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nicht ernst genommen werden von ärzten

Verfasst: Mi Mai 19, 2010 14:22
von jen
hallo ihr lieben,

mir brennt gerade etwas auf der seele, das einfach mal ausgesprochen werden muss...

ich war letzte woche bei meiner schwester zu besuch, es gab gegrilltes und baguette dazu. sie fragte mich, ob ich das baguette klein schneiden könne, weil sie sich immer so schnell schneiden würde. ich sagte noch so schön "klar, das werd ich ja wohl noch hinkriegen", schnitt drei scheiben ab, rutschte beim vierten schnitt ab und das messer war im finger....

es ist keine große wunde, genau genommen vielleicht ein zentimer lang und mittlerweile auch wieder einigermaßen zugewachsen(am anfang klaffte das etwas auseinander). nun ist es aber so, dass sich das ganze entzündet hat. es ist rot und dick, heute morgen kam sogar eiter raus. die ganze nacht über konnte ich kaum schlafen, weil es gepocht hat.

nun könnte man sagen, es ist doch nichts schlimmes, es schaut auch irgendwie eher harmlos aus, weil es nicht besonders groß ist.

und dennoch habe ich angst... angst, dasselbe noch einmal zu durchleben. letztes jahr lag ich mit einer blutvergiftung im krankenhaus. sowas überlebt man nicht immer. es hat bei mir viel hinterlassen, viel gedanken, wie es auch hätte ausgehen können - und eine größere vorsicht.

ich habe damals einen krankenwagen gerufen, der sich weigerte zu kommen, ich habe in sämtlichen kliniken angerufen und um hilfe gefleht (ich habe nur noch geweint am telefon). es ging mir so schlecht - und man gab mir den rat, mich einfach wieder hinzulegen. hätte ich das gemacht, würdet ihr diese zeilen nicht lesen können. ich wäre gestorben in dieser nacht.

das sagte man mir, als mich mein freund dann - mehr oder weniger gegen meinen willen - ins krankenhaus brachte und ich tagelang nur so vor mich hindämmerte. die ärzte waren mehr als besorgt in diesen tagen und ich bekam kaum etwas mit.

nun zu der wunde: ich habe einfach angst, dass sich sowas wiederholt. ich war heute in der apotheke, wo mir dringend geraten wurde, am besten sofort einen arzt aufzusuchen. das hat mich geschockt, denn bis dahin habe ich es noch recht gelassen gesehen.

gut... ich habe bei meinem arzt angerufen, den ich nun definitiv wechseln werde. heute ist mittwoch und es hat keiner außer ihm auf, daher bleibt mir keine wahl. doch ernst genommen hat er mich nicht. ich habe es ihm am telefon erklärt und er meinte nur total genervt, wenns unbedingt sein muss, kann ich schon kommen, aber er hätte auch andere fälle. ach ne. ich hasse diesen arzt mittlerweile regelrecht. fühle mich null respektiert oder ernst genommen. wie bei allen ärzten, bei denen ich bisher war.

er behandelt mich wie einen hypochonder, weil ich am anfang oft dort war. das ist nicht in ordnung. die, die mich etwas kennen, wissen, dass ich gesundheitlich einfach nicht so fit bin, aber dafür kann ich ja auch nichts.

um 17:00 ist der termin, ich hab keine lust darauf, es macht mich schon aggressiv, wenn ich daran denke. und doch werd ich hingehen müssen :(

findet ihr, ich übertreibe?

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

Verfasst: Mi Mai 19, 2010 14:31
von Caruso
Hi Jen,

ich denke nein, Du übertreibst nicht.
Wer solche Erfahrungen gesammelt hat, wie Du, der mag schon etwas früher reagieren, als vielleicht ein anderer Mensch, der noch nie eine Blutvergiftung hatte, aber das ist nicht überreagiert, sondern den prägt das Erlebnis, was aus einem solchen Schnitt werden kann. Und es beweist, wie aus einer scheinbaren Lappalie ganz schnell tödlicher Ernst werden kann.

