Mein Leben hat sich in den letzten Wochen total verändert. War ich bis vor kurzem völlig isoliert und alleine, weiß ich im Moment nicht, wie ich alles unter einen Hut bringen soll. Die Uni hat wieder angefangen und ich studier ungefähr das doppelte von dem, was vorgeschrieben wird. Ich habe einen Menschen kennengelernt mit dem ich eigentlich meine ganze Freizeit verbringen will, mit dem ich aber eine ganz komische Beziehung führe. Er ist der erste Mann, der jünger als ich ist ( ein Jahr), er hat schon mal mit meiner Freundin geschlafen und ich hatte eine Affaire mit seinem besten Freund. Zuerst wollten wir es bei einer Freundschaft belassen, weil wir uns einfach zwischenmenschlich super verstehen, aber es ist mehr daraus geworden. Gleichzeitig garantieren wir uns immer, dass es keine Beziehung ist sondern nur eine Freundschaft mit Sex, dabei ist es längst eine Beziehung. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl, jemandem all meine Abgründe und schrecklichen Geheimnisse erzählen zu können, mich s*x**ll* zum ersten Mal austoben zu können und endlich die Dinge auszuprobieren, die mich schon immer gereizt haben.
Im Moment habe ich eine ganz schlimme "scheiß auf alles" Stimmung. Ich drinke viel zu viel und viel zu oft, mache Party ohne Ende und gehe echt an die Grenzen- obwohl ich nebenher sehr gut in meinem Studium bin. Neulich habe ich das schlimmste gemacht, was ein Mensch einem anderen antun kann. Ich kann es hier nicht einmal schreiben, da ich Angst habe die Person könnte auf die Seite stoßen ( wäre nicht unbedingt abwegig) und das Geschriebene lesen. Seitdem trage ich ein schreckliches Geheimnis mit mir rum, was mich furchtbar belastet! Ob ich mit dieser Person reden könnte- unmöglich: Sie würde mich danach bis auf den Tod hassen und ich müsste definitiv aus meiner jetzigen Wohnung ziehen. Es war nicht völlig unbewusst, auch wenn ich sehr betrunken war; in dem Moment wollte ich mich einfach an ihr rächen. Ich habe viel erfahren über sie und was sie Männern gegenüber mir erzählt. Ich konnte es nicht glauben, weil wir ein s enges Verhältnis haben und nie Geheimnisse vor einander hatten, war wie auf den Kof gefallen.
Nun schäme ich mich, weil ich noch schlimmer bin. Weil ich Angst habe, es könnte rauskommen. Weil ich mich selber nicht mehr erkenne.
Das bezieht sich nicht nur auf sie sondern auf alles. Seit ich AD nehme habe ich mich so verändert. Einerseits gefalle ich mir, andererseits habe ich Angst vor mir. Wer bin ich? So wie ich jetzt bin, oder so wie ich war?
Oh Mann, kennt ihr das? Hat jemand von euch auch solche Erfahrungen mit Mitteln gegen Depressionen gemacht. Ich sage mir oft zun Beruhigung, ich habe erst mal das Bedürfnis alles nachzuholen- ist das richtig?

Hallo!

Ich kann dich sehr gut verstehen! Aus mir haben die ADs auch einen ganz anderen Menschen gemacht. Einerseits genieße ich es mal auf der Straße zu gehen, ohne dass ich mir ständig einbilde, jeder glotzt mich an und macht sich über mein unsicheres Verhalten lustig, oder wartet drauf, dass mir was peinliches passiert, um sich dann kaputt zu lachen. Andererseits habe ich Angst davor, was ist, wenn ich die Dinger absetze...Dann falle ich unweigerlich wieder in mein altes Verhaltensmuster zurück. Ich muss ehrlich sagen, diese Mittel sind mir unheimlich. Deshalb dosiere ich sie auch niedriger, als von meiner Ärztin vorgeschrieben, komme aber gut zurecht. Mein Therapeut meinte, diese Dinger können einem aufzeigen, dass es auch anders geht, als immer nur Trübsal blasen, aber ich habe auch das Gefühl, dass sie mich tatsächlich VERÄNDERN. Das bin nicht ICH, diese Person, die mir morgens so fröhlich entgegenlächelt aus dem Spiegel...Aber irgendwie ist es doch ein schönes Gefühl, sich selbst so akzeptieren zu können und der Tag nicht schon gelaufen ist, wenn man mal ein paar Gramm mehr auf der Waage hat, als am Vortag.
Hast du einen Therapeut, den du in dein Geheimnis "einweihen" kannst? Manchmal tut es total gut, sich mal den ganzen Müll von der Seele zu labern.

