Bitte lesen: Barett-Ösophagus – was einem keiner sagt ...

#1
Liebe alle,
ich habe noch nie hier geschrieben, sehe es jetzt allerdings als meine Aufgabe, das zu tun. Um euch das zu sagen, was zumindest mir nie jemand gesagt hat. Und hoffentlich dem einem oder anderen doch etwas die Augen öffnet ...

Ich bin 29 und habe seit 12 Jahren Bulimie. Mir war (wie euch allen wahrscheinlich) immer klar, dass mich die Kotzerei schädigt und im Inneren war ich auch überzeugt, dass ich bald aufhören werde ... trotzdem sind unglaubliche 12 Jahre daraus geworden.

Es ist utopisch zu glauben, dass sowas im Körper nichts oder nur wenig anrichtet. Ich habe nun die Rechnung für meine jahrelange Schädigung serviert bekommen: Barett-Ösophagus, die Vorstufe von Speiseröhrenkrebs und eigentlich das naheliegendste überhaupt für jeden Bulimiker. Denn im Grunde ist es nichts anderes, als dass Magenschleimhaut die Speiseröhre hinaufwächst. Sowas entsteht entweder durch jahrelanges Sodbrennen oder eben auch eindeutig durch Bulimie. Und ist auch nicht mehr heilbar!! Trotzdem wurde das nie von Ärzten thematisiert (obwohl ich mehrmals schon Magenspiegelungen gemacht habe und auch sehr offen mit Ärzten darüber geredet habe) und auch im Internet findet man kaum Berichte, wo Barett-Syndrom und Bulimie in Zusammenhang gebracht werden. Ich denke, das kommt noch, Bulimie ist eine sehr junge Krankheit, für deren Auswirkungen es einfach noch zu wenig Erfahrungswerte gibt. Ich habe leider überhaupt das Gefühl, dass Mediziner heutzutage noch sehr schlecht über das Thema Bulimie aufgeklärt sind und das ganze lieber auf die psychotherapuetische Schiene abschieben, nichts damit zu tun haben wollen.

Es ist mir wirklich ein Anliegen, ein stärkeres Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Bulimie viel mehr als eine "unschöne und ungesunde Angewohnheit" ist, sondern dass regelmäßiges Erbrechen ganz klar in Richtung Tod führt. Speiseröhrenkrebs ist einer der aggressivsten und am schlechtesten heilbare Krebse überhaupt (über 90%, die diese Diagnose bekommen, sterben innerhalb der nächsten 5 Jahre). Ich bin noch nichtmal 30 Jahre und lebe nun mit einem extrem hohen Risiko, diesen Krebs zu bekommen.

Ich will hier wirklich keine unnötige Angst verbreiten und weiss selber, wie sehr man sich die ganze Zeit mit schlechtem Gewissen plagt und dass das ganze auch psychisch eine schlimme Krankheit ist. Aber die Tatsache, dass es nun wirklich um Leben und Tod geht, hat mich sehr wachgerüttelt, denn Sterben wollte ich dadurch nie (vor allem nicht so jung). Und will ich immer noch nicht. Ich möchte an dieser Stelle auch jedem raten, sich wirklich regelmäßig einer Magenspiegelung zu unterziehen. Das frühzeitige Erkennen eines Barett-Ösophagus kann entscheidend sein, ob man womöglich schon mit 30 Krebs bekommt und stirbt oder nicht.

Alles Liebe euch allen,
Anna
Zuletzt geändert von Dragonfly83 am So Dez 30, 2012 16:34, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Bitte lesen: Barett-Ösphagus – was einem keiner sagt ...

