Re: Ungesunde Lebensmittel- ich komme nicht weg davon!

#31
Hey dreamdancer!

Es tut mir echt Leid, dass du so in der sozialen Isolation festhängst…leider ist das einer der riesigen „Nebenwirkungen“ der ES- selbst wenn man über eigene Gefühle spricht- verstehen können sie irgendwie nur ebenfalls Betroffene.
Die aber wiederum ebenfalls mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind. :roll:

Schon schwierig sowas…aber ich versuche, mich zu überwinden: Leute einfach anzurufen und zu den wenigen, die mir näher stehen, Kontakt zu halten.

Doch diese innere Leere ist leider noch immer da. Das Gefühl, einfach alleine zu sein und nicht geliebt zu werden. Es wird noch ein weiter Weg, aber ich will ihn gehen.
Und ich finde es toll, dass auch du schon dran arbeitest! :D

Schon erschreckend dieses Zitat von der Magersüchtigen zu hören, aber irgendwo ist es auch total nachvollziehbar. :?
"Ein positiv denkender Mensch weigert sich nicht, das Negative zur Kenntnis zu nehmen.
Er weigert sich lediglich, sich ihm zu unterwerfen."

Re: Ungesunde Lebensmittel- ich komme nicht weg davon!

#32
Hey,

ich glaube meine soziale Isolation kam schon vorher, irgendwie.
Ich war früher beliebtes Mobbingopfer, und habe mich dann als Selbstschutz total zurückgezogen, ließ keinen mehr an mich ran, redete mir selber ein, dass das alles nur Idioten sind und ich mit denen nichts zu tun haben will, und war freiwillige Außenseiterin.
Hab mich halt mit meinen Büchern und meinen Tieren getröstet, und in der Schule war ich mit meinen Gedanken völlig abwesend, interessierte mich nicht für die Leute, und für den Unterrichtsstoff auch nur begrenzt, hab grad so viel gemacht, dass ich immer alles bestanden hatte.

Also glaub ist eher andersrum, bin essgestört geworden, weil ich in meiner Einsamkeit sonst nichts zu tun hatte.

Als ich dann mit Uni anfing, wollte ich das alles ändern, hatte viele Freunde, aber nach ganz kurzer Zeit bin ich an eine beste Freundin geraten, die keinen an der Uni leiden konnte, hab mich also mit ihr zusammen wieder ausgegrenzt. Wars ja schon von früher gewohnt, Außenseiter zu sein. Und die Semesterferien habe ich dann immer damit verbracht, 5-*kg abzunehmen und dann wieder zuzunehmen. Super Beschäftigung, ne? :roll:

Und außerdem bin ich durch die Essstörung jemand, eine Essgestörte halt. und kann in Foren mit anderen Essgestörten schreiben. Weil sonst war ich eben nie irgendwo zugehörig, keine von den Coolen, die immer andere mobben mussten, weil ich das natürlich nie sein wollte, keine von den Gothics oder Emos, weil ich mich da auch nicht ganz zugehörig finde. Naja, hab mich irgendwie den Außenseitern angeschlossen, die, die auch zu keiner Gruppe gehörten, aber irgendwie habe ich da auch ganz andere Interessen. Deshalb sehen wir uns ja jetzt nur noch einmal im Monat.

Naja, diese Zugehörigkeitssuche ist natürlich nicht mein einziger Grund für eine Essstörung, aber gehört wohl irgendwie auch zu dem Gesamtpaket dazu, genau wie das Problem mit meiner Mutter und dem gesunden Essen.

Ich werde jetzt einen Neuanfang starten, im Ausland. Da bin ich dann von meiner Mutter weg, und ich kann mir neue Freunde suchen und eine neue Identität aufbauen. Und wenn ich wieder zurück bin, dann habe ich auch etwas gesundes, mit dem ich mich identifizieren kann, nämlich diese Auslandserfahrung.

Bin übrigens wieder rückfällig geworden mit meinem ungesunden Essen. Aber nur ein paar Tage. Und jetzt hab ich was neues Ungesundes gefunden, was mich bisher ganz gut befriedigt: Light-Getränke. Sind was, wo meine Mutter ziemlich gegen ist, deshalb befriedigt es irgendwie meine Ungesundheitsgelüste, aber weil ja keine Kalorien drin sind, kann ich die dann noch mit gesundem Essen zu mir nehmen, sodass ich wenigstens nicht nur Ungesundes esse/trinke.
Der Wind umspielt die Nacht, formt sich leis´zur Melodie
von weit ist er gekommen, aus dem Land der Poesie

Und ich höre schon wie das Leben aus der Ferne nach mir ruft
doch in mir ist nur dieses Schweigen, das die Qual in der Seele sucht.

