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Nueva

Verfasst: Mi Apr 20, 2005 20:29
von PipiLang
Hola,

ich bin neu....wohne in Barcelona seit 4 Jahren. Im Grunde hatte ich weder Kindheitsprobleme, bin nicht überbehütet worden und trotz allem sehr geliebt, bin kein Einzelkind. Ich bin jetzt 29 Jahre alt und habe seit 1 1/2 Jahren Bulimie - Anfälle....zum Kotzen, hahaha....naja, ich habe teils den Eindruck, dass ich nach etwas perfektem suche und es nicht finde....
ich bekomme viele komplimente, habe auch mal ein bisschen gemodelt. tja, klar will ich nicht zunehmen und habe diese anfälle immer dann, wenn ich entweder total gestresst bin oder emotional im notstand, z.b. im januar/februar hatte ich das kaum, da war ich glücklich verliebt. aber als dann schluss war und ich meinen job verlor, da naja, ihr könnt´s euch vostellen.dann war ich erstmal 1 monat in brasilien, und da hat es sich sehr reduziert. aber jetzt bin ich wieder hier und habe 1000 dinge zu bewältigen, und eigentlich bin ich sogar glücklich, aber irgendwie....ich versteh´s selber nicht. wahrscheinlich hängt das mit meiner nervosität zusammen....habe zuviel auf einmal zu bewerkstellen.
auslöser war eine enttäuschung mit einem niedlichen, aber unnützen koksschniefenden mann, der seine freundin mit mir betrog und sie verlassen wollte- was dann nie passierte. seine freundin kokst auch (ich nicht) und ist daher rappeldürr (kettenraucherin). als ich sie das erste mal sah, wollte ich nie mehr essen: tja, hier meine story in schnellfassung.
könnte auch noch sagen, dass ich mal eiskunstläuferin war (ihr wisst ja, wie die aussehen), und das wohl mein relation zum essen in schwankungen brachte.

hasta lueguito,
Pipi

Verfasst: Mi Apr 20, 2005 21:05
von polli
hallo pipi,
es klingt, als ob du dich wunderst, warum du betroffen bist, obwohl dein leben doch eigentlich so bulimie-untypisch gerade verlief.
hmmm...irgendetwas will ein teil von dir mit der b.ausdrücken oder auf etwas aufmerksam machen. du schreibst ja, dass es besonders schlimm ist, wenn du in emotionalen notständen bist.
hast du mal darüber nachgedacht mit professioneller hilfe einen blick ins unbewusste zu werfen?
liebe grüße, polli

Verfasst: Mi Apr 20, 2005 22:13
von PipiLang
Hi Polli,

tja, am anfang dachte ich (wie wohl alle), dass das vorübergehend ist und dass ich das in den griff kriege (v..a. weil das mit 27 jahren wohl AUCH eher untypisch ist, bulimie zu bekommen....aber naja, der menschliche körper bzw. psyche hat 10000 windungen u. wirrungen.
2 meiner besten freundinnen sind psychologinnen. denen habe ich es auch erzählt....mal sehen....irgendwie meine ich immer, dass selbst i.d.griff zu bekommen.obwohl das wohl aussichtslos ist. denn irgendwas in mir (und ich weiss nich nicht genau, was) ist unsicher bzw, verunsichtert und extreme situationen bin ich zwar irgendiwe gewöhnt, aber teilweise ist es hart, und ich lasse es mir nie so anmerken. aber meine psyche leidet sicher doch mehr, als ich zugeben möchte.....

danke für deinen comment....!
ebenfalls liebe grüsse,

Pipi

Verfasst: Do Apr 21, 2005 9:12
von caroingraz
Liebe PipiLang!

Also ich finde deine Geschichte nicht bulimieuntypisch. Ganz im Gegenteil, überleg doch mal, ich kann mir vorstellen, dass auf dir ein enormer Druck lastet, ob du nun den Druck von außen durch deine Krankheit zu kompensieren oder ob du den Druck, den du dir ganz sicherlich selbst auferlegt hast, versuchst dadurch zu mildern, ist eigentlich irrelevant. Ich habe eines gelernt, es klingt zwar sehr einfach, aber alle hier wissen, dass es das schwerste und vor allem größte emotionale Opfer zu sein scheint, sich selbst und seine Umgebung anzunehmen - so wie sie ist. Sich selbst lieben zu lernen, denn das haben wir ein Stück weit verloren, denn kotzen ist etwas sehr Selbstverachtendes, etwas Lebens-verneindendes, aus diesem Grund würde ich dir raten, dich in Therapie zu begeben, denn alleine aus diesem Ich-hasse-mich-selbst-Teufelskreis auszubrechen, ist kaum möglich.

Weißt du eigentlich wie viele Menschen ein sogenanntes Burn-out-syndrom haben? Es sind extrem viele. Weißt du wie viele Menschen eine sogenannte Depression haben? Es sind extrem viele. Weißt du eigentlich wie viele Menschen an Essstörungen leiden? Es sind extrem viele. Und weißt du auch warum?