#2
ich glaube den wenigsten ist bewusst das es um leben und tod geht bei der krankheit.... das merk ich immer wieder wenn ich freunden davon erzähle.. nicht ernst genommen werde und dann mal damit rausrücke was ich weis von den folgen die man davon haben kann.... dann sind sie geschockt... und sprachlos.... sprachlos sind sie ohnehin schon weil sie kaum damit was anzufangen wissen.. was es heißt bulimie zu haben.....
ich wünschte mir lieber freunde die mich ständig wachrütteln und mir sagen wie schlecht es ist.... statt das es tod geschwiegen wird oder als eher harmlos bedrachtet wird... vorallem wenn man normalgewichtig ist... (also ich denke bei sehr dünnen oder dicken personen fällts einfach eher auf das da beim essen was falsch läuft... bei normal dick/dünnen... fällt das ja nicht auf und man denkt es sei alles normal...)

ich wünsche dir das du den krebs nicht bekommst....und das sich dein körper erholt...

wie sieht es denn momentan aus... kannst du mit dem wissen, was du jetzt hast... die krankheit (also bulimie) besser eingrenzen bzw gar aufhören mit dem übergeben?
ich bin gut so wie ich bin. egal was andere sagen oder denken. ich bin richtig!

1 1/2 jahre clean! (5.10.14)

Re: Bitte lesen: Barett-Ösphagus – was einem keiner sagt ...

#3
Ja, die Erfahrung habe ich auch, dass es von außen recht harmlos wahrgenommen wird, so als hätte man halt "ein kleines laster", dass eben "ungesund" ist. Aber es ist eben sehr schwer nachzuempfinden, wenn man es selbst nie erlebt hat. Schockierend finde ich allerdings, dass auch Ärzte so reagieren ... was einen selbst in dem Irrglauben stärkt, Bulimie sei eh nicht so schlimm ...oder führt höchstens in vielen vielen jahren zu Folgeschäden. Es fühlt sich so weit weg an, dabei ist es so nah!!

Ich hatte nie Schmerzen und habe auch heute keine. Man könnte nun glauben, dass ganze ist dadurch weniger gefährlich – leider ist das Gegenteil der Fall. Meine Nerven in der Speiseröhre sind völlig zerstört (vielleicht kennt das ja auch von euch jemand, dass man extrem heisses trinken/essen kann, ohne dass man es schmerzend wahrnimmt), dadurch entstehen leichter Krebszellen, weil der Körper selbst nicht so sehr dagegen ankämpfen kann.

Der Befund hat mein Leben völlig verändert. Ich habe sowohl die Bulimie als auch das Rauchen und jeden Alkohol hinter mir gelassen (muss ich auch). Anscheinend musste es soweit kommen, dass ich diese Kraft aufbringe. Natürlich ist es nicht einfach. Die Bulimie war ein großer Teil von meinem Leben (und auch jetzt zum Schluss noch mehrmals die Woche präsent) und hat sicher stark dazu beigetragen, dass mein Leben so gelaufen ist wie es gelaufen hat. Einfach weglassen funktioniert nicht, da klappt das gesamte System zusammen. Ich bin also gerade sehr auf der Suche nach neuen "Lebensmodellen" und habe auch sehr meine Prioritäten verändert :) Manchmal sitze ich jedoch einfach da und heule wie ein kleines Kind, weil ich einfach keine Ahnung habe, wie ich mit der Situation, nicht auf die Bulimie zurückgreifen zu können, umgehen soll. Interessanterweise waren/sind gerade DAS die Schlüsselmomente, die mir gezeigt haben, dass das Leben TROTZDEM weitergeht. Wo ich früher dachte, es geht ohne Bulimie einfach nicht, ich schaff/pack das nicht, merke ich jetzt, dass es doch irgendwie geht. Es ist ein "Augen zu und durch" ..und plötzlich macht man die Augen auf und sieht, dass garkeine Katastrophe passiert ist, so wie man es sein Leben lang glaubte.

Leider zahlt mir die Krankenkasse keine Therapie (ich war vor einigen Jahren mal 4 Jahre lang auf Kassakosten), ich selber habe einfach kein Geld dafür (bin in Ausbildung und arbeitslos). Bin aber gerade wieder am verhandeln, da ich denen als Krebspatient sicher mehr koste als eine Therapie. Falls hierzu jemand Tipps hat, lasst es mich einfach wissen :)
Zuletzt geändert von Dragonfly83 am So Dez 30, 2012 16:55, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Bitte lesen: Barett-Ösophagus – was einem keiner sagt ..