Deinen Arzt verstehe ich auch nicht so richtig, weil selbst wenn in seinen Augen ein Hypochonder anruft, hat er die verdammte Pflicht, etwas zu tun. Ich glaube nicht, daß er am Telefon abschätzen kann, ob sich die Wunde normal verhält, oder aber Handlungsbedarf besteht. Und ja - es wäre für mich der sofortige Entschluß, dieser Praxis den Rücken zu kehren. Er kennt doch die Blutvergiftung von damals, oder ? *kopfschüttel*

Wünsche Dir alles Gute und daß es wirklich nichts Ernstes ist.

lieber Gruß an Dich
Caruso

PS: Post kommt noch :oops: :oops:

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

Verfasst: Mi Mai 19, 2010 16:53
von jen
so, da bin ich wieder. und es war gut, dass ich dort war, das hat sogar der arzt gemeint. er war plötzlich viel netter als am telefon, wenn man ihm auch angemerkt hat, dass er verwundert war, dass ich NUR deswegen komme. meistens habe ich mich dann schlecht gefühlt, diesmal finde ich es absolut richtig von mir, vorsichtig gehandelt zu haben. viel zu lange zeit habe ich meine gesundheit immer auf die leichte schulter genommen - und ärzten traue ich sowieso nicht mehr. wäre es nach denen gegangen, würde ich ja gar nicht mehr leben. für mich sind ärzte ein absolut rotes tuch geworden. und doch habe ich kapiert, dass man sie manchmal braucht, dass ich mein recht, behandelt zu werden, einfach einfordern und auch mal meine meinung sagen muss.. ich werde den arzt trotzdem wechseln. und wenn es eine lebenslange suche wird... ich glaube, es wird schwierig, einen guten arzt zu finden. ich hatte damit zumindest noch nie glück.

der arzt meinte, es wäre halt eine schlimme entzündung, aber keine blutvergiftung und es wird auch keine, wenn nicht der komplette finger glasig und dick wird. das beruhigt mich unheimlich. ich muss ehrlich sagen, ich hatte große angst... das, was da letztes jahr passiert ist, hat eben noch seine spuren hinterlassen. da kämpft man jahrelang dafür, zu sterben und dann will man leben und wird ständig in die andere richtung gezogen... das ist hart. genauso wie meine jahrelange essensverweigerung und nun, wo ich essen will, die problematik, dass ich es nicht mehr kann. also ich meine jetzt, völlig bedenkenlos essen - das ist bei einer chronischen gastritis leider nicht mehr möglich. es ist hart. aber so ist das leben. und ich bin und war schon immer eine kämpferin ;-)...

danke für deine worte, caruso. sie haben mich beruhigt und mich auf meinem weg dorthin begleitet. der arzt wusste von der blutvergiftung letztes jahr, war aber da noch nicht zuständig - demnach hat er es nicht direkt mitbekommen, sondern nur von meinen erzählungen hinterher.

lg, jen

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

Verfasst: Mi Mai 19, 2010 19:41
von aire
Hallo Jen,

schön, Dich mal wieder zu lesen. Wenn auch mit traurigen Nachrichten. Es tut mir sehr Leid, was Du mit Ärzten erleben musstest. Ich weiß ja nun wirklich, dass Du diverse gesundheitliche Probleme hast. Weiß auch nicht, was mit dem Arzt los ist. Oder den Ärzten. Bei uns wurde jeder Kunde immer ernst genommen und her gebeten. Na ja, hat vielleicht damit zu tun, dass unsere Kunden selbst bezahlen und wir darauf angewiesen sind, dass sie wieder kommen weil sie zufrieden sind. Bei solchen Leuten frage ich mich auch, was sie bewogen hat, Medizin zu studieren, sich nieder zu lassen und eine Praxis zu eröffnen.

