Spiegelbild!

#1
Hallo ihr Lieben!

Heut hatte ich ein Fußballmatch und ich habe echt total viele Komplimente bekommen... eine Mitspielerin hat gesagt, dass ich einen super athletischen Körper habe und eine Freundin, die zuschauen war, war von meinem muskulären Körperbau total fasziniert... komisch, wenn ich mich nackt in den Spiegel schaue, dann sehe ich nur einen fetten Arsch und eine Bauch, der alles böse überschattet.

Warum ist das so? Wenn ich wirklich so athletisch bin, dann müsste ich das doch sehen- oder?

Naja, das nennt man vielleicht Realitätsverlust oder so. Ich frag mich nur wieviele Stunden ich in der Woche noch laufen muss bis alles passt- mir tut nämlich schon jeder Muskel weh. Aber egal, hauptsache ich bin ne super Leistungssportlerin... sehr bewundernswert :?:

Liebe Grüße

Re: Spiegelbild!

#2
... bewundernswert ist am ende deiner mail nur der humor, mit dem du das ganze noch nimmst.
aber es stimmt. die hart antrainierten sixpacks machen nicht mehr glücklich, obwohl jeder sie bewundert. viel wichtiger sind die merkwürdig-geschwollen-stampfermäßig anmutenden oberschenkrl.. so wird jede/r von uns immer noch irgendwas zu mäkeln finden, bis alles weggehungert oder ausgebrochen ist.
aber dir: sei ernsthaft froh, dass dir der ganze sport überhaupt noch möglich ist. freundinnen liegen nur noch, völlig aphatisch, unfähig. ich bin da auch ziemlich dankbar.. :?
lg
elly

#3
Ja, der liebe Humor... wie soll man das sonst alles überstehen.

Ich hatte 9 Jahr Bulimie... da bin ich sportlich auch total abgesackt und bin sogar aus dem Nationalkader geflogen.

Die bulemischen Anfälle konnte ich fast auf 0 reduzieren d.h. einmal in 3 Monaten kann es passieren- laut meiner persönlichen Statistik.

Ich kompensier jetzt alles mit Sport. Ist einfach gesellschaftsfähiger :P

#4
... wowowow. alle drei monate mal. himmel, ich wäre froh, wenn ich alle drei monate mal einen tag claen bleiben könnte :wink: . die mischung aus exstessiver kotzerei und täglichem hammersportprogramm bekommt mir nämlich nicht sonderlich.. :evil: wie ging es denn? ich mein.. hab das gefühl, wenn ich nur erstmal 2-3 tage schaffen würde. dann könnte ich dem kreislauf wenigstens oberflächlich entkommen. der ES wäre damit natürlich nicht zu leibe gerückt, aber ein anfang zu halbwegs normalisiertem essverhalten geschafft. betäubung?
alkoholversuche scheiterten, außer dass mir so schlecht wurde, dass ich gar nichts essen konnte.. na, kam wenigstens nichts wieder raus..

ich bewundere dich, im allgemeinen menschen die es zumindest in teilschritten geschafft haben. [und wieder gesellschaftsfähig wurden ;-) ]
elly

#5
Ich denke nicht, dass ein Ziel sein sollte als Bulemiker gesellschaftsfähig zu sein... die gesellschaft ist oberflächig und total egoistisch. Das fordert das Leben eben (wow, hat sich gereimt).

Nur, weil ich nur einmal in 3 Monaten über der Schüssel hänge, heißt nicht dass alles super ist... ich leide trotzdem von in der Früh bis am Abend. Wie du ja weißt, es spielt sich alles im Kopf ab.

Bei mir war es auch immer so, dass wenn ich es geschafft habe in meiner schlimmsten Zeit einmal 2 Tage ohne Anfall durchzuhalten, dass es mir besser ging und ich das Gefühl hatte wieder zurück ins "Leben" zu sein. Das ist ein toller Anfang, aber ohne Aufarbeitung der Ursache bekommt man den Sch... nie los.

