Liebe alle,
ich habe noch nie hier geschrieben, sehe es jetzt allerdings als meine Aufgabe, das zu tun. Um euch das zu sagen, was zumindest mir nie jemand gesagt hat. Und hoffentlich dem einem oder anderen doch etwas die Augen öffnet ...
Ich bin 29 und habe seit 12 Jahren Bulimie. Mir war (wie euch allen wahrscheinlich) immer klar, dass mich die Kotzerei schädigt und im Inneren war ich auch überzeugt, dass ich bald aufhören werde ... trotzdem sind unglaubliche 12 Jahre daraus geworden.
Es ist utopisch zu glauben, dass sowas im Körper nichts oder nur wenig anrichtet. Ich habe nun die Rechnung für meine jahrelange Schädigung serviert bekommen: Barett-Ösophagus, die Vorstufe von Speiseröhrenkrebs und eigentlich das naheliegendste überhaupt für jeden Bulimiker. Denn im Grunde ist es nichts anderes, als dass Magenschleimhaut die Speiseröhre hinaufwächst. Sowas entsteht entweder durch jahrelanges Sodbrennen oder eben auch eindeutig durch Bulimie. Und ist auch nicht mehr heilbar!! Trotzdem wurde das nie von Ärzten thematisiert (obwohl ich mehrmals schon Magenspiegelungen gemacht habe und auch sehr offen mit Ärzten darüber geredet habe) und auch im Internet findet man kaum Berichte, wo Barett-Syndrom und Bulimie in Zusammenhang gebracht werden. Ich denke, das kommt noch, Bulimie ist eine sehr junge Krankheit, für deren Auswirkungen es einfach noch zu wenig Erfahrungswerte gibt. Ich habe leider überhaupt das Gefühl, dass Mediziner heutzutage noch sehr schlecht über das Thema Bulimie aufgeklärt sind und das ganze lieber auf die psychotherapuetische Schiene abschieben, nichts damit zu tun haben wollen.
Es ist mir wirklich ein Anliegen, ein stärkeres Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Bulimie viel mehr als eine "unschöne und ungesunde Angewohnheit" ist, sondern dass regelmäßiges Erbrechen ganz klar in Richtung Tod führt. Speiseröhrenkrebs ist einer der aggressivsten und am schlechtesten heilbare Krebse überhaupt (über 90%, die diese Diagnose bekommen, sterben innerhalb der nächsten 5 Jahre). Ich bin noch nichtmal 30 Jahre und lebe nun mit einem extrem hohen Risiko, diesen Krebs zu bekommen.
Ich will hier wirklich keine unnötige Angst verbreiten und weiss selber, wie sehr man sich die ganze Zeit mit schlechtem Gewissen plagt und dass das ganze auch psychisch eine schlimme Krankheit ist. Aber die Tatsache, dass es nun wirklich um Leben und Tod geht, hat mich sehr wachgerüttelt, denn Sterben wollte ich dadurch nie (vor allem nicht so jung). Und will ich immer noch nicht. Ich möchte an dieser Stelle auch jedem raten, sich wirklich regelmäßig einer Magenspiegelung zu unterziehen. Das frühzeitige Erkennen eines Barett-Ösophagus kann entscheidend sein, ob man womöglich schon mit 30 Krebs bekommt und stirbt oder nicht.
Alles Liebe euch allen,
Anna
Bitte lesen: Barett-Ösophagus – was einem keiner sagt ...
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Zuletzt geändert von Dragonfly83 am So Dez 30, 2012 16:34, insgesamt 1-mal geändert.