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Kann man sich auch selber heilen?

Verfasst: Di Jan 06, 2004 22:25
von elina
Hallo ihr Lieben?
Ich habe schon seit fast 8 Jahren Bulimie. zur Zeit ist es richtig hefig..d.h. ich kotzte mehrmals täglich. Gehe deshalb viel zu spät ins Bett und vernachässige meine Schule und Freunde.
Ich habe keine Kraft mehr, meine Mutter nervt schon die ganze Zeit, versucht mich zu kontrollieren, obwohl ich nicht zu Hause lebe.
Ein Aufenthalt in einer Klinik kommt jedoch nicht in Frage, da meine Ausbildung nicht unterbrochen werden kann.....ich will es selber schaffen, oder zumindest versuchen!!

Wisst ihr, ob es schon jemand selbst geschafft hat? Und wie wahrscheinlich ist es, mit eigener Kraft da rauzukommen? Gibt es da irgendwelche Bücher?
Meint ihr ich habe eine Chance oder ist es nur Illusion?

Ich wär dankbar für eure Antworten!!

Verfasst: Mi Jan 07, 2004 9:56
von zoemarya
Hallo elina,

1.) es gibt Menschen, die kommen ohne Therapie nicht zurecht.

2.) es gibt Menschen, die kommen TROTZ Therapie nicht zurecht. Was noch viel schlimmer ist.

3.) und es gibt solche, die nie eine Therapie gemacht haben und trotzdem irgendwie den Befreiungsschlag erleben (mir ist ein Beispiel bekannt).

4.) dann gibt es noch solche, die kämpfen vor sich hin (ohne Therapie) und erreichen irgendwann ein Stadium, an dem sie sich gut fühlen. Gut fühlen muß nicht "gesund" bedeuten in dem Sinne, wie es oft propagiert wird (vornehmlich von der Therapeutenseite, die wollen schließlich auch ihr Geld verdienen), sondern in dem Sinne, wie viele Menschen (vermeindlich) gesund sind: mit einem weitgehend symptomfreien Essverhalten. Das heißt, Bulimiker kriegen ihre Fressanfälle in den Griff, werden aber immer auf ihr Essverhalten (und ihr Gewicht) achten. Ehrlich gesagt glaube ich, daß das die Mehrheit ist. Dicht gefolgt von der zweitgenannten Gruppe.

Ja, letztendlich glaube ich, daß man sich in einem gewissen Rahmen selbst heilen kann. Dieser "gewisse Rahmen" begrenzt meiner Meinung nach aber auch die Möglichkeiten der Therapeuten.

Alles hängt natürlich auch von Dauer(!) und Intensität(!) der Verhaltensauffälligkeit ab.

Beste Grüße
Marya

Verfasst: Mi Jan 07, 2004 15:15
von kendra_pad
Hallo elina und Marya,
Meiner Meinung nach ist das Wichtigste, dass man sich nur selber wirklich heilen kann. Welche Unterstützung man sich dabei sucht, muss auch jeder für sich selber herausfinden. Eine Therapie ist eine sehr gute Möglichkeit, auf die ich auf keinen Fall verzichten würde. Falls keine gesundheitlichen Vorbehalte vorliegen, würde ich immer eine ambulante Therapie vorziehen, denn dann bleibe ich in meinen Umfeld, in dem ich auch nach der Therapie zurecht kommen muss. Bei einer stationärenen Therapie fehlt genau dieser Gesichtspunkt.
Auch eine Therapie garantiert nicht, dass das Ergebnis die Heilung ist. Meine Therapie war einen ambulante Gesprächstherapie vor etwa 8 Jahren. Mir ging es nach der Therapie seelisch wesentlich besser, mein gestörtes Essverhalten hat sich kaum verbessert. Diese Verbesserung habe ich mir in den nächsten Jahren selbst erarbeitet. Heute würde ich mich zur 4.Gruppe rechnen. Inwieweit eine Heilung bei mir möglich ist, d.h. Essen und Gewicht spielt überhaupt keine Rolle mehr für mich, weiss ich nicht. Hier kann ich auch nicht sagen, was "normal" und "gesund" ist. Ich weiss nur, dass ich möchte, dass noch Verbesserung bei mir eintritt. Mir geht es heute gut, ich kann damit leben, insofern kann ich meine weitere Heilung in Ruhe auf mich zukommen lassen.
Geholfen haben mir auch Bücher oder Links im Internet (es gibt eine ganz gute Liste auf dieser Site). Es gibt Bücher, die ich zum jeweiligen Zeitpunkt geradezu verschlungen habe, weil sie mir genau das gezeigt haben, was mir im Unterbewusstsein eigentlich schon klar war. Die Besserung trat auch nie sofort nach "aha"-Erlebnissen ein, sondern es dauerte immer eine Zeit, bis es fast von alleine ging und ich manchmal darüber selber überrascht war.
Auch bei Therapien gibt es ganz unterschiedliche Ansätze, die sich im Laufe der Jahre auch verändert haben (es gab mal Ansätze, Magersüchtige zum Essen zu zwingen ...). Für mich würde ich heute sagen, dass eine kognitive Verhaltenstherapie hilfreich wäre mit Ausrichtung nach vorne, nicht in die Vergangenheit. Was kann ich heute tun, damit es mir besser geht, wie kann ich aus alten Denkmustern herausfinden?
Viele liebe Grüße Kendra

