krise

#1
hallo!

tut mir leid, wieder alle hier volljammern zu müssen, aber ich weiß nicht, mit wem ich reden könnte...
ich will einfach nur schreiben, ich erwarte nicht, dass jemand den ganzen schmafu liest oder antwortet, aber ich muss es mal loswerden.


zurzeit hab ich das gefühl, alles bricht über mir zusammen.

der eigentliche grund für die bulimie ist weg, dafür ist jetzt ein anderer da - wie gehts weiter?
ich hab jede minute angst davor, dass mein vater mich mal zur rede stellt, was ich jetzt weiter im sinn habe, obwohl es das natürlichste und logische ist, was man sich vorstellen kann. denn ich darf und will eine andere ausbildung anfangen, doch irgendwie hab ich keinen plan. ich weiß, was ich gern machen würde, hab gleichzeitig aber auch angst. angst, dass es doch nichts wird, dass es doch wieder nicht das richtige ist. außerdem weiß ich nicht, wie ich die zeit bis dahin überbrücken soll. weiter das studieren, wie bisher, oder wechseln.

daheim gibts nur noch streit. entweder wegen meiner schwester und ihrem freund, oder zwischen meiner schwester und meinem vater (so wie gestern, als wir gerade mamas geburtstag gefeiert haben - sie hat mir so leid getan :cry: )
heute war ein schlimmer tag. nur eisiges schweigen, papa ist auf alle sauer, obwohl eigentlich meine schwester diejenige ist, die ihn angeflogen ist. aber es ist eh immer so.

ich versuche alles, um meine eltern zufrieden zu stellen. ich helfe daheim viel mit (hab gestern fast das ganze haus geputzt, nachdem ich 2 stunden geschlafen habe, weil ich die geburtstagstorte gebacken und danach die küche aufgeräumt habe, und das alles erst, nachdem mama schlafen war.. meine schwester hat natürlich nichts gemacht und mich auch am kaffeetisch gestern vollends niedergemacht, wie auch untertags schon. hab sie nach der kurzen nacht morgens in die arbeit gebracht, frühstück geholt, papa vom bahnhof abgeholt, wieder geputzt, dann einkaufen, dann wieder heim, weiter gearbeitet, dann wieder allein für den kaffee hergerichtet - keiner hat mir was geholfen)
ich mein, ich mach das ja gern - ich will ja irgendwie auch gar nicht, dass mir jemand hilft, ich will ihnen zeigen, dass ich ihnen eine gegenleistung bringe. und das ist das schlimme. ich racker mich ab, um meinen problemen auszuweichen. um auch so eine gute tochter zu sein. pah :cry: wie kann ich das denn?

heute - ich wusste nicht, was ich tun soll. ich will nicht fernsehen, denn ich muss mich um meine zukunft kümmern. ich will nicht lesen. doch wie soll ich das angehen, scheiße nochmal?
papa war heute den ganzen tag mies drauf, wie soll ich ihn denn da ansprechen?? wo ich doch noch immer keinen plan habe...

ich will einfach wieder - ach, ich will nicht mehr schauspielern müssen. ich will ein buch lesen können, ich will auch einmal nichts tun können, ohne gleich das gefühl zu haben, es ist nicht richtig. ich will unter der woche lernen, arbeiten, und am wochenende mal lesen. oder schlafen. ohne schlechtes gewissen.

ich hab solche angst. angst, dass ich nie wieder ein buch zur hand nehmen kann, ohne diesen gedanken.

ich kotze in letzter zeit wieder viel mehr.
obwohl sich eigentlich etwas zum positiven geändert hat. das macht mich fertig. weil ich jetzt gar nichts mehr zu tun habe, davor hatte ich zu tun - es freute mich zwar gar nicht, aber ich hatte zu tun. aber auch da war die situation genau dieselbe - ich hatte immer das gefühl, noch zu wenig getan zu haben. dieses gefühl ist jetzt nur noch stärker.

ich mach alles falsch.

alte termine, sachen, die ich machen wollte, die ich mir vorgenommen habe, schon vor längerer zeit, aus denen dann aber anscheinend doch nichts geworden ist, kommen jetzt zurück. eine kindergruppe betreuen - davon haben wir einmal im november gesprochen. niemand hat sich gemeldet - heute erst. ich weiß nicht, ob es richtig ist, das zu tun. ich möchte wohl, aber kann ich mir das leisten? habe ich nicht wichtigeres zu tun??

freunde werfen mir vor, ich wäre schuld daran, dass der kontakt kaum mehr vorhanden ist.
meine beste freundin aus der schule hat mir ins gesicht gesagt, es wäre nicht ihre schuld, dass wir uns so selten sehen. das hat so weh getan. ich hab sie einige male angerufen bzw. ihr eine sms geschrieben, ob sie mit mir und anderen was unternehmen will. sie hatte nie zeit. und jetzt, wo es mir so geht, dass ich keine zeit habe, wirft sie es mir vor.
es ist immer so - immer mache ich alles falsch. ich bin schuld, wenn die freundschaften nicht weiter bestehen.