(Mantus)

Re: Ungesunde Lebensmittel- ich komme nicht weg davon!

#33
Dass du dich in die Essstörung geflüchtet hast, weil du mit niemandem zurecht kamst und Außenseiterin war, kann ich total verstehen- war bei mir genauso. Man muss glaube ich eher sagen, dass man sich durch die ES immer weiter isoliert…
Bei mir war das Problem, dass ich ziemlic häufig umgezogen bin und somit immer ziemlich schnell Freunde verloren habe und zunächst immer alleine dastand.
Und als wir nach der 2. Klasse aufs Land gezogen sind, hat es angefangen, dass ich verhaltensauffällig geworden bin- Dorfleute sind einfach noch mal ganz anders drauf als Stadtkinder und irgendwie konnte ich mich nie anpassen. Naja, jedenfalls habe ich angefangen, meine Mitschüler zu treten, wann ich nur konnte und in der 5. fing ich dann auch an, mich in meine Bücher zu flüchten. Und mit einem weiteren Umzug in der 7. Klasse fing dann meine ES an und die abwertenden Blicke meiner Mitschüle häuften sich, weil ich durch das Bingen natürlich zunahm.

Naja, ich hoffe, dass auch ich nach dem Umzug nach Berlin dort einen Neuanfang starten kann. Immerhin gehöre ich dann zu den „Tierfanatikern“, wenn ich Veterinärmedizin studiere.
Und generell ist die Toleranzschwelle in Berlin ja ziemlich hoch.

Zu meinem Essverhalten kann ich nur sagen, dass es sich nicht verändert hat. Nur mache ich mir langsam wirklich Sorgen, weil mein Bauch immer so komische Geräusche macht, die er ansonsten noch nie gemacht hat. :?

Und über meine Mutter könnte ich mich echt dauernd aufregen! Es ist nämlich so: Den ganzen Süßkram kaufe ich natürlich heimlich und von meinem Geld. Aber es gibt so biologische Mandelhonigriegel, die ich auch sehr gerne esse und die Quittungen habe ich dann meiner Mutter gegeben, weil wir das halt jetzt so machen, dass ich für mich einkaufe, ihr die Quittungen gebe und sie das zurückzahlt.
Und jetzt weigert sie sich, mir das Geld zurückzuzahlen, weil sie der Meinung ist, dass das kein normales gesundes Essen ist!! Wegen dieser Riegel(die noch nicht mal Industriezucker beinhalten)!! :twisted:
Ich muss zugeben, bei Geld bin ich immer ziemlich empfindlich, weil sie mir damals immer für alles Mögliche Taschengeld abgezogen hat (für Vergehen, die ich nie begangen habe), mich bestohlen hat oder einfach ausgeliehenes Geld nicht zurückgegeben hat.
Und ich meine sie hat mir eh schon 3 Wochenrechnungen noch nicht bezahlt und wenn sie jetzt erst sagt, dass sie das nicht bezahlt, dann sind das immerhin 90 Euro!! :evil:

Zu deiner Lightproduktvariante. Das wäre für mich noch mal eine Verschärfung des Ungesunden, weil meine Mutter mir immer gesagt hat, dass das Schlimmste Aspartam (der Süßstoff, der darin enthalten ist) wäre, weil es krebserregend sei.
Naja, eigentlich ist auch egal, ob das Zeug Kalorien hat, mit dem wir uns voll stopfen oder abfüllen….wir müssen das irgendwie wieder hinbiegen. Aber ich ziehe ja eh ungefähr in eineinhalb Wochen um in die therapeutische WG, die können mir dann hoffentkich unter die Arme greifen.
Momentan habe ich einfach keine Kraft, das mit dem ungesunden Essen zu lassen, weil ich es eben schon geschafft habe, seit einiger Zeit (na ja ok, 17 Tage) keinen FA mehr zu haben. *freu* :mrgreen:
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Re: Ungesunde Lebensmittel- ich komme nicht weg davon!