Verfasst: Mi Jan 07, 2004 15:39
von Schniffel
Genau wie Kendra Pad bin ich der Meinung, dass man es nur alleine und aus eigener Kraft schaffen kann, mit oder ohne Unterstützung ist eine andere Sache. Was bringt es einem, wenn man nach einer Therapie nur sagen kann, dass nur der Therapeut einem selbst geholfen hat. Ist es nicht viel schöner und erfolgreicher wenn man sagen kann" Ich habe mir selbst geholfen und habe gelernt mit der Krankheit umzugehen, falls es mir mal wieder nicht so gut geht, weiß ich wahrscheinlich warum und wie ich mich nun verhalten muß". Der Therapeut sollte eigentlich einen nur begleiten, jeder ist selbst dafür verantwortlich ob ein Erfolg gelingt auch wenn es nur ein ganz klitzekleiner Erfolg ist, er hat seinen Sinn.

Kopf hoch, ich weiß, dass man es schaffen kann, auch wenn es oft oder fast immer total aussichtslos erscheint!!

Schniffel

Verfasst: Mi Jan 07, 2004 18:18
von carolin75
Liebe Elina,

seit meinem 14 Lebensjahr leide ich an Esstörungen. Mit 23 habe ich
das erste Mal mir Hilfe gesucht und habe von einer Neurologin Antidepressiva verschrieben bekommen. Dadurch habe ich es geschafft,
zu einem normalen Eßverhalten zurückzufinden, d.h. ich war symptomfrei, aber die Minderwertigkeitsgefühle und diese seelische
Leere sind geblieben. Sie wurden sogar verstärkt, denn jetzt hatte ich
meine langersehnte Traumfigur und trotzdem wurde ich nicht liebenswerter, beliebter und erfolgreicher.
Nach 4 Jahren kam dann der Rückfall, ausgelöst durch viele private und
berufliche Probleme gleichzeitig.
Mache jetzt eine Therapie und das würde ich dir auch raten, denn
es ist nicht damit getan, das Eßverhalten in den Griff zu bekommen.
Das ist nur ein Symptom und nicht die Ursache.

Verfasst: Mi Jan 07, 2004 20:33
von gertl
Hallo elina!
Ich lebe seit nunmehr schon über zwanzig Jahren mit dieser Krankheit, einmal besser, einmal schlechter, einmal symptomfrei, dann wieder mittendrin.
Ich habe bis jetzt keine starken körperlichen Schädigungen davongetragen. Langsam, ganz langsam, kriege ich sie(oder mich) mehr und mehr in den Griff.
Ich bin gegenüber Seelendoktoren sehr skeptisch, solange die Störungen nicht so massiv sind, dass der Patient in seinem Bewußtsein beeinträchtigt ist.
Wenn ich sage: "Mir fehlt was" und ich bin bereit, für meine Gesundheit, für mein Wohlergehen etwas zu tun, so kann mich ein Therapeut nur dabei unterstützen. Diese Aufgabe kann aber jemand anderer genauso erledigen, bei mir macht´s meine Frau, dankenswerter Weise.
Ich ordne mich nach Marya in Stadium 4 ein und denke, dass es mit etwas Geduld, Willen und fallweiser Unterstützung von anderen Menschen
für die meisten möglich sein sollte, einen akzeptablen Verlauf dieser Krankheit zu erreichen.
Ein völlige Heilung erscheint mir nur möglich, wenn irgendwann *kg Brot wieder 4 Stunden Arbeit kosten sollte u.s.w., u.s.w. .
lG, Gert