#4
puh.
mehr fällt mir leider nicht ein. Vielleicht sollte ich das auch mal überprüfen lassen? Weil im Mund merkt man das heiße ja aber ich esse oft große mengen eiskaltes oder heißes und merke eher weniger davon.

lg
fireball

p.s. ich wünsche dir das es in dem stadium bleibt und nicht mehr wird.
Die Antwort weiß die Wissenschaft
denn das ist eine Wissenschaft,
die vielfältiges Wissen schafft,
durch das man schweres Wissen rafft,
womit man den Beweis, dass man was weiß,
mit weißer Weste und mit ruhigem Gewissen schafft.


Wise Guys

Re: Bitte lesen: Barett-Ösophagus – was einem keiner sagt ..

#5
Klar, überprüfen lassen ist sicher nie falsch. Denn je früher man etwas erkennt, desto mehr kann man tun – gerade bei Speiseröhrenkrebs ist fast immer der Fall, es er zu spät erkannt wird, weil es bis zum Endstadium kaum Beschwerden gibt.

Um Missverständnisse zu vermeiden: Wenn du sehr heisses oder kaltes nicht spürst, heisst das nicht, dass du ein Barett-Syndrom hast. Das hat nichts damit zu tun. Es kann aber darauf hindeuten, dass deine Nerven bereits zerstört sind (ist aber auch allgemein von Mensch zu Mensch unterschiedlich, wie viele Nerven man dort hat). Man spürt dann hald nicht, wenn man eine chronische Speiseröhrenentzündung hat, die eben zu solchen Zellveränderungen führt.

Eine Magenspiegelung kann vieles aufklären!
Und keine Angst, das ist keine schlimme Untersuchung. Ich hatte zwei ohne Betäubung, die letzte mit Betäubung. Aber arg waren alle nicht (von der letzten hab ich garnichts mitbekommen *g*) ...und sagt wirklich konkret, dass ihr Angst habt, ein Barett-Syndrom zu haben und sie dahingehend genauer schauen sollen. Von allein tun Ärzte leider wenig, vor allem wenn man jung ist wird man kaum ernst genommen, kommt mir vor ...

Re: Bitte lesen: Barett-Ösophagus – was einem keiner sagt ..

#6
Ich würde mal sagen: Keine Panik verbreiten. Kotzen ist ja nicht das Gleiche wie Sodbrennen. Der Mageninhalt, der bei Sodbrennen durch die Speiseröhre fließt, ist ja noch mal um ein vielfaches sauerer, als der extrem verdünnte Magensaft, der rauskommt, wenn man einen großen Fressanfall erbricht. Außerdem, selbst wenn man das Barettsyndrom hat, steigt das Krebsrisiko von 1,5% auf 4,5%.

Mal ganz abgesehen davon zahlt die Kranlenkasse so eine Endoskopie, nur weil der Bulimiker mal wieder einen hypochondrischen Anfall hat, garantiert nicht. :roll:

Oder?
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: Bitte lesen: Barett-Ösophagus – was einem keiner sagt ..

#7
Es geht mir nicht darum, Panik zu verbreiten, sondern einfach offen zu sagen, was Sache ist. Wir machen uns da alle was vor, wenn wir so tun, als würde regelmäßiges Erbrechen nur geringe Folgen haben. Nachdem ich selbst nie großartieg Beschwerden hatte (habe in den letzten Jahren auch eher wenig erbrochen, also so 4-6 mal/Monat), dachte cih selbst auch immer, dass mir da höchstens mal die Zähne ausfallen oder so ...

Ich hatte NIE Sodbrennen! Nie Schluckbeschwerden oder ähnliches!
Aber auch wenn die Magensäure beim Erbrechen weniger säurehältig ist (was ich jetzt nicht weiss, um ehrlich zu sein), kommt regelmäßig Säure in die Speiseröhre, das steht doch nicht nur Diskussion. Und da ist es natürlich völlig naheliegend, dass Magenschleimhaut die Speiseröhre hinaufwächst nach einigen Jahren. Da brauch ich garkeinen Arzt, um das zu checken!
Und diese Zellveränderung ist eben der beste Nährboden für Krebszellen, Das ganze ist auch nciht mehr umkehrbar!!!