#34
Sorry hab mir nicht den Thread so durchgelesen aber hier noch mal Tipps (von meiner Ernährungsthera!!):

-KEINE Lightprodukte!!! Kein Lightkäse, kein Lightjogurt, keine Lightcola!!! Dein Körper lässt sich nicht verarschen.. du kriegst Heißhunger ... Aspartam etc. wird zur Mast eingesetzt, damit die Viecher mehr fressen!
-Abwechslung!! Es darf alles dabei sein: Salat, Pizza, Nudeln, Brot, Eier, Milch, Käse, Wurst ALLES! Davon nimmt man nicht zu. Ich habe, nach anfangs vorhandener Sucht nach allem was ungesund ist, nun wenig Verlangen danach! Das hilft echt. Ja, du darfst Schoki essen und nein man wird nicht fett davon!!
-Auch mal Saft etc trinken mit Wasser vielleicht gemischt (am Ende hatte ich mir sogar das untersagt)
-im Restaurant, Cafe.. essen.. auch mal teurere Sachen kaufen, dann ist es "viel zu schade" für nen FA;)
-Am Tisch essen kein TV -> mind. 20min essen, Kerze, Blumen - schön machen damit man sich wohler fühlt
-Auf Hunger und Sattgefühl achten und dann aufhören zu essen, wenn man genug hat -> übrig lassen üben
-2 L trinken (Kaffee, Wasser, Saft etc).
-alle 3-4h Essen damit kein Heißhunger aufkommt und immer etwas kleines Süßes danach
-nie blos Reis etc. essen das löst Heißhunger aus! -> dann mit Käse, Quark etc. ... also der Blutzuckerspiegel muss stabil gehalten werden ... auch schlecht: helles Brötchen mit Marmelade-> dann lieber noch Quark drauf machen oder Vollkornbrötchen nehmen;)

Und nochmal: Die ES ist NUR EIN SYMPTOM!!! Ihr werdet sie niemals loswerden, wenn ihr nicht die Gefühle dahinter erkennt, die euch zum Essen bewegen!! Das ist total schwer am Anfang, aber dabei hilft es, wenn man sich eben "nur" an den Tisch setzt und bei mir kamen da automatisch die Gefühle mehr und mehr ans Tageslicht ... meistens Traurigkeit..
Zuletzt geändert von LadyGaga am Di Sep 07, 2010 11:27, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Ungesunde Lebensmittel- ich komme nicht weg davon!

#35
Hey sweetdream,

ich weiß, dass da ziemliche viele Gefühle hinter meiner ES stecken, aber ich bin nicht bereit, sie zuzulassen, noch nicht, weil dann so viel auf mich hereinstürzt und ich dann Depressionen kriege, ich habe es schon öfters ausprobiert.
Also lebe ich im Moment noch mit der ES und versuch halt bloß, die ein bisschen zu kontrollieren, um Schadensbegrenzung zu machen. Allerdings habe ich mir ein Enddatum gesetzt, nämlich den Tag, wo ich ins Ausland fliege, weil sich dann meine Lage komplett ändern wird. Ich habe dann mehr Kontrolle über mein Leben, weil ich selber entscheide, dass ich da hin will, und muss den Kontrollverlust nicht mehr übers Essverhalten regeln. Und ich komme dann von meiner Familie weg, die ein entscheidender Auslöser bei mir ist.

Mmh, deine Tips sind ja alle für den körperlichen Heißhunger, und den habe ich gar nicht. Körperlich merke ich kaum noch einen Unterschied, egal ob ich ein zehntel meines Bedarfes esse oder das Doppelte. Naja, zeigt eben, wie kaputt ich bin.
Und FA definiere ich nicht unbedingt über deren Kalorienanzahl, die sind mir relativ egal, sondern über deren Potenzial, richtig ungesund zu sein. Und von daher befriedigen mich auch Lightprodukte, weil die Süßstoffe ja so prima Krebsauslösend sind.

Und doch, wenn ich Schokolade esse, macht es mich dick, nicht weil Schokolade dick macht, sondern weil ich, wenn ich sie esse, ungefähr auf das Doppelte meines Tagesbedarfes komme, und nicht vorher aufhören kann.
Und das kann ich leider auch nicht ändern, wenn ich mehrere Wochen regelmäßig und normal esse, trotzdem esse ich direkt ein paar Tafeln Schokolade dazu, weil eben alles psychisch ist.

Und eben viel mit gesund und ungesund zu tun hat. Und ungesunde Sachen esse ich nur zu FA, also geht das auch nur in großen Mengen, und der von dir genannte Käse zum Reis gehört dazu, mein Kopf sagt, Milchprodukte=ungesund. Ich kann also prima Reis allein essen, oder mit etwas Gemüse, aber wenn da Käse drin ist, dann hört es auf, und ich brauch dann noch ganz viel hinterher.

Sorry, das sind alles kranke Gedanken, aber das ist halt gerade mein Zustand.
Vielleicht spüre ich ja irgendwann auch wieder etwas körperliches, aber hmm, im Moment nicht.