Verfasst: Do Jan 08, 2004 10:22
von zoemarya
... ja, Kendra, natürlich, das habe ich nur vergessen auszuführen, liegt LETZTLICH, auch dann, wenn ein Therapeut zu Hilfe gezogen wird, alles, jeder Erfolg, jeder Mißerfolg, bei einem selbst. Ganz klar.

Deutlich machen wollte ich vor allem, daß nicht zu große Erwartungen an eine Therapie gestellt werden. Was ja auf´s Gleiche herauskommt.

Deutlich machen wollte ich auch, daß es DURCHAUS möglich ist, ohne "Seelendoktor" auszukommen. Wie Gertl stehe ich denen nämlich inzwischen mehr als skeptisch gegenüber. Im Grunde wissen die meisten gar nicht, wovon sie reden. Jedoch sollte man sich schon sehr profund, serieös und konzentriert mit sich selbst auseinandersetzen. An sich ARBEITEN (übrigens etwas, was auch Nicht-essgestörten gut zu Gesicht stehen würde). Wenn man dazu bereit ist, stehen die Chancen nicht schlecht. In vielen Fällen aber auch nicht gut, daß liegt dann aber nicht am Verzicht auf eine THERAPIE...

Liebe Grüße,
ZM

hi

Verfasst: Do Jan 08, 2004 10:36
von whitesnake
ja ich denke man ruft es alleine hervor und kann es auch nur alleine in den griff bekommen.ich weiß nicht wie das ist bei laengerer dauer.ich hatte grade ein halbes jahr und dann beim psychologen sie war hilflos wollte mich inne jklinik haben das wollte ich nichtsund so hab ich nagefangen zu kaempfen eniger und bewusster gegesen abend nichts schweres mehr meist nur noch ne tuetensuppe :) hattes auch ganz gut im griff nur dann hab ich wieder *kg zugenommen und es hat von vorne angefangen.ich bin also keine gutes beispiel aber wenn man diszipliniert genug ist denke ich ist es zu schaffen.meine mum hat mich dabei auch unterstuetz und ich bin regelmaeßig zur kontrolle bei meinem hausrzt-ein internist der sich auch auf esstoerung spezialisiert hat gegangen :)

lg romi

Verfasst: Do Jan 08, 2004 17:12
von elina
Also ich danke euch für die interessanten Antworten. Denn bisher habe ich immer nur zu hören bekommen, dass man es ohne Therapie nicht schaffen kann! :?
Doch ich bin ebenfalls der Meinung, dass man mit sehr viel Willen auch aus eigener Kraft da raus kommen kann....sogar muss! :)
Ich habe bisher mit einem Therapeuten gesprochen und mit ein paar Ärzten, doch es kam mir alles irgendwie so sinnlos vor. Denn ich erzählte ihnen eigentlich nur Dinge, mit denen ich mich schon längst auseinander gesetzt hatte (Kindheit, Eltern, mögliche Ursachen usw.) und die gaben mir Tips von denen ich schon längst eine Ahnung hatte!

