#16
eine Freundin von mir hat mal für eine Diplomarbeit auch einen Film über B über sich drehen lassen. Im nachhinein sagt sie, dass sie aus heutiger Sicht im Film nicht mehr soviel von sich preisgeben würde, sie würde sich mehr schützen. Damals wäre ihr nie in den Sinn gekommen, dass gewissse Szenen einmal problematisch werden könnten.

Auch wenn deine Bekannte meint, dass sie das locker packt, erinnere sie immer wieder daran, dass sie mit diesem Film auch die nächsten Jahre leben können soll und dass er ja wahrscheinlich auch aufgeführt wird und dass sie auch die Aufführungen ohne Krisen überstehen soll.

Ich würde es ganz gut finden, wenn der Film einen gewissen berauschten Stil hätte. Recht laute Musik, unruhige Kameraschwenks etc, damit so der Kontrollverlust besser dargestellt wird. Normale Leute vergessen, glaube ich au, dass das ganze ja nicht mit essen und dann Erbrechen erledigt ist.
Da steckt viel Arbeit dahinter. Das Zeug muss eingekauft werden, gekocht und hergerichtet, der Müll muss zusammengeklaubt werden, das Geschirr abgewaschen, die Küche und der Essplatz gereinigt, das Klo geputzt (tolle Eignung für dramatische Szenen, wer schon mal in der Früh ein Klo von einer durchkotzten Nacht betrachtet hat, weiß wovon ich rede), man selbst muss sich auch reinigen

Bei B ist auch das Spiel mit der Fassade interessant. Bilder: junge, attraktive Frau, erfolgreich im Beruf, im noblen Büro, fährt im schicken Auto zu Freunden in die Bar, lustiger Abend, alles super und dann fängt zu Hause die nächtliche Fressorgie an

Warum ich fresse? Vielschichtiges Problem, zum Teilaus Gründen die schon genannt wurden, aber auch damit ich kotzen kann, d das befreiend ist. In eine Welt, in der es soviel komplexe Probleme gibt, ist es angenehm ein Problem zu haben auf das es eine leichte Lösing gibt = du hast Bauchweh, weil du zuviel gegessen hast- die Lösung heißt Kotzen, kotzen wirkt auch entspannend auf mich. Ich esse andererseits auch um mich zu quälen. Ich hasse es und ich liebe es zu essen.
Diese Ambilvalenz sollte im Film auch rauskommen. Einen Fresssanfall kann sich ein Normale wie eine Mischung aus dem geilsten Sex und der ärgsten Folter darstellen, wobei mit der Zeit die Folter mehr und mehr Überhand nimmt und der Selbsthass/ekel kommt., Dann kotzt man, weil es einem vor einem selbst so graust.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen.

LG
Theseus

#17
vielen dank erst mal für die zahlreichen postings.

ich habe mich gestern mit der kollegin getroffen und gut zwei stunden über ideen und deren ausführung gesprochen.

was mir gerade noch so an fragen einfallen würden wäre:

wie lange ist das krankheitsbild eigentlich schon bekannt? könnte es sein, dass sie sich erst in den letzten 100 jahren entwickelt hat und somit ein produkt unserer gesellschaftlichen entwicklung ist?

der rest fällt mir grad nicht ein ... aber das kommt schon wieder

#18
Wie lange schon...das is eine gute Frage...also von Magersucht weiß man ja, dass es das schon viel länger gibt, aber Bulimie?!

Könntest recht haben mit diesen 100 Jahren...aber ich bin da ja kein Fachmann...vor allem, wenn es Bulimie schon länger gibt, dann vermutlich keine oder kaum Aufzeichnungen darüber...Magersucht war ja vermutlich auch eher stark verbreitet, aber anerkannt halt nicht...

Ich denke allerdings nicht, dass es wirklich ein produkt der gesellschaftlichen Entwicklung ist, schließlich hat es ja auch schon ziemlich oft in der Geschichte Schönheitsideale gegeben, die mehr als nur schlank waren (erinnere da nur an das Mieder/Korsett...) Und dass es auch schon früher Probleme in Familien gegeben hat, ist ja wohl auch klar, wenn die damals nicht sogar schlimmer waren, da war das "Züchtigen" ja auch offiziell erlaubt...von dem her also hat es sicher auch Grund genug gegeben um zu kotzen...nur publik wird es eben nicht gewesen sein...