Und Hausärzte sind dafür da, eine offene Sprechstunde zu haben damit jeder Patient akut am selben Tag vorbei kommen kann. Und ein eitrig entzündeter Finger ist akut. Ich könnte da auch im Viereck springen, dass jemand wie Du, der sowieso mit sämtlichen Krankheiten zu kämpfen hat, auch noch mit Ärzten kämpfen muss.

Wie geht es Dir denn sonst? Was machst Du?

LG

Aire

Ps: Und verzeih bitte, dass ich auf Deine letzte pn nicht mehr geantwortet habe. :oops: Ich hatte angesetzt und irgendwie ist nichts mehr draus geworden….

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

Verfasst: Mi Mai 19, 2010 22:11
von jen
kann man ärzten wirklich glauben schenken?

ich habe angst...

habe erhöhte temperatur bekommen, die rein gefühlt auch ansteigt. zudem starke kopfschmerzen und ein ziemliches stechen hin und wieder, außerdem schwindelgefühl und totale erschlagenheit. genauso hat es damals angefangen... innerhalb von etwa drei stunden ging es rapide bergab. ich wollte jetzt eigtl. ins bett, doch werde wohl noch an meinem referat arbeiten müssen für morgen. vielleicht ist es besser so, ich werd die temperatur stetig kontrollieren. wird es nicht besser und steigt es wieder bis 40 wie damals, werd ich wohl heut nacht noch ins krankenhaus fahren müssen... noch einmal lass ich mich nicht abwimmeln, es geht schließlich um mein leben.

vielleicht denkt ihr, ich dramatisiere, so wie es fast alle denken. aber ich denke, ich weiß, was mit meinem körper los ist - und das was gerade passiert, schweißausbrüche, etc. ist NICHT normal. und doch kann es noch am stress o.Ä. liegen. noch kann ich nichts tun - außer abwarten und beobachten. ich weiß nicht, ob es übertrieben ist, in die ambulanz zu fahren, falls es bis 39 ansteigt. ich meine, ich hatte keinen infekt, nichts, in letzter zeit. bin ich eigtl ziemlcih fit gerade. und ich sehe da schon einen zusammenhang zwischen den beiden dingen - oder übertreibe ich?????

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

Verfasst: Mi Mai 19, 2010 22:20
von butterfly26
Keiner kennt deinen Körper und deine Körpersymptome besser als du; was die anderen sagen oder scheinbar denken das versuche aus deinem Kopf zu bringen; du bist wichtig und du willst leben und Ärzte sind verdammt nun mal dazu da, dass sie sich um dich kümmern und dich ernst nehmen. Du nimmst dich nur jetzt endlich wahr, du bist für dich verantwortlich, du triffst die Entscheidungen für dich; fahre bitte ins KH wenn es schlimmer werden sollte!!!!!!!!! Ansonsten viel Erfolg bei deinem Referat!

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

Verfasst: Do Mai 20, 2010 7:56
von Colourful
Und? Warst du in der Ambulanz?
Ich würde gehen, wenn du wirklich Fieber kriegst, mir zur Sicherheit (macht man ja eigentlich nicht) Antibiotika geben lassen und mit einem besseren Gefühl nach Hause gehen.
Klar, dass du da so reagierst, ist total verständlich.
Wünsche dir gute Besserung!

Am Ärzte-Bashing beteilige ich mich nicht.
Und aire, ich finde das toll, dass ihr beim Tierarzt so serviceorientiert ward, aber in unserem Gesundheitssystem mit der Abrechnungslage, die gerade bei Hausärzten absolut gruselig ist (45 Euro pauschal im Quartal, egal wie oft da jemand kommt...), ist das einfach nicht drin. Das entschuldigt natürlich kein blödes, unhöfliches und fahrlässiges Verhalten, aber lässt vielleicht besser verstehen, warum da der "Service" zu wünschen übrig lässt.
(Ja, man wartet ewig, ja, man bekommt nicht die bestmögliche Behandlung, die kann nämlich keiner mehr bezahlen, und nein, der Arzt hätte auch gern mehr Zeit für den Patienten.)