Ach, und noch was zu deiner Liste, rational finde ich die super, und denke die kann auch vielen helfen.
Nur ein Punkt ist komisch, nämlich dass du Kaffee zu den zwei Litern Getränken zählst. Der ist ja eigentlich kein richtiges Getränk.

Hey Kätzchen,
dass du es ohne FA schaffst, ist doch schonmal super.
Aber deine Mutter scheint ja echt einfach alles nach Willkür zu machen statt nach klaren Regeln, merkt sie nicht, wie sie dich schikaniert oder macht sie das absichtlich?
Aber wenn du ausziehst, wird es bestimmt leichter für dich, weil sie dich dann schon mal nicht so stressen kann. Die paar Wochen davor schaffst du bestimmt auch noch!
Veterinärmedizin, cooles Fach, das hatte ich früher auch mal in Erwägung gezogen. Und wenn dir dein Fach gefällt, kann es dir ja auch noch mal Kraft zum kämpfen geben, genau wie mir dann mein Auslandsaufenthalt.

lg
Der Wind umspielt die Nacht, formt sich leis´zur Melodie
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Und ich höre schon wie das Leben aus der Ferne nach mir ruft
doch in mir ist nur dieses Schweigen, das die Qual in der Seele sucht.

(Mantus)

Re: Ungesunde Lebensmittel- ich komme nicht weg davon!

#36
Dreamdancer hat geschrieben: Ach, und noch was zu deiner Liste, rational finde ich die super, und denke die kann auch vielen helfen.
Nur ein Punkt ist komisch, nämlich dass du Kaffee zu den zwei Litern Getränken zählst. Der ist ja eigentlich kein richtiges Getränk.
Doch Kaffee zählt dazu und es entzieht dem Körper kein Wasser! ;) . Das ist ein weit verbreiteter Irrtum.

Na gut wenn du gar nicht loslassen WILLST von der ES, dann bringt das natürlich herzlich wenig;). Ich habe damals wie eine blöde gekämpft und da wars nichtmal einfach also man muss es wirklich wollen.

Ich hoffe, dass es vielleicht noch anderen hilft.

Achja denke bitte nicht, dass sich dein Leben um 180° ändert, wenn du ins Ausland gehst!!!! Diesen Fehler machen hier soviele, dass sie denken durch die Änderung der Umstände aufeinmal total glücklich zu werden -> das ist nicht so!!!! Es ist nur ANDERS! Ich habe auch gedacht, dass ich nach dem Abi der glücklichste Mensch auf der Welt bin... und bin ich das? NEIN!!!!!

Re: Ungesunde Lebensmittel- ich komme nicht weg davon!

#37
Hehe, schon mal was von Placebo gehört? Wenn ich fest daran glaube, dass es sich bessert, dann wird es das! Ich habe es ja selber in der Hand, und ich kann mich so ändern, dass sich eben doch alles bessert ;)

Ich habe nicht gesagt, dass ich die ES gar nicht loslassen will, ich will sie bloß in den nächsten Wochen nicht loslassen, weil ich ein in dem Bereich gestörtes Verhalten besser ertragen kann als in depressive Löcher zu fallen. Wieder der Placebo-Effekt, solange ich daran glaube, dass sie mir hilft gegen die Depressionen, dann wird es das auch. Und wenn ich dann daran glaube, dass das Ausland gegen ES und Depressionen gleichzeitig hilft, dann wird es das auch.

Und es wird schon rein praktisch ein bisschen helfen, weil ich da einen strukturierten Tagesablauf habe, während ich hier gerade in der vorlesungsfreien Zeit kein bisschen Struktur habe. Und ich bin von meiner Schwester weg, die mir ständig erzählt, ich sei fett, trotz Normalgewicht. Und es ist etwas, was ich mir selber aussuche, während ich vorher alles so gemacht habe, wie ich glaubte, es wäre meinen Eltern recht. Also habe bisher nicht wirklich mein eigenes Leben gelebt, was mich ziemlich frustriert hat.