ich liebe meine freunde - ich möchte sie ja auch viel öfter sehen. aber ich bin überfordert damit, jeden abend jemanden zu treffen. ich hab daheim auch verpflichtungen. ich hab auch gelegentlich ausbildungstechnisch keine zeit. keine energie.

ein alter freund hat mich angemacht, weil ich so abweisend gewesen bin, wie er es gesagt hat. aber ich habe nunmal nicht eingesehen, dass ich, wenn es mit seiner freundin gerade mal nicht klappt, gut genug bin, und ansonsten kann ich ihm gestohlen bleiben. aber ich bin da wahrscheinlich zu engstirnig. ich fühle mich zwar nicht so, aber es muss wohl so sein. und angelogen hat er mich auch. aber wahrscheinlich passt das schon so, wahrscheinlich habe ich es nicht besser verdient.

alles zerstreut sich. meine schulfreunde sind weg, jetzt verlieren sich die anderen auch noch.

meinen schatz hab ich auch verärgert. jetzt grade. super :cry: auf einmal ist er offline gegangen, ohne gute nacht oder irgendwas zu sagen. spricht doch bände. ich weiß nicht, ich mache immer alles falsch, so wie es aussieht. ich bin anscheinend total unsensibel und grob. und verletze mit worten.

am donnerstag muss ich zum arzt. krieg wieder ne magenuntersuchung. hab zwar die medikamente genommen, die die entzündung heilen sollten, nur was bringen die, wenn ich weiterkotze? ich hab angst vor donnerstag. was soll ich ihm bloß sagen... hoffentlich fragt er mich nur, ob es mir besser geht, und guckt sich nicht alles nochmal an.

ich hab angst.
so angst vor morgen.
vor der zukunft.

ich weiß nicht, wie es weitergeht. und zum reden hab ich niemanden, außer dieses kleine fensterchen hier, in den ich das alles grad reintippe.

mir tut mein magen irgendwie weh. ich spüre ihn zumindest. naja, wen wunderts, nach den letzten tagen...

letzten freitag war ich mit meiner ma einkaufen. sie hat von einigen sachen gleich 2 stück genommen - es gehe in letzter zeit alles so schnell weg, meinte sie. was soll ich darauf sagen...
also kauf ich so viel wie geht selber bzw. nach. ich habe die beiden letzten samstage das familienfrühstück bezahlt, obwohl ich nicht müsste. aber ich fühle mich schäbig dabei, wegen 14 euro zu jammern, wo ich doch ohnehin so viel bekomme monatlich. so viel geld dafür, dass ich nichts weiterbringe. es ist falsch, was ich da mache.

ich nehme mir essen von meinem großvater, von meinem onkel. ich lüge wieder soviel in letzter zeit.

ich fühl mich wie der letzte dreck :cry:
und so fett :cry:

ich bin immer so müde, ich kann mich gar nicht mehr an das letzte mal erinnern, als ich richtig munter und ausgeruht war.
auch wenn ich 8 stunden geschlafen habe, bin ich müde. und wenn nicht müde, dann einfach gelangweilt von meinen aufgaben. und so träge - ich bin zwar nicht dick (glaube ich...), aber ich fühle mich dennoch so träge. ich betrachte mich am tag mindestens 100 mal im spiegel, um zu sehen, ob ich meinen anblick anderen noch zumuten kann. ob ich nicht doch ein klein wenig dünner geworden bin. überall muss ich schauen, ob eh alles noch "passt" - spiegel, fenster, glastüren... als ob es nicht so egal wäre :cry:
ja, das denke ich jetzt, wo ich daheim sitze, meine bequemen weiten klamotten anhabe, wo nichts drückt oder zwickt, wie bei den hosen, die mir gefallen, in die ich gern ohne probleme reinpassen würde. die ich nicht ständig richten muss, damit sie ja nicht zu eng aussehen.

sobald ich auch nur dem 1. menschen draußen begegne, geht es los - was denkt der jetzt wohl über mich, er hält mich sicher für fett. der wird mich durchschauen, wie viel ich esse, dass ich mich nicht zurück halten kann.

ich will einfach nur mehr schlafen und das alles vergessen können...

