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fast 40 und trotzdem Bulimie??

Verfasst: Fr Mai 06, 2005 17:31
von Anja05
Hallo,

ich bin neu hier, ich weiß gar nicht so recht, wie ich anfangen soll.
Irgendwie schnürt mir das alles die Kehle zu. Deshalb versuche ich hier Kontakte oder Erfahrungen zu bekommen.
Ich bin jetzt 37 Jahre, habe bis jetzt ziemlich viel Pech gehabt und ich befürchte, ich habe Bulimie oder Fresssucht. Ich habe den Drang, wenn ich was gegessen habe, noch viel mehr zu essen, so dass mir schlecht wird und ich es ausbrechen kann oder ich mir halt den Finger in den Hals stecke. Ich bin erwachsen, ja, eigentlich dürfte das mir nicht mehr passieren, aber ich komme aus diesem Teufelskreis nicht raus.
Ist hier irgendjemand in meinem Alter, der mich versteht?? Wenn nicht, vergesst dieses Posting...

Liebe Grüße
Anja05 :cry:

Verfasst: Fr Mai 06, 2005 17:39
von Sonnentiger
Bisher hat noch niemand in deinem Alter geantwortet - aber es gibt eine ganze Menge davon!
Wirst sehen.

Bulimie ist keine Teenie-Krankheit, wie oft geglaubt wird!

Wünsche dir, dass du hier Hilfe findest,
Tiger

Verfasst: Fr Mai 06, 2005 17:39
von Peter_B
Hallo Anja

Erstmal herzlich willkommen hier in diesem Forum. Ob des Alters brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Es gibt hier schon auch andere Betroffene, die etwa gleich alt oder sogar älter sind als du.
Ich selbst bin 45, allerdings nicht selbst betroffen. Ich habe eine Ex-Arbeitskollegin eine Zeitlang begleitet mit vielen Gesprächen, bis sie unsere Firma verliess.

Du wirst hier sicher noch viele Kontakte knüpfen können.

Gruss
Peter

Verfasst: Fr Mai 06, 2005 17:57
von kendra_pad
Hallo Anja,

mit 45 Jahren bin ich sogar noch älter als Du......
Sieh Dich einfach im Forum um und such Dir Threads heraus, die Dich interessieren und weiterhelfen. Es gibt hier sehr viele Facetten, worin Du Dich vielleicht wiederfinden kannst. Sei herzlich willkommen und wenn Du magst, erzähl mehr von Dir!

Viele liebe Grüße Kendra

Verfasst: Fr Mai 06, 2005 18:26
von Anja05
Hallo
ohhh, jetzt ist der ganze Text weg, den ich geschrieben hatte, ups. Ich muss noch lernen, wie man das macht...

Also, ich danke schon mal für die Antworten. Ich will mal versuchen, den Text wieder hinzubekommen.

Ich muss allerdings in Stichworten schreiben, da ich sonst morgen noch dran bin....

