Lebensgeschichten

#1
Guten Abend,

Ich hoffe mal es ist okay, wenn ich in diesem Unterforum poste. Ich war mir ein bissl unsicher obs nicht doch in die Bücherecke gehört.

Ja, wie der Titel es schon sagt, ich suche Lebensgeschichten. Also autobiographische Bücher, die mit Esstörungen und psychischen Problemen zu tun haben, Bücher in denen es auch um Misshandlung und m*ssbr**ch in der Kindheit und auch um rituellen m*ssbr**ch, bzw. Erlebnisberichte von Sektenaussteigern geht. Kennt ihr da welche, die empfehlenswert sind? Ich meine keine therapeutischen Ratgeber, sondern eher Bücher wie "Alice im Hungerland" oder "Das eiskalte Paradies".

LG Naturelle

#2
hey:) hier im forum gibts ja ne bücherliste..viell findeste da was!
Ich hab vor 3 tagen ein buch gelesen,was sehr sehr heftig war.Da geht es um Kindesmishandlung.
Es heißt "sie nannten mich Es"..das ist aber sehr sehr schlimm!
Bild
zur beschreibung steht bei bol:
Das Trauma einer Kindheit: Dave wird von der eigenen Mutter gequält und mißhandelt. Von blauen Flecken übersät und halb verhungert, fällt der Junge auf, weil er Mitschülern das Pausenbrot stiehlt. Bis seine Lehrer es wagen, gegen die Mutter einzuschreiten, vergehen Jahre. Es gelingt ihm, sich aus der Hölle zu befreien. Ein erschütternder Bericht, geschildert aus der Perspektive des kleinen Jungen, der uns alle mit der Frage konfrontiert, wie lange man die Augen vor elterlicher Gewalt verschließen darf.

ist aber nix für schwache nerven!!!!!!!!!!
I hate myself for you
I break myself for you
I'd kill myself for you
I'd better save myself from you

#3
Solche Bücher such ich...
In der Bücherliste hab ich auch schon geschaut, danke.

Ich versteh nicht ganz, warum ich solche Bücher such, denn ich reagier darauf verdammt sensibel die letzten Monate. Ich wurd als Kind auch krass misshandelt, m*ssb**ch* und leide bis heute darunter. Seit ich Pädagogik studiere und damit konfrontiert werde noch mehr. Und dennoch such ich mir die ganze Zeit solche Bücher, obwohl sie mich fertig machen und runterziehn. Wie kann man das erklären??? Ich hab den Eindruck da was zu suchen und noch nicht genau zu wissen was...

LG Naturelle

#5
Hmmm.... das könnte schon sein. Unbewusst vielleicht irgendwie. Doch welchen Sinn hätte das? Da tu ich mir doch nur absichtlich weh. Irgendwie such ich da was in diesen Geschichten und kann mir aber keinen Reim drauf machen was genau :?

#6
tust du dir beim erbrechen oder hungern nicht absichtlich weh???Ich weiß es nicht....es ist diese Anziehungskraft die sowas auf einen hat.
I hate myself for you
I break myself for you
I'd kill myself for you
I'd better save myself from you

#7
Jetzt wo ich drüber geschlafen hab ist mir etwas klarer, was ich suche und bezwecke.

Meine Lebensgeschichte war irgendwie ziemlich krass. Das weiß ich, wie man eben weiß, dass es in der Wüste heiß ist, ohne jemals dort gewesen zu sein. Theoriewissen eben. Es ist schlimm misshandelt und m*ssb**ch* zu werden. Aber für mich kann ichs noch immer nicht wirklich fassen und nachfühlen und hab a irgendwie den Drang dieses Grausame endlich als grausam nachfühlen zu können und zu dürfen. Ich bin dauernd im Widerstreit zwischen "es war verdammt schlimm" und "hab dich nicht so, das ist doch nicht schlimm gewesen".

Irgendwie ists halt noch unfassbar und ich würd gern wissen, wieviele Kinder so aufwachsen müssen, wie es bei anderen aussieht und was aus denen geworden ist.

Was ich auch unfassbar krass finde ist, dass es nach einem einmaligen MB in der Kindheit schon zu Störungen kommen kann. Versteht mich bitte nciht falsch, vom Kopf her möchte ich es nicht runterspielen, doch gefühlsmäßig kann ich es nicht wirklich annehmen, denn ich hab wesentlich mehr mitgemacht als "nur" einen MB und kann bei mir selbst kaum mitfühlen. Da find ichs einfach krass, dass andere, die nicht so viel misshandelt wurden auch schon so massive Probleme bekommen können. Es erschreckt mich halt wie verletzbar die Seele ist und ich frag mich, wie ich alles nur überleben konnte und noch so einigermaßen gesund sein kann, wo es andere für weniger wesentlich mehr in psychische Krankeheiten reinhaut :shock:
Ich hoffe es ist jetzt nicht msisverständlich geschrieben, denn man kann nicht sagen, dass das Leid des einen schlimmer war als das des anderen, denn jeder steckt nun mal in sich selbst. Dennoch hab ich irgendwie Probleme mit dem Nachvollziehen können und irgendwo schäm ich mich dafür, dass ich das Leid anderer, die weniger erlebt haben manchmal runterspiele à la "Was will die denn, die hat doch nicht mal das mitgemacht, was ich mitgemacht hab". Das ist dann eher ein unvernünftiger und emotionaler Gedanke, der wohl aus meiner Angst entspringt, dass mir die gesamte gewaltsame Atmosphäre meiner Kindheit doch wesentlich mehr geschadet haben könnte als ich sehe, wenn anderen weniger schon extrem schaden kann :shock: Es hat dann halt irgendwie was unfassbares. Und andererseits kann ich es nur dann nachfühlen, wenn ich mich und meine Geschichte außer Acht lasse. Sobald ichs auf mich bezogen seh denk ich mir eher "na und?". Irgendwie rüttle ich da ein bissl an mir, indem ich mir solche Geschichten reinzieh. Über den Tellerrand schauen eben...

