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Angst, Schuld und Reue

Verfasst: Do Apr 29, 2010 12:29
von perlhuhn
Hallo Ihr,

ich bin erst seit gestern hier angemeldet, weil ich seit einiger Zeit das Gefühl habe, mich nicht "nur" in der Therapie mit der ES auseinandersetzen zu wollen, sondern auch über so "Alltägliches" und "Kleinkram" mit anderen zu sprechen, die das kennen.

Ich habe über Jahre phasenweise gekotzt und Abführmittel genommen in z.T. rauen Mengen. Ich weiß, dass Angst und Schuldgefühle heute weder am Geschehenen noch an den möglichen Konsequenzen etwas ändern, aber seit ich nicht mehr ausblende, was ich meinem Körper angetan habe, mache ich mir manchmal große Sorgen um Folgeschäden wie Nierenschädigung oder Darmprobleme.

Ich weiß, dass das keiner von Euch prophezeien kann, aber wie ist das eigentlich, gibt es Indikatoren dafür, ob man sich seine Nieren "zerstört" oder sehr geschädigt hat?
Ich habe körperlich keine Probleme, und vielleicht sind es auch nur diese wahnsinnigen Schuldgefühle meinem Körper gegenüber und der Schock, wenn man sich klarmacht, was man da eigentlich so "nebenbei" und aus Angst vor Zunahme gemacht hat (obwohl man es auch damals irgendwie wusste), aber ich habe z.T. so wahnsinnige Anflüge von Schuldgefühlen.

Die Antwort darauf lautet wahrscheinlich, dass ich zumindest mal zum Arzt gehen sollte zum Check. Vielleicht ist das auch symbolisch eine ganz nette Sache im Sinne einer Bestandsaufnahme oder Bilanz nach 15 Jahren Essstörung, ich war nämlich noch nie wegen irgendwelcher Bulimiesachen beim Arzt (außer beim Therapeuten).

Hat einer von Euch Erfahrungen damit gemacht? Ich befürchte ein wenig, dass ich eine leicht genervte Reaktion bekomme oder nicht ernst genommen werde, da ich ja keine Symptome vorzuweisen haben außer unbestimmte Sorge. Ich befürchte, dass das vielleicht als eine hysterisch-hypochondrische Aktion einer überspannten Psychopatientin rüberkommt. Ich mache mir aber wirklich ernsthaft Sorgen und hätte einfach gern Gewissheit, sofern man die haben kann. (Oh Gott, würde jemand anders das sagen, wüsste ich natürlich, was ich antworten würde...)

Habt Ihr Euch irgendwie checken lassen, macht das regelmäßig und worauf sollte man dabei achten? (Ich glaube nicht, dass meine Ärztin soviel Erfahrungen hat mit rekonvaleszenten Bulimikerinnen und welches Labor oder andere Untersuchungen da angeraten sind. Am Ende macht sie ein bisschen Blutbild, ob die Kaliumwerte stimmen und das war's. Ich will aber auch nicht als Patient rüberkommen, der es besser weiß als der Arzt. Lieber gleich zum Internisten?)

Liebe Grüße
Perlhuhn

Re: Angst, Schuld und Reue

Verfasst: Do Apr 29, 2010 13:52
von smutek
also Blutwerte würde ich an deiner STelle regelmäßig checken lassen, hat mir meine Hausärztin empfohlen. Nicht nur wegen Kalium, da werden auch so Sachen wie Fettstoffwechsel, Blutzucker, Schilddrüsenwerte usw getestet (wurde zumindest in der Klinik gemacht). Ansonsten denke ich eigentlich immer, so lange man keine Beschwerden hat, ist doch auch nichts kaputt? Zumindest hoffe ich das... Ich weiß zB dass mein Darm total kaputt ist, weil ich ständig Blähungen usw hab und meine Magenwand sowieso, weil ich öfter mal Blut kotze. Aber so lange dir noch nichts aufgefallen ist... und du keine Schmerzen/ Beeinträchtigungen hast. Ach und Darm kann man sich auch als nicht ESler untersuchen lassen, zur Vorsorge, weil Darmkrebs ja recht häufig ist, da hab ich letztens so ein Prospekt beim Arzt gesehen.
Hm, hoff ich konnte dir ein bisschen helfen.
Achso, was ich noch sagen wollte: Ich glaube, die Schuldgefühle sind ein Zeichen der Besserung bzw dass sich deine Einstellung ändert... ich meine, vielleicht wirst du dir langsam etwas wichtiger?
LG
smutek