Als ich 12 Jahre alt war, ließen sich meine Eltern scheiden, es war ein langer Kampf und furchbar zermürbend. Als kleines Kind schon war ich immer ein Dickerchen, ich war faul und fett.
Da ich meinen Körper mit der Pubertät dann anfing zu hassen, hab ich mich dem erstbesten Mann an den Hals geworfen, der was von mir wollte. Ihn hab ich auch geheiratet, wenn ich gewusst hätte, was mich erwartet....!
Nach vier Jahren ist die Ehe in die Brüche gegangen, und zwar deshalb, weil er nicht immer das von mir bekomemn konnte, was seiner Meinung nach ihm zustand. Er schlug mich und beleidigte mich ohne Ende. Ich habe sehr gelitten und nur durch einen guten Freund es geschafft, die Scheidung durchzuziehen. Ich habe heute noch Angst, dass er mir noch mal auflauert.
In der Zeit bin ich dann noch überfallen worden, man schlug mir den Schädel ein!
Aus der Ehe hatte ich nur mein heißgeliebtes Pferd, was immer für mich da war, retten können. Ich habe dieses Pferd heute noch (bin begeisterte Tierfreundin und Reiterin). In der schlimmsten Zeit lernte ich dann jemanden kennen, der mich ganz in Ruhe ließ, der einfach nur für mich da war. Ich war hin und weg und verliebte mich in ihn. Wir waren 11 Jahre zusammen (bis vor 8 Wochen... er verließ mich wegen einer Jüngeren und Besseren). Leider hatte er mir vor 5 Jahren etwas angetan, was ich nicht verkraften konnte, ich verweigerte mich wieder und er hat es nicht reparieren können. Ich bin fast panisch in gewissen Situationen...
So kam es dann jetzt zur Trennung.
Vorher aber hatte ich noch zwei Reitunfälle, die fast tödlich geendet waren. Doch da hatte ich wohl Glück. Ich hatte eine Hirnblutung, Genickbruch, Rippenbrüche, Milzruptur und noch vieles mehr, aber ich lebe und ich kann mich einigermaßen bewegen.
Aber in all den letzten Jahren war immer nur eines vorrangig: Essen, nein ich sollte wohl eher sagen, Fressen! Ich habe alles in mich reingestopft und solange gegessen,bis mir kotzübel wurde und ich mich übergeben musste. Meistens jedoch reichte das nicht und ich habe weitergegessen, bis ich nur noch Sternchen sah. es ist so furchtbar, ich komme nicht davon weg. Grade jetzt nicht, wo ich alleine bin.
Vor zwei Jahren hab ich einen lieben Menschen auch per Internet kennengelernt, der jetzt mein Physiotherapeut ist, er lebt in einer sehr glücklichen Ehe aber er versucht trotzdem, mir irgendwie zu helfen. Ich hatte angefangen zu walken, bin dann sogar Events gelaufen (vor 4 Wochen sogar einen Halbmarathon in Essen) doch ich nehme nicht ab, jedenfalls nicht sichtbar und ich komme aus dem Teufelskreislauf nicht raus. Ich esse und esse, mache Sport bis zur Erschöpfung und bin todunglücklich. Und jetzt laufe ich noch Gefahr, dass ich auch das Walken aufgeben muss (zumindest das wettkampfmäßige), weil es mir nicht guttut, ich habe irre Schmerzen und jedes Event ist ein Kampf gegen meinen Körper.
Das einzige, was mich wirklich hält, sind meine mittlerweile zwei Pferde, denn die brauchen mich. Ich hätte so gerne ein Schulter, an die ich mich mal anlehnen könnte, jemand, der mich wirklich mag, aber so wie ich aussehe, werde ich wohl auf mein Lebtag alleine bleiben müssen.

Das hört sich jetzt bestimmt total chaotisch an, versteht ihr mich trotzdem?? Ich würde mich über Mails freuen, ich werde auf jeden Fall antworten, sollte es manchmal auch etwas länger dauern...

Viele liebe Grüße erstmals und nochmals danke für eure aufmunternden Antworten!

Verfasst: Fr Mai 06, 2005 19:34
von poisonivi
Hey Du. Ich bin fast 29 und leide ebenfalls an dieser "Seuche". Wenn Du merkst, das Dein Eßverhalten abnorm ist, ist es denke ich der erste Schritt in die richtige Richtung.


Liebe Grüße!

Verfasst: So Mai 08, 2005 23:44
von galaxy
Liebe Anja

Ich freu mich, dass du hierher gefunden hast. habe deine geschichte gelesen, und ich finde es echt stark, was du bisher alles so geleistet hast in deinem leben! du hast echt vieles erlebt.
ich bin 27. in gewissen dingen sehe ich mich in dir wieder.
dass du sport machst, isst, alles machst um abzunehmen, schöner auszusehen, du kämpfst wie verrückt, aber nichts geht. dieses gefühl kenne ich sehr sehr gut. irgendwann konnte ich so nicht weiter machen und fing mit ner Therapie an. das hat mir sehr gut getan, und es tut mir immer noch gut. (seit einem jahr)
dass du gemerkt hast, dass irgendetwas nicht stimmt und dass du verzweifelt bist, ja sogar überfordert ist doch schon mal ein schritt in die richtige richtung, oder ich weiss grad nicht wie es ausdrücken.

glaub mir, du wirst jemanden finden, der dich genau so mag, wie du bist. aber zu aller erst musst du lernen dich selbst zu mögen, ich denke dass ist das wichtigste, aber leider leider auch das schwierigste!! aber man schafft es, ich glaube ganz fest daran.

