Liebe Rosenquarz,
ich kann Deinen Wunsch nach Gewichtsabnahme verstehen - weil ich ein genauso krankes Selbstbild habe wie Du scheinbar auch. Ich bin aber komplett geteiler Meinung über das "Diät halten", was sich aus dem erklärt, was ich gleich schreiben werde.
Ich bin ebenfalls NG (allerdings im mittleren Bereich) und mache seit Jahren jedes Jahr den exakt gleichen Kreislauf mit, der folgendermaßen aussieht:
Jahresanfang:
Weihnachten liegt hinter mir, überall mußte man essen, trotz permanenten Erbrechens habe ich schlimm zugenommen... Ich bin frustriert und verzweifelt über all das Fett was an mir klebt.
Es ist wieder soweit:
ich muß abnehmen. Also fange ich mit Weight Watchers an (habe seit Jahren so eine Basis-Punkte-Liste für die Hauptnahrungsmittel, da komme ich gut mit klar und zahle nix für Kurse o.ä.). Das klappt hervorragend, meist 2 bis drei Monate. Ich ernähre mich wirklich gesund, viel Gemüse und Proteine, wenig Fett und Kohlenhydrate, kein Süsskram (nur den Alkohol ganz wegzulassen schaff ich nicht, aber ich bin ja auch keine Heilige...
). Auf diese Weise verliere ich einige Kilos, die Klamotten passen wieder, ich bin entspannter und besser drauf. Und das allerbeste: während dieser Phase kotze ich so gut wie gar nicht, beim letzten Mal war's ein einziges Mal in drei Monaten!
Von daher:
Diät kann gut sein, ein besseres Gefühl geben, Brechdrang verringern - Pro-Argumente.
Aber bitte weiterlesen!!!
So ab ca. April/Mai habe ich keine Lust mehr, mich total einzuschränken. Ich denke: okay, diesmal führe ich ganz behutsam hochkalorische Lebensmittel in die Ernährung mit ein, in kleinen Dosen, diesmal schaffe ich es bestimmt...Das klappt ungefähr 3 Tage. Dann muß ich schon mehr Schokolade essen, um mich gut zu fühlen. Ich bekomme Heißhunger auf alles, was ich mir während der WW-Phase verboten habe. Erst selten, dann wieder häufiger. Bald hänge ich wieder gelegentlich über'm Klo, damit ich die hart erdiäteteten Kilos nicht wieder zunehme. Die kommen aber trotzdem wieder, weil ich natürlich auch nicht wieder voll in die Bulimie rutschen möchte und immer wieder versuche das Brechen zu unterdrücken...Mehr Kilos machen Frust, Frust macht Freßlust, Fressen macht Brechlust. Das schaukelt sich bis Oktober/November hoch. Weihnachten naht, ich versuche mich nochmal zusammenzureißen, damit ich nicht NOCH mehr zunehme als ohnehin schon, die Weihnachtstage immer angstvoll im Blick.
Während derer sehe ich einige Kloschüsseln wieder, die mir bereits bekannt sind (ich bin Weihnachten viel unterwegs, immer zu denselben Freunden). Ich schäme mich ununterbrochen und die Feiertage sind, obwohl ich so viele liebe Menschen sehe, eine echte Qual...Dann kommt Sylverster. Letztes Jahr mein absoluter Tiefpunkt.
Und dann geht alles von vorne los.
Fazit: Diät und Gewichtsverlust macht mich momentweise glücklicher. Aber ich kann das Gewicht nie halten (der Kreislauf geht bestimmt schon 6 Jahre so), weil ich mein Verhältnis zum essen, also meine Essstörung, eben nicht bekämpfe, auch wenn es so aussehen mag, weil ich mich in dieser Zeit gesund ernähre und eben so gut wie gar nicht breche. Ich ersetze die Bulimie temporär durch ein anderes restriktives Verhalten. Ohne ein solches "Korsett" kann ich offensichtlich nicht sein, und
ich glaube, das das Diäten im allgemeinen genau so etwas sind; eine Krücke, genau wie die Bulimie.
Das wäre das Kontra-Argument.
Abschließend muß ich sagen, dass ich es selbst total schwer finde, mich zu entscheiden: ist Diäten möglich, bzw. sinnvoll mit einer ES oder nicht?
Kurzfristig mach Diät vielleicht glücklicher, langfristig unterstützt sie aber die Krankheit noch, glaube ich...Da muß jeder selbst entscheiden, welcher Zeitraum ihm wichtiger ist.
So, Romanende. Sorry das ich mich so ausgelassen habe, es stürzte irgendwie so aus mir heraus...
Alles Liebe.
Bela