Re: Urlaub (trotz Bulimie) ?

#16
ja, das kenne ich sehr gut. ich wusste auch in meiner akutesten phase, warum ich in die bulimie gerutscht bin, aber ich hatte eben keine kraft, anders zu handeln, konnte mir nicht vorstellen, die probleme anders zu kompensieren.

aber zu glauben, dass die bulimie einem wirklich hilft, ist natürlich paradox. es ist ja nicht so, dass man durch sie kraft sammelt, im gegenteil. sie betäubt einen allenfalls und macht dadurch alles noch schlimmer, scheinbar auswegsloser.

"Wir können nicht von heute auf morgen sie aufgeben." das denkt man nicht, aber irgendwann wird es der erste schritt sein ;)
ich hab jahrelang nur davon geträumt, das endlich zu können und konnte es mir gleichzeitig überhaupt nicht vorstellen, je wieder halbwegs normal zu essen. aber ich habs mir immer gewünscht, während der ganzen verzweifelten zeit, und irgendwann kommt der punkt, an dem man wieder 1 oder 2 tage ohne durchgehalten hat und sich bewusst wird: ich muss es mir jetzt selbst wert sein, das weiter zu versuchen.

ganz wichtig ist, dass man in dieser anfangsphase wirklich isst, um nicht in unterzucker zu geraten. darauf folgt ja fast immer ein fa, sei der wille noch so stark. der körper verlangt einfach sein recht. und je länger man wieder gut zu sich selbst ist, desto natürlicher kommt es einem vor.

bestimmt hast du auch irgendeinen ansatzpunkt, an dem du essen akzeptieren kannst und den du ausbauen kannst... sei es, dass du ein paar tage ohne bu. lebst und spürst, dass es dir dabei besser geht, oder irgendein lebensmittel, dass du ohne schlechtes gewissen essen kannst...
Zuletzt geändert von aisle am Di Jun 11, 2013 16:10, insgesamt 2-mal geändert.
"Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Taten. Achte auf deine Taten, denn sie werden Gewohnheiten. Deine Gewohnheiten werden dein Charakter, dein Charakter wird dein Schicksal."

Re: Urlaub (trotz Bulimie) ?

#17
Aber wie hast du das nur geschafft?
Ich habe es auch schon geschafft ein oder zwei Tage ohne auszukommen, aber dann kommt der Rückfall manchmal umso härter.
Wie hast du es nur geschafft? Und warum schaffe ich es einfach nicht...?
im Leben gibts Höhen und Tiefen.
Wie du dein Leben letzten Endes meisterst, ist allein Deine Wahl!

Re: Urlaub (trotz Bulimie) ?

#18
ich war wie gesagt auch ganz tief drin. allabendliche fa's, während ich tagsüber schön die fassade aufrecht erhalten und mir den ein oder anderen spruch angehört habe, dass ich ja "nie" essen würde.

der auslöser fürs sukzessive aufhören war, dass ich innerhalb eines monats öfter ganz schlimme fa's hatte, die ich einfach nicht mehr auf die übliche weise loswerden konnte. ich hab natürlich panik gekriegt, à la: "was wenn ich es ganz verlerne?? ich kann doch gar nicht mehr anders als zu fressen und zu kotzen!!"

aber an diesem einen tiefpunkt (und ich hatte vorher schon viele), wurde mir dann klar: so. ichb muss jetzt was ändern. es muss eine alternative geben.

und die konnte eben nicht lauten, zu hungern, weil das den teufelskreis ja wieder aufgenommen hätte. ich hab also mit "gesunder" kost angefangen. viel gemüse und rohkost zu anfang, und gemüsesuppen gingen auch gut.

du musst einfach anfangen und dich trauen, wieder zu essen! ich habe mit einer aus heutiger sicht sehr geringen kcal-anzahl am tag angefangen, aber die angst, zuzunehmen, war einfah zu groß. ich habe sie aber intuitiv nach und nach gesteigert. ja, ich zähle nach wie vor grob kcal, was viele missbilligen werden, aber für mich bedeutet das 1000000-mal mehr lebensqualität. ich bin beim normalen tagesbedarf angelangt, ich kann mich immer satt essen ohne angst zu haben, und ich denke auch, dass mein verhältnis zum essen und zu mir selbst sich noch weiter entspannen kann, sodass ich irgendwann auch aufs zählen verzichte.