ich sende dir ganz liebe grüsse aus der schweiz und eine warme umarmung

galaxy

Verfasst: So Mai 22, 2005 16:05
von Anja05
:D Hallo Galaxy,

lieben Dank für deine Worte. Sorry, dass ich jetzt erst wieder reingeschaut habe, ich hatte in der letzten Zeit mit Mobbing am Arbeitsplatz einfach zu viel um die Ohren.
Ich finde es toll, dass du dran glaubst, dass wir diese Krankheit besiegen, ich hoffe es auch, aber glauben kann ich das nicht mehr so recht, da ich diese Krankheit schon soooo lange habe und der Körper sich irgendwie drauf einstellt. Und mit dem sich-selbst-mögen, da hast du vollkommen recht, aber es ist unglaublich schwer, wenn man es verlernt hat.
Ich habe so viele nette Menschen um mich herum, aber es niemand dabei, der mich wirklich versteht. Die meisten können sich überhaupt nicht vorstellen wie es ist, täglich mit irren Schmerzen klarkommen zu müssen und seine Frau zu stehen.
Ich habe es auch mal in einem Flirtchat versucht, nun ja, einfach nur, weil ich neugierig war, momentan bin ich gar nicht offen für ne neue Beziehung, aber das war bis jetzt nur ein Desaster. Ist man nicht gleich bereit, mit einem unbekannten Menschen in die Kiste zu hüpfen, dann war es das...! Horror!
Ich wünsche dir, dass du den Absprung ins normale Leben ohne Bulimie ganz schnell schaffst und dass es viele Menschen geben wird, die dich verstehen und nicht verar....!
Alles alles Liebe und viel Glück auf deinem weiteren Weg.

Liebe Grüße
Anja

Verfasst: Mo Mai 23, 2005 15:08
von galaxy
liebe anja

jemand der diese krankheit nicht selber erlebt, kann es auch fast nicht verstehen, gar nicht eigentlich. von dem her, hier im forum verstehen dich viele nette menschen! ich würde mich freuen, wenn du da reinschaust und erzählst wie es dir so geht.

hast du schon mal daran gedacht eine therapie zu machen?
bevor ich mit der therapie anfing, habe ich irgendwann gemerkt, dass ich es alleine einfach nicht mehr schaffe. seit ich in therapie bin, denke ich und verlier die hoffnung nicht, dass ich es schaffe.
man schafft es nicht von heute auf morgen. es sind immer nur ganz kleine schritte! ich sage immer: zwei schritte nach vorn und ein schritt rückwärts.
du darfst einfach nicht die hoffnung verlieren, gesund zu werden.
glaube an dich.

sende dir ganz viel gute energie

galaxy

Verfasst: Mo Mai 23, 2005 16:34
von Susanne P.
Hallo Anja,

ich werde in gut einem Monat 47 und war knapp 41 Jahre alt, als ich nach 24! Jahren Bulimie endlich clean werden konnte. Es geht also.

Ich habe einen ähnlich bewegten Lebenslauf wie Du. Beim Lesen habe ich gedacht, da ist so einiges im Argen bei Dir, und die Anfänge lagen anscheinend in der Kindheit - ähnlich wie bei mir. Ich denke auch, dass Du mit einer Psychotherapie die besten Chancen hättest, um Dich selbst verstehen zu lernen. Es gibt immer Gründe dafür, wenn man in eine Sucht wegdriftet!

Und es gibt auch immer die Chance, da 'rauszukommen. Wenn es auch nicht einfach ist. Wichtig ist die Bereitschaft, sich mit sich selbst auseinandersetzen zu wollen.

Ich finde es schön, dass Du den Weg in dieses Forum gefunden hast und hier so offen über Dich schreibst. Vielleicht ist das für Dich der erste wichtige Schritt, um einen Ausweg für dich zu finden.