Wie reformieren wir das Gesundheitssystem auf eine sinnvolle, rationale Weise? Das ist da eher die Frage, die ich mir bei so etwas stelle.

Alles Liebe, Colour

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

Verfasst: Do Mai 20, 2010 13:26
von jen
hey...

nein, ich war nicht in der ambulanz. die temperatur ging gestern tatsächlich noch nach oben, blieb aber rechtzeitig stehen. mir ging es gestern nacht wirklich richtig schlecht. als ich dann endlich mal ins bett kam, war ich so voller gedanken und schmerzen, dass ich nicht zur ruhe kommen konnte. insgesamt habe ich höchstens zwei stunden geschlafen... und so heute mein referat gehalten. es ist einigermaßen gut gelaufen. hätte besser sein können, wenn ich perfektionistisch denken würde - doch da ich das gerade nicht tue, bin ich eigentlich sehr zufrieden mit mir. unter den umständen war es dann fast wieder perfekt ;-).

während ich da vorne stand, kam nochmal ein schweißausbruch über mich, ich hab geglüht, was das zeug hält, ich glaube, ich hatte schon wieder leichtes fieber...

verstehen kann ich das ganze immer noch nicht, nur werde ich weiterhin auf der hut sein.

ich denke, ich habe mich da missverständlich ausgedrückt oder zu emotional geschrieben, liebe colourful: ich bin nicht an sich gegen ärzte. sicherlich gibt es auch gute ärzte. davon kenne ich sogar ein paar - nur leider kann ich nicht mehr zu denen gehen. alle anderen, die ich kennen lernen durfte, haben mich halt einfach mehr als schlecht behandelt, da ist es logisch, dass ich eine sehr negative haltung ärzten gegenüber entwickelt habe - was nicht heißt, dass ich ihnen immer wieder eine neue chance gebe, um mir eine meinung zu bilden.

nur ganz ehrlich, mir ist schon so viel mist passiert, das kannst du dir gar nicht vorstellen. das mehr als einmal unterlassene hilfeleistung. wenn du das gefühl hast, zu sterben, wenn du TATSÄCHLICH ein problem hast und alle sich nur über dich lustig machen, dann verstehst du keinen spaß mehr. und das war wirklich nicht nur einmal. ich will hier nicht alles aufzählen. das würde zuviel aufwühlen. hilfe kann ich seitdem nur noch schwer annehmen - weil ich keinem arzt mehr vertrauen kann. und das, was gelaufen ist, waren keine lapalien, das hätte ich teilweise anzeigen können - habe ich aber nicht gemacht, weil ich denke, dass fehler menschlich sind und weil ich die kraft zu diesen zeitpunkten nicht hatte.

ich will hier nichts erklären. nimm es nicht persönlich, aber das löst gerade viel in mir aus. eine welle von wut. du kannst nichts dafür, es ist einfach nur - ja, dieses scheiß gesundheitssystem. und ja, glaub mir, ich hab mich mehr als damit und auch alternativen beschäftigt. und es geht dabei nicht nur um mich. meine tante ist an unterlassener hilfeleistung gestorben, mit den problemen meiner oma will ich gar nicht anfangen

ich erwarte nichts unmögliches von den ärzten. das einzige, was ich erwarte, ist, dass sie helfen, wenn man hilfe braucht. und da habe ich schon oft - sehr oft - das gegenteil erlebt.

aber ich werde destruktiv... und lass es für den moment mal lieber...

danke dennoch für die kommentare, es hat mich gefreut, auch von dir, leibe aire und butterlfy

lg, jen

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

Verfasst: Do Mai 20, 2010 14:07
von aire
Liee Jen,

ich hatte echt Herzklopfen vor Sorge um Dich, Jen, als ich den Beitrag von gestern gelesen habe. :shock: Finde es unglaublich, dass Du trotzdem noch ein Referat gehalten hast. Wir hatten letzte Woche im Seminar eine, die erkältet war und keine Stimme hatte und ihren Teil von der Kommilitonin (aus der Gruppe) hat vortragen lassen. Ich bewundere Dich sehr, dass Du Dein Referat gehalten hast, wollte nur mal sagen, man muss ja nicht alles alleine machen. ;)