Mir hat auch nie jemand davon erzählt vorher. Jetzt wo ich die Diagnose habe, tun alle Ärzte so, als wär das eh immer schon klar gewesen. ich kenne mittlerweile auch einige andere Bulimiker mit einem Barett-Syndrom.
Sicher trifft genau diese Diagnose nicht jeden. Aber bitte verschließt nicht die Augen davor, dass die Bulimie zu körperlichen Veränderungen führt, die sehr gefährlich sind. Der Körper ist eben nicht dafür gemacht, dauerhaft regelmäßig zu erbrechen.
Wenn ich mir täglich mit einem Hammer auf den Kopf haue, hat das auch Auswirkungen, die sicher nicht so gesund sind!

EINE ENDOSKOPIE (Magenspiegelung) IST JEDERZEIT BEI JEDEM INTERNISTEN AUF KASSAKOSTEN MACHBAR - OHNE ANGABE VON GRÜNDEN!
Einzig die Narkose kostet so 15 oder 20,-.
Man braucht nur eine Überweisung von einem praktischen Arzt, die wird aber ohne jede Voruntersuchung und ohne Angabe von Gründen hergegeben (kann man auch nachbringen). Warum man eine Magenspiegelung machen will geht keinen etwas an, da hat jeder Erwachsene einfach das recht drauf. Wenn wirklich wer fragt reicht es zu sagen, dass man eben Magenschmerzen hat. Warumauchimmer ...

Hier alle möglichen Ärzte, die das machen (schaut hald, welcher eure Kassa hat):
http://www.docfinder.at/arztsuche/Inter ... 6sterreich
Zuletzt geändert von Dragonfly83 am Di Jan 01, 2013 16:54, insgesamt 3-mal geändert.

Re: Bitte lesen: Barett-Ösophagus – was einem keiner sagt ..

#8
Also ich denke ähnlich wie Sophie: keine Panik.

Es ist vergleichbar mit Lungenkrebs: natürlich haben Raucher ein heiseres Risiko an Lungenkrebs zu erkranken. Aber es gibt auch mehr als genug die an Lungenkrebs erkranken, ohne zu rauchen. Umgekehrt genauso: viele Raucher erkranken nie, obwohl sie endlos-Raucher sind..

Natürlich ist das Risiko bei uns ein wenig höher. Aber ein Todesurteil ist es durch die Bulimie nicht.
Manche Hähne denken, dass wegen ihnen die Sonne aufgeht

Re: Bitte lesen: Barett-Ösophagus – was einem keiner sagt ..

#9
Leute, das ist ein reines Scheuklappendenken und sonst garnichts.
Die Augen vor den Fakten verschließen, den Kopf in den Sand stecken und einfach so tun als wär nix.
Klar, das macht jeder Drogensüchtige, weil es emotional anders einfach nicht tragbar ist.
Ich verstehe das. Ich war auch jahrelang so drauf, denn im Grunde wusste ich immer, das es natürlich schädlich ist, was ich da tue.

Vielleicht ist es eine traurige Tatsache, dass man tatsächlich erst so eine Diagnose braucht, um aufzuwachen.
Oder erst irgendein Star daran sterben muss, damit die Gesellschaft darauf aufmerksam wird.
Seid euch halt bewusst, dass so eine tödliche Diagnose nicht wie im Fall bei Lungenkrebs mit 50 oder 60 kommt, sondern schon schon mit knapp 30 dasein kann wie bei mir – und das sehr plötzlich ohne Vorwarnung.

Ich bin auch wie gesagt überzeugt, dass diese allgemeine Zurückhaltung, über die ernsthaften Auswirkungen von Bulimie zu sprechen, daher kommen, dass es noch zu wenig Erfahrungswerte gibt. Und das das ganze in ein paar Jahren ganz anders aussieht (Rauchen war in den 20ern/30ern ja auch mal "in" und wurde kaum als schädlich betrachtet).