anfangs ging es bei mir nicht anders, weil ich kein normales sättigungs-/hungergefühl mehr hatte bzw. angst vor meinen eigenen bedürfnissen hatte. auch das hat sich jetzt nach 1 jahr normalisiert.

anfangs hatte ich durch das ungewohnte essen verdauungsprobleme und hab mich nach dem essen oft total aufgebläht gefühlt. das hat ca 6 monate angehalten, dann war es schlagartig besser. heute vertrage ich sogar getreide gut - war früher undenkbar.

das mit den rückfällen kenn ich, ich hatte auch welche in diesem jahr. wichtig ist, dass du erstmal einen ansatzpunkt findest. wenn du das nächste mal 2 tage schaffst, vllt. weil du gerade eine relativ entspannte zeit hast, überleg mal, warum es geklappt hat, was anders war. und plane dir gesunde, leckere mahlzeiten ein, die dich aber auch satt machen. und gönn dir viel ruhe oder ablenkung, je nachdem, was dein gefühl dir sagt.

jeder muss für sich rausfinden, welches essen und wie oft am tag etc. ihm gut tut... ich bin sicher, du schaffst das! hätte auch nie gedacht, dass es mir nur ansatzweise gelingt, aber irgendwann bist du so weit!

und die angst vorm zunehmen kann ich dir komplett nehmen. dein stoffwechsel wird sich vielmehr normalisieren und endlich wieder anfangen, vernünftig zu verbrennen. mag sein, dass du am anfang etwas zunimmst, aber das war es mir definitiv wert,wieder essen zu können ohne danach stundenlang über der schüssel zu hängen. und jetzt bin ich mit meiner figur zufriedener als in der akuten bulimiezeit, habe auch wieder kraft und lust, mich zu bewegen etc.
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Re: Urlaub (trotz Bulimie) ?

#19
Wow,

das hört sich so wunderbar an. Zwar nach einer richtig schweren Zeit... aber dein jetziger Zustand hört sich einfach herrlich an. Wenn ich darüber nachdenke, ob ich jemals so weit komme, dann bekomme ich starke Selbstzweifel. Und der Gedanke daran, gesund zu sein, ist fast zu schön um jemals wahr zu sein.

Ich dachte mir das auch schon öfter, und meine Therapeutin sagte es mir auch: Stelle dir vor, zu kannst nach einem FA nicht erbrechen! Die FA´s werden dich irgendwann anekeln und du wirst höchst wahrscheinlich damit aufhören WOLLEN und es auch schaffen! Die FA´s werden deiner Ansicht nach irsinnig und du wirst sie verabscheuen und nicht mehr brauchen.

Ich glaubte ihr das zu Anfang nicht, aber wenn man darüber nachdenkt ist das ja eigentlich logisch, was sie sagt. Und jetzt hab ich es bei dir ja auch gelesen.

Ich weiß nicht, was mein Problem ist. Ich glaube gar nicht, dass es am "zu wenig essen" liegt. Es gibt Tage, da halte ich es wenigstens bis zum Nachmittag durch: Morgens wirklich reichlich Frühstück, dann zwischendurch ein kleiner Schokoriegel (ohne schlechtes Gewissen) und Mittags wirklich eine Portion, wie sie andere auch essen.
Aber irgendwann kann ich nicht mehr! Dann lauf ich einfahc in die Küche und fange an zu fressen und hab mich nicht mehr unter Kontrolle. Ich darf hier ja keine Zahlenangaben machen, aber es ist auf jeden fall nicht nur ein FA Abends, sondern den ganzen langen Nachmittag und den Abend durch. Mein Gesicht sieht einfach nur noch hässlich aufgequollen aus!

