Wir wandern auf soo dünnem Eis... und machen weiter.

#1
Wenn ich hier im Forum von so vielen Gesundheitsschäden lese, werde ich richtig wütend auf mich selbst.

Eigentlich auch schon vorher, denn momentan sind die Gesundheitsrisiken einfach so offensichtlich für mich geworden. Ich war ja die letzten Monate in zwei Kliniken und habe soo viele Essgestörte kennengelernt, die arge Gesundheitsprobleme haben. Vom künstlichen Darmausgang über Zahntotalschäden, Schwächeanfälle und und und... Als ich damals auf einer Station mit hauptsächlich Jugendlichen war, war mir das gar nicht aufgefallen, da sind noch die meisten ganz fit, aber unter den dreißig Jährigen sieht das schon ganz anders aus. :?
Ich werde auch immer älter und bin soo unheimlich dankbar, körperlich gesund zu sein. Ich glaube, ich kann gar nicht ganz begreifen, WIE glücklich ich darüber bin. Es ist für mich so selbstverständlich, Zähne zu haben. Essen und verdauuen zu können. Leistungsfähig und beweglich zu sein. Es sind kleine Erfahrungen, die mir zeigen, wie wertvoll das alles ist.
Ein paar mal habe ich davon geträumt, dass mir die Zähne oder Haare ausfallen. Manchmal habe ich schreckliche Magenschmerzen nach FAs o.Ä. Oder ich lerne jemanden kennen, der eben auf irgendeine Weise eingeschränkt ist. Es ist so schön, dass es mir noch gut geht. Und ich will länger gesund bleiben. Nicht mit 35 oder 40 meine Verdauungsorgane zerstört haben oder aussehen wie eine ausgemergelte Schwerkranke.

Bei mir ist es immer dieser absolut essgestörte Gedankengang: "Mir geht es doch gut. Wieso sollte dieses EINE Mal mehr FA/Kotzen jetzt zu irgendwelchen Schäden führen?" Einmal geht immer noch. Man hat es ja schon Tausend mal gemacht. :roll:

Ich weiß, dass ich mein Verhalten soo bereuen werde, wenn ich erst einen Schaden bemerke. Wobei es ja auch allzu schnell zu spät sein könnte, sogar tötliche Schäden sind möglich.

Und das schlimmste dabei ist, dass ich das alles weiß. Ich führe es mir ständig vor Augen und? Ich mache weiter. Erst gestern wieder... Ich bin wütend, erschreckt, machtlos. Ich will das nicht! :(

Welche Motivation brauche ich denn noch, damit ich endlich die volle (!!) Kraft habe, einen Schlussstrich unter die Essstörung zu ziehen?

Re: Wir wandern auf soo dünnem Eis... und machen weiter.

#2
hallo katzenpfote,

mir geht es da ähnlich wie dir. ich bin sooo stolz auf meine zähne die noch nie in kontakt mit einem bohrer kamen. Und meine anderen Krankheiten und weh wehchen reichen mir auch schon. Doch bei mir ist der schalter auch noch nicht richtig gefallen. Dazu kommt das ich gerade meine weisheitszähne bekommen. dürfen zwar drinnen bleiben aber das schiebt und tut weh! Und da hilft nun mal essen oder kaugummikauen echt gut.
Nun zu deinem Problem. Hast du da schon mit deinem therapeuten drüber gesprochen? Was sagt der den dazu. Wenn du möchtest kannst du es hier mal schreben. das würde mich wirklich interessieren.
wenn du den "arschtritt" gefunden hast der dir die Motivation verpasst hat dann würde ich mich freuen über einen tipp.

Ich drücke dir die daumen das du die kraft wieder bekommst.
fireball
Die Antwort weiß die Wissenschaft
denn das ist eine Wissenschaft,
die vielfältiges Wissen schafft,
durch das man schweres Wissen rafft,
womit man den Beweis, dass man was weiß,
mit weißer Weste und mit ruhigem Gewissen schafft.


Wise Guys

Re: Wir wandern auf soo dünnem Eis... und machen weiter.

#3
An die Zähne oder sonstige chronische Schäden denke ich eigentlich weniger; mich schlauchen vor allem die Ängste, dass irgendwas bluten, einreißen oder platzen könnte, und fast noch mehr die psychischen Folgen des Nährstoffmangels, und der vermutlich nie ganz zu vermeidenden Elektrolytstörungen. Und die nagende Gewissheit, dass man die besten Jahre seines Lebens mit was Widerlichem, Sinnlosen verschwendet, zu "leben" aufgehört hat. Innerlich tot ist. Zu nichts mehr wirklich fähig, und das ganze Leben zur Farce, zum Maskenspiel verkommt. Mit Masken, hinter denen etwas sitzt, das die eigene Seele schon längst zerstört oder verdrängt hat.

Insofern hasse ich mich nicht, und ärgere mich auch nicht darüber, werde nicht wütend. Eher "ausgebrannt"; das andere war früher. Mittlerweile nehme ich es hin, ertrage es, lasse mich von den inneren Zwängen hin und her schubsen, instrumentalisieren, da ich nicht weiß, was ich dagegen tun soll. Weil ich mich gewissermaßen machtlos fühle, ratlos bin. Und wenn ich versuche nicht daran zu denken habe ich zumindest noch ein bisschen Luft für andere Dinge.

Mag nach Ausrede klingen. Nach Verstecken. Aber ich habe meine Schuld auch nie abgestritten.