Seite 1 von 1

Gesprächsthemen, die schwer fallen/verletzen

Verfasst: Do Dez 15, 2011 0:40
von Louve
Kennt ihr das, wenn die Leute um euch reden - nicht in irgendeiner böser Absicht oder so, aber euch die Inhalte extrem verletzen?

Heute haben wir zB. Fallbeispiele bearbeitet. Meine Partnerin und ich hatten einen Fall aus der Psychiatrie...die Frau hatte zwar keine ES und kein SVV, aber von ihrem sonstigen Verhalten, den Depressionen, Kraft,... war sie echt genau wie ich!
Außerdem hat sie Psychologie studiert.
Wie wir uns die Bsp dann gegenseitig vorgestellt haben, haben sich iwi ur viele lustig gemacht...dass das ja so typisch ist dass genau solche Menschen etwas mit Psychologie machen wollen und glauben dass sie das könnten...
Und auch so geredet, dass die Frau keinerlei Chancen hat ihr Studium zu schaffen...sie haben von ihr geredet, als hätte sie echt keinerlei Möglichkeiten im normalen Leben mehr...verdammt der Frau ging es GENAU wir mir von den Stimmungen her und ich muss mich grad extrem anstrengen damit ich noch zum Studium geh. Aber ich tu es. Und ich schaff das Studium irgendwie. Aber wenn dann lauter Kommentare kommen die irgendwie abwertend oder belustigend wirken...
Und dann ging es auch um Medikamenteneinstellung. Weil ich gemeint hab, vllt ist sie auch so kraftlos, weil sie Medikamente bekommt. Daraufhin haben halt alle gemeint, dass wenn sie die Medis gegen die Depressionen bekommt, die ja aufpuschend sind. Ich hab halt vorsichtig erwidert, dass das nicht immer sein muss...dass sie auch müde machend wirken können. Ich wurde dann beinahe "angegriffen" mit Worten, dass ich keine Ahnung hab weil bei Depressionen muss man ja aufputschen und da bekommt man nichts müde machendes....verdammt nochmal ich schluck selber ADs und ich bin der lebende Beweis, dass man davon nicht unbedingt neue Energie gewinnt!!! :evil:
Überhaupt wird das Thema Depression bei uns immer wieder im unterricht angesprochen. Und manchmal tut das richtig weh wenn man hört, wie man solche Menschen behandeln sollte...wenn man einfach das Gefühl vermittelt bekommt, dass es hoffnungslos ist :( Muss man sich denn wirklich GEGEN das Leben entscheiden, wenn man depressiv ist? Muss man wirklich NUR im Bett liegen und darf nichts anderes mehr machen?? Manchmal glaub ich eine Depression gilt nur dann, wenn man echt nicht mehr aus dem Bett kommt :oops:
Einmal gab es auch eine Situation, wo irgendwie ein völliger Schwachsinn über Bulimie gesprochen wurde...(kann mich leider nicht mehr genau erinnern)

Was würdet ihr in so Situationen machen?? Ich kann ja nicht aufspringen und schreien, dass sie Blödsinn reden. Dass sie keine AHnung haben wie sowas ist...auch wenn es mich verdammt reizen würde :roll: :oops:

Lg Louve

Re: Gesprächsthemen, die schwer fallen/verletzen

Verfasst: Do Dez 15, 2011 9:29
von Napoleona
Hey Louve...

ja ich kann es nachvollziehen, dass es dir damit nicht gut geht und dass das verletzt...

habe ich das richtig verstanden, dass du psychologie studierst?
um ehrlich zu sein, denke ich, dass du dir in dem Fall wirklich ein dickes Fell zulegen musst, weil du dann natürlich DIREKT drin bist in der Materie und du tagtäglich damit konfrontiert wirst..

du wirst die meisten Meinungen nicht umstimmen können... die meisten beharren auf ihrer Meinung und werden da auch nicht von zurücktreten, solange ihnen das "nur" in der Theorie begegnet...

Du steckst in dem Sinne irgendwie in der Höhle des Löwen.... :roll: wenn du dir alles dann so zu Herzen nimmst, dann gehst du da glaub ich kaputt dran...

Re: Gesprächsthemen, die schwer fallen/verletzen

Verfasst: Do Dez 15, 2011 10:41
von Louve
Hey!

