'Rastplätzchen'

#1
'Rastplätzchen' ist für mich jetzt gerade der richtige Name:

Ich habe in meinem Leben ein paar Dinge umgestellt, ich lebe jetzt nicht mehr nur noch für's Arbeiten. (Äh, also ich bin noch an der Uni, studieren, aber ich nenne das 'Arbeit'.)
Ich habe jetzt bislang sowas von schnell stuiert, und das obwohl ich noch nicht einmal weiß, was dann danach mit meinem Studium/ Abschluß anfangen.

Außerdem hatte ich immer die Tendenz es allen besonders gut machen zu wollen. Auch das habe ich nun abgestellt, nachdem ich bemerkt habe, dass das für andere überhaupt keinen Unterschied darstellt.
Ich bin stiller geworden; so könnte man das nennen. Und das will ich auch, das will ich immer (und auch schon immer).

Von mir wird an sich immer erwartet, dass ich tolle Leistung bringe. Und ich dachte mir nun so: Ist mir egal, ich 'bringe', was ich 'bringe'.

Vorschläge und Anregungen für Jobs mit einem Abschluß in Philosophie und Geschichte werden immer gerne angenommen!
LG,
Anna

Re: 'Rastplätzchen'

#2
Ich habe nämlich herausgefunden:

Wenn man dann wieder absolut happy ist, keine Bulimie mehr usw., dann können einem "die" 'Normalen' trotzdem nicht so gut verstehen.
Die verstehen nicht - und ich muß jetzt an sich gleich wieder zur Uni gehen, weshalb ich evtl. später weiterschreibe -, dass das eine lange Zeit meines Lebens war, und dass ich das nicht so einfach 'wegstreiche'. In dieser Zeit, da haben andere evtl. Bücher gelesen, waren viel mit Freunden unterwegs oder haben sonst noch was 'getrieben'.
Ich wollte all das nie nachhohlen, das kann man auch nicht. Aber auf die Frage: was haben Sie denn so gemacht? kann man ja schlecht sagen: Och, ich habe Bulimie gehabt. Also ich jedenfalls mache das nicht. Vielleicht aber sollte ich es mal versuchen.

In meinem Studium höre ich oft Sätze wie: Ja aber den (xy) sollte man doch kennen! (Also bitte!) Und ich denke mir: Ne, den sollte man gar nicht kennen. Ich denke mir: Aber hallo, die Auslößer für Bulimie, die sollte man doch kennen! (Also bitte!)

Jetzt muß ich gehen.
Hey, das ist richtig gut, mal hier zu schreiben.
LG,
Anna
Zuletzt geändert von Antja am Mo Okt 20, 2008 12:39, insgesamt 2-mal geändert.

Re: 'Rastplätzchen' - Leben ohne Bulimie: positive side-effects

#3
Also wenn ich schonmal die Chance dazu habe, dann schreibe ich hier mal noch ein bißchen munter fröhlich weiter. (Werde danach den threat auch sozusagen "schließen", weil: ich weiß, ist jetzt dann auch mal wieder gut. ^^ :-))

Bei mir hat das Semester gerade wieder angefangen. Da bin ich immer ganz happy. Da treffe ich ein haufen netter Leute und Freunde. Über die Jahre ist es mir nämlich gelungen wieder vollständig aus meiner 'Höhle' (Bulimie) herauszukommen. Und irgendwie hat die Eßstörung deshalb auch einen kleinen "Vorteil", also dann hinterher, später, nach dem Überwinden: Man kann sich über manches wie ein Kind freuen. Die Dinge sind bei mir (v.a. Freundschaften, Familie) viel wichtiger, und auch besser und schöner, 'größer' geworden.
Vieles ist jetzt irgendwie 'besonders', hat einen eigenen Charme (oder sowas in der Art) bekommen. Und ich bin so cool (gelassen) geworden: Oftmals könnte mich ein Steinschlag vom Mount Everest nicht umhauen. Das ist ein sehr cooler 'side-effect'. Man lernt irgendwie, was wichtig ist im Leben.
Und man lernt: Durch die 'Achterbahnfahrt' hat man doch vieles mitbekommen, was andere überhaupt nicht wissen. Man hat viele Grenzen erfahren, und das gibt auch einen großen Berg von Selbstvertrauen.

Ich bin mir - auch durch die Bulimie - durchaus soetwas wie mein eigener bester Freund (bzw. meine eigene beste Freundin; stressig immer, dieser Personalformen) geworden.

Ich hatte auch mal **kg abgenommen (in und nach der Klinik) - war ein gesundes Abnehmen, ich war zudem auch recht überwichtig gewesen. Na jedenfalls: Ich fühlte mich dann super. Aber im Nachhinein: dieses Glück war kein vollständiges gewesen. Jetzt habe ich wieder ein *kg zugenommen, bin aber trotzdem bedeutend selbstbewußter geworden. Ich fühle mich wahrlich wohl in meiner Haut. Sie ist auch nicht wichtig, weil: es gibt ein Darunter.

Ich glaube als Bulimikerin kann man sich evtl. mal überlegen, ob man nur sich (und evtl. seine Figur) oder auch (oder gar v.a.) andere abwertet. Es fällt einem nämlich wärhend der Krankheit (also das kann ich wenigstens von mir behaupten) gar nicht unbedingt auf, dass auch andere Probleme haben.
Man ist viel mehr in sich gefangen. Und man hat eben überhaupt nichts unter Kontrolle. Das Essen, das hat man unter Kontrolle, aber vielleicht eben deshalb, weil man sonst nichts unter Kontrolle kriegen konnte, und aber unbedint irgendeine Kontrolle haben wollte. (bei mir war das durchaus ein bißchen so gewesen) Man kennt sich gar nicht. Jedenfalls nicht so richtig. (Aber das kann man danach dann alles entdecken! Bzw.: Es wäre schon vorher recht cool, das mal zu entdecken.