Und ich finde Dich überhaupt nicht destruktiv, das sind Missstände, die mal ausgesprochen gehören. Colourful identifiziert sich halt mittlerweile mit einer anderen Seite. Ich kenne mich mit unserem Gesundheitssystem zwar nicht so aus, aber haben wir echt schon Verhältnisse wie in den USA? Für mich ist ein Menschenleben unbezahlbar.

lg
aire

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

Verfasst: Do Mai 20, 2010 16:38
von Colourful
Jen, ich kann dich auch gut verstehen. Ich weiß ja auch, wie viel Mist da abläuft, aber ich weiß ja auch, dass es eben nicht (nur) an den Ärzten liegt, sondern einfach an diesem maroden System.

Beispiel, manche Ärzte müssen eben 36 Stunden am Stück arbeiten, würden wir einem Kraftfahrer 36 Stunden am Stück fahren lassen? Nein, der könnte ja Menschenleben gefährden. Ein Arzt hat ja einen weißen Kittel an, dem passieren keine Fehler. (Mal ganz abgesehen davon, dass einem die Zeit nachts teilweise nicht mal als Arbeitszeit angerechnet wird...)

Immer chronisch unterbesetzt, immer viel zu viele Patienten und einfach nicht wissen, wo einem dann der Kopf steht? Ist normal. Dass da selbst Menschen, die gut ausgebildet und schlau sind, Fehler machen, die in dem Fall dann eben mal Menschenleben gefährden und kosten. Das ist so.

Ärzte sind Menschen und machen Fehler. Aber so viele Fehler, die hier durch Unterbesetzung und mangelnde Absprache (!!!) entstehen, die müssen einfach vermieden werden. Und das geht nur durch eine Umstrukturierung des Systems.
aire hat geschrieben:Ich kenne mich mit unserem Gesundheitssystem zwar nicht so aus, aber haben wir echt schon Verhältnisse wie in den USA? Für mich ist ein Menschenleben unbezahlbar.
Ja, sicher. Prinzipiell ist es das ja auch. Aber im Gegenzug möchte ich einfach mal viele Maßnahmen nach dem Sinn hinterfragen, und ja, das ist total hart, und kalt und eklig und ich finde es auch nicht gut, dass ich zu dieser Ansicht gekommen bin, aber du kannst einfach nicht mehr jeder 85 Jährigen ein neues Herz geben, die noch fünfundzwanzig andere Erkrankungen hat und bei der die Wundheilung sowieso im Eimer ist.

Ich denke, dass es auch viel mehr um Lebensqualität und nicht nur um die reine Quantität gehen sollte (geh mal ins Pflegeheim, guck dir die Leute an, die wirklich schreien, dass sie endlich sterben wollen), natürlich, niemand kann beurteilen wie gut eine Lebensqualität wirklich ist, aber wir können es uns einfach nicht mehr leisten bei jedem Patienten noch alles zu machen. Wirklich nicht.

Ich weiß, dass das sehr schwierig ist, ich weiß auch, dass viele von euch jetzt denken, dass ich ein kleiner Hitler bin, der uralte multimorbide Leute einfach sterben lassen will. Aber ich würde eben auch nicht mehr alles versuchen. Niemand soll leiden, und niemand darf schmerzen haben. Sicher, das ist klar. Aber dann noch mal deine 50.000 Euro Infliximabtherapie ?

Will ich nicht. Aber wenn das im Gesundheitssystem so weiter geht, dann kriegen auch die jungen Leute, die mittelalten Leute, diejenigen, die noch 10, 20 Jahre leben, keine ausreichende Versorgung mehr. Und das ist vielleicht noch schlimmer.