Liebe Grüße und Kopf hoch!

Andalucia hat geschrieben: Oh Mann, kennt ihr das? Hat jemand von euch auch solche Erfahrungen mit Mitteln gegen Depressionen gemacht. Ich sage mir oft zun Beruhigung, ich habe erst mal das Bedürfnis alles nachzuholen- ist das richtig?

1. Nein. Ich wollte den Schmerz immer spüren und habe gehofft, die Depressionen würden meinen Charakter formen. Dabei haben sie mich zu dem gemacht, was ich heute bin.

2. Was möchtest du denn nachholen? Hat dir jemand gesagt, dass du etwas versäumt hast?

Danke für eure lieben Antworten. Was ich nachholen will: Endlich genießen können, mich endlich frei fühlen können, mir am nächsten Tag nicht einen tierischen Kopf über alles machen, nicht immer total verunsichert durch die Welt rennen, ENTSPANNT sein.
Aber ein Mittelding wäre auch mal ganz schön. Ich habe die letzte Woche mein schlechtes Gewissen mit Alkohol herunter gespühlt nun habe ich einen klaren Kopf und es nagt an mir, dass es schmerzt.
ICh kann damit nicht umgehen. Ich weiß überhaupt nicht mehr wer und was ich bin. Fühle mich fremd und hintergältig und gleichzeitg glücklich, es ist nicht zu berschreiben.
Zum Glück habe ich am Dienstag Therapie.
@leandra Glaubst du wirklich man fällt in seine alten Verhaltensmuster zurück? Kann man nicht in dieser Zeit positive Erfahrungen sammeln und die danach anwenden. WIe lange nimmst du AD schon?
Liebe Grüße

Hallo Andalucia!

Ich weiß nicht, ob man wieder in sein altes Verhaltensmuster zurückfällt, aber ich könnte es mir durchaus vorstellen, da ja die ADs den Serotoninspiegel erhöhen und wenn man die nicht mehr nimmt fällt der Spiegel ja auch wieder ab und er ist ja dafür verantworlich (unter anderem), dass es uns mies geht. Ich habe jedenfalls irgendwie Angst davor sie wieder abzusetzen. Denn es geht mir total gut im Momet. Zwar nicht jeden Tag, aber anderen Leuten, die keine Ads nehmen geht es ja auch nicht immer gleich gut jeden Tag. Ich nehme die Dinger seit etwa 2 Monaten erst. Aber ich bin ein ganz anderer Mensch geworden als vorher. Das ist schon beängstigend...Ih glaube, das frage ich einfac mal meinen Thera in der nächsten Sitzung. Der wird mir das sicher sagen können, ob meine Befürchtungen wahr sind. Ich denke, man kann schon viel lernen in der Zeit in der man diese Dinger einnimmt, aber ob man alles auch OHNE sie wieder anwenden kann, was man gelernt hat glaube ich eigentlich nicht. Aber vielleicht täusche ich mich da auch.
Leider habe ich erst in 9 Tagen die nächste...es kommt mir so verdammt lange vor zwischen den Terminen, weil mich das alles so dermaßen beschäftigt im Moment...Und mir fallen ständig neue Dinge ein über die ich mit ihm reden möchte und wenn es dann soweit ist, hab ich manches schon wieder vergessen