Ich find das immer nur so überraschend...weil einerseits reden sie davon, dass man psychische Krankheiten ernst nehmen muss, dass man Therapien nicht so verheimlichen sollte,...und andererseits machen sie sich dann wieder lustig über Therapien... :roll: Sicher nicht irgendwie bös gemeint weil meine Klasse eigentlich voll super ist aber dennoch...

Aber nein - studier nicht Psychologie. Möchte aber später vllt eine Psychotherapeutische Ausbildung anhängen, wenn es mir dann besser geht ( :arrow: PN)

Lg

Re: Gesprächsthemen, die schwer fallen/verletzen

Verfasst: Do Dez 15, 2011 20:57
von lientje
Kenn ich nur zu gut und kann es dir auch echt nachfühlen.
Ging mir mal so ähnlich. Wir hatten das Thema Essstörungen und naja hab das dann mit nem Kumpel, der dem Thema eigtl relativ neutral gegenüberstan (fand ich ja schon mal gut) ausgearbeitet. Ich habe dann zusätzlich noch (aber eben nur aufgezählt was es noch für Typen bzw. Formen der verschiedenen ES gibt) Binge Eating mit benannt. Es war einfach unglaublich was meine Leherin dann vom Stappel gelassen hat: 'Binge Eating das gibt es doch gar nicht' :shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :shock: :arrow: :evil: :evil: :evil: :evil: :evil: :evil: :evil: :arrow: :arrow: :x :x
Ich war echt ... ja ... geschockt?! Ich habe ihr dann gesagt das es das doch gebe und ob ich ihr das erklären soll und sie meinte dann nur das ich keine Ahnung hätte und bestimmt was verwechsel (das aber in einem echt bösen Ton und das vor der ganzen Klasse). Ich werde in solchen Situationen immer nen bissel wütend und naja das kam dann von mir: 'anstatt mich hier so runterzuputzen würde ich mich an ihrer Stelle informieren was sich so in den letzten 30 Jahren getan hat ... ' und habe mich damit hingesetzt .... 8) da war sie erstmal sprachlos :D.

Nee, aber es ist manchmal schon unter aller Kanone was machen Leute so reden ... Gehirn anschalten hilft ab un zu ... . Und Empathie wäre manchmal auch nicht verkehrt am Platz ... .

Re: Gesprächsthemen, die schwer fallen/verletzen

Verfasst: Mo Mär 19, 2012 20:24
von Louve
Heute haben sie auf der Uni über die Schwester von einer geredet, die sich oberflächlich geritzt hat. Iwi haben sie sich total lustig über sie gemacht, weils eh nur oberflächlich war und angeblich keine bedeutung hatte. Aber mich hat das total verletzt dass "viele leichte schnitte sowieso nur lustig sind", so wie sie es ausgedrückt haben. Ich verletz mich auch meistens nur oberflächlich und find das NICHT LUSTIG...

Re: Gesprächsthemen, die schwer fallen/verletzen

Verfasst: Di Mär 20, 2012 13:12
von Sophie11
Hallo Louve,

ich kann verstehen, dass das extrem hart für Dich ist und verletzend. Ich bewundere Dich, dass Du trotzdem in dem Raum bleibst und weiter studierst.
Wie wir uns die Bsp dann gegenseitig vorgestellt haben, haben sich iwi ur viele lustig gemacht...dass das ja so typisch ist dass genau solche Menschen etwas mit Psychologie machen wollen und glauben dass sie das könnten...
Komisch, dass das ausgerechnet von Psychologiestudenten kommt. Die müssten doch am besten wissen, dass Psychologie mehr ist als eine Vorbereitung, später als Psychotherapeut zu arbeiten. Viele Inhalte sind ja eher das, was Otto-Normalmensch unter "Biologie" kategoriesieren würde....
Louve hat geschrieben:Heute haben sie auf der Uni über die Schwester von einer geredet, die sich oberflächlich geritzt hat. Iwi haben sie sich total lustig über sie gemacht, weils eh nur oberflächlich war und angeblich keine bedeutung hatte. Aber mich hat das total verletzt dass "viele leichte schnitte sowieso nur lustig sind", so wie sie es ausgedrückt haben. Ich verletz mich auch meistens nur oberflächlich und find das NICHT LUSTIG...
Ich würde mal vermuten, das ist nicht unbedingt, dass Deine Kommilitoninnen sich lustig machen, weil sie gemein sind oder oberflächlich. Ich denke, dass sie mit Themen wie Depressionen und SVV einfach nicht so gut umgehen können. Sie wollen sich möglichst weit davon distanzieren und sso schützen. Also stellen sie diese Krankheiten als absurd dar, als "weit von mir weg" und ziehen sie ins Lächerliche, damit die Thematik die Bedrohlichkeit verliert.... Das das herunterziehende Verhalten an sich zwar nicht netter, aber irgendwie verständlicher.... Wie reagieren denn die Dozenten der Veranstaltungen auf solche Aussagen der Studenten?