Nee, in Amerika ist die Versorgung noch schlimmer. Hier kriegt jeder noch das Nötigste. :roll:

Ich find's auch nicht toll. Aber was habt ihr für Vorschläge?

Alles Liebe, Colour

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

Verfasst: Do Mai 20, 2010 17:09
von Malpica
Nee, in Amerika ist die Versorgung noch schlimmer. Hier kriegt jeder noch das Nötigste.
:arrow: das is in der Uk auch so. Man muss dort für Medikamente selber zahlen, und es gibt keine Krankenversicherung, die die Kosten übernimmt. (Dafür sind allerdings die Verdienste höher, oder keine Steuern). Eigentlich könnten wie ja froh sein, dass es bei uns nicht so ist, oder nicht? Ich hätte echt keinen Bock drauf meine Medikamente selber zahlen zu müssen!

:arrow: Wer nicht arbeitet, kann auch keine Fehler machen!
:arrow: Niemand ist perfekt!

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

Verfasst: Do Mai 20, 2010 22:04
von butterfly26
Hy Jen,

ich ziehe auch den Hut dafür, dass du deine Referat gehalten hast. Ich frage mich nur, wie viel ein Mensch (in diesem Falle du) ertragen kann!!!!

Durchhalten und stark bleiben bis zum Schluß scheint deine Devise zu sein. Und ich weiß, wie sehr es in unserem Gesundheitssystem krankt (nicht persönlich aber ich rede ja mit Leuten und mir werden Sachen erzählt die mich schockieren, wie Ärzte schon aussieben, wem sie eine Überweisung geben oder wen sie besuchen oder einfach "vergessen"; da merkt man auch schon die Klassengesellschaft; da gehört von der Politik so ziemlich als erstes der Rotstift angesetzt; kein Personal, zu wenig Geld, zu viel zu tun, etc.)!

Wie geht es dir jetzt? Ich kann verstehen, dass dich deine Erfahrungen aufwühlen und du misstrauisch bist, aber wenn es um deine Gesundheit geht und du schon Angst um dich selber hast dann musst du nicht alleine kämpfen, da bin ich ganz airs´ Meinung.

Alles Liebe und komm nur ja wieder richtig auf die Beine :)

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

Verfasst: Fr Mai 21, 2010 4:48
von aire
Colourful hat geschrieben:
aire hat geschrieben:Ich kenne mich mit unserem Gesundheitssystem zwar nicht so aus, aber haben wir echt schon Verhältnisse wie in den USA? Für mich ist ein Menschenleben unbezahlbar.
Ja, sicher. Prinzipiell ist es das ja auch. Aber im Gegenzug möchte ich einfach mal viele Maßnahmen nach dem Sinn hinterfragen, und ja, das ist total hart, und kalt und eklig und ich finde es auch nicht gut, dass ich zu dieser Ansicht gekommen bin, aber du kannst einfach nicht mehr jeder 85 Jährigen ein neues Herz geben, die noch fünfundzwanzig andere Erkrankungen hat und bei der die Wundheilung sowieso im Eimer ist.

Ich denke, dass es auch viel mehr um Lebensqualität und nicht nur um die reine Quantität gehen sollte (geh mal ins Pflegeheim, guck dir die Leute an, die wirklich schreien, dass sie endlich sterben wollen), natürlich, niemand kann beurteilen wie gut eine Lebensqualität wirklich ist, aber wir können es uns einfach nicht mehr leisten bei jedem Patienten noch alles zu machen. Wirklich nicht.

Ich weiß, dass das sehr schwierig ist, ich weiß auch, dass viele von euch jetzt denken, dass ich ein kleiner Hitler bin, der uralte multimorbide Leute einfach sterben lassen will.