Re: Angst, Schuld und Reue

Verfasst: Do Apr 29, 2010 14:25
von perlhuhn
Danke für Deine Antwort, kocht meine Sorge etwas runter.

Ob das so ist, dass keine Beschwerden bedeuten, dass man nichts hat bzw. dass nicht etwas in Gang gesetzt ist, dass sich erst später zeigt, weiß ich eben auch nicht.

Bzgl. Schuldgefühle und besser auf sich achten: So ist es ja auch. Seit es mir überwiegend gelingt, meinen Körper als einen freundlichen Gefährten anzusehen, der meine Unterstützung braucht (und ich seine) und nicht gegen mich ist, fühle ich auch irgendwie mit ihm und es tut mir so leid, was ich da angerichtet und wie ich ihn benutzt habe. So vom Gefühl her kriege ich das schon hin, wir freunden uns an und mögen uns, aber abgesehen von diesem Psychogelaber ;) ist da ja auch noch die physische Realität, die man nicht auf der Therapeutencouch lösen kann.

Dass Deine Hausärztin regelmäßige Checks empfiehlt, beruhigt mich irgendwie. Ich hab mich auch schon wieder etwas eingekriegt; herrje, ich kann ja auch reden und ihr die Lage schildern.

Danke noch mal und liebe Grüße.

Perlhuhn

PS Ich weiß nicht, ob Dir das zu nahe tritt, aber ich finde es total krass, dass Du Blut kotzt und das so beiläufig erwähnst. Mir ist das nie passiert, aber ist das nicht ein ziemlicher Schocker?

Re: Angst, Schuld und Reue

Verfasst: Mi Mai 26, 2010 8:15
von doBella
Hallo,

ich verstehe dich so gut, ich bin seit ein paar wochen "clean" und ich kann garnicht fassen, was ich mir selber über all die jahre angetan habe.

Zu deinen körperlichen sorgen, entwarnung kann ich natürlich nicht geben, jeder körper reagiert anders, aber ich war zb. im März beim urologen und hab von der bulimie nichts gesagt. Ich hatte im letzten jahr oft Blasenentzündung, er hat mich dann ganz durchgecheckt also ultraschall gemacht und meinte dann die nieren wären top in ordnung, blase etc. auch.
Danach war ich meinen Magen und Darm checken lassen, magen und darm spiegelung. HAb mir eine narkose geben lassen, war also nicht schlimm. FAzit: chronische gastritis, darm allerdings top in ordnung.
Woran man deutlicih merkt, dass ich nicht gesund bin sind bei mir die haare. ich habe viele kahle stellen auf meinem kopf. HAbe aufgehört die haare zu blondieren zu weihnachten und färbe sie nur noch hie und da mit henna in meinem naturton. Trotzdem keine besserung.

Gegen die Gastritis habe ich tabletten bekommen, meinen körper versuche ich durch Vital f das ist ein ziemlich teures (monatspackung ca. 45€) vitaminprodukt das auf frauen zugeschneidert ist, wurde mir vom hausarzt empfohlen.

Lass dich durchchecken, ich hab mich danach besser gefühlt, auch wenn ich dann erst recht kurz einen rücklfall hatte, weil ich schwarz auf weiß hatte WAS ich meinem körper angetan habe, aber nun weiß ich wo ich ansetzen muss und wenn ich kurz vorm FA steh, versuche ich mir das vorzustellen. alles nicht leicht, aber wir zerstören uns in raten!

ich hab einen super spruch gelesen "Wer angepasst ist, wird von allen geliebt nur man selbst kann sich nicht mehr leiden!"

wünsch dir alles liebe und gute