Wie geht es Dir eigentlich mit Depressionen und SVV? Wie ist die Beziehung zu Deinen Eltern?

LG, Kopf hoch!!

Sophie

Re: Gesprächsthemen, die schwer fallen/verletzen

Verfasst: Di Mär 20, 2012 14:37
von Louve
Hi :)

Bei dem ersten Thema (das mit dem Fallbsp) ist es mir eh verdammt schwer gefallen nicht aufzuspringen und irgendwas zu sagen... da war die Vortragende auch voll einer Meinung mit den Studenten.
Das mit der Schwester hat in der Pause stattgefunden und ich hab auch kurz überlegt ob ich gehen soll aber dann beschlossen dass das komisch kommt und dass ich lernen muss mit solchen Themen umzugehen.

Zu ihrer Verteidigung muss man sagen, dass wir keine Psychologiestudenten sind - wir haben nur einiges psychologisches bei unserem Studium dabei.

Deine Überlegungen, warum sie so über die Schwester geredet haben könnten aber stimmen...ich glaub dass es tatsächlich vielen schwer fällt solche themen an sich ran zu lassen. Und zu akzeptieren dass die kleine Schwester vllt doch probleme hat ist sicher schwierig.
Sophie11 hat geschrieben:Wie geht es Dir eigentlich mit Depressionen und SVV? Wie ist die Beziehung zu Deinen Eltern?
Mal besser mal schlechter... SVV ist prinzipiell viiiiiieel besser und schwächer geworden. Es kommt schon viel seltener vor und oft in "abgeschwächter" form. Die Depressionen sind auch derzeit besser aber es schwankt prinzipiell sehr. Außerdem geht es mir meistens nur so lange gut, wie es mit dem essen schlecht geht. Kennst du das?
Die Beziehung zu meinen Eltern ist dafür eigentlich echt gut. Sie wissen auch von allem und gestern hab ich es auch endlich geschafft zuzugeben, dass es immer noch nicht perfekt läuft. Und sie stehen voll hinter mir (manchmal auch zu sehr^^). Nur manchmal sind sie mir auch zu viel, aber ich glaub das kennt jeder - vor allem wenn man mit ihnen unter einen dach lebt^^
Aber im großen und ganzen bin ich froh sie zu haben :)
Wie ist das bei dir?

Lg

Re: Gesprächsthemen, die schwer fallen/verletzen

Verfasst: Di Mär 20, 2012 16:18
von CoCoRiCo
Mir hilft es, schwere Themen mit Humor zu begegnen. Letztlich sind das unveränderbare Dinge, meistens ;)

Sonst würde ich glaub durchdrehen :roll:

Zum Glück ist mein Partner auch so drauf und so verliert sich oft das unangenehme Gefühl, wenn über ein belastendes Thema gesprochen wird.

Vllt. wäre das ja eine Möglichkeit für euch :roll:

Weil, wenn man sich immer wieder an irgendetwas "aufhält", weil andere es lustig finden oder wie auch immer, naja, dann kann man seinen Beruf eher erschwert ausführen, könnte ich mir vorstellen :roll:

lg

Re: Gesprächsthemen, die schwer fallen/verletzen

Verfasst: Mi Mär 21, 2012 12:45
von Louve
Stimmt cocorico! Ich werd eh immer besser darin die sachen nicht mehr so an mich ran zu lassen aber mit Humor sollt i es mal versuchen :)