Ich denke ja logisch: hätte ich die Bulimie nicht, hätte ich wieder ein hübsches und schmales Gesicht, hätte keine Wassereinlagerungen mehr an den Beinen und im Gesicht, ein *kg mehr wären nicht schlimm, obwohl ich eigentlich denke ich werde eher abnehmen. Ich weiß ja, dass ich durch die FA´s niemals abnehmen kann. Ich wäre wieder bei Kräften, besser gelaunt und könnte mich mit Freunden treffen. Alles in allem: es wäre einfach ein schönes Leben und nicht so ein erbärmliches, fast nicht lebenswürdiges, Leben das ich jetzt gerade führe!

Was kann ich nur tun? Was ist nur los mit mir? ich bin doch nicht dumm, ich weiß doch was sache ist. Warum kann ich nicht aufhören zu fressen wie eine Verrückte?
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Re: Urlaub (trotz Bulimie) ?

#20
ja, im moment habe ich eine gute phase, aber ich bin immer noch essgestört. aber wie schon geschrieben, kann man ja daran arbeiten, dass zu akzeptieren; nur dann kann man es irgendwann auch loslassen.

ich habe mich auch lange so gefühlt wie du, hab GAR keinen lösungsansatz gesehen. ich finds gut, dass du offenbar in einer gesprächstherapie bist, dann muss man nicht alles für sich alleine reflektieren.

dass du schon ansatzweise "normal" isst, finde ich auch ganz toll. v.a. frühstück ist auch meine wichtigste und eine ausgiebige mahlzeit. es ist einfach wichtig, dass man satt ist, um in ruhe seinen tag begehen zu können. bei mir ist das halt ein arbeitstag im büro, mal mehr, mal weniger stressig.

überleg mal, was deine auslöser sind... bist du allein, wenn das bedürfnis dich überkommt? oder hättest du eigtl. was zu tun, vor dem du dich drückst? oder, oder, oder... bei mir war es meistens stress, der sich dann nach der arbeit entladen hat. mtlw. komme ich sogar mit den früher viel gefürchteten teamfrühstücks klar, also essen in gesellschaft.

du musst dir einfach vergegenwärtigen, dass es ok ist, auch zum stressabbau zu essen, solange man das essen genießen kann. übrigens setzt das sättigungsgefühl auch bei den meisten "normalen" menschen rein physiologisch bedingt erst nach 15min ein. manchmal habe ich auch das gefühl, doch noch mehr essen zu wollen, dann überbrücke ich das mit gemüsebrühe, aufgelösten flohsamenschalen (die regulieren auch noch die verdauung), salatgurke etc. ...

und das klingt jetzt vllt.zu einfach, aber wenn du das nächste mal zuhause bist und das bedürfnis kommt auf, dich vollzustopfen, mach dir doch einfach einen großen topf gemüsesuppe... davon nimmst du nicht zu, du nimmst viel wasser zu dir, was gerade für bulimikerinnen sehr wichtig ist, und du kannst lernen, das sättigkeits- oder evtl. völlegefühl hinterher zu ertragen.

regelmäßige essenszeiten sind auch sehr gut. der körper gewöhnt sich auch schnell daran. ich habe seit ich wieder esse glaube ich kein einziges mal mehr hunger gehabt... und das fühlt sich wirklich gut an. weil ich auch gelernt habe, das ein bisschen rational zu steuern. wenn ich weiß, dass ich genug gegessen habe, sage ich mir: jetzt ist es ok, jetzt kannst du auch an was anderes denken. und später / morgen gibt es wieder was zu essen. klingt simpel, aber es hilft mir...

vllt. kennst du auch die HALT-methode... jedes mal, wenn das bedürfnis nach essen aufkommt und du angst hast, dass es in fressen ausarten könnte, kannst du dich fragen:
bin ich gerade wirklich hungrig, weil ich länger nichts gegessen habe (hungry)?
oder wegen irgendetwas sauer/aufgebracht (angry)?
oder fühle ich mich im grunde einsam (lonely)?
oder bin ich müde und sollte meinem körper eigentlich ruhe gönnen (tired)?

weitere tipps gibt es hier: www.lebenshungrig.de
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Re: Urlaub (trotz Bulimie) ?