#2
hey, liebe lacrima,

dein beitrag hat mich so traurig gemacht. ich kann mich zu gut darin wiederfinden. das putzen und backen vor dem geburtstag der mutter, die geschwister, die keinen finger rühren, der wunsch alles perfekt zu machen und dann trampelt jemand darauf herum, indem er mit dem vater einen streit anfängt. gerade dann, wenn alles perfekt sein sollte. es tut so weh das alles jetzt zu lesen. ich glaube zu wissen, wie du dich fühlst. du bist nicht für jedermans glück verantwortlich. und wenn etwas mal nicht so gut läuft, such die schuld nicht bei dir, denn vielleicht würdest du das als einzige machen. lass dir nicht alles aufladen. freunde sehen es natürlich als einfacher, dir die schuld am nicht-kontakt (ich weiss gerade kein besseres wort :oops: ) zu geben, als eingestehen zu müssen, dass auch sie ihren teil dazu beigetragen haben. gib diesen teil der verantwortung ab, es ist nicht deiner.
versuch nicht mit aller gewalt eine begründung für die b* zu suchen. meist ist es ein zusammenspiel vor vielen faktoren, dass sich nicht einfach in luft auflöst, wenn ein problem gelöst zu sein scheint.
ich weiss gar nicht mehr was ich noch schreiben soll. dein beitrag hat mich sehr berührt. jetzt finde ich einfach keine worte dafür, was ich dir eigentlich sagen möchte und wahrscheinlich ist das geschriebene bis jetzt auch nur blödsinn :oops: . ich hoffe trotzdem, dass du verstehst, was ich sagen möchte. du bist nicht schuld!

ganz lieben gruß

lupus

#3
hallo lupus!

mann, vielen lieben dank für deine antwort, das hat mich so sehr gefreut!!

ja, naja, heute geht es schon wieder besser, aber wenn alle daheim sind ist es irgendwie schlimm.

wie alt bist du denn?
wohnst du noch daheim?

ich bin wirklich sehr froh über deine antwort, dass jemand meinen beitrag gelesen hat!

#4
liebe lacrima

auch ich habe mir die mühe genommen, deinen ganzen beitrag zu lesen. ich konnte jedoch nicht sofort darauf antworten, sondern musste das ganze erst mal ein wenig auf mich wirken lassen.
du kommst mir vor wie wenn du vor lauter bäumen den wald nicht mehr siehst. lerne, wünsche, sehnsüchte, ziele zu haben. diese zu formulieren. vielleicht vor andern leuten, vielleicht auch nur vor dem spiegel. da wird es wünsche geben, die höchstwahrscheinlich für immer wunschträume bleiben werden. bei diesen darfst du ruhig sagen: ich würde gern.....
die ziele aber sowie die realistischen wünsche und träume sollst du aber nennen mit: ICH WILL.......
wenn du schon weisst, was du beruflich machen willst, dann tu es. ohne wenn und aber, ohne rücksicht auf die eltern, auch ohne angst, irgendwelchen ansprüchen anderer nicht genügen zu können. du ergreifst einen beruf nicht, um deinen eltern einen dienst zu erweisen. du tust dies, um dein leben zu finanzieren, indem du eine tätigkeit ausübst, die dir befriedigung gibt. schliesslich stehst du unter umständen mehrere jahrzehnte im berufsleben.

sei mal ehrlich zu dir selber: du hilfst so viel zu hause im haushalt nicht nur, weil du es gerne tust und deine eltern zufriedenstellen willst. du tust es doch auch, um dein schlechtes gewissen zu beruhigen. dass du da nicht immer lob dafür erhältst, darfst du nicht überbewerten.

nimm ruhig ein buch zur hand und lese. durch lesen erweiterst du deinen horizont, vergrösserst du dein wissen. wissen ist macht. geld, hab und gut kann man dir stehlen, wissen nicht.

du kennst deine freunde. wisst ihr denn, was ihr gegenseitig voneinander und von der freundschaft erwartet? es ist dein legitimes recht, mal einen abend zu hause zu bleiben, allein zu sein. auch das macht eine gute freundschaft aus: dass man dem andern seine freiräume lässt, ihm die freundschaft nicht sozusagen "aufdrängt".
dein selbstbewusstsein ist auf dem nullpunkt. daran musst du zuerst arbeiten (neben den körperlichen beschwerden mit deinem magen natürlich!). hör auf mit dem selbstmitleid! du bist etwas wert. du bist eine eigene persönlichkeit, mit stärken und schwächen wie alle andern menschen auch. du bist einmalig auf dieser welt. steh vor den spiegel und schau dich an und sage dann: ich mag dich, so wie du bist.
was dir auch noch helfen kann: wenn du mal deinen ganzen frust aus dem leib schreien möchtest, tu es! geh hinaus in die natur, mitten auf ein grosses feld und schreie, schreie, schreie. du wirst sehen, bald geht es dir besser.

ich wünsche dir alles gute und drück dich
lg
peter
Auch mit in den Weg gelegten Steinen kann man ein gutes Bauwerk errichten

#5
hallo lacrima,

schön, zu hören, dass es dir wieder etwas besser geht :) !
ich wohne nicht mehr zuhause. vor ca. 1 1/2 jahren bin ich ausgezogen. seitdem geht es mir auf der einen seite sehr viel besser, weil ich meinen geschwistern nicht mehr ausgesetzt bin und nicht mehr die verantwortung für alles habe. andererseits hat sich gezeigt, dass mehr nötig ist, um gesund zu werden, als nur örtliche distanz zu früher. ich habe es trotzdem keine sekunde bereut. ich bin nun 21 und beginne langsam mein leben wieder in den griff zu bekommen. wie alt bist du denn, wenn ich dich das fragen darf? hast du schon mal daran gedacht auszuziehen?

lieben gruß

lupus