Wahrscheinlich ist es psychologisch auch nicht so ratsam, da offen über Folgen zu sprechen, da das Angst macht und Bulimiker noch mehr in die Bulimie flüchten, nachdem diese ja "Auffangstelle" für alle unangenehmen Emotionen ist.
Vielleicht mache ich es eh falsch, dass ich da so offen drüber rede. Ich bin keine Psychologin.
Aber wenn es nur einen gibt, dem diese Zeilen ein wenig die Augen öffnen, dann hat das in jedem Fall Sinn.
Wem es egal ist was ich schreibe, der hat dadurch auch nichst verloren, dass er das hier liest.

Ich will nur helfen und das sagen, was ich mir im Nachhinein gewünscht hätte, dass mir mal jemand sagt.
Zuletzt geändert von Dragonfly83 am Di Jan 01, 2013 18:20, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Bitte lesen: Barett-Ösophagus – was einem keiner sagt ..

#11
Danke für deinen Bericht!

Ich persönlich nehme das durchaus ernst, was du hier schreibst.

Ich bin zwar momentan in einer extrem guten Phase seit 40 Tagen, aber das heißt ja nichts... Ich hab auch bereits einen Termin für eine Magenspiegelung, weil ich doch öfter Sodbrennen habe und mal schauen lassen will was da so los ist ;)


Und das Argument, dass die Magensäure ja nicht mehr "pur" ist, wenn sie mit der Essensmenge vermischt ist, ist zwar ganz nett. Aber wenn jeden Tag immer einbisschen Magensäure mitkommt wird es auf Dauer auch die selben Auswirkungen haben, wenn man Pech hat.
Es dauert halt vielleicht ein wenig länger, aber förderlich für die Gesundheit ist es sicher nicht.

Liebe Grüße,
Cooky
auf Urlaub

Re: Bitte lesen: Barett-Ösophagus – was einem keiner sagt ..

#12
Ja, das ist eben so bei uns Menschen, dieses Mich-Wirds-Schon-Nicht-Treffen-Denken.

Ich habe nur gerade bei der Bulimie das Gefühl, dass die körperlichen Auswirkungen wirklich viel zu klein gehalten werden.
Zumindest hab ich selbst 12 Jahre lang geglaubt, dass mir das alles nichts großartig anhaben kann, was auch meine Hemmschwelle davor leider sehr herabgesetzt hat. Und wenn man es nicht so oft macht ist sogar der Leidensdruck eher gering. Ich musste nichtmal mehr den Finger großartig runterstecken, das was hochkam hat kaum ekelig geschmeckt, weshalb ich immer davon ausgegangen bin, dass ich grundsätzlich wenig Magensäure produziere. Auch meine Zähne sind immer noch ganz in Ordnung (also schon etwas durchscheinend aber nicht kaputt). Ich war auch kaum krank, hatte niemals Grippe, mache Sport, sehe auch nicht krank aus. Ich habe ernsthaft gedacht, dass mein Körper einfach gelernt hat, mit der Bulimie umzugehen und sie daher zumindest körperlich nicht so schlimme Auswirkungen hat. Psychisch war es natürlich trotzdem schwierig, aber das brauche ich eh nicht zu schildern...

Ich will nicht sagen, dass Bulimie zwingend ein Todesurteil ist, das wäre auch nicht richtig.
Aber ich will bewusst machen, dass es hier um viel mehr geht als um ein "ungesundes Laster".
Es geht um euer Leben und wenn euch das wirklich mal klar wird, dass KANN ES GARNICHTS WICHTIGERES MEHR GEBEN, ALS DIE BULIMIE ZU BESIEGEN. Beruf, Verpflichtungen, Erledigungen, Stress, Aufopferungen und was sonst noch an persönlichen Leistungen vorhanden ist und oft nur mit Hilfe der Bulimie alles so funktioniert wie es funktioniert – das alles ist lächerlich unwichtig in Wirklichkeit. Es steht jedem Bulimiker definitiv zu, sein bisheriges Leben völlig über den Haufen zu werfen, sofern das zu einem neuen Leben ohne Bulimie führt. Abgesehen davon, dass es natürlich auch psychisch soooo viel schöner ist!