Du bewunderst mich? Für was? Okay, ich kotz nicht mehr, aber ich quäle meinen Körper trotzdem. 15 Stunden Sport (und oft mehr) sind genau so ein m*ssbr**ch des eigenen Körpers wie jeden Tag 20 Minuten über der Kloschüssel hängen... ich bin froh, wenn ich heute keine Stiegensteigen muss und wenn dann muss ich sie rückwärts runtergehen :D Du kannst auch raus aus dem ganzen, nur verfall nicht von einer in die andere Sucht, wie den Alkohol.

Diese Aussage war für mich sehr interessant, weil sie sehr viel über deine Suchtgründe aussagt. Ich habe Bulimie bekommen, weil ich immer von meinem Nationaltrainer als zu dick betitelt wurde... zuerst habe ich mit 3 monatiger Verweigerung der Nahrungsaufnahme total viel abgenommen und mit Bulimie wollte ich mein Gewicht halten (da gehört sehr viel Intelligenz dazu). Auf Alkohol wäre ich nie gekommen, weil ich ja abnehmen wollte und da ich weiß wieviel kcal 1 g Alkohol hat, würde ich den nie angreifen. Damals habe ich nicht mal ein Kaugummi gekaut, weil ich Angst hatte zuzunehmen (echt heavy gö). Heute greif ich mir aufn Kopf und würde mich rückwirken auf die Psychiatrische einweisen (ist so). Man kommt in der Not auf Ideen, die wenn man halbwegs draußen aus dem ganzen ist, einfach nur als Realitätsverlust ansehen kann.

So, ich wollte nur sagen, dass ich glaube, dass du vor irgendetwas flüchten willst... vor was? Du musst mir das nicht beantworten. Du solltest dir diese Frage stellen und versuchen zu beantworten. Ich kenne eine Alkoholikerin, die flüchtet... vor sich, vor dem Alltag, vor der Verantwortung, vor ihrer Angst,... ich gehe jetzt in Therapie. Anfangs war ich immer nervös deswegen und hatte total viel Angst. Heute bin ich froh, dass ich Hilfe bekomme. Das ist so ein schönes Gefühl, wenn es jemanden gibt (Therapeutin, die das sicher auch wegen dem Geld macht, aber sicher ein sehr ausgeprägtes Helfersyndrom hat), der einen unterstützt und parteilich wirkt.

Liebe Grüße

#6
HI Vero!
15 Stunden?In der Woche?Oder am Tag?Mache auch sehr viel Sport,spiele Basketball,tanze und gehe auch jeden Tag ne Stunden joggen und fahre viel Rad!!!Man kann richtig süchtig nach Sport werden!!!Und ich quäle mich auch oft,aber wenn ich dann an meinen fetten Arsch und meine Baumstammbeine denke,dann motiviert mich das!Dann meinen die Leute immer zu mir,dass ich ja nur Muskeln an den Beinen habe und da gar nicht mehr abnehmen könnte!Natürlich wenn ich aufhören würde zu trainieren,denn dann würden sich die Muskeln abbauen,aber dann schwabbelt ja alles rum!
Wir müssen lernen uns zu lieben und auf die Signale unseres Körpers hören!
Ich weiß,dass so ein Spruch nichts bringt,wenn man es nicht selbst will!!!

Naja,wünsch dir trotzdem alles Gute!Bussi,Didi :wink:

#7
gesellschaft.. was ist das schon? oberflächlich und gemein meinst du. finde ich nicht. gesellschaft ist dein umfeld, ist die möglichkeit ins kino zu gehen, theater, auf den markt. weil andere teile der gesellschaft
- filme machen
- stücke produzieren
- sich da hinstellen und obst verkaufen.
ich will teil dieser gesellschaft sein, und sei es als exessiv auffallendes mitglied eines sportvereins.
sicher ist das vom suchtverhalten her nur unwesentlich besser, aber die permanente schädigung der inneren organe wird eingedämmt, du formst deinen körper mit anerkannten mitteln, und, was ich als persönlich wichtig empfinde: es ist ein erfolg sondergleichen, den willen aufzubringen, eben nicht über die schüssel sondern ins FS zu gehen und zu trainieren.
versteh mich richtig, das ist hier nicht große wettkampfrunde "wer hat die sicherste methode weiterhin wie ein gerupfter kleiderbügel auszusehen (ich bitte niemanden beleidigt zu sein, aber meine freundin sagte mal in einem anfall aus hilfloser wut "Auschwitz hat ausgang, was?" , und so drastisch drücke ich mich ungern aus, auch wenn sie natürlich reicht hat :oops: )