#21
vielen lieben Dank für deine Antwort,
sie ist wirklich sehr viel Wert und hilft mir viel. Vor allem, da ich merke, dass du genauso denkst wie ich. Diese Seite z. B. "lebenshungrig" habe ich schon so oft besucht, da ich fantastisch finde wie diese Frau denkt, was sie schreibt, und vor allem: Sie gibt mir Hoffnung, da sie die Bulimie besiegt hat :-)

Es ist wirklich so, dass ich meistens dann esse wenn ich mich alleine fühle aber auch, wenn ich eigentlich was vor hätte: Arzttermine! Und die finde ich immer schrecklich!
Aber meistens fange ich an zu essen wenn ich mich so schrecklich alleine und verlassen fühle, und dann kommt noch hinzu, dass ich mich ja wie einen Freak fühle mit dieser Essstörung! Und zur Zeit denke ich immer öfter: Oh gott! ich will doch einfach normal sein! In Urlaub fahren mit Freunden, wieder Wandern gehen, usw. ! Und dann habe ich Angst, dass ich das niemals mehr kann....

Aber dann denke ich mir wieder: ich schaffe es! ich habe schon so viele Vortschritte gemacht (alleine vom denken her) Und das mit Essen! Ich kann Schokolade essen und Eis und sonstige sachen, ohne dass ich ein schlechtes Gewissen habe. Ich muss nur endlich diese Essattacken in den Griff bekommen!

Heute ist mir extrem aufgefallen, dass ich vor allem dann erbreche, wenn ich mich körperlich unwohl fühle:
Nach dem Mittagessen (eine Portion Nudeln mit Sahnesoße) war mir unglaublich schlecht, das war nicht nur Einbildung sondern ich fing gleich an zu zittern und bekam fast Schweißausbrüche. Ich wollte es aushalten, aber es ging nicht, mein Darm spielt ja auch seit Wochen komplett verrückt (schuld dran ist die Endometrioseherde am Darm). Und dann übergab ich mich :-(

Dann war ich bei meiner Therapeutin und als ich zuhause war war mir so schwummrig und übel, da dachte ich mir: essen! Aber dann kam die Essattacke usw... :-(


Heute bei meiner Therapeutin haben wir einen Essplan aufgestellt, ich versuche wirklich ihn einzuhalten. Wir haben heute nur das Frühstück und den vormittag aufgeschrieben. Sie sagte, ich solle nur diese Zwei Malzeiten versuchen einzuhalten und es sei absolut in Ordnung, den rest des Tages Essattacken zu haben. Nicht falsch verstehen, das soll kein "Freifahrtschein zur Essattacke" sein. Nein, sie will mich nur nicht so unter Druck setzen und sie will nicht, dass ich dann das GEfühl habe ich würde nichts durchhalten, wenn ich den Plan nicht einhalten kann.

Morgens:
2 Scheiben Brot, mindestens eine mit Butter! Brotaufstriche: Nutella oder Marmelade, Käse oder Schinken.
oder: eine Schale Müsli

Vormittags:
Banane
Pickup
oder: Jogurth


Ich habe mit dem Pickup keinerlei Problem :-D ich finds sogar super, dass ich das essen darf! Und auch mit dem Nutella hab ich kein Problem, mit dem Butter hab ich mich auch langsam angefreundet.


Ich hoffe so sehr, dass ich es irgendwann hinkriege. Und ich bewundere dich so sehr! Hast du es dann von heute auf morgen geschafft das mit den Attacken sein zu lassen? Hattest du dann nicht so etwas wie "Entzugserscheinungen"? Also den Drang nach essen, essen, essen?
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Re: Urlaub (trotz Bulimie) ?

#22
"Und ich bewundere dich so sehr!"

hilfe, bloß nicht :) ich hab auch bevor ich die kurve gekriegt hab, die heftigsten sachen abgezogen, hab mich total kaputt gemacht und sozial vollkommen isoliert. am 100. tag, der dann letztes jahr fa- und kotzfrei gewesen wäre, hab ich mich der bulimie wieder hingegeben, weil ich bei der arbeit ein buffet ausrichten musste.

