste Mal auf, denn ich wusste bereits vorher: das bleibt nicht mehr drinnen.
Das Interessante an der Situation war, dass ich plötzlich ganz ruhig wurde, als hätte mir jemand Tranquilizer injeziiert. Ganz langsam fing ich an zu kochen, aß dies und das - nicht das übliche Vollstopfen in Windeseile. Selbst das Kotzen fiel mir schwerer, nicht das ich einen Finger gebraucht hätte, aber dennoch war es anders...
...und damit um mich geschehen. Ich verzehrte den Rest des Tages alle Vorräte die ich hatte! Es war schrecklich. Ich hab mich soooo schäbig gefühlt. Aber nicht schäbig genug, um nächtens noch zwei Tankstellen zu besuchen, um meine Gier erneut zu stillen. Und ich aß immer schneller, um nicht über mein Verhalten nachdenken zu müssen.
Und am Vortag auf der Party dachte ich noch, warum gehts mir so kacke? Erst jetzt wusste ich wieder, was es heißt, richtig schlecht drauf zu sein. Und ich bereute meine Tat sofort. Ich war tottraurig und echt enttäuscht von mir selbst. Und dann dachte ich an eure Enttäuschung, dabei seid ihr sicher gar nicht enttäuscht. Und es war auch sicher richtig mich so dermaßen zu motivieren, damit hab ich immerhin 3 tolle Wochen verbracht.
Gestern,
Montag, wollte ich dann sofort einen Neustart erzwingen. Das Spiegelbild in der Früh war fürchterlich, hatte ich doch den Anblick meines Kotzbäckchengesichts und meiner verschwollenen Augen total vergessen. Auch das Gefühl, einen Brand vom bis-spät-in-die-Nacht-Gefresse zu haben, durfte ich neu kennenlernen!
Bis zwei nachmittags war ich beschäftigt, habe mich mit Freunden zu einem Brunch getroffen und war guter Dinge. Hab zuvor einen Mamorkuchen gebacken und dorthin mitgenommen, da aber soviel Mehlspeise vorhanden war, hab ich ihn wieder mit nachhause genommen. Und während der Heimfahrt, kann ich irre Kuh mich nicht zurückhalten und fress ihn auf!!!

Dabei hat meine Mutter gemeint, wenn etwas übrig bleibt, möge ich es ihr bitte bringen (für ihren Besuch bei sich zuhause)! Könnt ihr euch das vorstellen? Und wieder fängt die Lügerei an, nein Mutter, es ist nichts übrig geblieben... das Auto ist wieder versaut mit Bröseln, zweimal wäre ich beinahe von der Straße abgekommen und und und...
Schön und gut, nein bekackt und schlecht, hab ich dann zuhause überlegt, was ich mit meinem Tag außer Kotzen und Fressen anfangen könnte? Und mir ist nichts besseres eingefallen, als mich zunächst einmal zu betrinken:evil: , nur um dann wieder mal einen meiner berühmten zwischenmenschlichen Fehler zu begehen (über den ich nicht unbedingt reden möchte), aber womit ich mir das Leben wieder mal doppelt schwer gemacht habe und zu dem es nie gekommen wäre, wenn ich a) nicht wieder rückfällig geworden wäre und deshalb b) nicht unter Alkoholeinfluss geraten wäre!!!
Was soll man dazu sagen? Eigentlich nichts mehr oder? Außer:
ICH DENKE NICHT, DASS ICH MEINE LEBENSQUALITÄT STEIGERN KANN, SOLANGE ICH BULIMIE HABE. Nein, nein, definitiv nicht. Es hat mich wiedermal weiter runter gezogen, aber das wusste ich vorher schon!
In der Nacht hab ich mich dann noch ein wenig im Forum herumgetrieben, ein bisschen Konversation mit der lieben kats geführt und bin langsam wieder zu dem Entschluss gekommen (obwohl ich gegen 23 Uhr noch dachte, schön ich bin wieder eine Kotztante, es ist wie es ist!):
Ich will das doch nicht. Ich entscheide mich für die Freiheit. Tja, dann hab ich die Reste meiner frischerworbenen Tankstellenvorräte verzehrt, gekotzt und richtig neuen Mut gefasst.
Heute morgen bin ich aufgewacht und war mir meiner Sache schon ziemlich sicher. Diese Kotzbäckchen, diese Tränensäcke, diese Kraftlosigkeit, dieses Kopfweh...nö, keine Lust! Ich bin zwar noch immer nicht übermäßig motiviert, aber ich denke, das kommt schon wieder. Die Enttäuschung über mich selbst sitzt total tief. Und ich bin auch ziemlich leer im Kopf.
Aber ich habe mir für heute einige Aufgaben gesetzt, der Tag wird sicher gut vergehen, ich habe mir auf jeden Fall vorgenommen, nicht mehr zu erbrechen. Hab schon wieder eingekauft, damit mich der leere Kühlschrank nicht panisch macht. Mein WC hab ich auch schon gereinigt und der Müll der Essensverpackungen ist schon draußen. Jetzt werde ich mich darum kümmern, die Blödheit von gestern wieder gut zu machen!
Es ist nie zu spät, ein neues Leben anzufangen oder in meinem Fall, dort weiterzumachen, wo ich am Samstag aufgehört habe.
Ich gebe selbstverständlich nicht auf, meine Lieben!! Und ich hoffe auch, dass mir diese letzten 2 Tage nicht zu sehr nachhängen und meine Moral wieder steigt. Jetzt werd ich erst mal meine Waage wieder in den Keller räumen...
Wieder da - Paula