Also, es geht mir, nachdem ich all das gelesen habe, um einiges besser. Denn ich dachte, es gäbe ohne Therapie gar keine Hoffnung..... :)

elina

Verfasst: Mi Jan 28, 2004 13:41
von Sukkubus
Wenn man schon lange mit Bulimie uns so zu kämpfen hat, man selber immer weniger seinen Tagesablauf und sein Leben bestimmen kann, dann ist es bestimmt sehr nützlich, eine Therapie zu machen - und zwar stationär!.
Ich war selber während meiner ersten Ausbildung zur Therapie, und zwar 3 1/2 Monate.
Ich habe meine Ausbildung trotzdem geschafft, auch wenn es hart war.
Aber nach der Therapie ging es mir insgesamt um vieles besser, so daß mir das Nachholen des versäumten Stoffes auch viel leichter viel als vorher.
Einige reden die ganze Zeit davon, daß man mit Therapeuten redet und einen das nicht weiterbringt.
Ich hatte mehr als nur Gesprächstherapie!
In der Klinik habe ich richtig hart an mir arbeiten müssen, wie auch alle anderen dort, die gesund werden wollten!
Aber ich habe wirklich viel gelernt, sowohl über meine Bulimie wie auch über mich.
Dazu haben meine Therapeuten allesamt sehr viel beigetragen.
Sie haben mir Denkanstöße und Tips gegeben, haben mich unterstützt und zur Not auch aufgefangen.
Ich bin zwar noch immer nicht ganz gesund, aber es geht mir um Längen besser, als in der Zeit vor der Therapie.
Und selbst eine Ausbildung kann man unterbrechen, auch im letzten Jahr.
Ich habe es beinahe nicht gemacht, aus Angst, mich nach außen hin zu offenbaren und den Menschen in meiner Umgebung zu zeigen, wie ,,gestört ich doch bin".
Meiner Meinung nach ist das der häufigste Grund, warum viele Eßgestörte keine stationäre Therapie machen.

Verfasst: Mo Feb 02, 2004 0:56
von Anonymous
Wow, hier ist ja sogut wie jede Meinung vertreten! Na dann geb ich mal meinen Senf auch dazu:
Also, ich hab seit ca.2 Jahren Bulimie und mache seit einem Jahr eine Therapie. Ohne die, glaub ich, hätte ich das alles niemals geschafft. Da waren viel zu viele festgefahrene Vorgänge und Verhaltensweisen in meinem Leben drinnen, von denen ich schon garnichts mehr wusste. Ich hab viel zu wenig hinterfragt und meistens mir die Schuld an den Dingen gegeben ohne genau hinzuschaun. Der Therapeut hat mir echt voll geholfen auf viele Sachen draufzukommen und die Mechanismen einfach aufzulösen...viele Teufelskreise hab ich jetzt in den 12 Monaten unterbrochen die alle schön zu meiner Bulimie beigetragen haben. Ganz los davon bin ich noch nicht, aber dafür dass ich erst ein Jahr Thera mache, bin ich schon ganz schön weit. Letztes Jahr um die Zeit hab ich ungefähr 2-3mal pro Tag gekotzt. Jetzt ist es -und das auch nur wenns mir superschlecht geht- max. 2mal pro Woche. Normalerweise schaff ich es jetzt schon einige Wochen kein einziges Mal kotzen zu gehn und ohne Thera hätt ich mich vermutlich schon längst erhängt oder so.

Kopf hoch&Alles Liebe von Asga

Verfasst: Do Feb 12, 2004 0:20
von elena
Hi Elina!

Ich hatte 3 Jahre lang Bulimie und dann ht es mir einfac gereicht..diese ständige Beschäftigung mit Essen, das Kotzen....also habe ich wieder versucht die Dinge zu machen, das zu finden, was mir davor Spass machte, womit ich davor meine Zeit verbrachte. Ich bin normalerweise ein ziemlich energetischer Mensch und in diesen drei Jahren ist das Leben total an mir vorbeigelaufen.
Jetzt geht's mir gut, denke eigentlich nicht mehr darüber nach was ich esse...denke aber immer wieder an meine Bulimie..klar...Therapie habe ich keine gemacht, aber meine Mutter ist Psychotherapeutin..ich habe es ihr zwar nie gesagt, dass ich eine ES hatte aber manchmal glaube ich dass sie es vermutete...ich habe sie immer wieder ausgefratscht über ihre Therapie mit Bulimiekranken und dabei hat sie mir wirklich viele gute Tipps gegeben.
Also...ich glaube man kann es schaffen ohne dass man jemandem davon erzählt, aber man braucht jemanden der einen wirklich unterstützt.

Macht's gut Alles Liebe Elena