"Hast du es dann von heute auf morgen geschafft das mit den Attacken sein zu lassen? Hattest du dann nicht so etwas wie "Entzugserscheinungen"? Also den Drang nach essen, essen, essen?"

diesen drang kenne ich sehr, sehr gut, er hat mich hundertemale wie ferngesteuert mehrmals am abend in den supermarkt rennen und das in dem moment unvermeidbare tun lassen. aber das war in der heftigsten bulimiezeit, in der ich tagsüber nie gegessen habe und folglich total im unterzucker war. seit ich wieder so esse, dass es sich für mich normal und stimmig anfühlt, habe ich das geändert und ja, es ging wirklich von heute auf morgen und ich hab mich auch von heute auf morgen besser gefühlt!

vllt. treten die attacken bei dir immer noch auf, weil dein körper einfach noch mangelerscheinungen hat. ich finds gut, dass du dich bemühst, nach plan zu essen, und in absprache mit deiner therapeutin kämst du bestimmt auch auf einen vernünftigen tagesbedarf, wenn du in einhalten kannst. aber mal ehrlich, für jemanden, der wie wir "bulimische" mengen leider gewohnt ist, sind die portionen, die du angegeben hast, recht klein... ist mein empfinden!

leider spielen bei dir momentan ja noch gesundheitliche dinge eine rolle, sodass ich dass nicht 1:1 von mir übertragen kann. aber ich esse zB morgens deutlich mehr. insgesamt esse ich über den arbeitstag verteilt die hälfte bis 3/4 meines tagesbedarfs, weil das einfach die zeit vom tag ist, in der ich am stressanfälligsten bin, und die energie dann als "puffer" brauche.

wenn ich deswegen mal ein schlechtes gefühl habe, laufe ich nach hause, statt die ubahn zu nehmen, oder sage mir eben, ok, dann isst du morgen etwas weniger, aber jetzt gerade brauchst du die nahrung und darfst sie dir auch gönnen.

zuhause nach der arbeit koche ich dann meistens noch was eher kcal-armes, aber sättigendes, also gemüse etc. und fast täglich esse ich zum abschluss ne portion grießbrei, den mag ich total, und das hat sich so als ritual eingebürgert. du kannst alternativ auch eine tasse tee trinken, oder ein wassereis essen und und und... es hilft sehr, wenn man sich selbst so ein signal setzt und weiß, ok, jetzt habe ich genug gegessen und es war lecker. wenn man das ein paar mal geschafft hat, dann aufzuhören, merkt man, dass die sättigung verlässlich einsetzt und hat keine angst mehr, dass jede mahlzeit in einen fa ausartet.

deshalb würde ich es vllt. auch mal mit weniger, dafür umfangreicheren mahlzeiten am tag probieren. dann hast du zwischendurch länger ruhe. allerdings brauchst du hierfür wohl doch die absprache mit einem arzt, wegen der beschriebenen beschwerden... ich musste mich anfangs auch zwingen, das gefühl eines gefüllten magens zu akzeptieren (mtlw. macht es mir, auch optisch, nichts mehr aus).

es gibt ganz sicher den weg, der für dich stimmig ist, nur dauert es leider etwas, den zu finden, und hauptsächlich muss man ihn allein finden. aber du hast ja therapeutische unterstützung, die dir bestimmt beim thema "alleinsein als fa-auslöser" gut helfen kann, neue strukturen zu finden, dich abzulenken und so zu beschäftigen, dass es diese drängende leere füllt. jetzt würde ich mir noch für dich wünschen, dass du auch in (d)einen arzt vertrauen fasst. du bist ihm ja keine erklärung o.Ä. schuldig - sondern umgekehrt ;)
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Re: Urlaub (trotz Bulimie) ?