Also wird es schon funktionieren, gerade weil wenn ich glaube, es hilft, dann gibt mir das ja auch sehr viel Kraft, dann tatsächlich zu kämpfen.

ok, ist aber jetzt ein bisschen offtopic hier, weil meine Lebenspläne nicht so viel mit ungesunder Ernährung und dem Wegkommen davon zu tun haben ;)


PS: zu dem Kaffee: Getränke sind für mich etwas, das völlig neutral ist und man ohne Wirkung beliebig zu sich nehmen kann, und Kaffee, ob entwässernd oder nicht, hat ja eine Wirkung, er ändert mein Müdigkeitsempfinden, und wenn ich jetzt meinetwegen die zwei Liter Getränke als Kaffee zu mir nehmen würde, dann könnte ich nicht mehr schlafen, und würde meinen Kreislauf völlig überlasten. Und woher hast du das denn, dass der nicht entwässert? (Ich denke wissenschaftlich, ich brauche einen Beweis ;) Soll jetzt auch nicht böse gemeint sein, würds halt gern wissen.)
Zuletzt geändert von Dreamdancer am Di Sep 07, 2010 12:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ungesunde Lebensmittel- ich komme nicht weg davon!

#38
Ja ich weiß. Ich hab ja auch daran geglaubt und trotzdem gab es nicht den Zauber und mein Leben wurde total besser. Das ist einfach ein Irrtum... ich hoffe natürlich nicht, dass dir das auch wiederfährt, aber ich hab die Erfahrung gemacht, dass es nur dann anders wird, wenn man die Dinge anders sieht und zwar schon im Jetzt.

Naja momentan hab ich gut reden, aber es gab mal Zeiten, da hab ich das echt hinbekommen.

Re: Ungesunde Lebensmittel- ich komme nicht weg davon!

#39
Dreamdancer hat geschrieben: PS: zu dem Kaffee: Getränke sind für mich etwas, das völlig neutral ist und man ohne Wirkung beliebig zu sich nehmen kann, und Kaffee, ob entwässernd oder nicht, hat ja eine Wirkung, er ändert mein Müdigkeitsempfinden, und wenn ich jetzt meinetwegen die zwei Liter Getränke als Kaffee zu mir nehmen würde, dann könnte ich nicht mehr schlafen, und würde meinen Kreislauf völlig überlasten. Und woher hast du das denn, dass der nicht entwässert? (Ich denke wissenschaftlich, ich brauche einen Beweis ;) Soll jetzt auch nicht böse gemeint sein, würds halt gern wissen.)
Leider kann ich dir die Studie dazu nun nicht vorweisen, aber ich habe es schon mehrmals gelesen und da wirds Untersuchungen gegeben haben.

Und da das eh nicht dein Problem ist, ist doch alles ok oder? Ich trinke auch höchstens 2 Tassen am Tag :wink:

Re: Ungesunde Lebensmittel- ich komme nicht weg davon!

#40
Es ist auch nicht wegen einem Zauber, sondern weil ich die Dinge tatsächlich schon anders sehe. Weißt du, vorher fühlte ich mich irgendwie ohnmächtig und hatte das Gefühl, mein Leben rennt mir davon, und alle wollen es mir bestimmen, und ich muss einfach durchhalten, nach der Schule/nach dem Studium wird es sich ändern, aber jetzt habe ich herausgefunden, hey, ich kann da etwas selber entscheiden, ich muss nicht zu Hause wohnen und in der nächsten Stadt studieren, nur weil meine Eltern das besser finden, sondern die ganze Welt steht mir offen, und ich kann hin wo ich will.
Ich kann leben wie ich will.
Weil ich finde es unglaublich belastend, wie ein Schulkind zuhause zu wohnen und gar nichts im Griff zu haben, und der einzige Unterschied ist, dass ich zur Uni statt zur Schule gehe.

Und jetzt aus freier Entscheidung mein zuhause verlassen und mein leben woanders neu anfangen und selber zu gestalten, ist für mich schon gedanklich ein Riesenschritt und etwas, wo ich schon sehr viel umgedacht habe und es mir sehr viel Kraft gibt.

und doch mag ich Zauber irgendwie, ich kann die ES nicht ohne ein Ritual loslassen und das Ritual wird eben die Abfahrt von zuhause sein. Dann kann ich mich innerlich drauf vorbereiten und habe einen eindeutigen Startpunkt statt irgendeinen willkürlichen Tag.
Ich ändere auch jetzt schon ein paar Dinge schrittweise aber bei meiner Abfahrt ist es dann endgültig.


hehe, und mit dem Kaffeeproblem: ich hänge mich halt immer noch gerne an kleineren Problemen auf, um die Großen besser verdrängen zu können. Ist im Prinzip egal, aber ist eben nicht ganz eindeutig bewiesen, und es gibt immer noch genug Experten für beide Seiten. Es ist sowieso im Ernährungsbereich nie was eindeutig, bei jedem Lebensmittel gibts für alle Meinungen darüber beliebig viele Experten, da kann man sich ewig streiten. Wenn man halt so eine schreckliche Person wie ich ist, die an Kleinigkeiten rumzickt, um vom Rest abzulenken.
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Re: Ungesunde Lebensmittel- ich komme nicht weg davon!