bewunderung? ja, für den willen und die kraft einmal einen anfang gefunden zu haben und dem kreis für eine zeit den rücken gekehrt zu haben. bewunderung weil sport in meinen augen natürlicher ist als brechen, finger in den hals weniger mut verlagt als finger an die stoppuhr. was willst du hören? "sei bloß nicht niemals unter keinen umständen stolz auf das was du erreichst!"? oder das gegenteil?

alkohol.. letztes thema erstmal. nicht sucht, auch wenn ich längst rausgefunden habe wie ungemein groß meine suchtaffinität ist. erst MS, jetzt B. was als nächsts? du schreibst von kalorien.. komischerweise habe ich damit kaum ein problem. ich weiß sehr wohl, dass so eine flasche wein eine ganze tagesdosis ist, aber andererseits mach ich wirklich viel sport, nicht immer absichtlich, bin einfach ein enorm aktiver typ, wenig schlaf, viel auf achse und gern draußen.. (wenn depri-peter nicht gerade wieder zuschlägt.) es gab zeiten, wo ich sogar das erbrochen habe, aber den nonsens spar ich mir jetzt gern, weil sinnlos und schmerzhaft des alk.'s halber. wenn ich ein glas wein getrunken habe würde ich nie auf die idee kommen, was zu essen, einfach weil ich gar keine lust verspüre, das ist es mir wert. ich würde einiges an kalorien in kauf nehmen, um ohne FA über die runden zu kommen. leider funktioniert das mit anderen lebensmitteln nicht, so von wegen "is einen apfel und der hunger ist weg"

flucht, natürlich, wie jede sucht. ich weiß auch wovor. notendurchschnitt 1,0. super figur, immer und überall die beste, band, chor, kirche, beziehung perfejt. davon wollte ich weg. nicht mehr sein wie alle es wollten. dumm sehr. mein leben war traumhaft. aber der druck, dass es auch so bleiben muss schrie nach einem puffer "seht mich an, ich bin schrecklich dünn und zerbrechlich, MIR dürft ihr nicht zu viel zumuten, sonst geh ich kaputt" so etwa das motiv am anfang.. heute anders, aber das passt weniger hier her.

dank dir für die ausführliche antwort.
elly

#8
@ didi!

Natürlich in der Woche :D Schlafen und Arbeiten muss ich ja auch nebenbei.
Du hast wahrscheinlich genau so einen fetten Arsch und fette Beine wie ich- nämlich gar nicht. Aber da meinte ich ja, wir sehen das nicht, weil wir das nicht fühlen.

@ elly!

Stimmt, Sport ist eine schöne Sache und ein lebensnaher Ablauf. Fördert das Herz-Kreislaufsystem, formt den Körper, du bist leistundsfähiger, hast ne bessere Widerstandfähigkeit, bla bla bla,... aber sicher nicht, wenn du 4 Stunden am Tag läufst und 3 Stunden hinter den Fitnessgeräten sitzt. Ich bin Trainerin und habe nen Abschluss in Sportmanagement, ich weiß, wass Überbeanspruchung heißt... das heißt die Organe sind überfordert- das Herz wird überfordert, positiver Stress wird zu negativen Stress d.h. die Magen- und Darmperistaltik hat Funktionsstörungen, das Herz schlägt schneller,... ich glaub, ich brauch nicht weiterschreiben. Also, was ist jetzt besser... gar nichts. Weder über der Kloschüssel hängen, noch sich durch Sportsucht schlank bzw. gut zu fühlen. Das negative einer Sucht (ob Sportsucht oder Ess- Brechsucht) ist, dass du deinen Körper schädigst, ich glaube man sollte hier nicht über gesellschaftsfähiger reden oder das ist besser oder schlechter, weil... es ist beides schlecht für Körper und Seele. Der Meinung bin ich...