#23
ich kann gerade gar nicht klar denken. Und normalerweise würde ich jetzt ausführlich auf deine Nachricht antworten, aber im Moment brauch ich einfach nur Trost.

ich weiß nicht mehr weiter, ich komme mit der Situation zuhause nicht mehr klar. Und mitlerweile weine ich wegen jeder Kleinigkeit (obwohl die Probleme daheim keine Kleinigkeiten sind). Alles wirft mich völlig aus der Bahn und jetzt im Moment fange ich wieder zu essen, essen, essen an.

Ich halte es daheim nicht aus, ich kann das einfach nicht. ich fühle mich so als versager und diese krankheit bestätigt mich nur darin, und meine eltern auch.
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Re: Urlaub (trotz Bulimie) ?

#24
ach scheiße, ich kenne das. mit 20 war ich vermutlich an exakt dem gleichen punkt, auch was die probleme im elternhaus angeht. dazu kamen noch andere probleme, die mich so überfordert haben, dass ich nichts anderes konnte, als mich zurückzuziehen und in der bu. zu versumpfen.

ich kann nichts anderes sagen als: versuche, den schaden jetzt für dich so gering wie möglich zu halten. und die fa's und das kotzen schaden dir... also versuch, die menge möglichst gering zu halten und drin zu lassen. lenk dich irgendwie ab, geh spazieren, zelebriere das heulen meinetwegen. oft sind es ja die ganzen verdrängten oder als zu krass empfundenen gefühle, die ihr ventil in der bu. suchen. aber wenn man es schafft, sich wieder zu spüren, auch die negativen gefühle, und diesen schmerz auszuhalten, wird man echt jedesmal etwas widerstandsfähiger gegen die attacken.

ich hab tonnenweise gefressen und ausgekotzt und musste mich letzlich doch auf andere art und weise mit meinen problemen auseinandersetzen... das schaffst du auch. nimm dir die zeit, die du brauchst, auch wenn es gerade eine schwere ist.
Zuletzt geändert von aisle am Mi Jun 12, 2013 19:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Urlaub (trotz Bulimie) ?

#25
Zu spät.... Das Problem gerade war aber anders als sonst... ich hatte zwar Lust zu essen: Nutella, am besten das ganze Glas und so weiter, das kannst du dir ja vorstellen.
Aber ich habe es nicht! Aber mir so übel von vorher, da ich da so viel gegessen hatte und ja eh wusste, dass ich mich heute noch übergebe. Also hab ich´s gleich gemacht, zwar ohne essattacken in dem sinn, aber dennoch davor schon so viel gegessen, dass ich vor übelkeit nur noch vor dem laptop lag.

Ja, du hast recht, die bu. schadet mir, sehr sogar. Also warum tu ich das? Wenn mir doch diese Probleme Zuhause schon so schaden, weshalb schade ich mir selbst dann noch mehr?
Und vor allem gebe ich meinem Vater dann immer recht, wenn er mich anbrüllt oder ihm die hand ausrutscht. Denn ich bin ja krank, ich bin schwach und kann dem Essen nicht widerstehen! ich bin krank und im kopf und einfach nur irre und ich mache die ganze Familie kaputt.

tief drin weiß ich das dem nicht so ist, aber andererseits gebe ich mir solche schuldgefühle dass diese kaum auszuhalten sind. Weißt du was ich meine?

Und das mit dem Weinen... es geht mir so schlecht wenn ich weine, deshalb versuche oft das zu unterdrücken. Obwohl ich gesagt bekommen habe, dass GENAU DAS der erste Schritt ist: die Gefühle, die Ängste, die Schmerzen, die die Tränen mit sich bringen zuzulassen. Gefühle immer zulassen, und wenn man mal eine halbe Stunde weinen muss dann soll man das auch. Denn ich kann die Bulimie erst loslassen, wenn ich meine Gefühle spüre und sie wahrnehme bzw. wahrnehme, was sie mir sagen wollen.

Aber irgendwie ist das so schmerzhaft. Manchmal ist das Gefühl so schlimm, dass ich lieber sterben würde als solche Schuldgefühle und Ängste zu spüren.
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Re: Urlaub (trotz Bulimie) ?