#41
Hey ihr beiden!

Ach so, dreamdancer, ich hab erst jetzt richtig begriffen, dass du dich nicht generell ungesund ernährst, sondern nur bei FAs. Bei mir ist es ja das Problem, dass ich mich selbst ungesund ernähre, wenn ich keine FAs habe.
Aber das macht ja auch keinen Unterschied, denn in deiner Zwickmühle, war ich ein dreiviertel Jahr lang- hat letzten September angefangen, dass ich einfach gar nicht mehr aufhören konnte und wirklich 6 von 7 Tagen in der Woche mit FAs zubombardiert habe. :?

Und da wollte ich dich jetzt mal fragen: Hast du es eigentlich auch mal in deiner ES-Zeit geschafft, Süßigkeiten auszuhalten? Sie dir also zu gönnen und keinem FA zu verfallen?

Und zu dir, sweety- also das, was auf deiner Liste steht, daran halte ich mich auch. Ich verbiete mir ja nichts mehr- aber dafür bin ich eben im anderen Extrem drin, dass ich mir einfach alles NICHT verbiete. Ok, das Extremste wäre die Stuation von dramdancer, nämlich FAs mit Ungesundem zu haben, da bin ich quasi schon halbwegs weg von.

Und das was du schreibst, dreamdancer, kann ich echt gut nachvollziehen, das : Ich will jetzt aber noch nichts ändern, sondern erst beim Auszug.
Geht mir momentan mit dem ungesunden Essen genauso.
Aber ich muss auch sweety zustimmen, denn die ES wirst du mit dir tragen, egal wo du hingehst. Du wirst es vielleicht schaffen, dich einige Monate lang total gesund zu ernähren und wahrscheinlich wirst du das auch machen, um wieder abnehmen zu können. Aber wenn du es jetzt nicht schaffst, gewisshaft mit Ungesundem umzugehen, wie willst du es dann machen, wenn deine Mutter als Kontrollinstanz gar nicht mehr da ist?
Ich weiß nicht, ob das bei dir genauso ist, aber immer wenn ich irgendwie von meiner Mutter weg war, habe ich erst Recht angefangen, mich mit Süßem einzudecken. Naja, nur wenn ich alleine war…
Und gesund zu Essen um abzunehmen ist ja auch nicht ES-frei.
Es ist nunmal echt so, dass die ES nur die Symptomatik ist, wie sweety schon sagt: Solange du dich mit deinem inneren Problem nicht auseinandersetzt, solange hast du die ES...
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Re: Ungesunde Lebensmittel- ich komme nicht weg davon!

#42
Hey,
Und da wollte ich dich jetzt mal fragen: Hast du es eigentlich auch mal in deiner ES-Zeit geschafft, Süßigkeiten auszuhalten? Sie dir also zu gönnen und keinem FA zu verfallen?
hmm, ja, seit ich FA habe, einmal, das war in der Uni, als ein Prof. Mohrenköpfe ausgeteilt hat, und ich habe es tatsächlich geschafft, genau einen essen zu können und dann aufzuhören. War aber schwer, vor allem in der Mittagspause danach.
und einmal so halb, als ich mit Freundinnen weg war, das ganze Wochenende. da habe ich halt das Wochenende gut durchgehalten, aber das Fressen hinterher zuhause nachgeholt.
Und ganz am Anfang meiner ES, bevor die FA kamen, da hatte ich öfters mal eine Tafel Schokolade gegessen, aber sonst nur Rohkost.

meine Mutter als Kontrollinstanz brauche ich nicht unbedingt, weil ich habe ihre Stimme mittlerweile in meinem Kopf und kontrolliere mich selber, nur das Problem ist halt auch, ich übertreibe die Kontrolle gerne mal, und esse dann zuwenig, und wenn ich das merke, dann will ich das ändern, lasse alle Kontrolle los, und dann schwingts wieder in die andere Richtung um.
Und ich kann mich von jedem beliebigen Menschen kontrollieren lassen, vor anderen esse ich IMMER normal, also muss ich bloß das Alleinsein vermeiden, dann ist alles ok.