Naja...mehr kann ich dazu auch nicht sagen, weiß ich ja schließlich nicht :roll:

Gvlg von Asga

#19
Zur Geschichte der Bulimie..
Bis vor etwa 25 Jahren galten bulimische Symptome als Teilerkrankung der Bulimie. 1980 wurde von der American Psychiatric Association Bulimie als eigenstaendige Kategorie der Essstoerungen eingefuehrt. Seit dann haben sich die Symptime und Kriterien etwas veraendert, aber nicht extrem bedeutend.
Im alten Aegypten und in Roemerzeiten gab es schon aehnliche Zycklen obwohl anzunehmen ist dass dies eher zu traditionellen und religioesen Zwecken diente..

Viel Glueck

#20
Ich weiß ja nicht, wie kurz ein Kurzfilm wirklih ist, aber das Schockprogramm finde ich gar nicht einmal so schlecht.
Wichtig fände ich es nur, dass deutlich wird, dass man nicht aus einer Laune heraus bulimisch wird, weil man halt grad schön und dünn sein will. Das ist nur der Anfang der ganzen Misere. Außerdem hält man zu dem Zeitpunkt "nur" Diät, das kotzen kommt meist viel später.
Gut würd ich es finden, wenn die Leute sehen würden, wie fatal sich eine Gesellschaft mit derartigem Überfluss in jeder Hinsicht auf die Menschen auswirkt!!!
Es ist das Umfeld, dass uns in ein derartiges Korsett zwängt, wenn unglückliche Familienverhältnisse und m*ssbr**ch auf ein Mädchen einwirken, ist die Bulimie oft der Ausbruchsversuch, das einzige Mittel, um sich zu helfen, um die Gefühle nicht spüren zu müssen!
Es ist eine SUCHT- hat nix aber auch gar nix mit Genuss zu tun, die Betroffene belohnt sich nicht, sie hasst und verabscheut sich abgrundtief. Verliert die Beziehung zu ihrem Körper, will sich selbst Schaden zufügen, um nicht so sein zu müssen, wie man es von ihr verlangt, und wie sie nach außen hin sein muss.
Sie verliert den Bezug zu sich selbst, lebt neben sich her.
Sie frißt, um nicht spüren zu müssen. Sie frißt, um keine echte Beziehung haben zu können. Sie frißt, um sich selbst hassen zu können. und sie kotzt, weil ihr nichts anderes übrigbleibt, als sich anzupassen- braves Mädchen. Dann isoliert sie sich, sie ist ja nicht normal und von außen erwartet man Perfektion, die sie nicht immer bieten kann. Sie ist überangepaßt und macht jedem alles Recht, geht nur blöderweise selbst dabei drauf. Sie kann echte nähe nicht zulassen und will es jedem Recht machen. Essen ist das Suchtmittel, um sich "zuzuschütten".


Aber schockier die Leute nur, solang man in dem Film merkt, dass es sich um das Problem einer ganzen Generation und nicht um irgendwelche irre Schlnakheitsfanatiker (ist nur ein Teil des Problems) handelt, und die innere Not, das Gefühl der Wertlosigkeit und Sinnlosigkeit zum Ausdruck kommt, halt ich es für sogar wichtig, zu schockieren.

Hoffe, ich konnte dich ein wenig auf die richtige Fährte bringen
Jedenfalls ist das ein seeehr komplexes Thema, bei dem dir deine Freundin echt helfen sollte, damit da keine falschen Bilder nach außen entstehen. Ich bin davon überzeugt, dass sie sich bestens auskennt. Ich hoffe doch, dass sie eine Therapie gemacht hat, oder?

Grüße,
Regenbogenschlange

#21
@ sie hat glaube ich schon einige therapein gemacht. neulich überkams es sie, glaube ích, mal wieder - also weg davon ist sie, meine ich, nicht.

ich habe mit einem freund gestern mal ein brainstorming gemacht und dabei kam gestern das folgende vorkläufige skript heraus. die kollegin hat es sich kurz durchgesehen, aber noch nicht viel dazu gesagt. kommt erst in den nexten tagen. es muss auf jeden fall noch ausgebaut werden. ich hoffe auf eure anregungen.

Der Zuschauer soll möglichst lange im Unklaren gelassen werden, d.h. er soll bis zum Schluss spekulieren, worum es sich in dem Film handelt und ihn anregen, den Film nochmals anzuschauen, da er nun um die Handelung weiss.