#26
"Aber irgendwie ist das so schmerzhaft. Manchmal ist das Gefühl so schlimm, dass ich lieber sterben würde als solche Schuldgefühle und Ängste zu spüren."

tja, was soll ich sagen. mit die heftigsten auslöser für meine bulimie waren unmäßiger liebeskummer und existenzielle verlustängste. und ja, es braucht zeit, sich zu trauen, mit diesen gefühlen ohne betäubung zurechtzukommen und verarbeiten zu können.

aber: du bist gerade mitten in so einer schlimmen phase, und trotzdem bist du schon viel, viel weiter als ich es bspw. damals war. ich hätte nie die kraft gehabt, nebenher darüber zu schreiben oder regelmäßig zur therapie zu gehen. insofern bin ich ganz sicher, dass ein teil von dir, auch wenn du davon gerade nichts spürst, sich schon auf die heilung vorbereitet.

zu deinen konkreten problemen wünsche ich dir, dass du aus deinem elternhaus schnellstmöglich rauskommst, auch wenn der umzug ins eigenverantwortliche leben in so einer situation eine herausforderung ist. verbale gewalt ist schon schlimm genug, aber wirklich NIEMAND darf dich schlagen. falls du finanziell nicht die möglichkeiten hast, sprich doch mal mit deiner therapeutin über alternativen, vllt. betreutes wohnen etc.

ich war übrigens auch immer das "schwarze schaf" in der familie. mein vater hält meine ansichten noch heute für schwachsinnig. aber, oh wunder: seitdem ich ausgezogen bin, ist meine kleine schwester zur "unruhestifterin" geworden, u.a. auch im sinne einer essstörung und isolation. mein vater lebt weiterhin seinen scheinbar okayen trott ohne jegliche echte gefühlsäußerung und leugnet sein riesenpaket an unverarbeiteten traumata.

der clou ist: kinder sind immer die sympthomträger innerhalb eines familiensystems. d.h. in dir äußern sich auch viele probleme deiner eltern, die du von kindheit an unbewusst seelisch gespeichert hast und ihnen jetzt -ebenso unbewusst- vor augen führen willst.

insofern hab bitte keine schuldgefühle. du machst niemanden kaputt, sondern in dir äußert sich gerade, was u.a. bei euch kaputt ist.
Zuletzt geändert von aisle am Mi Jun 12, 2013 19:39, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Urlaub (trotz Bulimie) ?

#27
Oh Gott, Liebeskummer! Manch einer würde jetzt sagen. meine güte stell dich nicht so an!
Aber ich kann mir vorstellen wie du dich gefühlt hast. Das Gefühl, nicht (mehr) geliebt zu werden oder es nicht erwiedert zu bekommen... ist wirklich schrecklich. Und das gleiche ist ja in meiner Familie auch. Da kann ich es zwar nicht als Liebeskummer beschreiben ;-) Aber du weißt sicherlich was ich meine.

Mit meiner Therapeutin hab ich schon darüber gesprochen, das ich ja ausziehen könnte. Aber ich weiß nicht ob das so gut ist, ob ich das wirklich schaffen kann mit der Bulimie, ich traue mir so wenig zu. Aber andererseits wird es ja zuhause nicht besser, auf keinen fall.

Diese Schuldgefühle sind einfach nur schrecklich, und oft denke ich mir: jetzt mache dir keine Schuldgefühle! Du bist krank, du kannst nichts dafür, aber du kannst gesund werden! Deine Familie hat Probleme, aber DU bist NICHT Schuld, und auch nicht dein krankheit (für die du ja aber auch gar nichts kannst).
Aber das dauert nur so lange an, bis mein Dad das nächste mal so ausflippt... und dann denke ich mir halt: ich habe bulimie, ich bin schuld, er hat recht, ich bin an allen fehlern schuld. wieso mache ich das nur? warum bin ich so ein schlimmes kind? warum bin ich nicht normal? usw. und so fort...