Liebe Grüße,
Susanne

Verfasst: Sa Mai 28, 2005 20:12
von Anja05
Hey Ihr Lieben!!!
Ist dies das Forum, wo ich schreiben soll?? Ich finde mich irgendwie gar nicht zurecht. Hmmm.
Also die Frage, ob ich mal an eine Therapie gedacht habe, kann ich mit JA beantworten. Ich habe nämlich schon eine Therapie hinter mir. Aber ganz ehrlich: es war ein Desaster. Ich weiß nicht, warum, aber es ging mir damit immer schlechter und mein Physiotherapeut, dem ich mein Herz ausgeschüttet hatte, hat mir dann gesagt, ich dürfe da nicht mehr hingehen, der Typ würde mich kaputtmachen.
Und zwar hat dieser Mensch mir immer gesagt, ich solle doch einfach das Essen direkt ins Klo schütten und gut wäre es. Dann bräuchte ich auch nicht zu kotzen. Und ich müsste mich eben damit abfinden, dass ich kaputt bin und nicht ständig dagegen ankämpfen und so ging es stundenlang. Nach 10 Stunden war ich nur noch deprimiert und fertig. Und nun habe ich keinen Mut mehr, nochmal was Ähnliches anzufangen.
Da mein Gehirn bei den Unfällen Schaden genommen hat, kann ich mich an Dinge, die in meiner Kindheit passiert sind, nicht erinnern. Der Arzt hat aber gesagt, dass ich nicht will, das hätte mit dem Gehirn nichts zu tun...
aber ich will ja, nur wie??
Er hat mich spürbar nicht ernst genommen, meinte noch, eine erwachsene Frau und solche "Allüren"... ich solle mal überlegen, wie viele Menschen es gibt, die froh wären, wenn sie überhaupt zu essen hätten ...
Ja richtig, aber es hilft mir nicht weiter!
Wie habt ihr es denn geschafft, aus diesem Teufelskreis rauszukommen, durch Freunde, Ärzte oder wie???
Lieben Gruß an alle ...

Verfasst: Sa Mai 28, 2005 21:37
von Susanne P.
Hallo Anja,

ich habe leider auch 2 Reinfälle mit Psychotherapeuten erlebt, bevor ich an die "Richtige" geraten bin. Zwischen meinen Psychotherapien lagen mehrjährige Pausen, denn ich war jeweils sehr enttäuscht und zunächst nicht in der Lage, wieder auf jemanden zuzugehen und neu zu vertrauen.

Dass Dein Gehirn bei den Unfällen geschädigt wurde, muss wirklich kein Grund sein, dass Du Dich an das, was in Deiner Kindheit geschehen ist, nicht erinnern kannst. Jeder Mensch verdrängt Erlebnisse, die unerträglich schmerzhaft sind, ins Unterbewusstsein. Im Laufe einer Therapie lernt man ja auch, den Schmerz zu akzeptieren und mit Hilfe des/der Therapeuten/in kommen die Erinnerungen dann wieder.

Das war ja wirklich ein Kasper, bei dem Du da gelandet bist. Wie kann der Dir sagen, dass Du kaputt bist? Was bildet er sich ein? Dann wäre ich es nämlich auch, denn ich habe noch einiges mehr "an der Backe" als die Bulimie. So gesehen bin ich wohl auch eine ziemlich kaputte Type. Aber: In jedem Menschen gibt es auch viele gute / gesunde Anteile bzw. Strukturen, und die gilt es zu entdecken. Und die hast Du auch! Ein erfahrener Therapeut wird versuchen, diese mit Dir zusammen herauszufinden. Ich lebe heute sehr bewußt mit dem, was ich an Positivem in meinem Leben habe. Natürlich habe ich meine Krankheiten akzeptiert, aber ich bestehe nicht nur aus Krankheiten!!! Das Leben kann wunderschön und absolut lebenswert sein, man muss nur herausfinden, wofür es sich lohnt, zu leben.

Klar, dass Du deprimiert warst. Das wäre ich an Deiner Stelle auch.

Deine Probleme als Allüren zu bezeichnen zeigt, dass der Typ keine Ahnung von ES hat. Leider gibt es unter den Psychotherapeuten auch solche - aber es gibt zum Glück auch andere, wirklich gute!

Ohne die Hilfe meiner Therapeutin hätte ich den Ausstieg nicht geschafft. Mein Mann und meine Freunde waren ebenfalls eine große Hilfe. Am meisten aber habe ich selbst gearbeitet (sagt meine Therapeutin). Als ich erst einmal erkannt hatte, wohin der Weg für mich gehen sollte - nämlich zu mir selbst und zu allen lange von mir verdrängten Anteilen meiner Person - da konnte ich ganz einfach gar nicht mehr anders, als ihn immer weiter zu gehen. Solange, bis ich bei mir selbst angekommen war.

Wenn das mit diesem Typen auch eine schlimme Erfahrung für Dich war - ich hoffe für Dich, dass Du irgendwann wieder den Mut haben wirst, einen neuen Versuch zu wagen.

Liebe Grüße,
Susanne