Gesellschaft ist alles- das stimmt. Die Gesellschaft kann man sich aussuchen- stimmt nur zum Teil. Arbeitskollegen, Vorgesetzte, Nachbarn, die Verkäuferin vom Ströck und die Putzfrau vóm U-Bahnklo sind auch Gesellschaft, aber mit denen gehst du nicht ins Kino und plauderst über deine Gefühle. Ich habe ne posotive Einstellung zum Leben und zu den Menschen, aber die Gesellschaft ist oberflächlich. Worüber geht es in den Modezeitschriften? Warum wirst du in der Diso angesprochen? usw. Die Gesellschaft (und ich spreche von außenstehenden) die können dir nicht ins innere schauen und denen ist es egal. Die beurteilen dich nach dem äußeren. Okay, mir könnte es egal sein, sind ja fremde, aber so denke ich nicht... mir ist es wichtig wie mich andere sehen (der blöde Perfektionismus, den fast alles Essgestörten haben). Und das muss ich loswerden... ich bin eh stolz auf mich. Du hast schon sehr viel mitbekommen... wies abläuft. Das find ich toll. Danke für die tolle Antwort. Und du wirst es auch schaffen.

Ich weiß, wie es ist perfekt zu sein... nach außen- die Schöne, die Sportliche, die Kluge, die Reife,... wir haben aber auch einmal ein Recht darauf nicht schön, sportlich, klug und reif zu sein. Diesen Druck hält ja keiner aus...

Alles Liebe

#9
Stimmt wahrscheinlich ist es der blöde Perfektionismus.
Ich kenn das mit meinem Körper bekämpfen auch vom Alkohol und vor Jahren auch vom Sport (ich hab dann eine Zeit lang überhaupt keinen Sport mehr betrieben) oder auch, dass ich zu viel arbeite oder unternehme.
Bei mir ist es so, dass ich meine Grenzen nicht kenn, das heißt ich trinke manchmal zu viel genauso wie ich dann zu viel esse und bemerk erst nachher, dass es zu viel war. (oder ich esse zu wenig mache zuviel Sport je nachdem)
Ich denk du hast mit der Bulimie aufgehört und du hast bemerkt, dass es dir mit deinem Körper noch immer nicht gut geht und du machst weiter etwas damit es dir besser geht. Das sind die besten Voraussetzungen dass du die genauen Ursachen herausfindest aber irgendwie hab ich bei deinen letzten Beitrag bemerkt, dass du die ungefähren Ursachen schon bemerkt hast und auch etwas dagegen machst.
Ich find es toll, dass du so klar geschrieben hast
Bei mir ist der Perfektionismus ganz eigenartig. Eigentlich kann ich mit einigen meiner Schwächen mittlerweile recht gut leben. Ich hab eher den Drang zu allen Menschen nett zu sein. Niemanden zu beleidigen, niemanden zu verletzen. da verletz ich mich lieber selber und das spielt sich bei mir total im Kopf ab. ich kann nicht nein sagen, kann nicht ausdrücken was ich will, beziehungsweise bemerk gar nicht was ich will, kann zu niemandem STOP sagen, es reicht mir jetzt. Wirklich dieses Verhalten von mit geht mir mindestens genauso auf die Nerven wie meine Bulimie.
Wegen banalen Sachen lass ich mich überrumpeln fühl mich schlecht und momentan machtlos und beginn wieder zu fressen und zu kotzen, Versuch auch dagegen anzukämpfen, aber irgendwie kipp ich immer wieder in die alten Verhaltensmuster.

Wünsch dir auf jeden Fall, dass es dir bald besser geht mit deinem Körper und das du das letzte Sück auch noch schaffst

Liebe Grüße
Giocanda

#10
Hey!

Manchmal, wenn ich im Forum bin, dann fühle ich nur Hass und Hilflosigkeit... Hass, das es Suchtverhalten gibt und Hilflosigkeit, weil ich es geschafft habe (oder am besten Weg bin, damit abzuschließen) und es noch so viele gibt, die mitten drin stecken...

Ich drück euch.

Lernt auch in den Spiegel zu schauen und euch zu lieben- von der linken kleine Zehe bis zum recht Ohrwascherl :D

Ich hoffe, dass das bald klappt.

LG