Storyboardgerüst für Bulimie-Film

Szene 1:
Eine ganz normale Szene; eine junge Frau am Gemüse schneiden u.ä. in ihrer gewohnten Umgebung. Auf einmal überkommt sie ein Gefühl der Unruhe. (bildliche Ausarbeitung?) Sie muss sich übergeben.

Szene2:
Die junge Frau befindet sich in einem dunklen, gewölbeähnlichen und furchteinflössenden Raum, die Augen weit aufgerissen und schwitzend. Es befindet sich eine weitere Person im Raum mit zugenähten oder tiefen, schwarzen Augen. (Diese Szene wiederholt sich immer wieder und steht im Zusammenhang mit der B.Krankheit, bzw. soll Auslöser der Krankheit symbolisieren). Die junge Frau quält sich durch das Gewölbe an der anderen Person vorbei und sieht die von der anderen Seite erhellten Ritzen eines Türrahmens und geht hinein.

Szene 3:
Im gleissenden Licht erkennt man ein kleines Mädchen in weissem Kleid in Mitten einer Blumenwiese umherspringen (Film läuft langsamer, das Springen wird durch ein nicht sichtbares Trampolin unterstützt. Die Szene wird mit umherwirbelnden Blumenblättern und ähnliches in ihrer Kitschigkeit unterstützt.) Assoziation von Leichtigkeit und Unbeschwertheit sollen so sysmbolisiert werden.


Szene 4:
Die junge Frau steht im Bad vor dem Spiegel und wischt sich den Mund oder die Stirn und geht hinaus.

Szene 5:
Ein leeres Hallenbad. Nur die junge Frau schwimmt ihre Bahnen. Für einen kurzen Augenblick ist das Becken voll von Schwimmern, dann wieder leer. Die junge Frau geht unter und befindet sich wieder …

(Evtl. werden jetzt in kurzen Sequenzen krankheitsbildtypische Bilder eingespielt, wie z.B. Lebensmittelklau u.ä. Die Bildsequenzen müssen wirklich sehr kurz und trotzdem auf den 2. Blick exakt deutbar sein!)

Szene 6:
… in dem Gewölbe. Hier sollte nun, wie oben beschrieben, ein weiteres Problem oder Krankheitsauslöser behandelt werde. Assoziative Bilder sind gefragt, wie z.B. in grün phosphoriszierender Farbe beschriebene Wände mit Zahlen, die auf Kalorienzählen und Gewichtskontrolle hinweisen.

Die junge Frau quält sich durch das Gewölbe und die von der anderen Seite erhellten Ritzen eines Türrahmens und geht hinein.

Szene 7:
Im gleissenden Licht erkennt man wieder das kleine Mädche in einem weissen Kleid in Mitten einer Blumenwiese … (spielend?).



Szene 8:
Die junge Frau steht im Bad vor dem Spiegel und wischt sich den Mund oder die Stirn und geht hinaus.




Szene 9:
Die junge Frau befindet sich in einer Ihr vertrauten Umgebung (Wohnung etc.). Der Raum wird aus der Subjektive der Frau dargestellt und in Intervallen von verfremdeten Sequenzen unterbrochen (der Raum wird comic-ähnlich dargestellt.).


Szene 10:
Frau befindet sich in einem dunklen, gewölbeähnlichen und furchteinflößenden Raum. Die Augen weit aufgerissen und schwitzend. Assoziative Bilder, wie in Szene 4 . Die junge Frau quält sich durch das Gewölbe und sieht die von der anderen Seite erhellten Ritzen eines Türrahmens und geht hinein.

Szene 11:
Im gleissenden Licht erkennt man ein kleines Mädchen in einem weissen Kleid in Mitten einer Blumenwiese … (spielend?).

Szene 12:
Die junge Frau wischt sich den Mund und nimmt aus der Toilette ein silbernes Tablett, bestreut die darauf befindlichen Speisen mit Petersilie, tritt aus und

Szene 13:
… betritt das dunkle Gewölbe, in dem sich jetzt ein hübsch angerichteter Tisch mit Freunden und Bekannten befindet und serviert diesen das Erbrochene, wobei das Augenmerk auf die Person mit den dunklen oder zugenähten Augen zu richten ist, da eine Verwandlung stattfinden soll. Die Nähte platzen, er wird auf ihr Problem aufmerksam!




Slogans und mögliche Titel:
Comic, Komik/Man sieht nichts, man richt nichts und ansonsten ist es auch ein gutes Gefühl! …

Fragen:
Wie kann das heraufziehende Gefühl, bald erbrechen zu müssen, gestalterisch umgesetzt werden?