LG, Naturelle

#8
Du kennst doch den Spruch "kinder spielen gerne mit dem Feuer";oder?
Oder in der Jugend "Alles was verboten ist, ist interessant".
Ich würde das auch indirekt auf dich beziehen.
Es tut dir garnicht gut zu wissen bzw wieder aufleben zu lassen was dir widerfahren ist, dennoch hat es in irgend einer Art und weise eine anziehungskraft. Vielleicht suchst du auch nach Gleichgesinnten, wie sie damit umgehen...damit leben.

Und ich versteh nicht ganz, wesshalb du nicht verstehen kannst das es bei einmaligem m*ssbr**ch zu störungen der Kindes - bzw Jugendseele kommen kann. Das ist doch ein Massiver eintritt in die Privatsphäre und übergehen des eigenem Ich's. Kein wunder das danach irgendetwas folgt.
Und das du es nicht annehmen kannst was dir passiert ist, ist wohl auch ein schutzfaktor. Willst du wirklich mit dem Feuer spielen und diesen Schutzfaktor beseitigen?
Es erschreckt mich halt wie verletzbar die Seele ist und ich frag mich, wie ich alles nur überleben konnte und noch so einigermaßen gesund sein kann, wo es andere für weniger wesentlich mehr in psychische Krankeheiten reinhaut
Der Mensch ist ein gewohnheitstier.
dass ich das Leid anderer, die weniger erlebt haben manchmal runterspiele à la "Was will die denn, die hat doch nicht mal das mitgemacht, was ich mitgemacht hab".
kann man aber auch irgendwie verstehen. DU fühlst dich ungerecht behandelt...So nach dem Motto "warum ausgerechnet ich" (?)

Aber ich muss dazu sagen...mit deinem ungewollten(?) trigger Bücher lesen oder Sendungen sehen etc bist du definitiv nicht alleine...Ich saug auch alles auf wie nen Schwamm...

lg
Und mit jedem neuen Tag frisst uns der Alltag auf.

ich ziehe mich vorerst zurück.

#9
Hallo Plia,

Stimmt, die Suche nach Gleichgesinnten und deren Umgang damit ist es schon mal auf jeden Fall, dann aber auch noch:
mit dem Feuer spielen und den Schutz knacken, ich denke das ist es. Vor allem hab ich mir eins noch mal durch den Kopf gehn lassen:
Plia hat geschrieben: Und ich versteh nicht ganz, wesshalb du nicht verstehen kannst das es bei einmaligem m*ssbr**ch zu störungen der Kindes - bzw Jugendseele kommen kann. Das ist doch ein Massiver eintritt in die Privatsphäre und übergehen des eigenem Ich's. Kein wunder das danach irgendetwas folgt.
Es ist nicht ganz "nicht verstehen" sondern eher ein Erstaunen darüber, dass man von einem Mal schon solchen Schaden nehmen kann. Ich wars halt gewohnt jahrelang ständigen Grenzüberschreitungen ausgesetzt zu sein und es als normal hinzunehmen und plötzlich lerne ich, dass eine einzige Überschreitung auch schon reicht :shock: Das hat was Unfassbares und fühlt sich irgendwie seltsam für mich an, obwohl ich es irgendwo auch wieder nachvollziehn und verstehen kann solange ich nicht an meine Geschichte denke. Sobald ich mich mit einbeziehe wirds irgendwie nicht mehr vorstellbar. Es ist schwer zu erklären und ich glaube du hast Recht, dass da ein Schutz mitspielt.
kann man aber auch irgendwie verstehen. DU fühlst dich ungerecht behandelt...So nach dem Motto "warum ausgerechnet ich" (?)
Manchmal ja. Und manchmal denke ich auch wieder "Hab dich nicht so, so schlimm wars ja gar nicht" ... Und dann werde ich wieder damit konfrontiert, dass andere bei "weniger" schon Schaden nehmen und ich stehe wieder erstaunt da und denke mir in etwa: Scheiße, was muss ich denn für nen Schaden haben bei der Summe meiner Gewalterfahrungen :shock:
Aber es ist wies ist und Schicksale kann man einfach nicht vergleichen. Ein Schwächerer bricht bei weniger zusammen, ein Stärker würd noch mehr wegstecken mit weniger Schaden... Ach vergleichen kann man da einfach nix.

Ich bin einfach noch immer sprachlos und pendle zwischen "Katastrophe" und "So schlimm wars nicht" Es beeinflusst mich halt auch sehr in meinem heutigen Verhältnis zu meinen Ellis. Ich hab ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht da sein kann wie sie mich brauchen. Bekannte sagen mir jedoch dann wieder, dass meine Eltern nach allem froh sein können, dass ich überhaupt noch als Hilfe da bin... Und das kann ich noch nicht ganz so begreifen, denn bei mir überwiegen die Schuldgefühle und das negative Bild der egoistischen Tochter, die ihr Leben leben will - leider :?

LG Naturelle