Ich habe mich lange mit dieser Frage beschäftigt, denn psychische Erkrankungen scheinen heutzutage in die Höhe zu schießen, wie Computeraktien. Ich glaube es liegt darin, weil wir verlernt haben uns mit uns selbst zu beschäftigen, weil wir verlernt haben mit Schicksalen umzugehen, weil wir bis zu einem gewissen Grad eine Ruhestätte verloren haben. Früher waren Religionen eine solche Ruhestätte, heute lässt Spiritualität immer mehr und mehr nach, weil wir sogenannte Wissenschaften haben, die uns fast alles logisch erklären können, doch diese Erklärungen sind zwar zutreffend, doch eines geht verloren, Hoffnung. Wir sind Teile in einem sich drehenden Fortschritts, indem Geschwindigkeit und vor allem Leistung ein zentrales Thema ist. Die einzige Lösung ist es, aus diesem Rad auszusteigen, wenn auch nur für einen kurzen Moment um sich wieder spüren zu können, aus diesem Grund ist es wichtig, dass du eine Stätte der Ruhe findest, wo du dich geborgen fühlst, wo du mit dir wieder zufrieden sein kannst. AUSSTEIGEN!
Wenn auch nur für einen kurzen Moment, aber du wirst bemerken, dass du neben dem Ganzen stehst und dich wieder lernst anzunehmen.

Ich versuche dieses Aussteigen schon seit mehreren Jahren, es ist mir schon einige Male gelungen, und dort will ich wieder hin, denn ich will mich nicht mehr verzerrt in einem Spiegel sehen, ich will mich so sehen wie ich bin und vor allem was ich bin. Ich will frei sein! Die Frage lautet nur, was willst du?

Ganz liebe Grüße

caro

Verfasst: Do Apr 21, 2005 15:59
von crazybitch
@ caro...

ich bin zwar schon selbst auf das gekommen, was du gerade gschriebn hast, aber ich denke besser hätte ich es nicht ausdrücken können =)

lg

Verfasst: Fr Apr 22, 2005 16:30
von 65bytes
@caro
Dies ist nicht der erste Deiner Beträge, auf den ich gestoßen bin, und ich möchte Dir sagen, dass ich sie gerne lese, denn mir gefällt Dein Stil.

Zu einer Aussage dieses Beitrags möchte ich eine Anmerkung machen. Bulimie ist keinesfalls eine lebensverneinende Aktion. Sie ist definitiv eine Ersatzoption für das, was wir wirklich wollen - und meistens nicht einmal kennen.

Erbrechen ist eine biologische Funktion, die uns vor erheblichem Schaden schützten kann, wenn wir etwas gegesssen haben, das uns vergiftet. Funktionsziel: ÜBERLEBEN

Das Raubtier erlegt sein Opfer und frisst dann innerhalb kurzer Zeit so viel wie möglich in sich hinein. Im Anschluss ist es satt und träge, und wird so lange nicht mehr zur Jagd gehen, bis sein Körpergewicht ausgeglichen ist. Funktionsziel des "Fressanfalls": ÜBERLEBEN

Wölfe werden nicht fett, Haushunde schon, denn wenn sie können, fressen sie was sie kriegen - zu jeder Gelegenheit. Der Haushund hat sein altes Essverhalten nicht verlernt, obwohl es ihm an der Seite des Menschen, der immer Nahrung parat hat, mehr schadet als nutzt.

Wir müssen auch nicht mehr so viel wir können in uns hineinstopfen. Doch die Gier ist irgendwo tief in uns immer noch präsent und wird bei Betroffenen wirksam, wenn ihnen die Optionen, ihr Leben zu meistern, ausgegangen sind. Die einst für das ÜBERLEBEN vorteilhafte Aktion ist zwar nicht zielgerichtet, aber dass sie angewandt wird, spricht für einen ungestillten Lebenshunger und nicht für Lebensverneinung.

Die unvermeidbaren optischen Folgeschäden würden einem anderen für das Überleben wesentlichen Aspekt entgegenstehen, der Chance auf Fortpflanzung. Funktionsziel: ÜBERLEBEN (des eigenen Bauplans). Und im Sinne dieses ÜBERLEBENsaspekts wird das Erbrechen in den meisten Fällen angewendet.

Dick sein wird in unserer Gesellschaft als unattraktiv eingestuft, was wiederum die Fortpflanzung in Frage stellt. Der Betroffene schützt(!) sich vor diesem Schaden, indem er mit dem Erbrechen den für seinen Fortbestand nachteiligen Folgen seines Essverhaltens entgegenwirkt.

Doch die eigentlichen Ursachen lassen sich nicht einfach ausspucken. Sie sind auf tiefer Ebene mit der Persönlichkeit des Betroffenen verbunden und daher bis zu ihrer Auflösung mächtiger wirksam als Vernunft.