Ich glaube - und damit höre ich dann auf; ist eh viel zu lange geworden:
Wer eine Eßstörung hat, der hat irgendwann einmal verpasst, 'richtig' (gesund) zu reagieren. (Auf was auch immer, und vermutlich weil er/ sie einfach komplett überfordert gewesen). Und weil das in so jungen Jahren geschieht, lernt man einfach überhaupt nicht mehr anders zu reagieren: einfach jedes Mal (bei Problemen, bei Unstimmigkeiten, Dysharmonien usw.) essen und kotzen.
Ich habe es als wertvoll empfunden, zu diesem Punkt (an dem ich sozusagen einmal falsch reagiert habe) zurückzugehen, und mir selbst (oder dem armen kleinen Kindchen in mir) zu versprechen: Okay, ich werde es für dich jetzt dieses Mal besser machen, ich werde dich "retten". Zudem ist man ja inzwischen etwas älter und "weiser" geworden, man kann jetzt eben auf die gleiche Situation 'adäquater' reagieren: das sollte man nutzen.

LG, falls irgendwer das gelesen hat. Oh Gott, es war mal wieder ein Haufen unsinniges Zeug gewesen,
Anna
Zuletzt geändert von Caruso am Mo Okt 20, 2008 16:51, insgesamt 2-mal geändert.

Re: 'Rastplätzchen'

#4
Hi Anna...

muss dir jetzt einfach hier schreiben...denn du schreibst genau das was ich sooft denke...auch ich habe die Bulimie weitestgehend hinter mir gelassen...und ich sehe vieles genauso wie du...man sieht das leben nun einfach anders...geht gelassener mit dingen um...sieht nicht gleich alles als Problem...und freut sich über kleine dinge heute umso mehr...und ganz ehrlich...für diese erkenntniss..das leben von einer anderen Blickweise sehen zu können...bin ich auf irgendeine art und weise auch dankbar...es lässt mich die menschen mit andern augen sehen und verstehen...es lässt mich sensibler mit problemen umgehen...auch mit problemenen anderer...und es lässt mich offener auf andere menschen zu gehen...denn ich weiß das jeder mensch für sein handeln ein grund hat...ich hab auch dinge getan in meiner schlimmsten bulimie zeit die andere nicht verstanden haben...aber manchmal kann man einfach nicht mehr...und dafür sollte man niemanden verurteilen...sondern erstmal hinter die Fasade schauen...

Mir reicht es wenn ich morgens aufwache und ein lächeln im gesicht habe...das macht mich glücklich...meine freunde und meine familie machen mich glücklich...das sind die dinge die wichtig sind...und das vergessen viele menschen...

Heute weiß ich eigentlich auch das ich alles erreichen kann was ich will...ich hab schließlich einen kampf gegen meinen eigenen Körper gewonnen...und das war der schwerste kampf in meinem leben (und wird auch eins der wenigen dinge sein die mich wieder runterziehen könnten...aber ich würde immer wieder kämpfen!!!)

Mich hat mal eine Psychologin gefragt was denn wäre wenn ich die Bulimie nicht mehr hätte...und meine ganze kraft nicht mehr dafür aufbringen würde...ich hab gesagt: "ich wär UNSCHLAGBAR!!!" Und genau das ist man wenn man es da raus geschafft hat...was soll schon noch kommen wenn man durch die hölle gegangen ist...!!!

Liebe Grüße,

angie :)
Zuletzt geändert von -luna- am Di Okt 21, 2008 20:50, insgesamt 2-mal geändert.
Ich freu mich aufs Leben und bin gespannt was noch alles kommt!!!

Re: 'Rastplätzchen'

#5
Liebe angie,

danke für deine Worte.
Ja, irgendwie ist das schon so, mit dem 'unschlagbar'. Manchmal wundern sich andere, was man nicht alles kann. Und dann denke ich manchmal: Okay, das willst Du gar nicht wissen.
Das ist so etwas - diese 'Kräfte' - wie ein 'gesammeltes Schweigen'.

LG,
Anna

Re: 'Rastplätzchen'

#6
Hi an alle.

Kennt ihr das, so furchtbar streng zu sein, zu sich, Welt und Leben?
Ich merke das manchmal. Habe verdammt hohe Maßstäbe.
Vielleicht ist das ja etwas, was einer Bulimie sozusagen nicht unbedingt 'den Weg versperrt'. Um es mal so etwas chique auszudrücken.

Bin total k.o. in den letzten Tagen. (Prüfung hat mich glaub mitgenommen.) Werde evtl. hier ein bißchen 'pausieren', bin aber nicht verschwunden.

Denke an Euch,
LG,
Anna

Re: 'Rastplätzchen'

#7
One second, when you chose the wrong reaction.
One second and you seemed to have it set straight.
One second and things felt as good as reasonable.
One second you did not think, but take in an action.
One second you thought you had made the greatest conception.
One second ought to break you free.

One second and you had chosen to throw up.

One second and you' ve given up.
One second and you made an awkeward decission.
One second as a moment of perfection but turned into a nightmare of chasing resurrection.

One second and you have comitted 'your own crime'. (Bulimie)
One second, oh how I wish it would never have happend!

So you take ten years to think about it.
Ten years in trying resurrection.
Ten years breaking the light.
Ten years in which you just might -

Wish that could be worth a fortune.

Sorry. Ich hasse (äh, naja, ich find's ziemlich besch..eiden) meine "Gedichte". Aber: Who cares. Wollt' halt was sagen.
Zuletzt geändert von Antja am Do Okt 23, 2008 22:12, insgesamt 1-mal geändert.