Ein Teil meines inneren Problems ist aber genau das, Angst vor der Zukunft, Angst davor, mein Leben selber in die Hand zu nehmen, ich gehe es also schon an, indem ich mein nächstes Jahr selber plane. Und habe mittlerweile auch schon Pläne für danach, also ich stelle mich dem Leben.
Und es ist auch ein bisschen so, ich brauche dieses eigene Leben, um mich nicht als Kopie meiner Mutter zu fühlen, die auch ständig Diäten macht, zusätzlich zu ihrem Gesundheitswahn, und das triggert ziemlich. Und meine Schwester, die eben auch sehr auf ihre Figur achtet. Ein Umgebungswechsel wird also auch deswegen schon gut tun.

Gibt noch mehr Probleme, die auch irgendwie in dem Zusammenhang stehen.

Und eine ES ist immer beides, Sucht und Symptom. Als Symptom hat sie bald ausgedient, und als Sucht kann ich sie durch den Umgebungswechsel ablösen. Ich glaube auch nicht, dass ich soo süchtig bin, weil ich kann auch eine Symptomverschiebung machen, schon allein zwischen den verschiedenen Essstörung, es macht für mich wenig Unterschied, ob ich mich magersüchtig oder binge-mäßig verhalte, und ich wechsele gelegentlich, falls mich jemand drauf anspricht, dass ich auffällig viel oder auffällig wenig esse. Habs auch schon richtung Sportsucht verschieben können, und auch mal Richtung Orthorexie, und ich habe auch schon Zeiten gehabt, da hab ich die ES ganz ignoriert und war Computersüchtig oder lernsüchtig oder kaufsüchtig.

Und im Moment brauche ich noch ein Symptom, weil ich ja noch nicht draußen bin und es selber kaum glauben kann, dass ich mein Leben selber im Griff habe, denn bisher hänge ich ja noch zuhause fest.

Oje, ich glaube, ich drücke mich grad ziemlich umständlich und unklar aus, weiß nicht, ob man das verstehen kann.
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(Mantus)

Re: Ungesunde Lebensmittel- ich komme nicht weg davon!

#43
Also du nimmst das Argument der Suchtverschiebung, um zu sagen, dass du doch nicht so süchtig sein kannst.
In diesem Forum gibt es unzähige User, die von einer Essstörungsform in die nächste gerutscht sind und dennoch würde ich sie deswegen nie als weniger süchtig bezeichnen.
Im Gegenteil zeugt das ja gerade davon, dass man gerade süchtig ist und ein psychisches Problem hat, denn sonst könnte man ja einfach mit dem ganzen „unnormalen Verhalten“ aufhören und sich nichts anderes suchen.

Es klingt jetzt vielleicht neunmalklug, aber du hast, wie jeder Essgestörte, ein Problem mit deinem Selbstwertgefühl und solange du dich selber nicht akzeptieren kannst, wirst du auch gestört bleiben.

Deine Familiensituation ist echt traurig…so eine triggernde Mutter kann einem die Genesung echt unheimlich erschweren, das kenne ich auch. Meine Mutter hat erst am Wochenende aufgehört zu Fasten- also insgesamt 3 Wochen. Und wenn sie dann noch stolz über ihre Abnehme redet, dann ist das echt triggernd.

Ich habe auch lange das Gefühl gehabt, nur meine Mutter zu imitieren. Zwar ist das Essen jetzt eigentlich nur ziemlich unreflektiert in das genaue Gegenteil gerutscht, aber dennoch habe ich ein gutes Gefühl, denn ich habe mittlerweile andere Themen betreffend schon meine eigene Meinung, die ich völlig unabhängig von meiner Mutter gebildet habe.

Es tut mir echt Leid, dass du noch immer die Stimme deiner Mutter zu deiner eigenen gemacht hast und dir deshalb nichts Ungesundes gönnen „darfst“. Ich kann dir da leider auch keinen Tipp geben, wie ich es letzten Endes geschafft habe, meine eigene Persönlichkeit zu formen. Ich denke schon, dass die Therapie mir da eine sehr gute Stütze ist.

Ich würde an deiner Stelle eine Therapie auch in Erwägung ziehen- auch wenn ich total verstehen kann, wenn du das gar nicht willst und es dich auch aggressiv macht, wenn ich sage, dass du so einfach nicht gesund werden kannst, wie du dir das vorstellt.
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Re: Ungesunde Lebensmittel- ich komme nicht weg davon!

#44
Ich nehme das Argument der Suchtverschiebung nicht, um zu sagen, dass ich nicht süchtig bin, sondern dass ich nicht so sehr an diesem einem Symptom hänge und deshalb, sobald mein Ursprungsproblem gelöst ist, auch das Symptom loslassen kann.
Was auch nicht selbstverständlich ist, ich kenne viele Essgestörte, die schon längst ihre Ursachen in einer Therapie aufgearbeitet haben und trotzdem nicht davon los kommen.