War mir klar, dass jetzt so was kommt wie die sowieso nicht prinzipiell zu lösende Diskussion: Tranplantieren wir einem Alkoholiker ne neue Leber.... :roll:

Und btw: Warum fängst Du an, hier mit Dachwörtern um Dich zu schmeißen, die teilweise nicht mal mir bekannt sind, also wohl kaum dem durchscnittlichen Forumsleser verständlich sind? Um zu beweisen, wie viel besser Du Bescheid weißt?

Bei Deiner fiktiven oder realen 85 jährigen würde vermutlich auch keiner (unter den Umständen) eine Herztransplantation erwarten. Sie selbst vermutlich auch nicht. Wohl aber eine angemessene Aufklärung und sowas wie Sterbebegleitung. (Letzteres muss ja nicht unbedingt ein Arzt machen.) Und oft scheint ja schon ersteres zu viel verlangt zu sein.

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

Verfasst: Fr Mai 21, 2010 7:24
von Colourful
Hey,

Ja, diese Diskussion ist nicht zu lösen. Und ein Alkoholiker kriegt ja eine neue Leber, wenn er ein halbes Jahr vorher trocken ist. Das ist auch nicht das Problem, darum geht's für mich nicht, wenn er danach trocken bleibt.

Sicher aire, ich muss meine Überlegenheit beweisen. :D Klar doch, weil ich mich grundsätzlich minderwertig und dumm fühle. 8)
Nein, tut mir leid, wenn das so ankommt, aber es gibt Wörter, die gehen einfach mal so in meinen normalen Wortschatz über, dann kriege ich, unter den gegeben Umständen (Müdigkeit), nicht mehr mit, dass das nicht für alle verständlich ist. Asche auf mein Haupt. Das ist keine Absicht.

Und abgesehen davon, doch, es gibt Leute, die das Krankenhaus verklagen, wenn da jemand in dem Alter nicht mehr das volle Programm mit neuem Herzen und so bekommen. So abwegig ist das meiner Meinung nach nicht.

Alles Liebe, Colour

Re: nicht ernst genommen werden von ärzten

Verfasst: Fr Mai 21, 2010 14:47
von Lupus
Colourful, du magst in vielen Punkten recht haben, du wirst hier auch mehr Insiderwissen haben, als die meisten von uns. Ärzte sind mit Sicherheit größtenteils überlastet und müssen Entscheidungen treffen die manche als hart oder unfair empfinden, einfach weil die Alternativen nicht gegeben sind. Das was Jen passiert ist, ist meiner Meinung nach aber mit nichts zu entschuldigen und soweit ich dich verstanden habe, stimmst du dem auch zu. Denn auch in solchen Situationen wird es ein offizielles oder auch inoffizielles Protokoll geben, das bestimmt nicht vorsieht Ferndiagnosen am Telefon zu stellen, das Leiden des Patienten herunterzuspielen und ihm zu sagen wie es ihm "tatsächlich" geht. Es gibt jede Menge kompetentes medizinisches Personal, aber hier ist eindeutig etwas schief gelaufen und zwar genau das, was auch im Threadtitel steht. Viele Ärzte sind so arrogant, dass es ihnen nicht in den Sinn kommt, dass der Patient manchmal vielleicht doch besser beurteilen könnte wie es ihm geht (auch mir ist das schon passiert, was in einer Blitzoperation kurz vor dem Blinddarmdurchbruch geendet hat). Denn wie schon gesagt: sie sind auch nur Menschen. So etwas ist nicht nur mit einer Gesundheitsreform zu lösen. Dass in dieser Branche ein Fehler schwerer wiegen kann, als ein Klecks beim Häuserstreichen, ist jedem schon bewusst bevor er diesen Weg geht. Ein Arzt der nicht zu korrektem Arbeiten bereit ist und Patienten nicht ernst nimmt, ist im falschen Beruf. Auch wenn es nachvollziehbar ist, dass man mit der Zeit für so etwas unempfänglich wird, wenn einem die Menschen wegen Kleinigkeiten die Türen einrennen. Ich bin froh, dass diese Geschichte so glimpflich ausgegangen ist.

LG