Ich kann garnicht sagen, wie unglaublich glücklich ich bin, diese Sucht endlich hinter mir gelassen zu haben.

Re: Bitte lesen: Barett-Ösophagus – was einem keiner sagt ..

#13
Dragonfly83 hat geschrieben:Ja, das ist eben so bei uns Menschen, dieses Mich-Wirds-Schon-Nicht-Treffen-Denken.
Nee, das ist das "die Krankenkasse zahlt eh keine Endoskopie-Denken. :roll:

Das tun die erst, wenn Du Krebs hast.
So spricht der Herr: "[...] Nein, wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, daß er klug sei und mich erkenne, daß nämlich ich, der Herr, es bin, der auf Erden Gnade, Recht und Gerechtigkeit schafft!" (Jeremias 9,22-23)

Re: Bitte lesen: Barett-Ösophagus – was einem keiner sagt ..

#14
Dragonfly83 hat geschrieben:Ja, das ist eben so bei uns Menschen, dieses Mich-Wirds-Schon-Nicht-Treffen-Denken.

Ich habe nur gerade bei der Bulimie das Gefühl, dass die körperlichen Auswirkungen wirklich viel zu klein gehalten werden.
Zumindest hab ich selbst 12 Jahre lang geglaubt, dass mir das alles nichts großartig anhaben kann, was auch meine Hemmschwelle davor leider sehr herabgesetzt hat. Und wenn man es nicht so oft macht ist sogar der Leidensdruck eher gering. Ich musste nichtmal mehr den Finger großartig runterstecken, das was hochkam hat kaum ekelig geschmeckt, weshalb ich immer davon ausgegangen bin, dass ich grundsätzlich wenig Magensäure produziere. Auch meine Zähne sind immer noch ganz in Ordnung (also schon etwas durchscheinend aber nicht kaputt). Ich war auch kaum krank, hatte niemals Grippe, mache Sport, sehe auch nicht krank aus. Ich habe ernsthaft gedacht, dass mein Körper einfach gelernt hat, mit der Bulimie umzugehen und sie daher zumindest körperlich nicht so schlimme Auswirkungen hat. Psychisch war es natürlich trotzdem schwierig, aber das brauche ich eh nicht zu schildern...

Ich will nicht sagen, dass Bulimie zwingend ein Todesurteil ist, das wäre auch nicht richtig.

Aber ich will bewusst machen, dass es hier um viel mehr geht als um ein "ungesundes Laster".
Es geht um euer Leben und wenn euch das wirklich mal klar wird, dass KANN ES GARNICHTS WICHTIGERES MEHR GEBEN, ALS DIE BULIMIE ZU BESIEGEN. Beruf, Verpflichtungen, Erledigungen, Stress, Aufopferungen und was sonst noch an persönlichen Leistungen vorhanden ist und oft nur mit Hilfe der Bulimie alles so funktioniert wie es funktioniert – das alles ist lächerlich unwichtig in Wirklichkeit. Es steht jedem Bulimiker definitiv zu, sein bisheriges Leben völlig über den Haufen zu werfen, sofern das zu einem neuen Leben ohne Bulimie führt. Abgesehen davon, dass es natürlich auch psychisch soooo viel schöner ist!

Ich kann garnicht sagen, wie unglaublich glücklich ich bin, diese Sucht endlich hinter mir gelassen zu haben.


Ich habe mich schon auch viel mit den Folgen auseinandergesetzt. Richtig beeindruckt haben mich die aber zuvor auch nicht. Sie haben mir eher mehr Angst gemacht und dadurch hat sich die Bulimie verschlimmert.

Doch ich bin schon länger in einem Stadium in dem ich wahnsinnig viel an mir arbeite und gearbeitet habe und seither hilft mir dieses Bewusstmachen der Folgen schon. Jetzt hilft es mir, wenn ich mir die Folgen bewusst mache (und viele andere Dinge), mich von der Krankheit ein wenig lösen zu können.