Ja, ich habe durchaus ein Problem mit meinem Selbstwertgefühl und hasse es, wenn ich selbstmitleidig und depressiv wie ein doofes kleines Kind zuhause herumhänge, denn das bin nicht ich, sondern mein Kindheitsich, und davon muss ich mich trennen, das gehört einfach zur persönlichen Reifung dazu, dass man irgendwann sein Leben selbst in die Hand nimmt und sein Selbstwertgefühl daraus zieht, dass man sich selber versorgen kann. Es gehört einfach zum menschlichen Leben dazu und wenn ich denken würde, ich bin ganz toll, weil ich noch so von meinen Eltern abhänge, dabnn würde eher etwas nicht stimmen.
Mich richtig wertvoll fühlen und zu dem stehen, was ich mache, kann ich erst, wenn ich auch wirklich etwas mache, was von mir kommt. Ich kann nicht das Leben leben, das meine Eltern für gut halten, und mich dann selber toll fühlen.
Das ist etwas, was jeder Mensch irgendwann einsehen muss, mein Gestörtsein ist es nur vielleicht, dass ich ein bisschen übertreibe.
Und mein Beschluss, wegzugehen, ist etwas, wofür ich mich selber sehr gut akzeptieren kann, deshalb kann ich damit auch meine ES heilen.

Ich finde es gar nicht so schlimm, wenn ich manche Dinge von meiner Mutter übernehme, denn sie ist eben meine Mutter, das muss ich akzeptieren, das gehört zu meiner Vergangenheit. Schlimmer fand ich es, als ich sie auch noch berufswahlmäßig imitieren wollte, denn das ist etwas, da muss ich hundertprozentig meinen eigenen Weg gehen. Gerade im Essverhalten ist aber ein bisschen Prägung normal, und das geht allen Menschen so, bloß dass viele eben das Glück haben, eine nicht gestörte Mutter zu haben. Wenn meine nicht so ist, gehört das trotzdem zu mir und mit einem leichten Gesundheitstick kann ich leben, wenn ich nur die Tatsache aus meinem Kopf werfe, dass Gesundessen automatisch heißt, nur ein fünftel meines Bedarfes zu essen.

Ich finde es sehr schade, dass viele Essgestörte glauben, man kann es nur mit einer Therapie schaffen. Denn die Statistiken sagen klar aus, es ändert gar nichts an den Heilungsaussichten, ob jemand nun in Therapie geht oder nicht.
Bei manchen bringt es vielleicht etwas, weil sie vorher wenig über sich selber nachgedacht haben, aber ich weiß schon sehr viel über mich und kann auch selber in meiner Vergangenheit forschen.
Und außerdem würde ich dann wieder in Versuchung kommen, die Verantwortung für meine Heilung einfach an meine Thera abzugeben, auch wenn ich das gar nicht soll. Aber ich kenne mich gut genug, um zu wissen, sobald ich merke, da kümmert sich jemand um mein Problem, schalte ich selber ab.
Und da wäre eine Thera eher kontraproduktiv, weil ich ja gerade daran arbeite, Verantwortung selber zu übernehmen.

Ich weiß gerade ehrlich gesagt nicht, ob ich hier in dem Forum gut aufgehoben bin, weil ich euch ja mit meiner therapieunwilligen Haltung nur negativ beeinflussen kann, und mich zieht es runter, dass mir alle nur sagen, ich würde eh nichts hinkriegen. Echt super für mein Selbstwertgefühl, wenn ich nur höre, das kann ich sowieso nicht schaffen.
Und Selbsterkenntnis kann ich leider auch nicht dazugewinnen, obwohl ich mich hauptsächlich deswegen hier angemeldet habe. Alles, was ich hier über mich schreibe, weiß ich schon seit Monaten. Und irgendwie reden wir ein bisschen aneinander vorbei.
Ihr wollt mich nicht verstehen, weil ihr glaubt, ich sei mit meinem Denken tief in meiner Krankheit gefangen, und ich will euch nicht verstehen, weil ich glaube, ihr wollt mir nur das Vertrauen in meine Selbstheilungskräfte nehmen und mich zu einer Therapie überreden ;)

Naja, immerhin fühle ich mich nicht ganz so allein, wenn ich mit euch schreiben kann. Deswegen bleibe ich vielleicht noch ein bisschen hier :)
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Und ich höre schon wie das Leben aus der Ferne nach mir ruft
doch in mir ist nur dieses Schweigen, das die Qual in der Seele sucht.

(Mantus)