Re: Gesprächsthemen, die schwer fallen/verletzen

Verfasst: Mo Mär 26, 2012 16:43
von schnuetchen
hey, ich bin in einer ähnlichen situation, wir sollen im biologie referate halten und die gruppe der ich zugeteilt wurde hat ausgerechnet das thema magersucht und die folgen.
eine (mehr oder weniger) eingeweihte mitschülerin hat auch direkt gesagt, sie würde es mir nicht übel nehmen wenn ich die gruppe wechseln möchte, andererseits wären es verschenkte punkte, denn wann kann ich schon ein referat über ein thema halten, das mich über so viele jahre beschäftigt?
ich habe auch ein bisschen angst vor der vorstellungs-situation. also dass ich mich persönlich angegriffen oder involviert fühle, dass ich die anonyme aussensicht verlasse und mich unbewusst als betroffen oute. andererseits bilde ich mir das eben vielleicht auch nur ein, weil man ja sowieso immer denkt, alle wüssten längst etwas...

Re: Gesprächsthemen, die schwer fallen/verletzen

Verfasst: Mo Mär 26, 2012 21:07
von Louve
Das is sicher auch nicht einfach...
aber ich denke man macht sich selber viel zu viele gedanken. wahrscheinlich denkt sich niemand etwas, selbst wenn du dich gut auskennst...
Bist du im Moment im UG? Also sieht man dir die ES stark an?

Re: Gesprächsthemen, die schwer fallen/verletzen

Verfasst: Mo Mär 26, 2012 21:25
von schnuetchen
nein, überhaupt nicht. ich werde zwar oft angesprochen dass ich über ein paar tage "sehr dünn" geworden wäre, allerdings pendelt sich das gewicht nach diesen phasen wieder innerhalb kürzester zeit zurück. da ich prinzipiell auch immer irgendwelches essen in der hand habe gelte ich klassenintern sogar eher als die kleine fressraupe bei der sich alle wundern wo ich es denn hinfresse..
die angst ist auch nichtmal, dass es jemand erkennt, sondern vielmehr dass ich zu emotional an die sache herangehe.
es ist, als würdest du von einem mann reden mit dem du seit jahren heimlich eine affäre hast und dennoch musst du so tun, als kanntest du ihn gar nicht. versteht ihr was ich mein?

Re: Gesprächsthemen, die schwer fallen/verletzen

Verfasst: Di Mär 27, 2012 13:16
von Louve
Ja versteh dich :-/
Hatte auch schon paar SItuationen wo es um so Themen ging und ich mich extrem zurückhalten hab müssen.
Hoffe dir gelingt es dich ein wenig abzugrenzen!

Re: Gesprächsthemen, die schwer fallen/verletzen

Verfasst: Fr Mai 25, 2012 20:14
von Schmetterling
Hallo,

ich kenne die Problematik, dass man im Job oder unter Freunden auf unangenehme Themen trifft sehr gut und kriege da auch jedes mal ein sehr unwohles Gefühl, da bei mir die Angst mitschwebt, dass meine Reaktion die Richtige oder Falsche sein könnte, die mich im Enddeffekt verrät!

Ich arbeite als Rettungsassistentin im Rettungsdienst und dort kommt man sehr oft mit Mitbetroffenen in Berührung, aber auch immer häufiger Patienten/innen mit anderen psych Krankheiten. Die Kollegen bewundern immer, mit wie viel Gefühl ich mich um die Patienten kümmere und mein Wissen um die Medikamente sowie Sympthome und möglichen Nebenwirkungen, aber auch, was alles so dran hängt. Klar ist es von Vorteil oft damit in Seite ist man ständig in Gefahr die Sitaution zu reflektieren oder sich zu sehr hineinzuversetzen. Bis jetzt ist mir die Abgrenzung immer ganz gut gelungen, doch es hält einem auch vor Augen, was alles passieren kann!!

In größeren Gruppen, die sich über eine psych Krankheit lustig machen, ist es schwer aufzustehen und zu sagen, was man eigentlich denkt, aber schon allein die Frage "Hast du deine Schwester mal gefragt, warum sie das tut?" oder "Soll ich die helfen damit umzugehen, anscheinend kannst du's nicht!?" würden erstmal für Ruhe und danach für Fragen sorgen, denke ich.

LG Ariane