Ich nehme das Argument der Suchtverschiebung nicht, um zu sagen, dass ich nicht süchtig bin, sondern dass ich nicht so sehr an diesem einem Symptom hänge und deshalb, sobald mein Ursprungsproblem gelöst ist, auch das Symptom loslassen kann.
Was auch nicht selbstverständlich ist, ich kenne viele Essgestörte, die schon längst ihre Ursachen in einer Therapie aufgearbeitet haben und trotzdem nicht davon los kommen.
Ja, ich habe durchaus ein Problem mit meinem Selbstwertgefühl und hasse es, wenn ich selbstmitleidig und depressiv wie ein doofes kleines Kind zuhause herumhänge, denn das bin nicht ich, sondern mein Kindheitsich, und davon muss ich mich trennen, das gehört einfach zur persönlichen Reifung dazu, dass man irgendwann sein Leben selbst in die Hand nimmt und sein Selbstwertgefühl daraus zieht, dass man sich selber versorgen kann. Es gehört einfach zum menschlichen Leben dazu und wenn ich denken würde, ich bin ganz toll, weil ich noch so von meinen Eltern abhänge, dabnn würde eher etwas nicht stimmen.
Mich richtig wertvoll fühlen und zu dem stehen, was ich mache, kann ich erst, wenn ich auch wirklich etwas mache, was von mir kommt. Ich kann nicht das Leben leben, das meine Eltern für gut halten, und mich dann selber toll fühlen.
Das ist etwas, was jeder Mensch irgendwann einsehen muss, mein Gestörtsein ist es nur vielleicht, dass ich ein bisschen übertreibe.
Und mein Beschluss, wegzugehen, ist etwas, wofür ich mich selber sehr gut akzeptieren kann, deshalb kann ich damit auch meine ES heilen.
Ich finde es gar nicht so schlimm, wenn ich manche Dinge von meiner Mutter übernehme, denn sie ist eben meine Mutter, das muss ich akzeptieren, das gehört zu meiner Vergangenheit. Schlimmer fand ich es, als ich sie auch noch berufswahlmäßig imitieren wollte, denn das ist etwas, da muss ich hundertprozentig meinen eigenen Weg gehen. Gerade im Essverhalten ist aber ein bisschen Prägung normal, und das geht allen Menschen so, bloß dass viele eben das Glück haben, eine nicht gestörte Mutter zu haben. Wenn meine nicht so ist, gehört das trotzdem zu mir und mit einem leichten Gesundheitstick kann ich leben, wenn ich nur die Tatsache aus meinem Kopf werfe, dass Gesundessen automatisch heißt, nur ein fünftel meines Bedarfes zu essen.
Ich finde es sehr schade, dass viele Essgestörte glauben, man kann es nur mit einer Therapie schaffen. Denn die Statistiken sagen klar aus, es ändert gar nichts an den Heilungsaussichten, ob jemand nun in Therapie geht oder nicht.
Bei manchen bringt es vielleicht etwas, weil sie vorher wenig über sich selber nachgedacht haben, aber ich weiß schon sehr viel über mich und kann auch selber in meiner Vergangenheit forschen.
Und außerdem würde ich dann wieder in Versuchung kommen, die Verantwortung für meine Heilung einfach an meine Thera abzugeben, auch wenn ich das gar nicht soll. Aber ich kenne mich gut genug, um zu wissen, sobald ich merke, da kümmert sich jemand um mein Problem, schalte ich selber ab.
Und da wäre eine Thera eher kontraproduktiv, weil ich ja gerade daran arbeite, Verantwortung selber zu übernehmen.
Ich weiß gerade ehrlich gesagt nicht, ob ich hier in dem Forum gut aufgehoben bin, weil ich euch ja mit meiner therapieunwilligen Haltung nur negativ beeinflussen kann, und mich zieht es runter, dass mir alle nur sagen, ich würde eh nichts hinkriegen. Echt super für mein Selbstwertgefühl, wenn ich nur höre, das kann ich sowieso nicht schaffen.
Und Selbsterkenntnis kann ich leider auch nicht dazugewinnen, obwohl ich mich hauptsächlich deswegen hier angemeldet habe. Alles, was ich hier über mich schreibe, weiß ich schon seit Monaten. Und irgendwie reden wir ein bisschen aneinander vorbei.
Ihr wollt mich nicht verstehen, weil ihr glaubt, ich sei mit meinem Denken tief in meiner Krankheit gefangen, und ich will euch nicht verstehen, weil ich glaube, ihr wollt mir nur das Vertrauen in meine Selbstheilungskräfte nehmen und mich zu einer Therapie überreden
Naja, immerhin fühle ich mich nicht ganz so allein, wenn ich mit euch schreiben kann. Deswegen bleibe ich vielleicht noch ein bisschen hier
