Von Conny am 16.10.2001

Hallo Ihr Lieben, die Ihr hierher kommt um Eure Sorgen loszuwerden... ich habe erst vor ein paar Tagen diese Seite entdeckt und ein bisschen gebraucht um Eure Beiträge zu lesen! Ich denk mir das Ihr alle ein bisschen Aufmunterung vertragen könntet, ich werd versuchen mein Bestes zu geben !
Ich kenn diese absoluten Tiefpunkte nur zu genau: ich habe seit 12 Jahren Bulimie, die ersten 7 davon hab ich mirs selbst nicht eingestanden, dann wurde eine anorexische Bulimie draus, ich hatte Herzrythmusstörungen etc. und mir wurde klar, dass ich was dagegen tun mußte. Stationäre Therapie, diverse ambulante Therapieformen, Entspannungstechniken, alternative Heilmethoden etc... ich hab so ziemlich alles ausprobiert. Heute gehts mir gut, habs geschafft aus meinem Loch wieder herauszukommen, dem Essen/Kotzen nicht mehr die Bedeutung zu schenken die sie es mal hatte. In meinen schlimmsten Zeiten kotzte ich bis zu 20 Mal am Tag, heute kommts auch noch hin und wieder vor, alle paar Wochen vieleicht, habe auch schon mal einige Monate ohne Rückfall geschafft.
Ich wollte Euch hier einfach mal einen kleinen Denkanstoß geben, denn man merkt, daß viele hier die Bulimie als etwas schreckliches ansehen, als etwas das einem hindert ein "normales" Leben zu führen: "wenn nur diese blöde Bulimie nicht wäre dann würde es mir sicher besser gehen!" Aber seid mal ehrlich, ganz so ist es nicht. Die Bulimie ist kein böser "Virus", der sich eingeschlichen hat um Euch das Leben zu versaun. Im Grunde genommen habt ihr Euch irgendwann einmal dafür entschieden. Und warum? Na weil sie Euch was gibt, weil sie euch bei etwas hilft, was ist vielleicht bei jedem etwas anderes. Ich wollte immer "perfekt" sein, wollte das mich alle mögen, das mich alle für eine tolle schöne Frau halten... ich hab alle Kritik, alles was mir weh getan hat "in mich hineingefressen" und dann hab ich all meinen Frust rausgekotzt. Die Krankheit war (und ist manchmal noch) mein Ventil. Versucht mal drüber nachzudenken was sie für Euch ist! Was genau gibt sie Euch, wovor schützt sie Euch? Wenn Ihr das erkannt habt könnt ihr Euch Gedanken drüber machen, ob es nicht vielleicht andere Dinge gibt, die den selben Zweck dienen.
Ich hab in den 5 Jahren meiner "Genesungsphase" gelernt, daß ich mich auch anders "auskotzen" kann, das ich einfach lernen muss zu sagen, was mir nicht passt, und das ich trotzdem noch gemocht werde, auch wenn ich mal grantig, unfair, anderer Meinung bin...
Seid nicht so hart zu Euch! Es ist nicht wichtig, was die Anderen von Euch halten, und es ist auch nicht wichtig von anderen gemocht zu werden... das kommt automatisch, wenn ihr Euch selbst mögt. Jeder Mensch hat liebenswerte Seiten, ihr findet sicher etwas, das ihr an Euch selbst gut findet, konzentriert Euch darauf... Fehler zu machen ist auch völlig okay... ich hab auch alle paar Wochen mal einen Rückfall... ich bin auch nicht grad glücklich drüber, aber wenns passiert dann ists halt so und ich akzeptiers einfach; Verhaltensmuster, die jahrelang antrainiert wurden ändern sich halt nicht von einem Tag auf den anderen... Versucht doch die kleinen Fortschritte zu erkennen und den Tiefphasen nicht allzugroße Bedeutung zu schenken. Ihr seid alle liebenswert! Ihr habt Euch nur vorübergehend etwas gesucht, dass Euch hilft das Leben leichter zu machen, ebend die Bulimie. Seht sie einfach als vorübergehendes "Werkzeug" an, dass ihr wieder hergeben könnt, wenn ihr es nicht mehr braucht!
Und seid nicht zu hart zu euch selbst, es geht halt nicht von heute auf morgen, auch eine Therapie kann keine Wunder bewirken sondern hilft nur langsam, dafür aber auch auf Dauer.
Ich hab in meiner schwärzesten Zeit angefangen, mir eine Art Tagebuch zuzulegen.. ich bin kein sehr disziplinierter Mensch, deshalb hab ich auch nicht viel reingeschrieben, nur jeden Tag am abend vor dem schlafengehn 3 Dinge, die ich am vergangenen Tag gut fand, Dinge wofür ich dankbar war. Das hat mir echt geholfen mich ein bisschen aufs "positive Denken" zu konzentrieren, vielleicht wäre das auch was für Euch?
Kopf hoch, ich weiss ganz bestimmt, das ihr alle es schaffen könnt euch wieder besser zu fühlen, habt nur ein bisschen Geduld mit Euch!
Ich schick Euch allen ganz viel Kraft und würd mich sehr freuen über Reaktionen!
Alles Liebe von Conny

bisherige Antworten:


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Betreff: Re: Aufmunterungsmail!
Von julesvernes am 16.10.2001

hmmmmm,ich glaube dieser Beitrag verdient einfach nur "stille Bewunderung" - ist schwer darauf ein Antwortschreiben zu verfassen...obwohl Antwort vielleicht nicht der richtige Ausdruck ist.....

eher "Seelenworte " finden.....

ich plage mich selber seit 7 JAhren mit extremen Eßstörungen herum,angefangen mit MAgersucht,und jetzt Irgendwo im Nirgendwoe zwischen Bulimie und MAgersucht...
aber ich dachte mir oft,daß es irgendeinen "Sinn" geben muß,daß ich mir gerade DIESE Art von Problem an LAnd gezogen habe...
und so habe ich über mich und meine vergangenheit nachgedacht...meine alten Tagebücher gelesen und vieles ...vieles was absolut verdrängt war,ist wieder wie ein Kinostreifen vor mir abgelaufen-und ich habe meine vergangeheit zusammengesetzt wie Puzzlestücke und ich hatte ein Bild vor Augen....und "verstand" vieles besser- mein ganzes verhalten,Problem,meine gewonhnheiten waren viel "logischer"...

trotzdem ich mein problem als solches erkannt habe und mir es jetzt eingestehe (auch daß ich es OHNE Hilfe NICHT schaffe !) werde ich immer mehr in meinen Teufelskreis gezogen...
und als "Alternativventil" ( leider wurde es zum ZUSÄTZLICHEN) habe ich mein Selbstverletzendes Verhalten um vieles verstärkt und nicht nur auf meine Eßgwohnheiten ausgetragen......

viel mehr möchte ich darüber nicht shreiben....


aber vielleicht ist gerade auch das der erste Weg zur Besserung _ wie bei der Homöopathie eine ASrt Erstverschlimmerung nach einer Hochpotenz - wenn mna sich seines verhaltens bewußt wird,dann tuts sauweh...und ich glaube in so eienr Situatione geht dann keiner lächelnd durch die Welt...

sondern denkt,und denkt und denkt und denkt....manchmal komme ich mir vor als würde ich eine Art Expediion in mein Inneres unternehmne ud die scheint um vieles schwieriger und eisiger als eine auf den Nordpol...

danke fürs Lesen und danke für einen ENDLICH BRAUCHBAREN Beitrag von dir Conny !!

Liebe Grüße Jule