ich denke mir auch oft, dass ich schon auf dem weg der heilung bin. Ja und das stimmt ja auch, ich mache ja auch gewisse vortschritte. aber ich glaube ich bin einfach zu streng zu mir zeit, ich brauche einfach mehr geduld. Aber ich habe meine ganze Jugend an die Krankheit verschenkt, ich will endlich leben! Ich hasse diesen mist, ich habe keine Lust mehr darauf, ich will doch nur Leben! so wie andere! Spaß haben, Liebe und Glück spüren, in Urlaub fahren, Arbeiten gehen, fit sein wie ein Turnschuh, Abends mit Freunden zusammen lachen, meinem Vater sicher gegenüber stehen, für meine Meinung einstehen! Leben halt.
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Re: Urlaub (trotz Bulimie) ?

#28
"Aber andererseits wird es ja zuhause nicht besser, auf keinen fall."

damit ist ja im grunde schon alles gesagt. du kannst nur gewinnen in der hinsicht. der druck in der familie verstärkt wie gesagt oft das problem. ich habs gemerkt, als ich weihnachten zuhause war. schwupps, wurde ich aus einer stabilen und alles in allem glücklichen phase heraus total aufgewühlt. es gab schlichtweg keine andere möglichkeit für mich, den druck rauszulassen, als in meine alten muster zu verfallen.

ein auszug lässt sich ja eh nicht von jetzt auf gleich stemmen. aber ich würds mir vornehmen. sieh es als projekt, spricht es nochmal in der therapie an. vllt. wäre eine wg das richtigte für dich, hast ja geschildert, dass die fa oft auftreten, wenn du allein bist.
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Re: Urlaub (trotz Bulimie) ?

#29
Wow ich bin fix und fertig!

heute war mir den ganzen Tag so dermaßen schlecht (ich denke schuld daran ist vllt auch, dass ich eben so selten Stuhlgang habe). Als ich zuhause war übergab ich mich und später hatte ich einen Termin beim Frauenarzt. Ich hatte mich darauf gefreut denn ich dachte, er kann mir endlich helfen und das hat alles ein ende mit den schmerzen und der dauernden übelkeit usw.

Aber NEIN, jetzt ich soll ich nochmal die Pille nehmen, und schmerzmittel, sechs monate durch!

ich halte das nicht mehr aus, ich kann einfach nicht mehr. Ich hab schon so angst vor der nächsten periode, denn die schmerzen sind wirklich vernichtend. Ich wünsche mir da jedesmal nur: bitte, bitte bringt mich um ich halte das nicht aus! und ich schreie jedesmal wie eine irre, ich kann das ga rnicht beschreiben, ich wünsche das keinem . Ich nehme dann immer schmerzmittel, ein paar auf einmal, und schlafe dann jedesmal irgendwann ein.
Aber inzwischen hab ich einen Dauerschmerz, der ist zwar nicht so stark aber doch sehr unangenehm. Und diese Übelkeit ist der ES nicht gerade förderlich.

was soll ich nur tun? FA wechseln? das wollte ich, hab da aber erst in zwei Monaten einen Termin bekommen!

ich bin echt am verzweifeln. als ich dann heim kam aß ich drei semmel, das ist eigentlich echt nicht viel, vor allem da ich vor dem termin dann nur ein halbes brot aß. Aber mir war so dermaßen schlecht dass ich mich übergeben musste.

So geht das gerade immer! ich habe eigentlich gar keine essattacken also was die menge angeht. Aber ich kann fast nichts mehr bei mir behalten. Und ich habe einen riesen knüppel an meiner linken leistengegend. Je mehr ich esse, desto größer wird er und er brennt, schmerzt ganz schlimm und ich habe manchmal das gefühl, dass er gleich platzt.
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Re: Urlaub (trotz Bulimie) ?

#30
deine beschwerden sind so akut, dass dir ein klinikaufenthalt sicher helfen würde. dann hättest du auch mal eine auszeit von zuhause,könntest ein stück verantwortung und somit druck abgeben. so geht es doch nicht weiter; du brauchst, um das essen körperlich wieder vertragen zu können, gründliche medizinische diagnostik und betreuung.

lass es doch bitte zu.
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