Und ich bin schon der Meinung, dass Bulimie ein Todesurteil ist, wenn man sich nicht helfen lässt. Ein Körper ist stark, hält viel aus, aber ich will gerne älter als 50 werden wenns leicht geht, immerhin hab ich eine Pensionsvorsorge... :D Nein, es ist eigentlich nicht lustig, aber wie gesagt, ein gewisses Alter würde ich schon gerne erreichen.
Jetzt die schönsten Jahre der Bulimie schenken und dann nichtmal alt werden ist für mich nicht so eine nette Vorstellung..

Schauts auf euch ;) euch gibts alle nur einmal!
auf Urlaub

Re: Bitte lesen: Barett-Ösophagus – was einem keiner sagt ..

#15
Sophie 11, ich versteh nicht ganz, wie du darauf kommst, dass die Krankenkasse keine Magenspiegelung (Endoskopie) zahlt.
Kann sein, dass du da was verwechselst? Natürlich musst du versichert sein (z.B. Gebietskrankenkasse), aber ansonsten ist das eine völlig normale Facharztuntersuchung (wie Frauen- oder Zahnarztbesuch).

Ob ihr dem Arzt sagt, ob ihr Bulimie habt oder nicht, spielt wahrscheinlich kaum eine Rolle.
Wie gesagt haben die meisten Ärzte keine Ahnung von Bulimie haben. Auch meune Internistin war anfangs völlig überrascht, dass bei mir Zellveränderungen in der Speiseröhre zu finden waren. Normalerweise hat man sowas erst ab 50 oder 60 (z.B. durch Sodbrennen), so lernt man das zumindest als Arzt. Nur wenige haben sich näher mit Bulimie beschäftigt und wissen, dass auch regelmäßiges Erbrechen solche Auswirkungen hat. Falls ein wirklich dummer Arzt (sorry, aber sowas macht mich wütend) sagt, dass eine Veränderung der Speiseröhre durch Bulimie garnicht möglich ist, dann gebt mir bitte seine Adresse!
Ich weiss leider auch von anderen, dass es Ärzte gibt, die Bulimie so harmlos betrachten wie Nasenbohren (auch Zahnärzte sehen das oft erstaunlich locker!).

Zur Magenspiegelung noch allgemein:
Es tut nicht weh, ist aber unangenehm, weil ein Schlauch durch den Mund bis in den Magen geschoben wird. Das ist schon ein sehr merkwürdiges Gefühl - sogar für Bulimiker.

Zur Diagnose:
Speiseröhrenkrebs wird wohl bei keinem hier festgestellt werden, da sich dieser durch starke Schluckbeschwerden bemerkbar macht. Ich gehe aber davon aus, dass bei fast jedem eine Gastristis (Entzündung der Magenschleimhaut), vielleicht sogar eine chronische festgestellt wird. Vielleicht zeigt sich auch schon eine "ausgefranste" Speiseröhre oder ein defekter Schließmuskel (danach sollte man evt speziell fragen, Ärzte nehmen das nicht immer so genau, solange es nicht gefährlich aussieht), wodurch deutlich wird, dass die Barriere zwischen Magen und Speiseröhre schon zerstört ist. Das hatte ich vor 3 Jahren, wohin es geführt hat, wisst ihr ja.

Sollten tatsächlich schon Zellveränderungen in der Speiseröhre festgestellt werden (Barett-Ösophagus), wünsche ich euch, dass es eine sehr anfängliche Stufe ist, wo es noch keine bösartigen Zellen gibt. Es gibt sehr viele unterschiedliche Stufen (ich habe eine mittlere) und gerade bei einer solchen Veränderung ist es ganz wichtig, diese frühzeitig zu erkennen. Ich muss zum Beispiel auch verschiedene Mittel vor jedem Essen nehmen, die alles schön "auskleiden". Auch solche Dinge helfen sehr, damit es nicht zur Bildung weitere bösartiger Zellen kommt. Sollten welche da sein, wird auch operiert bzw. können Teile der Speiseröhre entfernt werden. Aber selbst in diesem Stadium heisst es nicht, dass man auf jeden Fall stirbt. Umso früher man die Schädigung erkennt, desto mehr kann man tun.

Also habt keine Angst vor einer Untersuchung, sie kann euch wirklich nur helfen!